Chełm

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Chełm
Wappen von Chełm
Chełm (Polen)
Chełm (Polen)
Chełm
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lublin
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 35,29 km²
Geographische Lage: 51° 8′ N, 23° 29′ OKoordinaten: 51° 8′ 0″ N, 23° 29′ 0″ O
Höhe: 80 m n.p.m.
Einwohner: 65.207 (30.06.2014[1])
Postleitzahl: 22-100 bis 22-118
Telefonvorwahl: (+48) 82
Kfz-Kennzeichen: LC
Wirtschaft und Verkehr
Straße: E 373 WarschauKiew
Eisenbahn: Warschau–Kiew
Nächster int. Flughafen: Flughafen Lublin-Świdnik
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 35,29 km²
Einwohner: 61.135
(31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 1732 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0662011
Verwaltung (Stand: 2018)
Stadtpräsident: Jakub Banaszek
Adresse: ul. Lubelska 65
22-100 Chełm
Webpräsenz: www.chelm.pl



Chełm [ˈxɛwm] (deutsch Cholm, ukrainisch Холм Cholm) ist eine Stadt in Polen in der Woiwodschaft Lublin östlich von Lublin unweit der Grenze zur Ukraine. Die Stadt bildet einen Stadtkreis, in dem rund 65.000 Menschen leben (Stand 30. Juni 2014). Der Name Chełm kommt von altslawischen cholm und bedeutet „Hügel“.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste schriftliche Beleg über die Existenz einer Siedlung stammt aus dem Jahr 981, als die Stadt in altrussischen Chroniken als Teil des Fürstentums Halitsch erwähnt wurde. Zwischen 1018 und 1031 war die Stadt vorübergehend unter polnischer Herrschaft. 1220 wurde der Ort Teil eines orthodoxen Bistums. 1237 ließ Daniel von Halitsch hier eine Festung anlegen. 1240 wurde der Hauptsitz des Fürstentums Halitsch nach Chełm verlegt, da die Stadt an wichtigen Handelsrouten lag. Gleichzeitung wurde sie Sitz der orthodoxen Eparchie Cholm. 1366 wurde die Stadt Teil Polens und erhielt ein katholisches Bistum. Am 14. Januar 1392 erhielt der Ort das Stadtrecht vom polnischen König Władysław II. Jagiełło nach Magdeburger Recht. 1596 wurde die Eparchie der Unierten Kirche übertragen. 1795 fiel die Stadt an Österreich. 1809 kam sie ins Herzogtum Warschau und 1815 ins neu entstandene autonome Königreich Polen und damit bald zu Russland.

1867 wurde Chełm Kreisstadt und blieb dies bis 1912, als es für die restlichen Jahre der russischen Herrschaft Hauptstadt eines Gouvernements (Gouvernement Cholm) wurde. 1877 erhielt die Stadt einen Anschluss ans Eisenbahnnetz, was bedeutend für die Entwicklung der Stadt war. Im Brotfrieden von 1918 sollte das Regentschaftskönigreich Polen Cholm an die Ukrainische Volksrepublik abtreten, wozu es jedoch nicht kam. 1936 wurde eine Kanalisation für die ganze Stadt angelegt.

Ab 1939, während der deutschen Besetzung Polens, gehörte Chełm zum Generalgouvernement. Es wurden fast alle dort lebenden Juden im nahe gelegenen Vernichtungslager Sobibor vergast. Am 1. Januar 1940 errichteten die Nationalsozialisten in der Nähe ein Ghetto von dem aus ab 21. Mai 1942 die Insassen nach Sobibor zu Vernichtung deportiert wurden. Das Ghetto wurde am 6. November 1942 geschlossen.[3] Daneben gab es noch in der Zeit vom 6. September 1941 bis 31. März 1942 ein Zwangsarbeitslager für männliche Juden.[4]

Im Juli 1944 erreichte die Rote Armee die Stadt und befreite sie.

1975 wurde die Stadt im Rahmen einer Verwaltungsreform Hauptstadt einer eigenen Woiwodschaft, verlor diesen Status aber 1999 in einer weiteren Reform wieder und wurde nun wieder kreisfrei und Kreisstadt des gleichnamigen Powiats.

Landgemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kreisfreie Stadt ist von einer eigenständigen Landgemeinde umgeben. Die Landgemeinde Chełm hat eine Fläche von 221,82 km². Die namensgebende Stadt Chełm gehört der Gmina nicht an. Ferner ist das Dorf Pokrówka (ca. 1.600 Einwohner) Sitz dieser Gmina.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf die Stadt und die Kirche der Aussendung der Apostel
Basilika Mariä Geburt
  • Burgberg mit Resten einer Burg aus dem 13. Jahrhundert
  • Die spätbarocke katholische Basilika Mariä Geburt (Bazylika mniejsza pw. Narodzenia Najświętszej Marii Panny) wurde von 1735 bis 1756 als uniertes Gotteshaus nach Plänen von Paolo Fontana errichtet
  • Der Bau der spätbarocken Kirche der Aussendung der Apostel (Kościół pw. Rozesłania św. Apostołów) wurde ebenfalls von Paolo Fontana entworfen und 1736 bis 1763 ausgeführt
  • Das Barockschloss der unierten Bischöfe
  • Ehemaliges Basilianerkloster
  • Das barocke Ustyluher Tor (Brama Uściługska)
  • Jüdischer Friedhof
  • Kleine Synagoge
  • Relikte des Kreideabbaus in Chełm sind Kreidestollen (Podziemia Kredowe)

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtpräsident[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Seit 2006 war dies Agata Fisz, die der linken SLD angehört, aber für das Wahlkomitee „Agata Fisz – Position für Chełm“ antritt. Die turnusmäßige Wahl im Oktober 2018 führte zu folgenden Ergebnis:[5]

In der daraufhin notwendigen Stichwahl konnte sich der zweitplatzierte Banaszek mit 50,9 % der Stimmen knapp gegen die bisherige Amtsinhaberin Fisz durchsetzten und wurde neuer Stadtpräsident.

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[6]

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chełm ist zwischen 1996 und 2014 sechs Partnerschaften mit Städten und Gemeinden eingegangen: [7]

Stadt Land seit
Knoxville Tennessee, Vereinigte Staaten 1998
Kowel Oblast Wolyn, Ukraine 1996
Luzk Oblast Wolyn, Ukraine 2014
Morlaix Bretagne, Frankreich 1997
Sindelfingen Baden-Württemberg, Deutschland 2001
Utena Bezirk Utena, Litauen 1998

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chelmer Narren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im jüdischen Humor sind die Stadt und ihre töricht-liebenswürdigen, nach talmudischem Vorbild, aber in die falsche Richtung argumentierenden Einwohner, die Chelmer Narren oder ironisch die Weisen von Chelm (Chelmer Khakhomim), über die viele Geschichten erzählt werden, ein Sinnbild der Dummheit, vergleichbar mit den Schildbürgern (bei J. B. Singer und anderen, z. B. Aaron Zeitlin, Solomon Simon oder Allen Mandelbaum).[8][9] Diese Überlieferung liegt dem deutschen Zeichentrickfilm Die Schelme von Schelm aus dem Jahr 1995 zugrunde.[10] Allen Mandelbaums Chelmaxioms : The Maxims, Axioms, Maxioms of Chelm (David R. Godine, 1978) behandelt die Weisen des jüdischen Chełm als Gelehrte, die zwar kenntnisreich sind, denen es aber an Verstand fehlt. Die Chełm-Geschichten ahmen den Interpretationsprozess des Midrasch und den talmudischen Argumentationsstil nach und setzen den Dialog zwischen rabbinischen Texten und ihrer Umsetzung im Alltag fort. Die scheinbar nebensächlichen Fragen, die für den Chełmer Judenrat typisch sind, können als komödiantische Anspielung auf die Weite der talmudischen Literatur interpretiert werden. Die Kombination aus paralleler Argumentation und sprachlicher Gemeinsamkeit lässt die jüdische Texttradition, nämlich den Talmud, in der Chełm-Folklore aufscheinen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chełm – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2014. (Memento vom 23. November 2014 auf WebCite) Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF), abgerufen am 12. Juni 2015.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  3. Reinhard Tenhumberg – Ghetto Chelm (Cholm)
  4. Reinhard Tenhumberg – Lager Chelm (Cholm)
  5. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 29. August 2020.
  6. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 29. August 2020.
  7. Miasta Partnerskie. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. November 2017; abgerufen am 12. November 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.chelm.pl
  8. Vgl. weiter z. B. den Artikel Chelmer Narronim (hebraisierender Plural = „Die Chelmer Narren“). In: Jüdisches Lexikon. Berlin 1927, Bd. I. - Oder das Buch Heinrich Loewes: Schelme und Narren mit jüdischen Kappen. Berlin 1920.
  9. Siehe auch: Salcia Landmann: Jüdische Witze. Ausgewählt und eingeleitet von Salcia Landmann. Erweiterte Taschenbuchausgabe, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1963, ISBN 3-423-21017-6.
  10. Chełm bei IMDb