Bewegung 30. September

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Der Generalstab zum Zeitpunkt des Putsches. Die getöteten Generäle sind grau dargestellt.[1]
Suharto, Oberbefehlshaber von Kostrad und Anführer des rechtsgerichteten Gegenputsches bei der Beerdigung von fünf der getöteten Offiziere
Anti-PKI

Die Bewegung 30. September, indonesisch Gerakan September Tiga Puluh (kurz G30S, heute übliche Bezeichnungen, früher G30S/PKI oder GESTAPU, beides propagandistische Abkürzungen), ist die Bezeichnung eines angeblichen Putschversuchs, der sich am 30. September 1965 in Indonesien ereignete und bei dem sechs führende Generäle des indonesischen Militärs entführt und ermordet wurden. Die Hintergründe des Vorfalls wurden nie offiziell untersucht. Obwohl Mitglieder der Armee des Präsidenten Sukarno daran beteiligt waren, wurden Kommunisten für den Vorfall verantwortlich gemacht. Heute verweisen Quellen auf eine aktive Unterstützung der westlichen Geheimdienste CIA und BND[2] an dem anschließenden Putsch gegen den Präsidenten Sukarno und die Machtübernahme von General Suharto.

Es folgten Massaker des Militärs an (geschätzt) mehr als einer halben Million Mitgliedern und Anhängern der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) und Gefangennahmen ohne juristische Grundlage. Die PKI und ihre Ideologie wurden verboten.

Zu der offiziellen Version gehört die Geschichte, Angehörige der kommunistischen Frauenorganisation Gerwani hätten erotische Tänze aufgeführt und den ermordeten Generälen die Genitalien verstümmelt.

Während der Regierungszeit Suhartos, der sogenannten Neuen Ordnung (Orde Baru), war in Indonesien jede Kritik an der offiziellen Geschichtsversion (der alleinigen Täterschaft der Kommunisten) mit großen Risiken verbunden. Seit Suhartos Sturz ist ein kritischer Umgang möglich geworden. In neueren indonesischen Veröffentlichungen, vor allem in Sachbüchern und wissenschaftlichen Arbeiten, wird der Begriff „G30S/PKI“ oft nicht mehr verwendet, sondern häufig einfach durch „G30S“ ersetzt. Eine allgemeine Aufklärung, die über einen relativ kleinen Kreis von Intellektuellen und politischen Aktivisten hinausginge, hat jedoch noch nicht stattgefunden. Allerdings wurden 2007 eine Reihe von neueren Schulbüchern für den Geschichtsunterricht aus dem Verkehr gezogen, weil sie nicht den Begriff „G30S/PKI“ verwendeten.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marshall Green: Indonesia. Crisis and Transformation. 1965-1968. Compass press, Washington DC 1990, ISBN 0-929590-01-5, S. 51–63.
  • Michael van Langenberg: Gestapu and State Power in Indonesia. In: Robert Cribb (Hrsg.): The Indonesian Killings 1965–1966. Studies from Java and Bali. Centre of Southeast Asian Studies, Monash University, Clayton Vic. 1990, ISBN 0-7326-0231-9, (Monash papers on Southeast Asia 21), S. 45–61.
  • Willem A. Veenhoven (Hrsg.): Case Studies on Human Rights and Fundamental Freedoms. A world survey. Volume 3. Nijhoff, The Hague 1975, ISBN 90-247-1955-0, S. 221–223.
  • J. L. Holzgrefe, Robert O. Keohane (Hrsg.): Humanitarian intervention. Ethical, legal and political dilemmas. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-52928-X, S. 47.
  • Mark Levene, Penny Roberts (Hrsg.): The Massacre in History. Berghahn Books, New York u. a. 1999, ISBN 1-57181-935-5, (War and genocide 1), S. 247–251.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nugroho Notosusanto & Ismail Saleh (1968) Appendix B, p248
  2. Der Genozid und Deutschlands heimliche Hilfe. In: t-online.de. 14. Oktober 2020, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  3. The Jakarta Post: Children of the PKI claim their own independence, 19. August 2008, abgerufen am 2. April 2010