Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung

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Das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (kurz BLN) ist ein Verzeichnis geschützter Landschaften und anderer Naturobjekte in der Schweiz. Es ist das älteste schweizerische Bundesinventar und umfasst 162 Objekte in allen Landesteilen. Damit dokumentiert es die Vielfalt der natürlichen und kulturellen Landschaftswerte der Schweiz. Mit dem Inventar bezweckt der Bund die ungeschmälerte Erhaltung der beschriebenen Landschaften.

Eine Grundlage für die Erarbeitung des Bundesinventars bildete das KLN-Inventar (Inventar der zu erhaltenden Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung), das 1963 die Organisationen Pro Natura, Schweizer Heimatschutz und Schweizer Alpen-Club 1963 zusammengestellt hatten. Das neue Inventar entstand gemäss dem Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG), das am 1. Juli 1966 in Kraft trat. Von 1977 bis 1998 wurden vier Serien mit insgesamt 162 Objekten in die Liste aufgenommen. Die Areale bedecken zusammen 19 % der Landesfläche der Schweiz. 2017 verabschiedete der Bundesrat die Revision des Inventars und der dazugehörigen Verordnung.[1] Die offiziellen Namen einiger BLN-Landschaften wurden bei der Revision abgeändert, um die Objekte genauer zu bezeichnen oder die Begriffe den sprachlichen Gewohnheiten der Regionen anzupassen.

Verschiedene im BLN ausgewiesene Landschaften wurden ganz oder mit Teilgebieten auch in andere Verzeichnisse aufgenommen, zum Beispiel in das Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung oder in die Listen der Ramsargebiete (Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung) und der Smaragd-Gebiete (gemäss der Berner Konvention). Einige BLN-Landschaften bilden einen Teil des UNESCO-Welterbes.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der BLN-Bestand ist in vier Kategorien unterteilt:

  • Einzigartige Objekte – Landschaften und Objekte, die wegen ihrer Eigenart, Ausdehnung, Schönheit, ökologischen Funktion oder der kulturgeografischen und allgemein ihrer wissenschaftlichen Bedeutung einmalig sind.
  • Typlandschaften – Regionen, die als Kulturlandschaften für eine bestimmte Landesgegend als besonders typisch gelten.
  • Grossräumige Erholungslandschaften – Gebiete, die dank besonderer Naturerlebnisse die Erholung und die Gesundheit und die Identitätsbildung fördern können und damit eine spezielle touristische Bedeutung haben.
  • Naturdenkmäler – Einzelobjekte wie Findlinge, Gesteinsaufschlüsse, Geotope, Orte an einem Flusslauf oder bestimmte Landschaftsformen.

Die Objekte des Bundesinventars wurden auch in einzelne kantonalen Landschaftsinventare übernommen, wo die Verzeichnisse um regionale und lokale Landschaftsschutzgebiete und besondere landschaftsprägende Elemente und geomorphologische Besonderheiten ergänzt sind.[2]

Die in das Inventar aufgenommenen Objekte sollen mit ihren charakteristischen Eigenschaften erhalten bleiben. Die Landschaften und ihre Elemente verdienen grösstmögliche Schonung. Das BLN ist für Amtsstellen des Bundes mit landschaftsbezogenen Tätigkeiten verbindlich und diese dürfen keine Eingriffe vornehmen, sofern an den Projekten kein gleich- oder höherwertiges öffentliches Interesse von nationaler Bedeutung besteht (wie zum Beispiel beim Bau überregionaler Infrastrukturanlagen). Das BLN selbst hat keine direkte Rechtswirkung auf das Grundeigentum: Die Aufnahme in das BLN-Inventar bedeutet nicht, dass eine Landschaft im Sinne des Naturschutzes unter Schutz gestellt wird (im Unterschied zu mehreren anderen Bundesinventaren); die Definition als Biotop- und Artenschutzgebiet kann durch die Aufnahme in einen kantonalen oder kommunalen Richt- bzw. Nutzungsplan erfolgen. In vielen Fällen wurden von Kantonen und Gemeinden nur gewisse Teilgebiete von BLN-Landschaften auch als Schutzgebiete definiert, viele davon schon lange bevor das Bundesinventar entstand. Die älteren kantonalen Schutzgebietsverzeichnisse standen schon für die Redaktion des KLN-Inventars zur Verfügung.

