Bauschlotter Platte

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Die Bauschlotter Platte ist eine ca. 80 km² große wasserarme Karsthochfläche aus triasischem Kalkgestein im nordwestlichen Enzkreis. Sie grenzt im Süden an die Hänge des Enztales in Pforzheim und im Norden an die Stadt Bretten.

Der Name stammt von dem Ort Bauschlott, welcher sich im Zentrum der Platte befindet.

Blick über die Bauschlotter Platte vom Eisinger Loch nach Ost-Südost

Naturraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Systematik des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands ist die Bauschlotter Platte als naturräumliche Teileinheit definiert:[1]

Der nördlichste Punkt der Teileinheit liegt nördlich der Stadt Knittlingen; von hier verläuft die Grenze nach Südosten bis nördlich von Mühlacker und folgt dann dem Rand des Enztals bis nördlich von Pforzheim. Die westliche Grenze der Teileinheit folgt dem Rand der Täler des Kämpfelbachs und seiner Zuflüsse und verläuft ab dem Neulinger Ortsteil NußbaumSalzach und Weißach kreuzend – nach Nordnordosten Richtung Knittlingen.

Eine geologische Veröffentlichung sieht die Enz im Süden und Südosten als natürliche Grenze der Bauschlotter Platte; angrenzende Gebiete seien der Stromberg im Osten und die Buntsandsteinplatte um Langensteinbach und Auerbach westlich der Pfinz. Dabei gebe es Richtung Westen, Nordwesten und Norden keine morphologisch scharfe Grenze; die Bauschlotter Platte gehe hier in die Hügellandschaft des mittleren Kraichgaus über.[2]

Im Handbuch der naturräumlichen Gliederung wird die Bauschlotter Platte charakterisiert als der Korngäutypus (122.41) im Pfinzhügelland, wobei dem übergeordneten Pfinzhügelland durch seine Randlage zum Schwarzwald eine gewisse Verwandtschaft zum Oberen Gäu (122.4) zugesprochen wird. Kaum von Tälern zerschnitten, herrschen auf der Bauschlotter Platte weiche Muldentalformen vor. Die größtenteils entwaldeten Hochflächen liegen zwischen 280 und 390 Meter über dem Meeresspiegel.[3]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Untergrund der Bauschlotter Platte besteht aus Gesteinen des Oberen Muschelkalks und des Keupers. Der Muschelkalk besitzt den Hauptanteil am Aufbau des Untergrunds, er besteht aus Kalksteinen, Mergeln und Dolomiten und ist teilweise verkarstet, so dass Niederschlagswasser sehr rasch versickert und ins Grundwasser übergeht.[4]

Neues Eisinger Loch

Zu den bekanntesten Geotopen der Bauschlotter Platte zählen das Alte und das Neue Eisinger Loch, zwei Trichterdolinen bei Eisingen, die an einer Verwerfung durch Auslaugung von Gips- und Steinsalzvorkommen im Mittleren Muschelkalk entstanden sind. Das Neue Eisinger Loch brach am 15. Dezember 1966 ein und erreichte bald darauf eine Tiefe von über 45 Meter bei einer Grundfläche von 14 mal 7 Meter.[5]

Teil der Bauschlotter Platte ist die Katharinentaler Senke (auch Katharinentalerhof-Senke), mit 10,6 km² eines größten Gebiete Deutschlands ohne oberirdischen Abfluss. Die Senke entwässert überwiegend über das Fuchsloch, eine Schwinde östlich des Katharinentalerhofs. Eine weitere 3,1 km² große Karstwanne ohne oberirdischen Abfluss liegt im Bereich der Anschlussstelle Pforzheim-West der Bundesautobahn 8 und des dortigen Gewerbegebiets Wilferdinger Höhe; ihre natürliche Schwinde ist die Doline Enzenloch an ihrer tiefsten Stelle.[6]

Bei überwiegend in den 1970er Jahren durchgeführten hydrogeologischen Färbeversuchen konnten Verbindungen zwischen Schwinden im Karstgebiet und mehreren Quellen nachgewiesen werden. Dabei zeigte sich, dass die Bauschlotter Platte eine ausgeprägte Abflussrichtung nach Norden hat, was dem Schichtfallen entspricht. Ein wichtiges Entwässerungselement ist der Enzbrunnen an der Salzach südlich von Bretten; unter der Quelle setzt sich der Grundwasserleiter nach Norden fort und speist den Schwallenbrunnen bei Bruchsal-Heidelsheim. Eindeutige Grundwasserscheiden lassen sich nicht festlegen, da sich an mehreren Punkten die Abflüsse aufgabeln und es Nebenabflussrichtungen nach Südwesten zum Kämpfelbach und damit zur Pfinz sowie nach Südosten zu Zuflüssen der Enz gibt. So trat Wasser aus dem Fuchsloch in der Katharinentaler Senke zuerst und überwiegend im 10 Kilometer entfernten Enzbrunnen aus; ein Nebenaustritt folgte in der knapp vier Kilometer entfernten Kämpfelbachquelle.[7]

Durch teilweise starke eiszeitliche Ablagerungen von Lößsedimenten ist der Boden sehr fruchtbar, allerdings ist die Anzahl der Frost- und Eistage im Vergleich zum restlichen Kraichgau durch die Lage im Winkel zwischen Schwarzwald und Stromberg erhöht.[8]

Wasserwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung von Siedlungen wie Bauschlott, Göbrichen oder Kieselbronn erfolgte bei Quellen, die aus dem Unteren Keuper, meist oberhalb stauender Mergelschichten, austreten. Das Einzugsgebiet der Quellen war klein, die Schüttung gering, aber relativ konstant.[9] Heute sind die Gemeinden meist an die Bodensee-Wasserversorgung angeschlossen.[10]

Ein Teil der in den 1970er Jahren durchgeführten Färbeversuche diente dazu, mögliche Gefährdungen von Trinkwasserbrunnen zu erkunden.[11] Das rund 72 km² große Wasserschutzgebiet Bretten, Bauschlotter Platte wurde im September 1992 ausgewiesen, um das Grundwasser in den Einzugsgebieten von Tiefbrunnen bei Bretten und Neulingen-Nußbaum vor Schadstoffen zu schützen. Das Wasserschutzgebiet umfasst zentrale Bereiche der Bauschlotter Platte sowie Flächen um die Stadt Bretten.[12]

Mitte der 1990er Jahre wies die Stadt Pforzheim das Gewerbegebiet Hohenäcker aus, das südlich der Bundesautobahn 8 und innerhalb der Katharinentaler Senke liegt. Um Abwasser und belastetes Regenwasser von den Schwinden der Senke fernzuhalten, wurde 1999 der Obsthofstollen, ein rund 1000 Meter langer Abwasserstollen zum Einzugsgebiet der Enz, fertiggestellt. Die Ausweisung des Gewerbegebiets Buchbusch nördlich der Autobahn stieß um 2000 auf Proteste, wobei auf die landwirtschaftlich hochproduktiven Flächen und die Bedeutung der Katharinentaler Senke für die Naherholung und die Kaltluftproduktion verwiesen wurde. Zur Entwässerung des neuen Gewerbegebiets wurde ein Pumpwerk gebaut, das das Wasser zum Obsthofstollen hebt. 2012 wurde im Buchbusch ein Logistikzentrum von Amazon in Betrieb genommen.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gudrun Tenhaeff, Werner Käß: Karsthydrologische Untersuchungen im Bereich der Bauschlotter Platte (Nordbaden). In: Jahreshefte des Geologischen Landesamts Baden-Württemberg. ISSN 0408-1560, 29(1987), S. 209–254.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Huttenlocher, Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 170 Stuttgart. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1949, überarbeitet 1967. → Online-Karte (PDF; 4,0 MB)
    Josef Schmithüsen: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 161 Karlsruhe. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1952. → Online-Karte (PDF; 5,1 MB)
  2. Tenhaeff, Käß, Karsthydrologische Untersuchungen, S. 212.
  3. Friedrich Huttenlocher, Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 170 Stuttgart. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1949, überarbeitet 1967, S. 53, 55.
  4. Jesús María Vías, Christoph Neukum, Heinz Hötzl, Bartolomé Andreo: Statistical comparison and control of different vulnerability mapping methods in Bauschlotter Platte aquifer (Germany). In: Proceedings 8th Conference on Limestone Hydrogeology. Presses universitaires de Franche-Comté, Besançon 2006, ISBN 2-84867-143-2, S. 263–266 (englisch, researchgate.net).
  5. Steckbrief Geotop Altes und Neues Eisinger Loch E von Eisingen beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Stand 22. November 2016 (pdf, 1,8 MB).
  6. Tenhaeff, Käß, Karsthydrologische Untersuchungen, S. 229 f.
  7. Christoph Neukum: Ermittlung eines Validierungsparameters zum Vergleich von Vulnerabilitätskonzepten in Karstgebieten. (=Schriftenreihe angewandte Geologie Karlsruhe, Band 74) Dissertation Universität Karlsruhe, 2006, S. 28–30, 32.
  8. Landschaften und Böden im Regierungsbezirk Karlsruhe. (pdf-Datei; 10,8 MB) S. 51, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2011; abgerufen am 31. Januar 2010.
  9. Tenhaeff, Käß, Karsthydrologische Untersuchungen, S. 219;
    Joachim Bartz: Zur Geologie der Umgebung von Bauschlott. Ein „Szenenbild“ aus dem Werden der Kraichgau-Landschaft. In: Johannes Canis: Bauschlott. Dokumentation aus Geschichte, Kultur und Wirtschaft. Herausgegeben von der Gemeinde Bauschlott, Bauschlott 1971, S. 10–11, hier S. 11.
  10. Bodensee-Wasserversorgung: Übersichtskarte Leitungsnetz. (pdf, 1,4 MB);
    Bodensee-Wasserversorgung: Verbandsmitglieder des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung. Stand 13. November 2018 (PDF, 21 kB).
  11. Tenhaeff, Käß, Karsthydrologische Untersuchungen, S. 244.
  12. Karte des Wasserschutzsgebiets Bretten, Bauschlotter Platte auf: Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
    Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe zum Schutz des Grundwassers im Einzugsgebiet der Grundwasserfassungen Tiefbrunnen »II, III und IIIb« sowie Tiefbrunnen »Diedelsheim« der Stadt Bretten und Tiefbrunnen »Binzenlöchle« der Gemeinde Neulingen (Wasserschutzgebiet »Bauschlotter Platte«) vom 7. September 1992 bei der LUBW (PDF, 383 kB).
  13. Regine Einfeld: Die Katharinentaler Senke – ein Spaziergang mit Ein- und Ausblicken. In: Der Enzkreis. ISSN 0935-9125, 14(2012) S. 21–39, hier S. 36 f.

Koordinaten: 48° 58′ N, 8° 43′ O