Bischofsweg (Köln)

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Der Bischofsweg., Schweidkarte 17. Jh.
Tranchot-Karte (1801–1814)

Der Bischofsweg markierte in Köln im Mittelalter die Trennung zwischen der erzbischöflichen Gewalt gegenüber der freien Reichsstadt Köln und orientierte sich grob am Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1874

Über den Bau des Bischofswegs[1] ist wenig bekannt. Friedrich Everhard von Mering vermutete 1838, dass der Bischofsweg bereits von den Römern herrühre, weil das „Corpus iuris civilis“ darauf hindeute.[2] Als der Bau der mittelalterlichen Stadtmauer ab 1180 begann, existierte vor der Mauer ein Wassergraben (~15 m breit und 4 m tief), der im Laufe der Zeit verlandete. Ein Gürtel von Bäumen säumte damals den Bischofsweg genannten Grenzpfad im Abstand von 250 bis 850 Metern zum Graben. Er umzog im Mittelalter die ganze linksrheinische Stadt als Mark- oder Grenzscheide und teilte das Kölner Umland, den Kölner Burgbann, in einen inneren und einen äußeren Burgbannbereich. Die beiden Bereiche unterschieden sich deutlich in ihrer Landnutzung als Garten- und Ackerland.[3] Auf der Fläche zwischen der mittelalterlichen Stadtmauer und den Bischofsweg herrschte Gartenbau vor, im äußeren Burgbannbezirk überwogen Ackerbau und Viehzucht.[4] Der Gartenbau konzentrierte sich auf Gemüse- und Weinbau auf kleinen, durch Zäune oder Mauern abgegrenzten Parzellen.[5] Damit fungierte der Bischofsweg auch als Landnutzungsgrenze.

Seit Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg (1261–1274) durfte der Erzbischof nicht mehr in der Stadt übernachten, sondern musste von seinem Quartier außerhalb auf dem so genannten „stillen Bischofsweg“ um die Stadt herum in seinen Hof einziehen.[6] Bereits von Anno II. wird berichtet, dass er außerhalb der Stadt in St. Gereon übernachtete.[7] Nach diesem Umstand hat der Weg seinen Namen erhalten. Nachweislich seit 1474 gibt es keine dauerhafte Besiedlung innerhalb des landwirtschaftlichen Areals. Als nämlich der Stadt im Juli 1474 die Belagerung durch Herzog Karl von Burgund drohte, ließ sie zahlreiche Bauten vor der Stadtmauer niederreißen.[8] Das traf insbesondere die Bauten zwischen der Stadtmauer und dem Bischofsweg. Im 15. Jahrhundert nannte man den Weg „des bischoffs straisse“ oder auch „des bischoffs wech“.

Die Kölner Schweidkarte des Abraham Hogenberg verzeichnet 1609 den Verlauf des „Bischoffs Weg“ und weist nach, dass der Bischofsweg im Westen den größten Abstand zur Stadtmauer aufwies. Die Stadt Köln erwog 1791 ernsthaft den Verzicht auf fast alle Rechte außerhalb des vom Bischofsweg umschlossenen Gebiets,[9] verwarf diese Pläne jedoch. In der Franzosenzeit bildete der Bischofsweg ab dem 5. Februar 1799 die Grenze zwischen den Kantonen Weiden und Köln.[10] Auf der Karte des Jean Joseph Tranchot (entstanden 1801–1814; veröffentlicht 1840) beginnt der Bischofsweg an der Bonner Straße und endet in Höhe des „Zuckerberg“.

Am 6. April 1848 verordnete die „königliche Regierung zu Köln“, dass der um die Stadt führende Bischofsweg vollständig chaussiert sei, ein Chausseegeld jedoch nicht erhoben werde.[11]

Viele der kleineren Wege und Straßen nahmen ihren Ausgang vom Bischofsweg, einer Querverbindung, die in einer Entfernung von 250 bis 850 Metern die Stadtmauer umgab. Er wurde im November 1883 im Zuge der Stadterweiterung als Stadtgrenze aufgegeben und überbaut.[12]

Ehemaliger Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bischofsweg verlief als Straße von der Bonner Straße am Judenbüchel im Süden um die Stadt herum bis nach Riehl im Norden. Von dort führte die Grenze ohne bedeutende Wege bis zum Rhein. Orientiert man sich an heutigen Straßen, verlief er – von Süd nach Nord – ungefähr wie folgt:[13]

  1. Agrippina-Ufer/Römerpark (Beginn)
  2. Eburonenstraße
  3. Siegfriedstraße
  4. Wormser Straße
  5. Veledastraße (ehemalige Abkürzung)
  6. Volksgartenstraße
  7. Eifelplatz
  8. Pfälzer Straße (südlicher Teil)
  9. Moselstraße
  10. Dasselstraße
  11. Lützowstraße (ehemalige Abkürzung)
  12. Jülicher Straße
  13. Moltkestraße (bis Aachener Straße als ehemalige Abkürzung)
  14. Brüsseler Straße (bis Antwerpener Straße als ehemalige Abkürzung)
  15. Brüsseler Straße (ab Antwerpener Straße)
  16. Spichernstraße
  17. Neusser Straße/Schillingstraße
  18. Balthasarstraße/Riehler Straße (südlicher Teil)
  19. Worringer Straße (Ende)

Der heutige Bischofsweg ist eine Verbindung zwischen der Marktstraße in Köln-Raderberg und der Vorgebirgstraße in Köln-Zollstock; er verläuft nicht auf dem mittelalterlichen Weg, sondern erinnert lediglich an dessen Existenz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz, Erster Band, S. 80, Greven Verlag, Köln, 9. Auflage 1984, ISBN 3-7743-0155-7
  • Alexander Hess: Das südwestliche Umfeld der mittelalterlichen Stadt Köln. In: Fortis.Das Magazin 2014. Köln 2014. S. 27–34

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rolf Conrad, Die Kölner Neustadt. Eine wirtschafts- und sozialgeographische Untersuchung, Dissertation, Köln 1955, S. 14
  2. Friedrich Everhard von Mering/Ludwig Reischert, Zur Geschichte der Stadt Köln am Rhein, Bände 1–2, 1838, S. 141
  3. Alexander Hess, Das südwestliche Umfeld der mittelalterlichen Stadt Köln, S. 29.
  4. Hartmut Zuckert, Allmende und Allmendeaufhebung, 2003, S. 82
  5. Verlag Siedlungsforschung, Siedlungsforschung: Archäologie, Geschichte, Geographie, Bände 1–2, 1983, S. 144
  6. Georg Ludwig von Maurer, Geschichte der Städteverfassung in Deutschland, Band 1, 1869, S. 545
  7. Aegidius Müller, Anno II., Der Heilige, Erzbischof von Köln, 1858, S. 148
  8. Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, 1997, S. 282
  9. Ludwig Röhrscheid, Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Ausgabe 209, 2006, S. 69
  10. Joachim Deeters, Die französischen Jahre: Ausstellung aus Anlass des Einmarsches der Revolutionstruppen in Köln am 6. Oktober 1794, 1994, S. 33
  11. Neue Sammlung sämtlicher in der Preußischen Rheinprovinz für Rechtspflege und Verwaltung Geltung habenden preußischen Gesetze und Verordnungen, Band 9, 1850, S. 88
  12. Fred Kaufmann/Dagmar Lutz/Gudrun Schmidt-Esters, Kölner Straßennamen: Neustadt und Deutz, 1996, S. 13
  13. Walther Zimmermann, Die Kunstdenkmäler des Rheinlands, 1978, S. 74