CZ.NIC

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CZ.NIC, z. s. p. o.

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Rechtsform Zájmové Sdružení Právnických Osob (Interessengemeinschaft)
Gründung 1998
Sitz Prag, Tschechien
Mitarbeiterzahl 54[1]:58
Umsatz 141,9 Millionen CZK[1]:63
Branche Internet-Verwaltung
Website www.nic.cz
Stand: 31. Dezember 2012

CZ.NIC ist eine privatrechtliche Organisation mit Sitz in Prag, die 1998 gegründet wurde und als Network Information Center, das heißt als Verwalter der länderspezifischen Top-Level-Domain .cz sowie der ENUM-Domain 0.2.4.e164.arpa fungiert. Seit Januar 2004 gehört CZ.NIC außerdem der EURid als assoziiertes Mitglied an.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst wurde .cz durch EUNet Czechia betrieben. Erst im Mai 1998 wurde CZ.NIC als juristische Person ins Leben gerufen, um eine unabhängige Stelle für die Entwicklung der Top-Level-Domain zu etablieren.[1]:4 Vergleichbar mit der deutschen DENIC wurde CZ.NIC zunächst als Zusammenschluss mehrerer Internet-Service-Provider organisiert, welche die Organisation teilweise finanzieren und Vertreter in die entsprechenden Gremien wie den Aufsichtsrat entsenden. Allerdings ist ihr Anteil in den letzten Jahren kontinuierlich auf letzt 25 Prozent gesunken, die Mehrheit der Mitglieder (57 Prozent 2012) stellen mittlerweile reguläre Domain-Inhaber.[1]:50

Am 20. September 2006 nahm CZ.NIC den Testbetrieb von ENUM auf, der schon Januar 2007 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde.[3] Mit dieser Technologie konnten Domains mit Telefonnummern verknüpft werden. Zwei Jahre später waren nach offiziellen Angaben bereits 4.834 ENUM-Domains registriert, die theoretisch auf bis zu 664.399 Nummern abgebildet wurden.[4] Das Verfahren wird durch die ortsansässigen Telekommunikationsunternehmen IPEX, CL-NET und NETWAY offiziell unterstützt.

2007 stellte CZ.NIC seine Systeme auf die sogenannte Distributed Next Generation Domain Administration um. Dabei handelt es sich nach eigener Aussage um ein Programm, das Anmeldungen und Änderungen an .cz-Domains besser handhaben kann und der Software anderer Vergabestellen ähnelt.[5] Außerdem sollte dadurch die Einführung internationalisierter Domainnamen unter der Top-Level-Domain vorbereitet werden, die später jedoch mehrheitlich abgelehnt wurde. Zuletzt sprach man sich 2008 aufgrund technischer Bedenken bezüglich der Erreichbarkeit und Stabilität des Domain Name Systems gegen entsprechende Adressen aus.[6]

Im Juni 2010 veröffentlichte CZ.NIC erstmals eine umfangreiche Statistik über seine Top-Level-Domain. Demnach gab es im Jahr 2009 insgesamt etwa 630.000 Domains, von denen 87 Prozent auf einen männlichen Inhaber und nur 13 Prozent auf Frauen angemeldet waren. Insgesamt fünf Personen besitzen jeweils mehr als 1.000 Adressen, die Stadt mit den meisten Anmeldungen war Prag. Die am häufigsten verwendete Länge sind acht bis neun Zeichen, alle Kurz- und Zifferndomains mit einem oder zwei Zeichen waren vollständig vergeben.[7]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vergleich zu anderen Network Information Centern ist CZ.NIC immer wieder dadurch aufgefallen, sich besonders um die Sicherheit seiner Top-Level-Domain zu kümmern. Beispielsweise wurde erst im August 2013 unter der Bezeichnung Website Scanner ein Onlinedienst vorgestellt, mit dessen Hilfe Webanwendungen auf Schwachstellen getestet werden können.[8] Weiters wird das Forschungsprojekt HaaS (englisch Honeypot as a Service) betrieben, um mit Hilfe von Honeypots beispielsweise für die Secure Shell (SSH) Daten über Angriffsmuster zu sammeln und auszuwerten, um so autormatisierte Angriffe möglichst vorzeitig erkennen zu können.[9] Außerdem fungiert die CZ.NIC auf Wunsch als außergerichtliche Schlichtungsstelle, die im Streit zwischen zwei Parteien um eine oder mehrere Domains vermittelt.[10] Auf der Website der CZ.NIC werden Urteile zur .cz-Domain gesammelt, die sämtlich auch ins Englische übersetzt wurden.

