Borsdorf

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Wappen Deutschlandkarte
Borsdorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Borsdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 21′ N, 12° 32′ OKoordinaten: 51° 21′ N, 12° 32′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Leipzig
Höhe: 129 m ü. NHN
Fläche: 15,64 km2
Einwohner: 8195 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 524 Einwohner je km2
Postleitzahl: 04451
Vorwahl: 034291
Kfz-Kennzeichen: L, BNA, GHA, GRM, MTL, WUR
Gemeindeschlüssel: 14 7 29 060
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstraße 1
04451 Borsdorf
Website: www.borsdorf-sachsen.de
Bürgermeister: Birgit Kaden (CDU)
Lage der Gemeinde Borsdorf im Landkreis Leipzig
KarteSachsen-AnhaltThüringenLandkreis MittelsachsenLandkreis NordsachsenLeipzigBennewitzBöhlen (Sachsen)BornaBorsdorfBrandisColditzFrohburgGrimmaGroitzschGroßpösnaKitzscherLossatalMachernMarkkleebergMarkranstädtNeukieritzschNeukieritzschThallwitzTrebsen/MuldeBad LausickOtterwischGeithainBelgershainNaunhofParthensteinElstertrebnitzPegauPegauRegis-BreitingenWurzenZwenkauRötha
Karte

Borsdorf ist eine Gemeinde im Landkreis Leipzig in Sachsen.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Borsdorf liegt in der Leipziger Tieflandsbucht zwischen Leipzig im Westen und Machern im Osten. Sie gehört zum Grünen Ring Leipzig. Das Gemeindegebiet wird von der Parthe durchzogen, die bei Hochwasser gelegentlich den örtlichen Park überflutet. Durch den Ort führt die Bahnstrecke Leipzig–Dresden, die ihn in eine Nord- und in eine Südseite teilt.

Ortsteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Borsdorf gehören folgende Ortsteile zur Gemeinde:

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Borsdorf auf einer Karte von 1899

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1267 und befindet sich im Merseburger Domstift. Damals wurde der Ort Borsdorph genannt. Im November 1627 wurde das Hirtenhaus das erste Mal erwähnt. Es ist das älteste Gebäude im Ort und beherbergt seit 1996 das Heimatmuseum. Der Kaffeebaum, die wohl erste Gaststätte des Dorfes, wurde 1724 erbaut. Sie war regional berühmt für ihren Sandkuchen. Im sogenannten Spittel in der Leipziger Straße wurde 1819 die erste Borsdorfer Schule eröffnet. Am 11. Mai 1838 war die Eisenbahnstrecke zwischen Borsdorf und dem wenige Kilometer entfernten Machern fertiggestellt und nur zwei Monate später die Strecke bis Wurzen. Der Borsdorfer Bahnhof war eine der ersten Stationen auf dieser 1839 eröffneten Strecke. Das heutige Bahnhofsgebäude wurde 1894 fertiggestellt.

Die Gründerväter der SPD August Bebel und Wilhelm Liebknecht zogen 1881 von Leipzig nach Borsdorf. Am heutigen Bebel-Liebknecht-Haus Borsdorf befindet sich eine Gedenktafel.[2] Der Ort lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[3] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Brandis und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Grimma.[4] Im Jahr 1929 wurden das Art-déco-Rathaus von Arthur Carius und das Feuerwehrhaus eingeweiht.

Im Zweiten Weltkrieg gab es im Ort nur vereinzelte Schäden, so wurden am 20. und 21. Oktober 1943 einige Häuser entlang der Bahnlinie zerstört, wobei fünf Menschen starben. Teile des Frauenheims und die Firma Union wurden ebenfalls zerstört. Mitte April 1945 besetzten die amerikanischen, am 2. Juli die sowjetischen Truppen den Ort.

