Bernd Hölzenbein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bernd Hölzenbein
Bernd Hölzenbein (1979)
Personalia
Geburtstag 9. März 1946
Geburtsort DehrnDeutschland
Sterbedatum 15. April 2024
Position Flügelspieler
Junioren
Jahre Station
1956–1964 TuS Dehrn
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1964–1966 TuS Dehrn
1966–1967 Eintracht Frankfurt Amateure
1967–1981 Eintracht Frankfurt 420 (160)
1981–1983 Fort Lauderdale Strikers 46 0(10)
1986 FSV Salmrohr
Indoor
Jahre Station Spiele (Tore)1
1983–1984 Memphis Americans 89 0(41)
1985 Baltimore Blasts 24 00(4)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1969 Deutschland U-23 2 00(0)
1972 Deutschland B 1 00(0)
1973–1978 Deutschland 40 00(5)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Autogramm von Bernd Hölzenbein
Bernd Hölzenbein (2010)
Bernd Hölzenbein (2018)

Bernd Hölzenbein (* 9. März 1946 in Dehrn, heute Stadtteil von Runkel; † 15. April 2024) war ein deutscher Fußballspieler und Fußballfunktionär. Hölzenbein wurde mit der deutschen Nationalmannschaft 1974 Weltmeister und erreichte mit ihr zudem das Finale der Europameisterschaft von 1976. Mit Eintracht Frankfurt, für die er in 420 Bundesligaspielen 160 Tore erzielte, womit er Rekordtorschütze des Vereins ist, gewann er im Jahr 1980 den UEFA-Pokal und dreimal den DFB-Pokal. Von 1988 bis 1994 war Hölzenbein Vizepräsident von Eintracht Frankfurt.

Sportliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereinskarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er spielte als Jugendspieler und Amateur in seinem Geburtsort beim TuS Dehrn. Am 1. Juli 1966 wechselte das Talent zu Eintracht Frankfurt. Er kam in der Saison 1967/68 als Profi zu seinem Debüt in der Bundesliga. Am 4. November 1967, dem 12. Spieltag, wurde Hölzenbein beim 1:1 gegen den Hamburger SV von Trainer Elek Schwartz in der 78. Minute für Heiko Racky eingewechselt.

In der Bundesliga spielte er von 1967 bis 1981 420 Mal für Eintracht Frankfurt[1] und gewann mit der Mannschaft 1974, 1975 und 1981 den DFB-Pokal sowie 1980 den UEFA-Pokal. Die 160 Bundesligatore von „Holz, Frankfurts Stolz“ sind noch immer Vereinsrekord in der deutschen Elitespielklasse.[2]

Nach dem Pokalendspiel am 2. Mai 1981 wechselte Hölzenbein zu den Fort Lauderdale Strikers in die USA. Mit den Memphis Americans (1983/84) sowie den Baltimore Blasts, für die er 1985 die US-Hallenrunde bestritt, war er für weitere US-Vereine aktiv. Zum Ende seiner Karriere 1986 kehrte er nach Deutschland zurück und spielte vom Januar bis Juni 1986 für den FSV Salmrohr in der Oberliga Südwest. Hier feierte er mit diesem Klub im Jahr 1986 den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Auswahleinsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Mai 1969 beim 2:2-Unentschieden gegen die Auswahlmannschaft Österreichs in Graz und am 24. September 1969 bei der 1:2-Niederlage gegen die Auswahlmannschaft Rumäniens in Bukarest bestritt Hölzenbein zwei Länderspiele für die damalige U-23-Nationalmannschaft des DFB.[3] Danach bestritt er am 29. März 1972 sein einziges Länderspiel für die B-Nationalmannschaft, die in Tatabánya gegen die Auswahl Ungarns mit 2:1 gewann.[4]

Für die A-Nationalmannschaft spielte er von 1973 bis 1978 vierzigmal und erzielte fünf Tore. Sein erstes Turnier war die Fußball-WM 1974 in Deutschland. Bis auf ein Spiel gegen die DDR wurde er in jedem Spiel eingesetzt. 1974 wurde er in München mit der Nationalelf Fußballweltmeister. Nachdem Hölzenbein im WM-Finale gegen die Niederlande im Strafraum von Wim Jansen zu Fall gebracht worden war, schoss Paul Breitner per Elfmeter das Tor zum 1:1. Die Ansichten über die Berechtigung des Strafstoßes gingen auch nach Betrachtung der Zeitlupe auseinander. Die Bild-Zeitung behauptete einige Wochen nach dem Finale, Hölzenbein habe zugegeben, dass er sich fallen ließ, musste diese Behauptung jedoch später mit dem Abdruck einer Gegendarstellung widerrufen. Hölzenbein bestritt nachdrücklich, diese Aussage je getätigt zu haben. Er wies zudem darauf hin, dass neuere Technik (DVD) es jedem ermögliche, das Foul und damit die Berechtigung des Elfmeters nachzuvollziehen. Dennoch fand die Bezeichnung „Schwalbe“ durch diesen Vorfall Eingang in die niederländische Sprache. In der 86. Minute wurde Hölzenbein im niederländischen Strafraum deutlich gefoult, doch der englische Schiedsrichter Jack Taylor verweigerte den dritten Elfmeter im Finale.

