Boleit

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Boleit
Mehrere Boleitkristalle im Muttergestein aus der Typlokalität Santa Rosalía (Boleó), Mexiko
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1891[1]

IMA-Symbol

Bol[2]

Chemische Formel KPb26Cu24Ag9(OH)48Cl62[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/D.12
III/D.12-010

3.DB.15
10.06.06.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol kubisch-hexakisoktaedrisch
Raumgruppe (Nr.) Pm3m[3] (Nr. 221)
Gitterparameter a = 15,29 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Häufige Kristallflächen {111}, {011}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,054; berechnet: 5,082[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}
Farbe intensiv blau, im Durchlicht auch blaugrün
Strichfarbe blau
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz schwacher Glasglanz, Perlglanz
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,05[5]
Doppelbrechung keine, da isotrop
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Wasser

Boleit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung KPb26Cu24Ag9(OH)48Cl62[3] und entwickelt fast ausschließlich durchscheinende bis durchsichtige Kristalle mit kubischem Habitus oder Kombinationen kubischer Formen. Häufig findet sich Boleit auch mit Cumengeit oder Pseudoboleit orientiert (epitaxisch) verwachsen. Die Flächen der charakteristisch intensiv blauen Kristalle weisen schwachen Glasglanz auf, Spaltflächen dagegen schimmern perlmuttartig.

Mit einer Mohshärte von 3 bis 3,5 gehört Boleit neben dem Referenzmineral Calcit zu den weichen Mineralen, die sich mit einer Kupfermünze ritzen lassen.

Besondere Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boleit ist wasserlöslich und muss daher vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Boleit in Santa Rosalía (Boleó) in der mexikanischen Provinz Baja California Sur und beschrieben 1891 durch François Ernest Mallard und Edouard Cumenge, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Boleit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Oxihalogenide“, wo er zusammen mit Bideauxit, Chloroxiphit, Cumengeit, Diaboleit, Hämatophanit, Pseudoboleit und Yedlinit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Boleit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“, dort allerdings in die erweiterte Abteilung der „Oxihalogenide, Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel-Halogenide“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Pb, Cu usw.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.DB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Boleit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die ebenfalls erweiterte Abteilung der „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 10.06.01 innerhalb der Unterabteilung „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel AmBn(O,OH)pXq“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boleit (blau) mit Atacamit (smaragdgrün) und Malachit (hellgrün) aus der Santa Rosa Mine bei Noche Buena, Zacatecas, Mexiko (Größe: 5,1 cm × 3,8 cm × 2,1 cm)

Boleit bildet sich als Sekundärmineral durch die Reaktion von Chlorverbindungen mit Primärsulfiden in der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten in ariden Klimazonen. Begleitminerale sind neben Cumengeit und Pseudoboleit unter anderem noch Atacamit, Anglesit, Bideauxit, Cerussit, Caledonit, Gips, Leadhillit, Matlockit, Paratacamit, Paralaurionit und Phosgenit.

Weltweit konnte Boleit bisher (Stand: 2011) an etwa 55 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität Santa Rosalía (Boleó) in Baja California Sur trat das Mineral in Mexiko noch bei Arizpe in Sonora auf. In Boleó wurden auch die bisher größten Boleitwürfel mit einer Kantenlänge von bis zu 3,5 cm gefunden.

Der einzige bisher bekannte Fundort in Deutschland ist die Schlackenhalde der Herzog-Julius-Hütte in Astfeld im niedersächsischen Harzgebirge.

Weitere Fundorte sind Broken Hill in Australien; die chilenischen Regionen Antofagasta und Tarapacá; Poullaouen und Le Pradet in Frankreich; die griechische Region Attika; Anarak im Iran; die italienische Provinz Livorno; mehrere Orte in England im Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie viele Orte in Arizona, Kalifornien, Montana, Nevada und Washington in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[5]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kristallstruktur von Boleit, entlang der c-Achse gesehen

Boleit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Pm3m (Raumgruppen-Nr. 221)Vorlage:Raumgruppe/221 mit dem Gitterparameter a = 15,29 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
  4. Handbook of Mineralogy – Boleite (englisch, PDF 69,7 kB)
  5. a b Boleite bei mindat.org (engl.)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 69.
  • E. Mallard, E. Cumenge: Ueber Boleit, ein neues Mineral. In: Paul Groth (Hrsg.): Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 22. Leipzig 1894, S. 579. (online verfügbar über archive.org)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Boleite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien