Buch Josua

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Nevi’im (Propheten) des Tanach
Vordere Propheten
Hintere Propheten
Josua als Mose Diener, oben: Mose empfängt auf dem Berg Sinai die 10 Gebote; links dahinter steht Josua (mit roter Tunika und weißem Mantel bekleidet); unten: Aaron (mit Krone und rotem Mantel) empfängt das Gesetz, karolingische Buchmalerei, um 840

Das Buch Josua, auch Jehoschua oder Joschua genannt (von hebr. יְהוֹשֻׁעַ, Jehoschua), ist das sechste Buch des Tanach und des Alten Testaments der christlichen Bibel. Es beschreibt die Eroberung und frühe Besiedlung Kanaans durch die israelitischen Stämme von der Zeit nach dem Tod Moses bis zum Tod Josuas. Seit dem Mittelalter wird es in 24 Kapitel unterteilt.

Moses empfängt die aus Kanaan zurückkehrenden Kundschafter, Giovanni Lanfranco, um 1620
Die Posaunen von Jericho, Julius Schnorr von Carolsfeld, 19. J.h.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch Josua ist benannt nach dem Ephraimiter Josua, dem Sohn des Nun. Josua wird dargestellt als Diener des Mose, der später zu seinem Nachfolger und zum Heerführer ernannt wurde (Ex 33,11 EU; Dtn 34,9 EU; Jos 1,1f EU). Der Verfasser ist namentlich unbekannt, steht aber in enger Verbindung zur Tora. Die Tora wird ausdrücklich erwähnt in Jos 1,8 EU Jos 8,31 EU, Jos 8,34 EU, Jos 23,6 EU und deren theologische Konzeption weitergeführt. Die Verbindung ist so eng, dass einige Forscher Tora und Josuabuch zusammenfassen zum Hexateuch. Das Josuabuch schließt direkt an die Erzählung der Tora an und berichtet den Einzug in das Gelobte Land, das Ende der Wüstenwanderung und die Aufteilung des Landes auf die Stämme. Das Buch deutet sogar die Fortsetzung der Tora durch Josua an in Jos 24,26 EU.

Komposition und Inhaltliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grobgliederung mit Hervorhebung wichtiger Kapitel und Verse

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch Josua besteht aus drei Hauptteilen.

Die Kapitel 1–12 beschreiben die Überquerung des Jordans und Eroberung des Westjordanlandes durch die Israeliten. In diesen Kapiteln sind mehrere ätiologische Sagen enthalten, welche an der Schlussformulierung „bis auf diesen Tag“ erkennbar sind; diese Sagen behandeln folgende Themen:

  • die Erklärung der zwölf Steine im Jordan bei Gilgal 4,9 EU,
  • der Ort Gilgal und warum es ein Heiligtum ist 5,9.15 EU,
  • die Zugehörigkeit der Sippe Rahabs zum Volk Israel 6,25 EU,
  • ein Steinhaufen, das Grab Achans im Tal Acho bei Jericho 7,26 EU,
  • die Erklärung des Steinhaufen Namens Ai 8,28 EU,
  • ein Steinhaufen an der Stelle des Tores von Ai 8,29 EU,
  • Gibeoniter als Holzhauer und Wasserschöpfer an einem israelitischen Heiligtum 9,27 EU,
  • Steine vor dem Eingang einer Höhle bei Makkeda 10,27 EU.

In 10,28–29 EU erfolgt eine Aufzählung der eroberten Gebiete und in Kapitel 12 eine Aufzählung der geschlagenen Könige.

Der zweite Teil (Kapitel 13–21) beschreibt detailliert die Verteilung des Landes auf die zwölf Stämme Israels. Die vielfältigen Angaben lassen sich anhand weiterer Belege als historisch zuverlässige Beschreibung der Siedlungsgebiete der einzelnen Stämme erkennen, die jedoch teilweise aus späterer Zeit sind. Die Wüstenwanderung hat somit ihr Ziel erreicht mit dem „Land, darin Milch und Honig fließen“. Alle Stämme, Sippen und Familien bekommen ihren Teil an dem Land, auch die Leviten, die keinen eigenen Landbesitz haben, bekommen ihre Wohnstätte zugewiesen.

Den Schluss bilden in Kapitel 22 EU die Rückkehr der Männer der Oststämme zu ihren Stammesgebieten. In 23 EU und 24 EU finden sich ausführliche Reden Josuas und die Erneuerung des Bundes zu Sichem.

Schwerpunkte einzelner Kapitel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jos 10[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Exposition (V. 1–5) und Zuspitzung (V. 6–7)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst wird rückblickend erwähnt, dass Josua Ai und Jericho mit dem Bann belegte (V. 1). Gebanntes spielt in der Adonai-Kriege-Tradition eine wichtige Rolle: Dahinter steckt die Vorstellung, dass die zu bekämpfenden Städte für Adonai gebannt sind, also ihm gehören (vgl. Jos 6,17).

Gibeon spielt eine Schlüsselrolle in dem Kapitel. Andernorts ist sie die Stadt Sauls schlechthin. Von Gibeon werden Boten nach Gilgal (Lager der Israeliten) geschickt, weil zuvor Gibeon mit den Israeliten ein Friedensbündnis geschlossen hat. Im Kriegsfall wird nun um Unterstützung des Bundespartners gebeten (V. 6), worauf sich Josua auch einlässt (V. 7).

