C. Bertelsmann Verlag

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
C. Bertelsmann Verlag
Logo
Gründung   1835[1]
Sitz   München, Deutschland
Verleger   Thomas Rathnow[2]
Verlagsnummer   570[3]
Verlagsgruppe   Penguin Random House
Gattung   Belletristik, Sachbuch
Website   www.penguin.de

Der C. Bertelsmann Verlag ist ein deutscher Buchverlag mit Sitz in München.[4] Er wurde 1835 von Carl Bertelsmann in Gütersloh gegründet.[5] Der C. Bertelsmann Verlag ist Keimzelle des Bertelsmann-Konzerns und gehört heute zur Penguin Random House Verlagsgruppe.[6] Das Programm umfasst anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur und literarische Werke sowie Sachbücher aus den Bereichen Geschichte, Politik, Kultur und Naturwissenschaften.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Firmensignet des C. Bertelsmann Verlags auf der Grabstätte Carl Bertelsmanns in Gütersloh
Beispiel eines theologischen Buches, das Ende des 19. Jahrhunderts im C. Bertelsmann-Verlag herausgegeben wurde: Eduard Rupprechts Einleitung in das Alte Testament von 1898
Stand des Verlags auf der Frankfurter Buchmesse 2012

1835 gründete Carl Bertelsmann in Gütersloh einen Verlag für religiöse Schriften. Zuvor hatte er bereits 1819 eine Buchbinderei und 1824 eine Steindruckerei eingerichtet.[7] Im Gegensatz zur Konkurrenz veröffentlichte der C. Bertelsmann Verlag Bücher nicht nur für das Bürgertum, sondern eine breite Öffentlichkeit.[8] Nach dem Tod Carl Bertelsmanns 1850 übernahm sein Sohn Heinrich Bertelsmann den Verlag. Er erweiterte das Programm um Belletristik und Sachbücher.[9]

1896 wurde Heinrich Bertelsmanns Schwiegersohn Johannes Mohn alleiniger Inhaber des C. Bertelsmann Verlags.[10] Er betonte wieder stärker religiöse Themen.[11] Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte der C. Bertelsmann Verlag rund 70 Mitarbeiter.[12]

1921 übernahm mit Heinrich Mohn die vierte Generation der Familie den C. Bertelsmann Verlag.[13] Nach Ende der Inflation der 1920er Jahre, während der man den Geschäftsbetrieb zeitweise einstellen musste,[14] wurde der C. Bertelsmann Verlag organisatorisch und technisch modernisiert und das Programm insbesondere im Bereich der Unterhaltungsliteratur erweitert.[15] Bei seinem 100-jährigen Bestehen 1935 beschäftigte der Verlag rund 150 Mitarbeiter.

In den 1930er Jahren erschienen preiswerte Titel in hoher Auflage als „Bertelsmann Volksausgaben“.[16] In den folgenden Jahren erhielten auch völkisch-nationale Themen mehr Bedeutung. Die ab 1934 erschienenen Kriegserlebnisbücher waren kommerziell erfolgreich, darunter zum Beispiel Werner von Langsdorffs „Fliegerbuch“.[17] Im Dritten Reich entwickelte sich der C. Bertelsmann Verlag schließlich zum größten Lieferanten der Wehrmacht.[18][19]

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Reinhard Mohn den C. Bertelsmann Verlag.[20] 1947 erteilten die Alliierten eine Verlagslizenz.[21] Mit Gründung des Bertelsmann Leserings begann 1950 der kommerzielle Wiederaufstieg.[22] Ab 1959 erschien theologische Literatur ausgegliedert im Gütersloher Verlagshaus, der C. Bertelsmann Verlag konzentrierte sich auf Fach- und Sachbücher.[23] 1968 bündelte der Bertelsmann-Konzern seine Buchverlage in der Verlagsgruppe Bertelsmann.[24] Der C. Bertelsmann Verlag wurde als selbstständiger Verlag des neuen Unternehmens weitergeführt.