In der DDR war Borsdorf Sitz einiger größerer Industriebetriebe wie dem VEB Buchdruckerei Borsdorf oder dem VEB Kunstleder Borsdorf, der aus der 1902 gegründeten Kunstleder- und Wachstuchfabrik von Alexander Schumann hervorging.[5] Ab 1952 gehörte Borsdorf zum Kreis Leipzig-Land im DDR-Bezirk Leipzig, der bis 1994 (ab dem 3. Oktober 1990 als Landkreis Leipzig) bestand. Vom 1. August 1994 bis zum 31. Dezember 1998 gehörte es zum Landkreis Leipziger Land und ab dem 1. Januar 1999 zum Muldentalkreis. Zum 1. August 2008 wurde der Muldentalkreis mit dem bisherigen Landkreis Leipziger Land zum neuen Landkreis Leipzig zusammengefasst. Die Gemeinde bildet die flächenmäßig kleinste im Landkreis, hat jedoch nach Wurzen die zweitgrößte Besiedlungsdichte.[6]

Am 1. Juni 1973 wurde die Gemeinde Zweenfurth,[7] am 1. Januar 1999 Panitzsch mit dem 1921 eingegliederten Cunnersdorf eingemeindet.[8]

Nach der Wiedervereinigung erlebte Borsdorf einen starken Zuzug. Ein neues Wohngebiet die Parthenaue entstand, und zahlreiche neue Mehrfamilienhäuser wurden errichtet. 1996 wurde ein Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer zu Leipzig eröffnet.[9]

Anfang der 2010er Jahre wurde die Modernisierung und Sanierung der Bahnhofsanlagen und des baugeschichtlich wertvollen Bahnhofsgebäudes größtenteils abgeschlossen. Im Juli 2014 begann der Ausbau des Freien Gymnasiums in der Heinrich-Heine-Straße. Umstritten war dabei der Abriss des historischen Schulgebäudes auf dem Innenhof aus dem Jahr 1874, der sogenannten alten Schule. Die letzten Arbeiten wurden im Sommer 2016 mit dem Abschluss der aufwendigen Sanierung des Schulgebäudes aus den Jahren 1905 und 1911 beendet.[10]

Am 21. April 2018 wurde die neue Sporthalle auf einem ehemaligen Bahngelände eingeweiht. Sie wird auch für größere Gemeindeveranstaltungen genutzt. Im Dezember 2018 bekam Borsdorf einen Marktplatz. Auf dem ehemaligen Gelände einer in den 1980er Jahren errichteten Kaufhalle entstand gegenüber dem Rathaus ein gepflasterter Platz mit Winterlinden und Kugelahornen, einem elektronischen Klangspiel, einem Steinbrunnen und einem historisierenden Hydranten.[11]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner[12]
1551 8 besessene Mann, 11 Inwohner
1764 8 besessene Mann, 3 Häusler, 9 Hufen
1834 109
1871 126
1890 983
Jahr Einwohner
1910 2.765
1925 3.072
1939 3.124
1946 3.657
1950 3.563
1964 3.937
19901 3.544
Jahr Einwohner
20022 8.045
2005 8.372
2010 8.185
2015 8.252
2020 8.219
2021 8.126
2022 8.195

1 Borsdorf mit Zweenfurth
2 ab 2002: Borsdorf mit Zweenfurth, Panitzsch und Cunnersdorf

ab 2002: Stand 31. Dezember des jeweiligen Jahres (Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen)[13]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus Borsdorf

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[14]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
CDU 24,8 % 5
Bürgerforum Gemeinde Borsdorf (BfGB) 18,2 % 4
AfD 13,6 % 3
Freie Wählergemeinschaft 94 Borsdorf und Zweenfurth (FWG '94) 13,3 % 2
Freie Wähler – Borsdorf braucht Veränderung (FWB) 11,2 % 2
SPD 08,8 % 1
Die Linke 06,9 % 1
Sonstige 03,2 %
Gesamt 100 % 18

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1994–1999: Peter Pfützner (parteilos)[15]
  • 1999–2020: Ludwig Martin (CDU)[16]
  • seit 2020: Birgit Kaden (CDU)

Kaden wurde in der Bürgermeisterwahl am 15. März 2020 mit 88,3 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von sieben Jahren[17] gewählt.[18]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2020 Birgit Kaden CDU 88,3
2013 Ludwig Martin CDU 53,5
2006 Martin 85,0

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschreibung: In Weiß steht ein grüner Apfelbaum mit sieben goldenen Früchten auf einem grünen Schildfuß mit silbernem Wellenbalken.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche Borsdorf
Kirche Panitzsch
Kirche Zweenfurth

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Borsdorf befindet sich seit 2015 der Sitz des Buchverlags Festa.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Restaurierter Straßenwärter-Chaussee-Kilometerstein (um 1900) an der (alten) B 6 am östlichen Ortsausgang, Entfernung nach Dresden 91 Kilometer

Durch Borsdorf verläuft die Bundesstraße B 6 (hier ursprüngliche Via Regia).