Geschützte Objekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nummer Name Kanton Aufnahme Revisionen Foto
1001 Linkes Bielerseeufer Bern 1977
1002 Chasseral Bern, Neuenburg 1977
1003 Tourbière des Ponts-de-Martel Neuenburg 1977
1004 Creux du Van und Gorges de l’Areuse Neuenburg, Waadt 1977
1005 Vallée de la Brévine Neuenburg 1977 1983
1006 Vallée du Doubs Jura, Neuenburg 1977 1998
1007 La Dôle Waadt 1977 1983
1008 Franches-Montagnes Jura, Bern 1977 1983
1009 Gorges du Pichoux Bern, Jura 1977 1996
1010 Weissenstein Solothurn 1977
1011 Lägerngebiet Aargau, Zürich 1977
1012 Belchen-Passwang-Gebiet Baselland, Solothurn 1983 1996
1013 Roches de Châtollion Neuenburg 1983 1998
1014 Chassagne Waadt 1983 1998
1015 Pied sud du Jura proche de La Sarraz Waadt 1983
1016 Aarewaage Aarburg Aargau, Solothurn 1996
1017 Aargauer und östlicher Solothurner Faltenjura Aargau, Solothurn 1996
1018 Aareschlucht in Brugg Aargau 1996
1019 Wasserschloss beim Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat Aargau 1996
1020 Ravellenflue und Chluser Roggen Solothurn 1996
1021 Gorges de Moutier Bern 1996
1022 Vallée de Joux et Haut-Jura vaudois Waadt 1998
1023 Mormont Waadt 1998 1983
1101 Étangs de Bonfol et de Vendlincourt Jura 1977
1102 Randen Schaffhausen 1977
1103 Koblenzer Laufen Aargau 1977
1104 Tafeljura nördlich von Gelterkinden Baselland 1983 1996
1105 Baselbieter und Fricktaler Tafeljura Aargau, Baselland, Solothurn 1983 1996
1106 Chilpe bei Diegten Baselland 1983
1107 Gempenplateau Baselland, Solothurn 1983
1108 Aargauer Tafeljura Aargau 1996
1109 Aarelandschaft bei Klingnau Aargau 1996
1110 Wangen- und Osterfingertal Schaffhausen 1996 1998
1201 La Côte Waadt 1977 1998
1202 Lavaux Waadt 1977 1998
1203 Grèves vaudoises de la rive nord du lac de Neuchâtel Waadt 1977 1996
1204 Rhône genevois – Vallons de l’Allondon et de La Laire Genf 1977
1205 Bois de Chênes Waadt 1977
1206 Coteaux de Cortaillod et de Bevaix Neuenburg 1977 1998
1207 Marais de la haute Versoix Waadt 1977 1998
1208 Rive sud du lac de Neuchâtel Waadt, Freiburg, Neuenburg, Bern 1983
1209 Mont Vully Freiburg 1983
1210 Chanivaz – Delta de l’Aubonne Waadt 1996
1301 St. Petersinsel – Heidenweg Bern 1977 1996
1302 Alte Aare – Alte Zihl Bern 1977
1303 Hallwilersee Aargau, Luzern 1977
1304 Baldeggersee Luzern 1977
1305 Reusslandschaft Aargau, Zug, Zürich 1977
1306 Albiskette – Reppischtal Zürich 1983
1307 Glaziallandschaft Lorze – Sihl mit Höhronenkette und Schwantenau Schwyz, Zug, Zürich 1993
1308 Moorlandschaft zwischen Rothenthurm und Biberbrugg Schwyz, Zug 1983
1309 Zugersee Luzern, Schwyz, Zug 1983
1310 Gletschergarten Luzern Luzern 1983
1311 Napfbergland Bern, Luzern 1983 1996
1312 Wässermatten in den Tälern der Langete, der Rot und der Önz Bern, Luzern 1983
1313 Steineberg – Steinhof – Burgäschisee Bern, Solothurn 1983
1314 Aarelandschaft zwischen Thun und Bern Bern 1983
