Buena Vista Social Club

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Orquesta Buena Vista Social Club auf dem ZMF 2015 in Freiburg

Buena Vista Social Club (kubanisch: [bwˌenaβistaˈsosjalklub], US-amerikanisch: [ˌbwɛnəvɪstəˈsəʊʃl̩klʌb]) ist der zur Marke gewordene Titel eines Musikalbums, das 1996 vom US-amerikanischen Gitarristen Ry Cooder bei einem Projekt mit von Juan de Marcos González zusammengestellten Altmeistern kubanischer Musik der 1940er und 1950er Jahre aufgenommen wurde. Mit über acht Millionen Verkäufen ist es das erfolgreichste Album des Genres Weltmusik.[1]

Nach dem großen internationalen Erfolg der CD, der durch den 1999 erschienenen gleichnamigen Dokumentarfilm von Wim Wenders noch erheblich verstärkt wurde,[1] veröffentlichte das Label World Circuit nach dem ursprünglichen Album unter Nutzung des bekannt gewordenen Namens eine Reihe von Tonträgern, an dem ein wachsender Kreis kubanischer Musiker beteiligt war, von denen einige bis heute (Stand 2014) unter Fortführung der Bezeichnung Buena Vista Social Club in unterschiedlicher Besetzung auf internationalen Tourneen auftreten.

Der Name stammt von einem auf dem ersten Album enthaltenen Instrumentalstück, das einem in den Jahrzehnten vor der Kubanischen Revolution von 1959 bedeutenden afrokubanischen Kulturverein gewidmet war, dem sogenannten Club Social des Stadtviertels Buena Vista der Hauptstadt Havanna. 2017 wurde der Dokumentarfilm Buena Vista Social Club: Adios veröffentlicht.

Musikprojekt von Ry Cooder und Juan de Marcos González[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ry Cooder reiste 1996 wegen eines Projekts mit afrikanischen Musikern, das dann nicht zustande kam, nach Kuba. Dort liefen bereits Aufnahmen mit Juan de Marcos González und den Afro-Cuban All Stars für das Plattenlabel der beiden, Nick Golds World Circuit. González, der bis dahin als Tresero und Leiter von Sierra Maestra traditionellen Son gespielt hatte, realisierte erstmals ein Projekt, das den orchestralen Son der 1950er Jahre wieder aufleben ließ. Cooder übernahm die All Stars und ließ sich von González (neben den für seine Projekte typischeren Spielern von Saiteninstrumenten, Eliades Ochoa und Barbarito Torres) repräsentative Sänger dieses Stils empfehlen; tatsächlich stellen sie einen Teil der bei den All Stars beteiligten Solisten dar. Sowohl A Toda Cuba Le Gusta der Afro-Cuban All Stars als auch Buena Vista Social Club sollten 1997 für den Grammy in der Kategorie Tropical Latin Performance nominiert werden. Das Ende der Produktionszeit wurde für Rubén González’ erstes Soloalbum Introducing Rubén González genutzt, so dass alle drei CDs gleichzeitig erscheinen konnten.

Verlassenes Gebäude in Almendares, Marianao, das in den 1940er Jahren den Buenavista Social Club beherbergte.

Das Titelstück der CD Buena Vista Social Club, eine Komposition von Orestes López, die den Produzenten von seinem als einzigem Musiker an allen Aufnahmen beteiligten Sohn Orlando „Cachaito“ López vorgeschlagen wurde, ist ein Danzón, der in einen Mambo mündet und ein längeres Pianosolo von Rubén González enthält. Es handelt sich um die Erkennungsmelodie des gleichnamigen afrokubanischen Kulturvereins, dem Club Social de Buena Vista, einem Stadtteil von Havanna im heutigen Municipio Playa, der in den 1940er und 1950er Jahren sehr populär war und in dem einige der Musiker bereits aufgetreten waren.[2]

Das Projekt Buena Vista Social Club erwies sich als äußerst erfolgreich. Insbesondere in der westlichen Welt wurden von der CD deutlich mehr Exemplare verkauft als erwartet. Daher entstanden Pläne für Nachfolgeprojekte.

