Bronzetür des Augsburger Domes

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Das alte Bronzeportal aus der Zeit um 1006

Die alte Bronzetür des Augsburger Doms ist eines von 12 bedeutenden romanischen Bronzeportalen Europas und zählt zu den besten Zeugnissen mittelalterlicher Gießkunst nördlich der Alpen.

Das alte Bronzeportal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um das Portal vor weiterer Zerstörung durch Luftschadstoffe zu schützen wurde es 2002 ausgebaut und in das Augsburger Diözesanmuseum St. Afra verbracht. Ende 2004 konnte die Restaurierung abgeschlossen werden. Seit 2018 zählt das Portal zu den 100 Heimatschätzen Bayerns.

Die ungleich großen Türflügel sind mit 35 gegossenen Bronzereliefs geschmückt und zusammen mit der Bernwardstüre von 1015 im Hildesheimer Dom eines der ältesten Bronzeportale mit figürlichen Darstellungen. Das Augsburger Bronzeportal wurde wahrscheinlich für den 995 bis 1006 neu erbauten ottonischen Dom geschaffen.[1] Ursprünglicher Standort war vielleicht die Ostseite, da sich hier ein großer Vorhof befand.

Das Augsburger Bronzeportal hat Ähnlichkeiten mit italienischen und byzantinischen Bronzetüren. Der Auftraggeber besaß detaillierte Vorstellungen von ähnlichen byzantinischen Türen.[2] Die inhaltliche Bedeutung ist aufgrund fehlender Teile nur schwer deutbar. Am ehesten erschließt sich die Bedeutung vor dem Hintergrund christlicher Symbolik: die Kirchentüre als Grenze zwischen irdischer Welt und himmlischem Paradies, die nur dem Gerechten Eintritt gewährt und den Unwürdigen abweist, durch die aber Christus selbst die Gläubigen und reuigen Sünder zum ewigen Leben führt – umlagert von bösen Mächten, die erfolglos diese Grenze zu überwinden suchen und als Warnung für die Gläubigen dienen. Das typologisch-heilsgeschichtliche Programm der antikisch anmutenden Platten stellt den Kampf zwischen Sünde und Erlösung dar. Die Einzeldarstellungen stammen aus drei thematischen Bereichen: Genesis mit Erschaffung des Menschen und Sündenfall, weiteren Büchern des Alten Testaments mit als Vorläufer Christi geltenden Personen (Mose, Aaron, Samson, David) und schließlich mittelalterlicher Tiersymbolik (Löwe, Bär, Kentaur, Vögel, Hühner). Auch Monats- und Jahreszeitdarstellungen sowie Sternbilder werden zur Deutung herangezogen.

Detailansichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das neue Bronzeportal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das neue Bronzeportal von 2000

Die Domsüdseite erhielt im Jahre 2000 (Heiliges Jahr) anstelle der romanischen Bronzetüre eine neue Portaltüre. Der Münchner Bildhauer Max Faller schuf im Auftrag des Domkapitels eine Domtüre mit 28 Bronzereliefs biblischer Verkündigung. Thema ist Gottes Schöpfung, die durch die Leben spendende Wirkung des Hl. Geistes vollendet wird (Joh 10,9 EU). Von den Weissagungen des Alten Testaments und seiner markantesten Gestalten wie dem Stammvater Abraham und Mose bis zur Erfüllung aller Prophetie in Christi Kreuzigung und Auferstehung, entstand mit diesem Werk eine Bilderbibel in der Tradition der klassischen bibla pauperum (Armenbibel).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dorothea Diemer, Peter Diemer: Die Bronzetür des Augsburger Domes. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 65, 2011 (erschienen 2013), S. 9–92.
  • Droste, Thorsten: Die Bronzetür des Augsburger Domes. Kunstgeschichte und Technologie. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte Bd. 14 (1980) S. 7–76 und Die Bronzetür des Augsburger Domes. Ihre Geschichte und Stellung unter den Bronzetüren des Mittelalters. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte Bd. 15 (1981) S. 169–213
  • Bösl, Hanna u. Bartl Franz: Die Augsburger Domtür. Freilassing: Pannonia-Verlag, 1985, ISBN 3-7897-0126-2
  • Chevalley, Denis André: Der Dom zu Augsburg, München: Verlag Oldenbourg, 1995; ISBN 3-486-55960-5
  • Schnell, Werner: Der Dom zu Augsburg, Passau: Kunstverlag Peda 2005, ISBN 3-929246-26-0
  • Diemer, Dorothea: Die Bronzetür des Augsburger Domes. In: Kaufhold, Martin (Hrsg.): Der Augsburger Dom im Mittelalter, Augsburg: Wißner-Verlag 2006, ISBN 978-3-89639-518-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. So der neue Datierungsvorschlag von Diemer und Diemer 2013, der auf der von der aktuellen Bauforschung präzisierten Baugeschichte des Domes 996 – 1006 aufbaut. Bislang wurde das Portal in die Mitte des 11. Jahrhunderts datiert.
  2. Diemer und Diemer 2013.

Koordinaten: 48° 22′ 21″ N, 10° 53′ 46,9″ O