1315 Amsoldinger- und Übeschisee Bern 1983
1316 Stausee Niederried Bern 1983
1317 Endmoränenzone von Staffelbach Aargau 1996
1318 Wauwilermoos – Hagimoos – Mauensee Luzern 1996
1319 Aareknie Wolfwil-Wynau Bern, Solothurn 1996
1320 Schwarzenburgerland mit Sense- und Schwarzwasserschlucht Bern, Freiburg 1996
1321 Oberes Emmental mit Räbloch, Schopfgrabe und Rämisgumme Bern 1996
1401 Drumlinlandschaft Zürcher Oberland Zürich 1977
1402 Imenberg Thurgau 1977 1983
1403 Glaziallandschaft zwischen Thur und Rhein Thurgau, Zürich 1977
1404 Glaziallandschaft zwischen Neerach und Glattfelden Zürich 1977
1405 Frauenwinkel – Ufenau – Lützelau Schwyz 1977 1996 Frauenwinkel, Ufenau
1406 Obersee St. Gallen, Zürich 1977 Obersee
1407 Chatzenseen Zürich 1977 Katzensee
1408 Jörentobel Zürich 1977 Jörenbachtobel
1409 Pfäffikersee Zürich 1977 Pfäffikersee
1410 Irchel Zürich 1977 Irchel, Westhang
1411 Untersee – Hochrhein Schaffhausen, Thurgau, Zürich 1983 Untersee
1412 Rheinfall Schaffhausen, Zürich 1983 Rheinfall
1413 Thurgauisch-fürstenländische Kulturlandschaft mit Hudelmoos St. Gallen, Thurgau 1983 1996
1414 Thurlandschaft zwischen Lichtensteig und Schwarzenbach St. Gallen 1983
1415 Böllenbergtobel bei Uznach St. Gallen 1983
1416 Kaltbrunner Riet St. Gallen 1983
1417 Lützelsee – Seeweidsee – Ütziker Riet Zürich 1983 Lützelsee
1418 Espi – Hölzli Thurgau 1983
1419 Pfluegstein ob Herrliberg Zürich 1983
1420 Hörnli-Bergland St. Gallen, Thurgau, Zürich 1996
1501 Gälte – Iffigen Bern 1977 1998
1502 Les Grangettes Waadt 1977 1998
1503 Diablerets – Vallon de Nant – Derborence (Westteil) Waadt, Wallis 1977 1996/98
1504 Vanil Noir Freiburg, Waadt 1977 1996/98 Vanil Noir von Süden
1505 Hohgant Bern 1977 Hohgant
1506 Chaltenbrunnenmoor – Wandelalp Bern 1977 1996
1507 Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet (nördlicher Teil) Bern, Wallis 1983 1996
1508 Weissenau Bern 1983
1509 Luegibodenblock Bern 1983 1998 Luegibodenblock
1510 La Pierreuse – Gummfluh – Vallée de l’Etivaz Waadt, Bern 1983 1998
1511 Giessbach Bern 1996 Giessbachfälle
1512 Aareschlucht zwischen Innertkirchen und Meiringen Bern 1996 Aareschlucht
1513 Engstligenalp und Entschligefäll Bern 1996 Wildstrubel und Engstligenfälle
1514 Breccaschlund Freiburg 1996 Breccaschlund
1515 Tour d’Aï – Dent de Corjon Freiburg, Waadt 1998 Tour d’Aï
1601 Silberen Schwyz, Glarus 1977 Silberen
1602 Murgtal – Mürtschen Glarus, St. Gallen 1977
1603 Maderanertal – Fellital Uri 1977
1604 Lauerzersee Schwyz 1977
1605 Pilatus Luzern, Nidwalden, Obwalden 1977 2017
1606 Vierwaldstättersee mit Kernwald, Bürgenstock und Rigi Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri 1983 2017
1607 Bergsturzgebiet von Goldau Schwyz, Zug 1983
1608 Flyschlandschaft Haglere – Glaubenberg – Schlieren Luzern, Obwalden 1983
1609 Schratteflue Luzern 1983
1610 Scheidnössli Uri 1983