Hölzenbein nahm zwei Jahre später an der Europameisterschaft 1976 teil, bei welcher Deutschland nach der Niederlage im Elfmeterschießen des Finales in Belgrad gegen die Tschechoslowakei Vizeeuropameister wurde. Sein letztes Länderspiel war bei seiner einzigen Partie bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien, wo er bei der 2:3-Niederlage gegen Österreich, die das Ausscheiden bedeutete und als Schmach von Córdoba in die deutsche Fußballgeschichte einging, den Ausgleich zum 2:2 erzielte. In 40 Spielen waren ihm fünf Treffer gelungen.[5]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berufliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abschluss der Realschule erlernte Hölzenbein den Beruf des Kaufmanns, verlegte sich dann aber hauptberuflich aufs Fußballspielen. Am Ende seiner aktiven Laufbahn war Hölzenbein kurzzeitig Co-Trainer bei Viktoria Aschaffenburg. Von November 1988 bis November 1994 war der Ex-Nationalspieler Vizepräsident von Eintracht Frankfurt. Vom 1. Dezember 1994 bis 4. November 1996 war Hölzenbein bei Eintracht Frankfurt als Sportmanager tätig. Zudem war er zu dieser Zeit Eigentümer eines Tennis- und Squash-Zentrums in Sprendlingen.[6]

Ab 2004 war er als sportlicher Berater und Leitender Scout bei Eintracht Frankfurt tätig. Außerdem war er ein von Franz Beckenbauer ernannter Botschafter der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und unterstützte als Schirmherr das Forschungsprojekt STOCCER[7] (eine Fußballbörse für Fußballmeisterschaften an der Fans virtuelle Aktien von Fußballmannschaften handeln können) zu dieser Fußball-Weltmeisterschaft.

Bernd Hölzenbein gehörte dem Kuratorium der Stiftung Jugendfußball an. Die Stiftung Jugendfußball wurde im Jahr 2000 von Jürgen Klinsmann, weiteren erfolgreichen Nationalspielern sowie den Dozenten des Fußball-Lehrer-Sonderlehrgangs gegründet.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bernd Hölzenbein wohnte zuletzt in Gravenbruch, einem Stadtteil von Neu-Isenburg. Er war verheiratet und hatte zwei erwachsene Kinder. Hölzenbein starb nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren.[8][9]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Folge „Einfach irre“ (Staffel 4, Folge 7) der RTL-Sitcom Alles Atze dreht sich um ein Sammelbild von Bernd Hölzenbein.

Im Spielfilm Verliebt in Amsterdam (Deutschland 2017) wird Hölzenbeins WM-1974-„Schwalbe“ ausführlich und auf amüsante Weise thematisiert – wobei wenigstens dort am Ende Einigkeit zwischen der deutschen und niederländischen Partei besteht, wie das Foul zu bewerten ist.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bernd Hölzenbein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Matthias Arnhold: Bernd Hölzenbein - Matches and Goals in Bundesliga. RSSSF.org, 16. April 2024, abgerufen am 18. April 2024 (englisch).
  2. Thiemo Müller: Das ewige Schlitzohr. In: kicker Sportmagazin. 18. April 2024, Seite 30/31.
  3. Kicker Almanach 1987 – S. 137 – ISBN 3-7679-0245-1
  4. Kicker Almanach 1987 – S. 104 – ISBN 3-7679-0245-1
  5. Michael Mühlen: Bernd Hölzenbein - Goals in International Matches. RSSSF.org, 16. April 2024, abgerufen am 18. April 2024 (englisch).
  6. Sport-Bild vom 18. Mai 1994, S. 41
  7. stoccer.de
  8. Eintracht trauert um Bernd Hölzenbein. Auf: hessenschau.de vom 16. April 2024.
  9. Bernd Hölzenbein gestorben: Was zur Todesursache bekannt ist In: fr.de
  10. Eintracht Frankfurt Fußball AG – Die Legenden der Eintracht Frankfurt (Memento vom 17. Juni 2017 im Internet Archive) auf saeulen-der-eintracht.de
  11. Staatsanzeiger für das Land Hessen, 5. Januar 2015