Carl Bolbrügge

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Carl Maria Georg Bolbrügge in den 1890er Jahren

Carl Maria Georg Bolbrügge (* 28. Oktober 1849 in Grabow; † 23. September 1898 ebenda) war der Besitzer der Mühlenwerke C. J. P. Bolbrügge und sechster Erbmüller der Grabower Wassermühle, eines der größten Mühlenkomplexe in Mecklenburg-Vorpommern.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl Bolbrügge wurde als ältestes von vier Kindern des fünften Erbmüllers und Kommerzienrates Carl Bolbrügge (1820–1878) und dessen Ehefrau Marie geb. Steinkopff in Grabow geboren. Er war Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges 1870–71 und später Premier-Leutnant der Reserve des 2. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 18 zu Parchim. Er studierte an der Gewerbeakademie Charlottenburg Ingenieurwissenschaften und schloss sich im Sommersemester 1872 dem Verein der Sachsen, dem späteren Corps Saxonia-Berlin an. Nach Beendigung des Studiums wechselte er in den Mühlenbetrieb seiner Familie und übernahm im Jahre 1878 von seinem verstorbenen Vater die Geschäftsführung des Unternehmens, die er bis zu seinem Tod ausübte.

Carl Bolbrügge war mit der aus Bützow gebürtigen Elisabeth Stypmann aus einer alten mecklenburgischen Juristenfamilie verheiratet und hatte mit ihr einen Sohn, Carl Bolbrügge (* Grabow 1893, † Bonn 1968), der dann nach dem frühen Tod des Vaters 1899 im Alter von sechs Jahren vom Großherzog zum siebten und letzten Erbmüller ernannt werden sollte.

Der 1831 nach neuestem Technikstand als Korn-, Öl- und Walkmühle errichtete Mühlenkomplex wurde unter der technischen Leitung von Carl Bolbrügge ständig erweitert, vergrößert und umgebaut, insbesondere in den zwei großen Ausbauphasen der Jahre 1888 und 1897/98. Zwischen 1868 und 1870 ließ er die sechs Wasserräder durch drei Wasserturbinen ersetzten und ergänzte den Antrieb 1888 um eine Dampfmaschine. 1896 wird von der Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik vormals Gebr. Seck eine automatische Weizenmühle eingerichtet.[1]

Der Betrieb der Mühle führte die Familie Bolbrügge zu hohem Wohlstand. Um 1880 wurde sie als eine der reichsten Familien Mecklenburgs bezeichnet.

Bolbrüggesche Mühle in Grabow

Erbmühle und Erbmüllerfamilie Bolbrügge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Bolbrügge war 1717 durch einen Erbpachtvertrag mit Herzog Karl Leopold zu Mecklenburg-Schwerin in den Besitz der Grabower Wassermühle gelangt und führte sie bis zur Enteignung in der DDR durch sieben Erbmüller-Generationen. Seit 1923 wurde auch Stromproduktion betrieben. 1930 während der Weltwirtschaftskrise geriet die Mühle in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

1951 wurde die Familie Bolbrügge enteignet und die Mühle wurde volkseigen. Als Teil der Elde-Mühle Parchim arbeitete sie bis 1998 weiter. Heute steht der unter Denkmalschutz gestellte Komplex in der Altstadt von Grabow leer. Zur Stromerzeugung wurde die Wasserkraft bis 2016 genutzt. Die Grabower Mühle stellt neben Bad Kleinen und Neu Kaliß den größten Mühlenkomplex in Mecklenburg-Vorpommern dar. Die gelben und roten Klinkerbauten stehen zusammen mit dem Wohnhaus Bolbrügge von 1861 am Pferdemarkt und auf der dahinter gelegenen Mühleninsel zwischen Mühlengraben und Alter Elde. Sie befinden sich äußerlich im Wesentlichen in dem Zustand, wie Carl Bolbrügge sie nach dem letzten großen Umbau 1898 hinterlassen hat.

Die Grabkapelle der Familie Bolbrügge[2] auf dem Grabower Friedhof gehört zu den Baudenkmalen des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Der Taufständer der Grabower Stadtkirche St. Georg wurde im Jahre 1785 von der Familie Bolbrügge gestiftet[3], ebenso wie später das Lutherbild in derselben Kirche.

Grabkapelle der Familie Bolbrügge in Grabow

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Bolbrügge: Bolbrügge aus Suckow in Mecklenburg, in: Deutsches Geschlechterbuch, Band 105, C. A. Starke, Görlitz 1939, S. 1–47
  • Hans Hoppe: Zur Erinnerung an den zweihundertjährigen Gründungstag des Hauses C. J. P. Bolbrügge, Bärensprungsche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1917
  • Frank Norbert Nagel (Hrsg.): Türme, Schornsteine, Industrie-Mühlen, Land-Art, Books on Demand, Norderstedt 2006, S. 70–71, ISBN 978-3-8334-5035-8, Digitalisat
  • Hans Kenzler: Bolbrügge: Eine Müller-Familie mit Tradition, in: Schweriner Volkszeitung vom 12. Juli 2010, S. 18
  • Rüdiger Sander: Zur Erinnerung an den dreihundertjährigen Gründungstag der Erbmühle Bolbrügge in Grabow (Mecklenburg) 1717 – 17. Juni – 2017, Erbmühle Bolbrügge GmbH & Co. KG, Grabow 2017, 2. bibliographisch ergänzte Auflage 2018
  • Carl Weigandt: Geschichte des Corps Saxonia-Berlin zu Aachen 1867-1967, Alte-Herren-Vereinigung des Corps Saxonia-Berlin, Aachen 1968

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik vorm. Gebr. Seck Dresden: Mühlenbauten. Dresden 1906.
  2. Denkmalliste des Landkreises Ludwigslust (PDF; 154 kB)
  3. webpage der Grabower Stadtkirche St. Georg (Memento des Originals vom 27. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirche-grabow.de