Black Panther Party

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Black Panther Party
Partei­vorsitzender Huey Newton
Gründung 1966
Auflösung 1982
Aus­richtung Antikapitalismus,
Marxismus-Leninismus,
Antiimperialismus,
Black Power

Die Black Panther Party (BPP), ursprünglich Black Panther Party for Self-Defense, war eine sozialistische revolutionäre Bewegung, die ihren Ursprung im „Schwarzen Nationalismus[1][2] in den USA hatte.

Besonders aktiv war die im Oktober 1966 von Huey P. Newton und Bobby Seale mit Hilfe von David Hilliard und Richard Aoki gegründete Organisation in den 1960er und 1970er Jahren. Eldridge Cleaver schloss sich den Panthers im Dezember 1966 an. Die Partei wurde gegründet, um im Interesse afroamerikanischer Gerechtigkeit bewaffneten Widerstand gegen die gesellschaftliche Unterdrückung zu leisten, aber die Ziele und Philosophie der Partei änderten sich mit der Zeit radikal.

Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Geschichte des Rassismus gegen Afroamerikaner in den USA kam es in den 1960er Jahren zu den größten Bürgerrechtsbewegungen der schwarzen Bevölkerung. Malcolm X und Martin Luther King zählten zu den bekanntesten Bürgerrechtlern dieser Jahre.

Die Ermordung von Malcolm X 1965 löste landesweit schwere Unruhen aus, in deren Verlauf über 300 Schwarze von Militär und Polizei getötet wurden. Zwei junge Schwarze in West-Oakland, Kalifornien, Huey Newton und Bobby Seale, gründeten daraufhin Anfang 1966 die Black Panthers Party for Self-Defense, um die Ideen von Malcolm X umzusetzen. Dazu verteilten sie unter der Bevölkerung ein 10-Punkte-Programm mit den folgenden Forderungen:

  1. Freiheit und Selbstbestimmung
  2. Beschäftigung,
  3. ein Ende der Ausbeutung,
  4. menschenwürdige Wohnungen,
  5. ein reformiertes Bildungssystem,
  6. die Freistellung vom Militärdienst,
  7. ein Ende der willkürlichen Polizeigewalt,
  8. die Freilassung aller afroamerikanischen Gefangenen wegen Benachteiligung während der Verhandlungen,
  9. faire Gerichtsprozesse vor afroamerikanischen Geschworenen und durch afroamerikanische Ankläger sowie
  10. einen Volksentscheid unter der schwarzen Bevölkerung über deren nationales Schicksal.

Schon kurz darauf waren über 100 Mitglieder registriert. Die Gruppe brachte eine eigene Zeitschrift, The Black Panthers, Black Community News Service in einer Auflage von 5.000 Stück heraus. Dieses Organ wuchs auf bis zu 125.000 Stück an. Sie organisierte soziale Projekte, wie ein Frühstück für alle Kinder, Gesundheitsstationen, Rechtsberatung sowie in einigen Fällen den Kampf gegen Drogendealer und Zuhälter.

Einer der prominentesten Sprecher für die Black Panther Party wurde Angela Davis, die der BPP 1969 auch für kurze Zeit beitrat.

Ausbreitung und Auflösung der Bewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BPP-Mitglied bei einer Veranstaltung in Washington 1970

Im Oktober 1967 wurde der Mitbegründer Huey Newton von der Polizei in Oakland angeschossen und noch während der Operation massiv bedroht. Kurz darauf wurde er wegen Mordes an einem Polizisten verhaftet und angeklagt. Diese Verhaftung löste eine Protestwelle aus, an der sich auch Weiße beteiligten. Die Mitgliederzahlen wuchsen rasant an, es bildeten sich landesweit Ortsgruppen. Auch andere Minderheiten gruppierten sich, und aus dem Ausland kamen Sympathieschreiben und Gelder.