1972 verlegte die Verlagsgruppe ihren Sitz von Gütersloh nach München.[25] Nach Übernahme des US-amerikanischen Verlags Random House wurde 2001 die Verlagsgruppe Bertelsmann in Verlagsgruppe Random House umbenannt.[26] 2011 gründete C. Bertelsmann unter dem Namen carl’s books einen weiteren Verlag für Paperback-Ausgaben.[27]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als in den 1990er Jahren kritische Fragen zur Rolle des C. Bertelsmann Verlags während der Zeit des Nationalsozialismus gestellt wurden, ließ der Bertelsmann-Konzern diese von einer Unabhängigen Historischen Kommission (UHK) untersuchen. Diese wurde von den Historikern Saul Friedländer und Norbert Frei, dem Theologen Trutz Rendtorff und dem Literaturwissenschaftler Reinhard Wittmann geleitet. Sie veröffentlichten 2002 ihren Abschlussbericht, der immerhin dazu führte, dass anschließend im Handelsblatt ein Beitrag unter der Überschrift „Bertelsmann-Chef zeigt Reue“ erschien.[28][29]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Norbert Frei, Saul Friedländer, Trutz Rendtorff, Reinhard Wittmann: Bertelsmann im Dritten Reich. Bertelsmann, München 2002, ISBN 3-570-00711-1.
  • Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2.
  • Helen Müller (Hrsg.): 175 Jahre Bertelsmann: Eine Zukunftsgeschichte. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-10175-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ausstellung über 180 Jahre Bertelsmann. In: Neue Westfälische. 2. Juli 2015, S. 4.
  2. Thomas Rathnow strukturiert Penguin Bereich neu. Wolfgang Ferchl künftig „Publisher at large“. In: Buchmarkt. 9. März 2017, abgerufen am 18. Juni 2018.
  3. Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 18. Januar 2016.
  4. Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, abgerufen am 10. Juni 2015.
  5. Michael Schuh: Vom christlichen Gesangbuch zum neuen Asterix. In: Neue Westfälische. 11. Mai 2016, S. 12.
  6. Bertelsmann erinnert sich. In: Neue Westfälische. 2. Juli 2015, S. 11.
  7. 175 Jahre Bertelsmann: Eine Zukunftsgeschichte. C. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-10175-9, S. 8.
  8. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 19.
  9. Volker Ackermann, Torsten Groth, Markus Plate, Arist von Schlippe: Große deutsche Familienunternehmen: Generationenfolge, Familienstrategie und Unternehmensentwicklung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-40338-9, S. 80.
  10. 175 Jahre Bertelsmann: Eine Zukunftsgeschichte. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-10175-9, S. 13.
  11. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 24.
  12. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 24.
  13. Stefan Beig: Eine imposante Familiensaga. In: Wiener Zeitung. 1. Juli 2010, S. 18.
  14. 175 Jahre Bertelsmann: Eine Zukunftsgeschichte. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-10175-9, S. 14.
  15. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 27.
  16. Norbert Frei, Saul Friedländer, Trutz Rendtorff, Reinhard Wittmann: Bertelsmann im Dritten. Bertelsmann, München 2002, ISBN 3-570-00711-1, S. 157.
  17. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 28.
  18. „Bertelsmann größter NS-Lieferant“. Experten: 20 Millionen Hefte mit Propaganda-Lesestoff. In: Saarbrücker Zeitung. 18. Januar 2000.
  19. Norbert Frei, Saul Friedländer, Trutz Rendtorff, Reinhard Wittmann: Bertelsmann im Dritten Reich. Bertelsmann, München 2002, ISBN 3-570-00711-1, S. 423.
  20. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 33.
  21. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 34.
  22. Volker Ackermann, Torsten Groth, Markus Plate, Arist von Schlippe: Große deutsche Familienunternehmen: Generationenfolge, Familienstrategie und Unternehmensentwicklung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-40338-9, S. 82.
  23. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 87.
  24. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 88.
  25. Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2, S. 91.
  26. Joachim Güntner: Der Riese als Dachdecker. Die Verlagsgruppe Bertelsmann heisst jetzt Random House. In: Neue Zürcher Zeitung. 31. März 2001, S. 65.
  27. Random House startet im Herbst Paperback-Verlag carl’s books. In: BuchMarkt. 20. April 2011, abgerufen am 10. Juni 2016.
  28. Bertelsmann-Chef zeigt Reue – Medienkonzern in der Nazi-Zeit größter Buchproduzent der Wehrmacht. In: Handelsblatt. 7. Oktober 2002, archiviert vom Original; abgerufen am 28. Juli 2016.
  29. Wieland Freund: Bertelsmann im Dritten Reich: Der Abschlussbericht der Kommission. In: Welt Online. 8. Oktober 2002 (welt.de [abgerufen am 28. Juli 2016]).

Koordinaten: 48° 7′ 57″ N, 11° 37′ 19,8″ O