Baugips

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Baugips ist ein Sammelbegriff für Bindemittel, die vor allem für Putz-, Stuck- und Estricharbeiten verwendet werden. Er wird auch bei der Herstellung von Gipsbauplatten eingesetzt.

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Rohstoff wird Gipsstein (Anhydrit und Gips) verwendet. Er kommt in der Natur als kristallwasserhaltiges Calciumsulfat Ca[SO4]•2 H2O vor. Der Gipsstein wird in Drehrohröfen gebrannt. Dabei wird dem Gipsstein das Kristallwasser teilweise oder ganz entzogen. Bei Temperaturen bis 300 °C (bevorzugt 130 bis 160 °C) entsteht Stuckgips (ein Bassanit), der noch geringe Mengen gebundenes Wasser enthält. Bei Temperaturen zwischen 290 und 900 °C entsteht Anhydritgips.

Diese Produkte werden fein gemahlen in Säcke verpackt oder in Containern bereitgestellt. Durch die Zugabe von Wasser auf der Baustelle entsteht wieder Gipsstein.

Etwa 80 % des kalzinierten Gipses werden für die Herstellung von Gipsbauplatten und nur etwa 20 % zur Produktion von Baugips und sonstigen Gipsprodukten eingesetzt.

Baugipsarten nach DIN V 18550[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baugipse werden im Baubereich für verschiedene Anwendungen eingesetzt.

Gipsarten ohne Zusatzstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stuckgips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schnell härtend und wird für Stuckornamente als Wand-, Decken- und Fassadenstuck verwendet. Stuckgips erreicht Mindestdruckfähigkeit von 6 N/mm2 Stuckgips besteht größtenteils aus Calciumsulfat-Halbhydrat und wird in Niedertemperaturbereich (180 °C) gebrannt.

Putzgips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Härtet nicht so schnell wie Stuckgips und kann daher länger verarbeitet werden. Er wird als Hand- und Maschinenputz verwendet. Putzgips wird für Innenputz- und Rabitzarbeiten verwendet. Das Brennen findet in Hoch- und Niedertemperaturbereichen statt.

Gipsarten mit Zusatzstoffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mörtelgips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Beimischen von Verzögerern wird die Verarbeitungsdauer entscheidend verlängert. Wird beispielsweise für die Befestigung von Elektrodosen verwendet.

Haftgips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders gute Oberflächenhaftung. Wird zur Befestigung von Bauteilen verwendet. Elektrikergips ist sehr fest wird für die Verlegung von Kabeln und die Befestigung von Dosen benutzt. Er hat eine kurze Abbindezeit von ungefähr zehn Minuten. Damit können bereits kurze Zeit später Schalter und Steckdosen angeschlossen werden.

Maschinengipsputz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben längerer Verarbeitungsfähigkeit ist Maschinengipsputz maschinenverarbeitbar und wird als Wand- und Deckenputz verwendet.

Fugengips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fähigkeit zur Wasserrückhaltung und verzögerter Härtung. Zum Ausfugen von Bauplatten und Rissen.

Spachtelgips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fähigkeit zur Wasserrückhaltung und verzögerter Härtung, meistens sehr feinkörnig. Wird zum Spachteln von Wandunebenheiten verwendet.

Estrichgips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeichnet sich durch langsame Aushärtung und hohe Festigkeit aus und ist meist sehr grobkörnig. Wird als Estrich verwendet (auch Anhydritestrich genannt).

Fertigputzgips[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Langsame Versteifung und Verwendung im Innenbereich.

Verarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Beginn des Mischens bis zum Zeitpunkt des Erhärtens liegt ein kurzer Zeitraum. Je nach Gipsart beginnt das Erhärten zwischen 5 und 90 Minuten nach Verarbeitungsbeginn. Die kürzeste Verarbeitungszeit haben Gipsbinden und Zahngips. Bis zum Erhärtungszeitpunkt ist der Baugips verarbeitbar. Der Gips erreicht etwa 40 % seiner Endfestigkeit mit dem Versteifungsbeginn. Der Gips darf ab diesem Zeitpunkt, auch unter Zugabe von Wasser, nicht mehr verarbeitet werden. Durch chemische Zusätze, oder Beimengen von Luftkalk, lässt sich der Erhärtungsbeginn verzögern. Warmes Zugabewasser und alte Gipsreste von teilweise abgebundenem Gips an den Werkzeugen und Mörtelkästen verkürzen die Verarbeitungszeit wesentlich.

Die völlige Erhärtung von Baugipsen erfolgt über 1–20 Stunden. Überschüssiges Zugabewasser diffundiert und die Gipsoberfläche wird durch den Erhärtungsvorgang vergrößert. Die anschließende Trocknung von Gipsputz hängt von der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit, der Durchlüftung und der Schichtdicke ab und kann mehrere Wochen dauern. Schichten von mehr als fünf Zentimetern können Risse bilden, in solchen Fällen wird der Gipsputz in mehreren Schichten verarbeitet. Gips reagiert mit Eisen und verzinktem Eisen und führt in kurzer Zeit zur Rostbildung. Gipsplatten werden aus diesem Grund mit schwarz phosphatierten Schrauben befestigt.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eigenschaften von Gipsputzen
Gipsputz aus Wasser-
gipswert

Rohdichte
(abgebunden,
trocken)
[kg/m³]
Poren-
volumen


[Vol.-%]
E-Modul


[N/mm²]
Druck-
festigkeit
*

[N/mm²]
Stuckgips 0,75 ca. 1.000 57 ca. 4.800  
Putzgips 0,80 ca. 1.050 54 ca. 5.200  
Maschinenputzgips 0,48 ca. 1.110 52 ca. 2.800 2,5 – 5
Haftputzgips 0,62 ca. 900 61   2,5 – 4
Fertigputzgips 0,62 ca. 950 58   2,5 – 4
* vom Wassergipswert abhängig
Daten aus [1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • DIN EN 12860, Gipskleber für Gips-Wandbauplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren. Beuth Verlag, Berlin 2001.
  • DIN EN 13279, Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel. Beuth Verlag, Berlin November 2008.
  • Bautechnik Fachkunde Bau. Fachkunde für Maurer, Maurerinnen, Beton- und Stahlbetonbauer, Beton- und Stahlbetonbauerinnen, Zimmerer, Zimmerinnen und Bauzeichner, Bauzeichnerinnen, [mit CD]. In: Europa-Fachbuchreihe für Bautechnik. 12., überarbeitete Auflage. Europa-Lehrmittel Nourney, Vollmer 2007, ISBN 978-3-8085-4462-4.
  • Otto Henning, Dietbert Knöfel: Baustoffchemie. Eine Einführung für Bauingenieure und Architekten. 5., aktualisierte Auflage. Bauverlag Wiesbaden / Verlag für Bauwesen, Berlin 2001, ISBN 3-7625-3247-8 (oder ISBN 3-345-00611-1).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. GIPS-Datenbuch. (PDF; 1,73 MB) Bundesverband der Gipsindustrie e.V., Mai 2013, abgerufen am 10. März 2017.