1968 wurde der Zusatz Selbstverteidigung gestrichen, weil die Panther sich nicht mehr vor der Polizei oder dem Staat verstecken mussten, der zum Gegenschlag ausholte. Das FBI (COINTELPRO-Programm) begann, Ortsgruppen zu unterwandern und einzelne Mitglieder willkürlich zu verhaften und mit gefälschten und echten Aussagen vor Gericht zu bringen. Der Chef der Behörde, J. Edgar Hoover, bezeichnete die Gruppe als größte Bedrohung der nationalen Sicherheit.

Zwei Tage nach der Ermordung Martin Luther Kings am 4. April 1968 wurde das Panthermitglied Bobby Hutton getötet. Die Verhaftungswelle rollte weiter. Auch die Waffengewalt eskalierte. Anfang 1969 wurden drei weitere Mitglieder von Agenten des FBI getötet und zwei verletzt. Im Dezember wurde der Vorsitzende der Ortsgruppe Chicago, Fred Hampton, und ein weiteres Mitglied der Black Panther getötet, drei weitere Mitglieder, darunter die schwangere Verlobte Hamptons, verletzt.

Illegale Hausdurchsuchungen und Verhaftungen wechselten mit Vergeltungsschlägen der Panthers. Polizisten und FBI-Agenten drangen in die Gesundheitsstationen ein und vernichteten Medikamente oder lösten die Frühstücksrunden auf. Allein die Verhaftungen (740) und die zu bezahlenden Kautionen (rund fünf Millionen US-Dollar) der Jahre 1968 und 1969 leerten die Kassen der Gruppierungen. Viele Aktionen mussten eingestellt werden, wie auch die meisten der Verfahren, diese allerdings zum Teil erst Jahre später. Zwischen 1967 und 1970 wurden rund 40 Mitglieder getötet und über 85 schwer verletzt. Noch heute sitzen ehemalige Black Panthers – wie Ruchell „Cinque“ Magee, der zusammen mit Angela Davis verhaftet worden war – in Gefängnissen, weil sie lebenslange Strafen erhielten.[3]

Anfang der 70er Jahre gab es rund 100 Ortsgruppen. Durch die Manipulationen des FBI wie gefälschte Briefe mit Drohungen, Infiltration, Versorgung mit Drogen zeigten sich erste Spannungen. Huey Newton, der erst kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war, nachdem die Anklage wegen Mordes endgültig fallengelassen werden musste, und die meisten Mitglieder des Hauptvorstandes gerieten zunehmend in Streit mit Ortsgruppen vor allem an der Ostküste. Dies führte 1971 zur Spaltung der Black Panthers in zwei Fraktionen. Eine sprach sich für legale Arbeit in den Stadtteilen, die andere für den bewaffneten Kampf aus. Zehn Jahre später trat die Bewegung nicht mehr öffentlich in Erscheinung, die Zahl der Mitglieder sank auf unter 30, und sie galt seit 1982 als aufgelöst.[4]

Neuere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1989 wurde eine „New Black Panther Party“ in Dallas (Bundesstaat Texas) gegründet. Mitglieder der ursprünglichen Partei bestritten jeden Zusammenhang.[5]

2007 wurden Francisco Torres und weitere acht Männer im Alter um die 60 in Kalifornien, New York und Florida vom FBI unter dem Verdacht festgenommen, während ihres Engagements für die Black Panthers an Banküberfällen und Überfällen auf Polizeireviere beteiligt gewesen zu sein.[6]

Ideologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Black Panther Party war programmatisch antiimperialistisch orientiert. Während die Anführer ihre Rhetorik auf revolutionären Klassenkampf stützten und viele Ideen aus den Werken von Marx, Lenin, Fidel Castro und Mao übernahmen, zog der nationalistische Ruf der Partei widersprüchliche Personen an, sodass die Ausrichtung der Organisation nie einheitlich war und es oft zu deutlichen Differenzen zwischen Basis und Führung kam. Ein Teil der Mitglieder wanderte zur Black Liberation Army, einer radikalen Splittergruppe, ab. Die Black Panther Party übernahm antisemitische Stereotype, die in der radikalen Linken virulent waren, und griff unter anderem den Zionismus als „Kosher Nationalismus“ an, der über Goldminen in Südafrika finanziert werde, die unter tatsächlichem oder vermeintlichem jüdischen Einfluss standen.[7]