Die Schlacht von Gibeon (V. 8–15)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In V. 8 spricht Adonai explizit zu Josua. Josua befiehlt einen Nachtmarsch bergauf durch unwegsames Gelände. Die Feinde werden in Gottesschrecken versetzt, was traditionsgeschichtlich aus der Exodus- und Davidtradition kommt (vgl. Ex 14,24; Ps 18,8.15 – in Ps 18 mit kosmischen Ereignissen wie Erdbeben usw. verbunden). In V. 10 ist Adonai aus grammatischen Gründen (letztgenanntes Subjekt) das Subjekt des Schlagens (also: Adonai schlägt sie), was in Spannung zu V. 40 steht, in dem Josua explizit zum Subjekt des Schlagens gemacht wird. Durch den von Gott geschickten Hagel sterben mehr als durch das Schwert der Israeliten (Hagelschlacht von Aseka). Als Siegeslied werden Sonne und Mond besungen (V.12f), was weder inhaltlich noch geografisch stimmig ist, sondern eher an das Tempelweihgebet (1Kön 8,12) erinnert. Zum Abschluss dieses Abschnitts wird nochmals betont, dass Adonai für Israel kämpft (V. 14).

Josua 10:10-14 berichtet ausführlich von einem Stillstand oder einem Pausieren (Verlust der Leuchtkraft) von Sonne und Mond anlässlich der Schlacht. Zwei unabhängig voneinander publizierte astronomische Berechnungen identifizieren dieses Ereignis mit der ringförmigen Sonnenfinsternis vom 30. Oktober 1207 vor Christus. Es wäre demnach die älteste von Menschen dokumentierte Finsternis.[1][2]

Die Höhle Makkeda (V. 16–27)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In V. 16 fliehen die fünf Könige, die eigentlich schon in V. 11 geflohen sind, weswegen es hier um etwas Neues zu gehen scheint. Dass Adonai die Feinde in Israels Hände gibt (V. 19), was das Versprechen Adonais aus V. 8 aufgreift. Auffällig ist darüber hinaus die unterschiedliche Bezeichnung des Volkes. In V. 21 heißt es hebr. haam, wobei es im Siegeslied als goj bezeichnet wurde (V. 13). „Alle Feinde“ aus V. 25 erinnert wieder an „alle Feinde“ aus Ps 18,1.

Weiteres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Die Eroberung der Schefela (V. 28–39)
  • Erster Buchschluss (V. 40–42)

Entscheidend ist, dass in der ganzen Erzählung Josua Jerusalem nicht schlägt, weil das literarisch David vorbehalten ist. Bei jeder Eroberungserzählung wird das gänzliche Auslöschen beschrieben („alles, was lebt/Odem hat“, V. 40), um im Rahmen des Bann-Konzeptes zu bleiben. Insgesamt gesehen hat Josua Juda erobert. Die ausführliche Beschreibung der Eroberung Gibeons hängt damit zusammen, dass Gibeon pars pro toto für die Expansion in das Nordreich-Gebiet steht.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, wird der Name Jehoschua von aramäisch Jeschua/Jeschu als Jesus (Ἰησοῦς, Iesous) transliteriert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einführung

  • Ed Noort: Das Buch Josua. Forschungsgeschichte und Problemfelder (= Erträge der Forschung, Band 292). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998, ISBN 3-534-02827-9 (gute wissenschaftliche Einführung).

Kommentare

Einzelstudien

  • Enzo Cortese: Josua 13 - 21. Ein priesterschriftlicher Abschnitt im deuteronomistischen Geschichtswerk. (= Orbis biblicus et orientalis. Band 94). Univ.-Verl., Freiburg (CH) u. a. 1990, ISBN 3-7278-0661-3.
  • Gordon Mitchell: Together in the Land. A Reading of the Book of Joshua. JSOTSup 134. JSOT Press, Sheffield 1993, ISBN 1-85075-409-8.
  • Christa Schäfer-Lichtenberger: Josua und Salomo. Eine Studie zu Autorität und Legitimität des Nachfolgers im Alten Testament. VT.S 58. Brill, Leiden u. a. 1995, ISBN 90-04-10064-4.
  • Kari Latvus: God, Anger and Ideology. The Anger of God in Joshua and Judges in Relation to Deuteronomy and the Priestly Writings. JSOTSup 279. Academic Press, Sheffield 1998, ISBN 1-85075-922-7.
  • Hartmut N. Rösel: Von Josua bis Jojachin. Untersuchungen zu den deuteronomistischen Geschichtsbüchern des Alten Testaments. VT.S 75. Brill, Leiden u. a. 1999, ISBN 90-04-11352-5.
  • Jacobus Cornelis de Vos: Das Los Judas. Über Entstehung und Ziele der Landbeschreibung in Josua 15. VT.S 95. Brill, Leiden u. a. 2003, ISBN 90-04-12953-7.
  • Michaël N. van der Meer: Formation and reformulation. The Redaction of the Book of Joshua in the Light of the Oldest Textual Witnesses. VT.S 102. Brill, Leiden u. a. 2004, ISBN 90-04-13125-6.
  • Thomas R. Elßner: Josua und seine Kriege in jüdischer und christlicher Rezeptionsgeschichte (= Theologie und Frieden 37). Stuttgart 2008. ISBN 978-3-17-020520-8
  • Egbert Ballhorn: Israel am Jordan. Narrative Topographie im Buch Josua. V&R Unipress, Bonn Univ. Press, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-806-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Colin Humphrys, Graeme Waddington: Solar eclipse of 1207 BC helps to date pharaohs. In: Astronomy & Geophysics. 58. Jahrgang, Nr. 5, 1. Oktober 2017, S. 5.39–5.42, doi:10.1093/astrogeo/atx178 (englisch).
  2. Daniel Vainstub, Hezi Yizhaq, Uzi Avner: The Miracle of the Sun and Moon in Joshua 10 as a Solar Eclipse. In: Vetus Testamentum. 17. Januar 2020 (englisch, brill.com).