Ferner beteiligt sich CZ.NIC an diversen Open-Source-Projekten, wie zum Beispiel einer freien Nameserver-Software und an dem als Open-Hardware ausgeführten Netzwerkrouter Turris Omnia. Der von CZ.NIC entwickelte Nameserver trägt die Bezeichnung Knot DNS und wurde im Herbst 2011 als Alternative zu BIND vorgestellt.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Annual Report of the CZ.NIC Association | CZ.NIC. (PDF) 16. Juli 2013, abgerufen am 21. August 2013 (englisch, 1,1 MB).
  2. Corporate Governance. EURid, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  3. CZ.NIC launches full operation of ENUM. CZ.NIC, 22. Januar 2007, abgerufen am 21. August 2013 (englisch): „CZ.NIC association, the administrator of the national domain CZ, today at 2:00 PM transferred the ENUM system to the full commercial operation. The Czech Republic has thus become one of the few leading countries of the world that are running the ENUM system on the commercial level.“
  4. ENUM is celebrating two years of its commercial operation. CZ.NIC, 22. Januar 2009, abgerufen am 21. August 2013 (englisch): „Two years ago, the CZ.NIC Association launched the operation of the ENUM system. This system allows for the transmission of regular telephone calls over the Internet ensuring that the caller does not have to pay minute charges for the effective calls. The number of its users has been growing continuously, the ENUM domain name registry currently includes 4 834 domains, representing 664 399 potential phone numbers.“
  5. Florian Hitzelberger: Neues von .mobi, .cat und .cz. In: domain-recht. 7. September 2007, abgerufen am 20. August 2013: „Die tschechische Domain-Verwaltung CZ NIC modernisiert ihr Registrierungssystem: zum 1. Oktober 2007 startet CZ NIC das so genannte “Distributed Next Generation Domain Administration”-System, kurz DSDng. Damit soll das Domain-Management und der Registrierungsprozess vereinfacht werden.“
  6. Florian Hitzelberger: Neues von .cz, .bg und .au. In: domain-recht. 9. Dezember 2008, abgerufen am 20. August 2013: „Die Internet-Nutzer in der Tschechischen Republik haben der Einführung von internationalisierten Domain-Namen (IDNs) erneut eine Absage erteilt. Wie die Registry CZ.NIC mitteilt, sprachen sich in einer Umfrage 81 Prozent der befragten Organisationen und 66 Prozent der Internetuser gegen .cz-IDNs aus. Ähnliche Zahlen hatte CZ.NIC bereits in zwei älteren Umfragen ermittelt.“
  7. Florian Hitzelberger: Neues von .cz, .de, .at und .sport. In: domain-recht. 16. Juni 2010, abgerufen am 20. August 2013: „CZ.NIC Association, Verwalterin der tschechischen Länderendung .cz, hat erstmals einen Domain-Report veröffentlicht. Der 14-seitige Bericht ist kostenlos abrufbar und enthält zahlreiche Statistiken rund um .cz zum Stichtag 31. Dezember 2009.“
  8. Florian Hitzelberger: CZ.NIC bietet Website Scanner-Service für mehr Sicherheit. In: domain-recht. 20. August 2013, abgerufen am 20. August 2013: „CZ.NIC, Registry der tschechischen Länderendung .cz, hat zwei neue Projekte gestartet, mit denen das Internet sowohl für die Verbraucher als auch Inhalteanbieter nutzerfreundlicher werden soll.“
  9. Honeypot as a Service (HaaS). Abgerufen am 15. Juli 2018.
  10. Florian Hitzelberger: Neue EU-Länder im Domain-Test. In: domain-recht. 5. Mai 2004, abgerufen am 20. August 2013: „Im Fall einer rechtlichen Auseinandersetzung können sich beide Parteien übereinstimmend zunächst an die Vergabestelle wenden, die sich um Schlichtung bemüht. Scheitert dieser Versuch, steht daneben auch ein Schiedsgericht bei der tschechischen Wirtschafts- oder Landwirtschaftskammer zur Verfügung.“
  11. Monika Ermert: Europäische Registries bauen BIND-Alternativen. In: heise Netze. 3. November 2011, abgerufen am 21. August 2013: „Lange Jahre war BIND die einzige Open-Source-Lösung für autoritative Name Server für das Domain Name System (DNS). (...) Beim 36. Treffen der IP-Adressverwaltung RIPE in Wien stellten sich am Donnerstag gleich zwei weitere Konkurrenten vor: Knot DNS aus der Entwicklungsabteilung der tschechischen Registry CZ.nic und eine Neuentwicklung der europäischen Registry Eurid namens Yadifa.“

Koordinaten: 50° 4′ 22,6″ N, 14° 26′ 15,8″ O