Angeregte Namensgebungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Black Panthers beeinflusste später gegründete Vereine und Bewegungen hinsichtlich ihres Namens:

  • Polynesian Panthers, eine Interessenvertretung der Māori in Neuseeland
  • Black Panthers, eine Protestbewegung innerhalb Israels, die sich gegen die Diskriminierung von Mizrachim richtet[8]
  • White Panthers, anti-rassistische Gruppierungen in den USA und England

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franziska Meister: Racism and Resistance. How the Black Panthers Challenged White Supremacy. transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-3857-8.
  • Jane Rhodes: Framing the Black Panthers: The Spectacular Rise of a Black Power Icon. University of Illinois, Champaign 2017, ISBN 978-0-252-08264-1.
  • Joshua Bloom, Waldo E. Martin Jr.: Black against Empire: The History and Politics of the Black Panther Party. University of California, Oakland 2016, ISBN 978-0-520-29328-1.
  • Mumia Abu-Jamal: We want freedom. Ein Leben in der Black Panther Party. Unrast, Münster 2012, ISBN 978-3-89771-044-3.
  • Oliver Demny: Die Wut des Panthers. Die Geschichte der Black Panther Party – Schwarzer Widerstand in den USA. Münster 2. Aufl. 2004 ISBN 3-89771-003-X.
  • Mark A. Thiel: How many more years? 2000 ISBN 3-926529-22-9.
  • Redaktionskollektiv „Right On“ (Hrsg.): Black Power. Interviews mit (Ex-) Gefangenen aus dem militanten schwarzen Widerstand. Zur Geschichte der Black Panther Party und der Black Liberation Army. Edition ID-Archiv, Berlin 1993, ISBN 3-89408-031-0 Volltexte.
  • Peter M. Michels: Aufstand in den Ghettos. Fischer, Frankfurt 1972.
  • George Jackson: In die Herzen ein Feuer. Scherz, München 1971.
  • Gerhard Amendt (Hrsg.): Black Power, Dokumente und Analysen. Suhrkamp, Frankfurt 1970.
  • Michael "Cetewayo" Tabor: Harlem: Kapitalismus & Heroin = Völkermord. Hg. Black Panther Solidaritätskomitee, Roter Stern, Frankfurt 1970 (enthält auch das 10-Punkte-Programm der Black Panther Partei von Oktober 1966).
  • Eldridge Cleaver: Seele auf Eis. Hanser, München 1969.
  • C. Schuler: Black Panther. Trikont, München o. J. (1969).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Black Panther Party – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peniel Joseph: Waiting 'Til the Midnight Hour: A Narrative History of Black Power in America. Henry Holt, 2006, S. 219.
  2. William L. Van Deburg: New Day in Babylon: The Black Power Movement and American Culture, 1965–1975. University of Chicago Press, S. 155.
  3. Mark A. Thiel: How Many More Years? Lebenslange Haft in den USA: Ruchell Cinque Magee
  4. Margo V. Perkins: Autobiography As Activism: Three Black Women of the Sixties. Jackson: University Press of Mississippi, 2000
  5. Dr. Huey P. Newton Foundation: "There Is No New Black Panther Party: An Open Letter From the Dr. Huey P. Newton Foundation" (Memento vom 1. April 2011 im Internet Archive)
  6. Frankfurter Rundschau online am 5. Februar 2007
  7. Stephen H. Norwood: Antisemitism and the American Far Left. Cambridge University Press, Cambridge 2013, ISBN 978-1-107-03601-7, S. 1f.
  8. Anne Françoise Weber: Black Panthers in Israel – Das Aufbegehren der afrikanischen Einwanderer. (mp3-Audio; 8,3 MB; 9:04 Minuten) In: Deutschlandfunk-Kultur-Sendung „Zeitfragen“. 16. März 2022, abgerufen am 16. März 2022.