César 2009

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die 34. Verleihung der Césars fand am 27. Februar 2009 im Théâtre du Châtelet in Paris statt. Die Zeremonie wurde live von dem französischen Bezahlfernsehsender Canal+ übertragen und im deutschsprachigen Raum von TV5 Monde Europe ausgestrahlt. Die Moderation oblag wie schon im Vorjahr dem französischen Regisseur und Schauspieler Antoine de Caunes, der die Gala mit einer Stepptanznummer in Ehrerbietung an den Film Singin’ in the Rain eröffnete. Präsidentin der Verleihung war die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg.

Das Théâtre du Châtelet, der Veranstaltungsort der Verleihung

Favorisierte Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bester Hauptdarsteller: Vincent Cassel für seine Titelrolle in dem Zweiteiler Mesrine
Ehrenpreisträger Dustin Hoffman

Bei Bekanntgabe der Nominierungen am 23. Januar 2009[1] dominierte Jean-François Richets zweiteiliger Spielfilm Mesrine (im deutschsprachigen Raum unter den Titeln Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt und Public Enemy No. 1 – Todestrieb veröffentlicht) die Preisverleihung mit zehn Nominierungen. Der Thriller mit Vincent Cassel in der Titelrolle des französischen Gewaltverbrechers Jacques Mesrine war großer Erfolg beim Publikum beschieden und konkurrierte gegen sechs weitere Filmproduktionen, nachdem in den Vorjahren stets nur fünf Nominierte in der Kategorie Bester Film präsentiert worden waren. Den Preis für den besten Film des Jahres sicherte sich jedoch Martin Provosts Séraphine, der mit sieben von neun möglichen Trophäen zum erfolgreichsten Film des Abends avancierte. Das Drama erzählt die Geschichte der Séraphine Louis, die als Dienstmädchen im Haus des deutschen Kunsthändlers Wilhelm Uhde entdeckt wird und als Séraphine de Senlis zu einer der einflussreichsten naiven Malerinnen Frankreichs aufsteigt.

Neben den Preisen für das beste adaptierte Drehbuch, Filmmusik, Kamera, Kostüme und Szenenbild sicherte sich Séraphine auch die Auszeichnung für die beste Hauptdarstellerin, die an die Belgierin Yolande Moreau überreicht wurde. Moreau, die am Tag der Verleihung ihren 56. Geburtstag beging, hatte bereits vier Jahre zuvor den Preis für die Tragikomödie Wenn die Flut kommt erhalten. Sie setzte sich gegen die beiden Britinnen Kristin Scott Thomas (So viele Jahre liebe ich dich) und Tilda Swinton (Julia), die Françoise-Sagan-Darstellerin und frühere Preisträgerin Sylvie Testud (Bonjour Sagan) und Catherine Frot durch. Frot konkurrierte mit Pascal ThomasAgatha-Christie-Verfilmung Le crime est notre affaire das fünfte Mal vergeblich um den Preis als beste Hauptdarstellerin, was einen Minusrekord darstellte.

Vincent Cassel erhielt für seine Darstellung des Jacques Mesrine nach zwei erfolglosen Nominierungen den César als bester Hauptdarsteller. Der französische Schauspieler, der in seiner Rede mit einem kurzen Filmausschnitt an seinen zwei Jahre zuvor verstorbenen Vater Jean-Pierre Cassel erinnerte, war unter anderem gegenüber dem Coluche-Darsteller François-Xavier Demaison (Coluche, l’histoire d’un mec) und Guillaume Depardieu siegreich. Der im Oktober 2008 verstorbene Sohn von Gérard Depardieu hatte für den Part des temperamentvollen und schwerkranken Obdachlosen Damien in Pierre Schoellers Drama Versailles postum eine Nominierung erhalten. Mesrine erhielt weitere Preise für die beste Regie und den besten Ton.