Beteiligte Musiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigsten, auch im Film vorgestellten Solisten des Musikprojekts waren

  1. Ibrahim Ferrer (1927–2005), Sänger
  2. Compay Segundo (1907–2003), Sänger und Gitarrist
  3. Omara Portuondo (* 1930), Sängerin
  4. Rubén González (1919–2003), Pianist
  5. Eliades Ochoa (* 1946), Sänger und Gitarrist
  6. Ry Cooder (* 1947), Gitarrist

Im Film stellen sich darüber hinaus die folgenden kubanischen Musiker ausführlicher vor: Orlando „Cachaíto“ López, Bass; Amadito Valdés, Schlagzeug; Manuel „Guajiro“ Mirabal, Trompete; Barbarito Torres, Laúd.

Dokumentarfilm von Wim Wenders[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Idee zu dem Film entwickelte sich aus dem ursprünglichen Erfolg der CD: 1998, nachdem er mit dem Album Buena Vista Social Club den wichtigsten Musikpreis Grammy gewonnen hatte, reiste Ry Cooder erneut nach Kuba. Er plante, ein Soloalbum mit dem Sänger Ibrahim Ferrer einzuspielen. Cooder brachte einen langjährigen Freund, den deutschen Filmregisseur Wim Wenders, sowie dessen Filmcrew mit. So entstand während der Aufnahmen zu dem Album und bei einigen Konzerten danach der überaus erfolgreiche Dokumentarfilm.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studioalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[3]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1997 Buena Vista Social Club DE1
Dreifachgold
×3
Dreifachgold

(166 Wo.)DE
AT36
Doppelplatin
×2
Doppelplatin

(15 Wo.)AT
CH7
Dreifachplatin
×3
Dreifachplatin

(113 Wo.)CH
UK42
Platin
Platin

(46 Wo.)UK
US80
Platin
Platin

(19 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 16. Juni 1997

Livealben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[3]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK
2008 Buena Vista Social Club at Carnegie Hall DE49
(3 Wo.)DE
AT49
(5 Wo.)AT
CH37
(3 Wo.)CH
UK55
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 10. Oktober 2008

Kompilationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[3]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  CH  UK
2015 Lost & Found DE95
(1 Wo.)DE
CH48
(6 Wo.)CH
UK86
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 20. März 2015

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[3]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 CH
2008 Chan Chan (Live)
At Carnegie Hall
CH68
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: Oktober 2008

Videoalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[3]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 UK
2012 Buena Vista Social Club UK18
Dreifachplatin
×3
Dreifachplatin

(57 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 19. Juli 2012

Nachfolgeprojekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die CD und der gleichnamige Film machten die Musiker einem weltweiten Publikum bekannt. Sie setzten ihre künstlerische Arbeit fort und absolvierten eine große Zahl internationaler Konzerte. Mehrere von ihnen gaben Soloalben heraus. In der Serie Buena Vista Social Club erschienen bei World Circuit (nach den drei ursprünglichen CDs) die Alben:

  • Buena Vista Social Club presents Ibrahim Ferrer (CH: PlatinPlatin; UK: SilberSilber; US: GoldGold)
  • Buena Vista Social Club presents Omara Portuondo (AT: GoldGold)
  • Rubén González: Chanchullo
  • Orlando „Cachaíto“ López: Cachaíto
  • Ibrahim Ferrer: Buenos Hermanos
  • Omara Portuondo: Flor de Amor
  • Buena Vista Social Club presents Manuel „Guajiro“ Mirabal
  • Angá Díaz: Echu Mingua
  • Ibrahim Ferrer: Mi Sueño
  • Buena Vista Social Club at Carnegie Hall (Konzertmitschnitt)
  • Buena Vista Social Club: Lost and Found (zuvor unveröffentlichte Stücke der ursprünglichen Studioaufnahmen)
  • Rhythms Del Mundo – Cuba (DE: PlatinPlatin)

Auch nach dem Tod von drei der fünf am Ursprungsprojekt beteiligten kubanischen Solisten wurde die Marke Buena Vista Social Club weitergeführt. Einige der verbliebenen sowie nachgerückte kubanische Musiker treten regelmäßig bei nach wie vor gut besuchten Konzerten auf. Im November 2013 kündigte das von Jesús Ramos geleitete Orquesta Buena Vista Social Club an, sich nach einer für den Zeitraum vom Sommer 2014 bis zum Herbst 2015 geplanten internationalen Abschiedstournee aufzulösen.[4] Im September 2012 wurde die Produktion der ersten CD seit einem Jahrzehnt angekündigt. An den Aufnahmen sollten auch die Stars Omara Portuondo und Eliades Ochoa beteiligt werden.[5]

