Camille Chautemps

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Camille Chautemps (1925)

Camille Chautemps (* 1. Februar 1885 in Paris; † 1. Juli 1963 in Washington, D.C.) war ein französischer Politiker. Er war dreimal Premierminister der Dritten Republik.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chautemps, der dem Parti radical angehörte, schloss zunächst ein Studium der Rechtswissenschaften ab. 1912 wurde er Bürgermeister von Tours, 1919 zog er als Abgeordneter in die Nationalversammlung ein. Zwischen 1924 und 1926 wurde er als Minister in die Mitte-links-Kabinette von Édouard Herriot, Paul Painlevé und Aristide Briand berufen, wobei er zunächst als Innenminister amtierte, später als Justiz- und Kriegsminister.

Am 21. Februar 1930 wurde Chautemps erstmals Premierminister, doch bereits am 2. März musste er die Regierungsgewalt wieder an seinen Vorgänger André Tardieu abgeben. In der Folge war er zwischen 1932 und 1933 erneut Innenminister, ehe er am 26. November 1933 zum zweiten Mal das höchste Regierungsamt übernahm. Der als Stavisky-Affäre bekannt gewordene Finanzskandal, in den Mitglieder seines Kabinetts verwickelt waren, zwang ihn am 30. Januar 1934 bereits wieder zum Rücktritt.

1936 kehrte er als Staatsminister der Volksfrontregierung von Léon Blum in die Exekutive zurück, ehe er als dessen Nachfolger am 22. Juni 1937 zum dritten Mal Premierminister wurde. Er betrieb die Verstaatlichung der Eisenbahn, woraus am 1. September 1937 die Gründung der SNCF resultierte. Am 10. März 1938 trat Chautemps dann letztmals als Premierminister zurück, übernahm aber in den Kabinetten seiner Nachfolger Édouard Daladier und Paul Reynaud jeweils das Amt des stellvertretenden Regierungschefs. Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich machte er sich für einen schnellen Waffenstillstand stark. Am 10. Juli 1940 stimmte er in der Nationalversammlung für die erweiterten Vollmachten für Marschall Pétain. Er gehörte dann auch der neuen Regierung Pétains als Vize-Premierminister an, trat aber nach einem Monat zurück.

Im November 1940 ging Chautemps ins Exil in die USA, ehe er nach der deutschen Kapitulation 1944 kurze Zeit in Nordafrika lebte. Nach dem Krieg kehrte er zeitweise nach Frankreich zurück, während seine Familie dauerhaft in den USA blieb, wo er dann auch 1963 starb.[1]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1906: Faculté de droit de Paris[2]
  • 1926: Tours et la guerre: étude économique et sociale[3]
  • 1963: Cahiers secrets de l'armistice (1939–1940)[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Camille Chautemps – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Camille Chautemps. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 18. April 2023 (französisch).
  2. Chautemps, Camille: Faculté de droit de Paris. La réparation des maladies professionnelles. Thèse pour le doctorat... par Camille Chautemps,..., Impr. E. Arrault, 1906
  3. Michel Lhéritier und Camille Chautemps: Tours et la guerre: étude économique et sociale, Band 12, Les Presses universitaires de France, 1926
  4. Chautemps, Camille: Cahiers secrets de l'armistice (1939–1940), Plon, 1963
VorgängerAmtNachfolger

André Tardieu
Albert Sarraut
Léon Blum
selbst
Premierminister von Frankreich
21.02. 1930 – 25.02. 1930
26.11. 1933 – 27.01. 1934
23.06. 1937 – 14.01. 1938
18.01. 1938 – 10.03. 1938

André Tardieu
Édouard Daladier
selbst
Léon Blum

Justin de Selves
Abraham Schrameck
Jean Durand
André Tardieu
Albert Mahieu
selbst
selbst
selbst
selbst
Innenminister
14.06. 1924 – 10.04. 1925
28.11. 1925 – 09.03. 1926
19.07. 1926 – 21.07. 1926
21.02. 1930 – 25.02. 1930
03.06. 1932 – 14.12. 1932
18.12. 1932 – 28.01. 1933
31.01. 1933 – 26.10. 1933
26.10. 1933 – 27.01. 1934
26.11. 1933 – 27.01. 1934

Abraham Schrameck
Louis Malvy
Albert Sarraut
André Tardieu
selbst
selbst
selbst
selbst
Eugène Frot

Anatole de Monzie
Justizminister
29.10. 1925 – 22.11. 1925

René Renoult

Pierre Marraud
Bildungsminister
13.12. 1930 – 22.01. 1931

Mario Roustan

Laurent Eynac
Minister für öffentliche Arbeiten
24.01. 1936 – 04.06. 1936

Albert Bedouce
Staatsminister
04.06. 1936 – 21.06. 1937
16.06. 1940 – 10.07. 1940


Édouard Daladier
selbst
selbst
selbst
Vize-Premier und Minister für die
Koordinierung der Dienste im Amt des Premierministers
10.04. 1938 – 11.05. 1939
11.05. 1939 – 13.09. 1939
13.09. 1939 – 20.03. 1940
21.03. 1940 – 16.06. 1940


selbst
selbst
selbst

Albert Letellier
Bürgermeister von Tours
1919–1925

Ferdinand Morin