Ebenfalls drei Césars erhielt Rémi Bezançons C’est la vie – So sind wir, so ist das Leben bei neun Nominierungen. Die Tragikomödie, die über eine Million Kinozuschauer in Frankreich erreicht hatte,[2] gewann die Trophäen für die besten Nachwuchsdarsteller (Déborah François und den abwesenden Marc-André Grondin) und den besten Schnitt. Zwei Siege erreichte Philippe Claudels hochgelobtes Familiendrama So viele Jahre liebe ich dich (Beste Nebendarstellerin, Bestes Erstlingswerk), je eine Auszeichnung gewannen Arnaud Desplechins Ein Weihnachtsmärchen (Bester Nebendarsteller) und Laurent Cantets Goldene-Palme-Gewinner Die Klasse. Cantets Verfilmung eines Sachbuches von François Bégaudeau, die semidokumentarisch am Französisch-Unterricht einer durchschnittlichen und kulturell heterogenen Pariser Mittelstufen-Klasse teilnimmt, hatte wenige Tage zuvor erfolglos um den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film konkurriert.

Unprämiert blieb die ebenfalls in der Kategorie Bester Film nominierte Komödie So ist Paris von Cédric Klapisch, die drei Nominierungen erhalten hatte. Bereits im Vorfeld hatten die wahlberechtigten Mitglieder der Académie des Arts et Techniques du Cinéma, die die Césars vergibt, die erfolgreichen Komödien des Kinojahres 2008 fast völlig ignoriert. Dany Boons Willkommen bei den Sch’tis, der mit 17 Millionen verkauften Eintrittskarten zur erfolgreichsten Spielfilmproduktion in der französischen Filmgeschichte avancierte, erhielt nur eine Drehbuch-Nominierung. Dies hatte der französische Komiker und Regisseur algerischer Abstammung zum Anlass genommen, Kritik zu äußern und die diesjährige Verleihung zu boykottieren.[3] Boon nahm aber schließlich als Laudator für den besten Erstlingsfilm an der Verleihung teil.

Christophe Barratiers Tragikomödie Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück hatte nur fünf Nominierungen in technischen Kategorien erhalten und blieb ebenso wie So ist Paris und Willkommen bei den Sch’tis unprämiert. Die Auszeichnung für den besten ausländischen Film gewann Ari Folmans Waltz with Bashir. Der von Kritikern hochgelobte animierte Dokumentarfilm setzte sich unter anderem gegen den Europäischen-Filmpreis-Gewinner Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra aus Italien, Sean Penns Drama Into the Wild und Paul Thomas Andersons im Jahr zuvor mehrfach für den Oscar nominiertes Epos There Will Be Blood durch. Wie auch in der Kategorie Bester Film waren sieben ausländische Filme nominiert worden, statt wie in den Vorjahren fünf. Den Preis für den besten Dokumentarfilm gewann Agnès Varda für Die Strände von Agnès. Die renommierte Autorenfilmerin stellt in ihrem Werk Kindheits- und andere Erinnerungen nach und geht unter anderem auf die frühen Tage der Nouvelle Vague und die Aufbruchstimmung der 1960er Jahre in den USA ein.

Mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde der US-amerikanische Schauspieler Dustin Hoffman. Der zweimalige Oscar-Preisträger war wenige Tage zuvor bereits mit dem höchsten französischen Kulturorden, dem Ordre des Arts et des Lettres, geehrt worden und erhielt die Auszeichnung von seiner Schauspielkollegin Emma Thompson (Liebe auf den zweiten Blick). Erinnert wurde an den renommierten französischen Filmregisseur und Produzenten Claude Berri, der wenige Tage vor Bekanntgabe der César-Nominierungen ebenso verstorben war wie Georges Cravenne, der Begründer des französischen Filmpreises.

Gewinner und Nominierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistik
(Filme mit mehr als einer Nominierung)
N=Nominierung; A=Auszeichnung
Film N A
Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt / Public Enemy No. 1 – Todestrieb 10 3
Séraphine 9 7
C’est la vie – So sind wir, so ist das Leben 9 3
Ein Weihnachtsmärchen 9 1
So viele Jahre liebe ich dich 6 2
Die Klasse 5 1
Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück 5 0
Bonjour Sagan 3 0
Das schöne Mädchen 3 0
Home 3 0
So ist Paris 3 0
Tage oder Stunden 3 0
Aide-toi, le ciel t’aidera 2 0
Das Mädchen aus Monaco 2 0
Le crime est notre affaire 2 0
Versailles 2 0
Als beste Hauptdarstellerin nominiert: Catherine Frot
Mit dem César als beste Nebendarstellerin prämiert: Elsa Zylberstein