Der Erfolg des Buena Vista Social Club sorgte für zahlreiche Nachahmungen, die teilweise ebenfalls den (nicht geschützten) Stadtteilnamen „Buena Vista“ für ihre Projekte nutzten („The Bar at Buena Vista“, „Pasión de Buena Vista“, „Live from Buena Vista“ etc.). Als Begriff ist „Buena Vista“ außerhalb Kubas heute dank der durch Film und CDs erzielten Wirkung weitaus bekannter als der Begriff „Son“, der den innerhalb des Projekts Buena Vista Social Club hauptsächlich verwendeten traditionellen kubanischen Musikstil eigentlich bezeichnet.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Musikpreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen für Musikverkäufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goldene Schallplatte

  • Brasilien Brasilien
    • 2002: für das Album Buena Vista Social Club
  • Griechenland Griechenland
    • 2007: für das Album Rhythms Del Mundo – Cuba
  • Italien Italien
    • 2024: für das Lied Chan Chan
  • Japan Japan
    • 2000: für das Album Buena Vista Social Club
  • Norwegen Norwegen
    • 2000: für das Album Buena Vista Social Club
  • Schweden Schweden
    • 1999: für das Album Buena Vista Social Club

Platin-Schallplatte

  • Australien Australien
    • 2000: für das Album Buena Vista Social Club
  • Kanada Kanada
    • 2001: für das Album Buena Vista Social Club presents Ibrahim Ferrer

3× Platin-Schallplatte

  • Belgien Belgien
    • 2008: für das Album Buena Vista Social Club
  • Danemark Dänemark
    • 2016: für das Album Buena Vista Social Club
  • Kanada Kanada
    • 2001: für das Album Buena Vista Social Club

Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Auszeichnungen, Verkäufe, Quellen)
Silber Gold Platin Ver­käu­fe Quel­len
 Australien (ARIA) 0! S 0! G  Platin1 70.000 aria.com.au
 Belgien (BRMA) 0! S 0! G  3× Platin3 150.000 ultratop.be
 Brasilien (PMB) 0! S  Gold1 0! P 100.000 pro-musicabr.org.br
 Dänemark (IFPI) 0! S 0! G  3× Platin3 60.000 ifpi.dk
 Deutschland (BVMI) 0! S  2× Gold2  Platin1 850.000 musikindustrie.de
 Griechenland (IFPI) 0! S  Gold1 0! P 7.500 ifpi.gr
 Italien (FIMI) 0! S  Gold1 0! P 50.000 fimi.it
 Japan (RIAJ) 0! S  Gold1 0! P 100.000 riaj.or.jp
 Kanada (MC) 0! S 0! G  4× Platin4 400.000 musiccanada.com
 Norwegen (IFPI) 0! S  Gold1 0! P 25.000 ifpi.no
 Österreich (IFPI) 0! S  Gold1  2× Platin2 90.000 ifpi.at AT2
 Schweden (IFPI) 0! S  Gold1 0! P 40.000 sverigetopplistan.se
 Schweiz (IFPI) 0! S 0! G  4× Platin4 160.000 hitparade.ch
 Vereinigte Staaten (RIAA) 0! S  Gold1  Platin1 1.500.000 riaa.com
 Vereinigtes Königreich (BPI)  Silber1 0! G  4× Platin4 510.000 bpi.co.uk
Insgesamt  Silber1  10× Gold10  23× Platin23

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ben Sisario: Dreaming of Second Bolt of Lightning. In: New York Times vom 29. Oktober 2009, abgerufen am 25. April 2014 (englisch)
  2. Tim Walker: The Big Question: How did the Buena Vista Social Club become such a global phenomenon? In: The Independent vom 12. Februar 2009, abgerufen am 25. April 2014 (englisch)
  3. a b c d e Chartquellen: DE AT CH UK US
  4. Orquesta Buena Vista Social Club auf Abschiedstournee, (Memento vom 27. April 2014 im Internet Archive) in: Insight Worldmusic Magazine vom 6. November 2013, abgerufen am 25. April 2014
  5. Buena Vista Social Club vuelve a grabar un disco y sale de gira por Europa, in: ABC vom 21. September 2012 (spanisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]