Die Gemeinde liegt im Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV), Borsdorf liegt mit seinen Ortsteilen Cunnersdorf, Panitzsch und Zweenfurth sowie den Städten Brandis und Taucha in der Tarifzone 168. Ein Anschluss an das Schienennetz besteht seit dem 12. November 1837. Der Bahnhof Borsdorf liegt am historischen Knotenpunkt der Bahnstrecken Leipzig–Dresden sowie Borsdorf–Coswig. Er ist heute ein Regionalbahnhof und Verkehrshalt folgender Linien:

Alter Güterschuppen, beherbergt heute das Tankstellenmuseum

Durch die LeoBus GmbH, ein Tochterunternehmen des LVB-Konzerns, ist Borsdorf mit den Linien 172, 173 und 175 an das Umland angebunden. Die Linie 172 dient vorrangig dem Schülerverkehr zwischen Borsdorf und Leipzig-Engelsdorf. Die Linie 173 ist eine Hauptlinie und verbindet Borsdorf mit dem Ortsteil Panitzsch und der Stadt Taucha. Die Linie 175 verbindet Borsdorf mit dem Leipziger Stadtteil Sommerfeld und der Stadt Taucha über Panitzsch, Cunnersdorf, Sehlis und Taucha-Dewitz. Die Linien 173 und 175 stellen die Verbindung zum Bahnhof Borsdorf her.

Durch die Personenverkehrsgesellschaft Muldental mbH (PVM) ist Borsdorf mit den Buslinien 684 und 691 erreichbar. Die Linie 684 verbindet Borsdorf mit Beucha und Brandis. Die Linie 691 verkehrt zwischen Leipzig und Wurzen mit einzelnen Fahrten. Ihr Verlauf ist zwischen Engelsdorf und Wurzen weitgehend parallel zur S 3.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Borsdorf verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Borsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. Dezember 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.borsdorf.eu, abgerufen am 22. Januar 2020
  3. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
  4. Die Amtshauptmannschaft Grimma im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. VEB Kunstleder Borsdorf. Abgerufen am 12. Oktober 2020.
  6. Information über Borsdorf auf der Gemeindewebsite. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Dezember 2020; abgerufen am 22. Januar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.borsdorf.eu
  7. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt.
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  9. Handwerkskammer Leipzig - BTZ Borsdorf. Abgerufen am 22. Januar 2020.
  10. Baumaßnahmen am Freien Gymnasium Borsdorf. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. Januar 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.freies-gymnasium-borsdorf.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. Roger Dietze: Quadratisch praktisch gut: Borsdorf bekommt endlich neuen Marktplatz. Leipziger Volkszeitung, 15. Mai 2017, abgerufen am 22. Januar 2020.
  12. vgl. Borsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  13. Statistische Berichte / A / I / 2. Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen nach Gemeinden. In: www.statistischebibliothek.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  14. Gemeinderatswahl 2019. In: wahlen.sachsen.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  15. Bürgermeisterwahl 1994. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  16. Drei Amtszeiten und viele Projekte: Borsdorfs Bürgermeister geht. In: www.lvz.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  17. Rechtsstellung des Bürgermeisters. In: Sächsische Gemeindeordnung, § 51 (3). Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  18. Bürgermeisterwahl 2020. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  19. Bahnhof Borsdorf. In: www.kreativorte-mitteldeutschland.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  20. Tankstellenmuseum Borsdorf. In: ts-museum.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  21. Webseite des Fördervereins "Dr. Margarete Blank e.V.": http://www.margarete-blank-gedenkstaette.de/
  22. Franke, Erich. In: www.kunstfreund.eu. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  23. Todesanzeige. In: images.nrc.nl. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  24. Der "letzte Schrei" der DDR: Sarah Klier lebte für zwei Minuten im Sozialismus. In: Mitteldeutsche Zeitung. 21. August 2015, abgerufen am 13. Dezember 2023.