Bester Film (Meilleur film)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Charlotte Gainsbourg und Sean Penn

Séraphine – Regie: Martin Provost

Beste Regie (Meilleur réalisateur)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Carole Bouquet

Jean-François RichetPublic Enemy No. 1 – Mordinstinkt (Mesrine: L’instinct de mort) und Public Enemy No. 1 – Todestrieb (Mesrine: L’ennemi public nº1)

Bester Hauptdarsteller (Meilleur acteur)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Diane Kruger

Vincent CasselPublic Enemy No. 1 – Mordinstinkt (Mesrine: L’instinct de mort) und Public Enemy No. 1 – Todestrieb (Mesrine: L’ennemi public nº1)

Beste Hauptdarstellerin (Meilleure actrice)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Lambert Wilson

Yolande MoreauSéraphine

Bester Nebendarsteller (Meilleur acteur dans un second rôle)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Julie Depardieu

Jean-Paul RoussillonEin Weihnachtsmärchen (Un conte de Noël)

Beste Nebendarstellerin (Meilleure actrice dans un second rôle)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Tomer Sisley

Elsa ZylbersteinSo viele Jahre liebe ich dich (Il y a longtemps que je t’aime)

Bester Nachwuchsdarsteller (Meilleur jeune espoir masculin)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Cécile Cassel

Marc-André GrondinC’est la vie – So sind wir, so ist das Leben (Le premier jour du reste de ta vie)

Beste Nachwuchsdarstellerin (Meilleur jeune espoir féminin)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Gaspard Ulliel

Déborah FrançoisC’est la vie – So sind wir, so ist das Leben (Le premier jour du reste de ta vie)

Bestes Erstlingswerk (Meilleur premier film)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Dany Boon

So viele Jahre liebe ich dich (Il y a longtemps que je t’aime) – Regie: Philippe Claudel

Bestes Originaldrehbuch (Meilleur scénario original)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Florence Foresti

Marc Abdelnour und Martin ProvostSéraphine

Bestes adaptiertes Drehbuch (Meilleur scénario adaptation)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Tilda Swinton

Laurent Cantet, François Bégaudeau und Robin CampilloDie Klasse (Entre les murs)

Beste Filmmusik (Meilleure musique écrite pour un film)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Aïssa Maïga

Michael GalassoSéraphine

Bestes Szenenbild (Meilleurs décors)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert vom Laiendarsteller-Ensemble des Films Die Klasse

Thierry FrançoisSéraphine

Beste Kostüme (Meilleurs costumes)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Guillaume Gallienne und Amira Casar

Madeline FontaineSéraphine

Beste Kamera (Meilleure photographie)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Mylène Jampanoï

Laurent BrunetSéraphine

Bester Ton (Meilleur son)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Guillaume Gallienne und Amira Casar

Jean Minondo, Gérard Hardy, Alexandre Widmer, Loïc Prian, François Groult und Hervé BuirettePublic Enemy No. 1 – Mordinstinkt (Mesrine: L’instinct de mort) und Public Enemy No. 1 – Todestrieb (Mesrine: L’ennemi public nº1)

Bester Schnitt (Meilleur montage)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Laurent Stocker und Léa Drucker

Sophie ReineC’est la vie – So sind wir, so ist das Leben (Le premier jour du reste de ta vie)

Bester Kurzfilm (Meilleur court métrage)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Julie Ferrier

Les miettes – Regie: Pierre Pinaud

Bester Dokumentarfilm (Meilleur film documentaire)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Élie Semoun

Die Strände von Agnès (Les plages d’Agnès) – Regie: Agnès Varda

Bester ausländischer Film (Meilleur film étranger)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Monica Bellucci

Waltz with Bashir (ואלס עם באשיר / Vals Im Bashir), Deutschland/Israel/Frankreich – Regie: Ari Folman

Ehrenpreis (César d’honneur)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

präsentiert von Emma Thompson

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: César 2009 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Oscar nominee among seven movies vying for French award, Agence France-Presse, 23. Januar 2009, 11:18 AM GMT.
  2. Vgl. Le Premier jour du reste de ta vie auf jpbox-office.com, abgerufen am 17. April 2021.
  3. Macha Séry: Les cinéastes de comédie réfutent le César „ghetto“. In: Le Monde, 13. Februar 2009, S. 18.