1611 Lochsiten bei Schwanden Glarus 1983
1612 Säntisgebiet Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, St. Gallen 1996
1613 Speer – Churfirsten – Alvier St. Gallen 1996
1614 Taminaschlucht St. Gallen 1996
1615 Melser Hinterberg – Flumser Kleinberg St. Gallen 1996
1701 Binntal Wallis 1977
1702 Lac de Tanay Wallis 1977
1703 Haut Val de Bagnes Wallis 1977
1704 Mont d’Orge Wallis 1977
1705 Valère et Tourbillon Wallis 1977 1998
1706 Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet (südlicher Teil) Bern, Wallis 1983 1998
1707 Dent Blanche – Matterhorn – Monte Rosa Wallis 1983
1708 Pyramides d’Euseigne Wallis 1983
1709 Blocs erratiques au-dessus de Monthey et de Collombey Wallis 1983
1710 Rhonegletscher mit Vorgelände Wallis 1996 1998
1711 Raron – Heidnischbiel Wallis 1996
1712 Les Follatères – Mont du Rosel Wallis 1996
1713 Diablerets – Vallon de Nant – Derborence (östlicher Teil) Waadt, Wallis 1996
1714 Bergij – Platten Wallis 1998
1715 Gorges du Trient Wallis 1998
1716 Pfynwald – Illgraben Wallis 1998
1717 Laggintal – Zwischbergental Wallis 1998
1718 Val de Réchy – Sasseneire Wallis 1998
1801 Piora – Lucomagno – Dötra Tessin 1977
1802 Delta del Ticino e della Verzasca Tessin 1977
1803 Monte Generoso Tessin 1977
1804 Monte San Giorgio Tessin 1977
1805 Monte Caslano Tessin 1977
1806 Ponte Brolla – Arcegno Tessin 1977
1807 Val Verzasca Tessin 1983
1808 Val Bavona Tessin 1983
1809 Campolungo – Campo Tencia – Piumogna Tessin 1983
1810 San Salvatore Tessin 1983
1811 Arbòstora – Morcote Tessin 1983
1812 Gandria e dintorni Tessin 1983
1813 Denti della Vecchia Tessin 1983
1814 Paesaggio fluviale e antropico della Valle di Blenio Tessin 1996
1901 Lai da Tuma Graubünden 1977
1902 Ruinaulta Graubünden 1977
1903 Auenlandschaft am Unterlauf des Hinterrheins Graubünden 1977
1904 Val di Camp Graubünden 1977
1905 Kesch-Ducan-Gebiet Graubünden 1977
1906 Trockengebiet im vorderen Domleschg Graubünden 1977
1907 Quellgebiet des Hinterrheins – Passo del San Bernardino Graubünden 1977
1908 Oberengadiner Seenlandschaft und Berninagruppe Graubünden 1983
1909 Piz Arina Graubünden 1983
1910 Silvretta – Vereina Graubünden 1983
1911 Tomalandschaft bei Domat/Ems Graubünden 1983
1912 Paludi del San Bernardino Graubünden 1996
1913 Greina – Piz Medel Graubünden, Tessin 1996
1914 Plasseggen – Schijenflue Graubünden 1996
1915 Schweizerischer Nationalpark und angrenzende Gebiete Graubünden 1996
1916 Val Bondasca – Val da l’Albigna Graubünden 1998

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Revision des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler auf bafu.admin.ch, 29. März 2017, abgerufen am 12. Januar 2024.
  2. Was beinhaltet das Landschaftsschutzinventar? In: gr.ch → Natur und Landschaft. Kanton Graubünden, 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. November 2011; abgerufen am 4. Mai 2011.