Chorverband Niedersachsen-Bremen

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Der Chorverband Niedersachsen-Bremen (CVNB) ist eine Vereinigung von Chören in Niedersachsen und Bremen. Als Einzelverband war er bis 2017 Mitglied im Deutschen Chorverband und dabei einer von 26 Landesverbänden.[1]

Das Verbandsgebäude des CVNB in Bremen

Der Verband mit Sitz in Bremen ist der Zusammenschluss von ca. 1.300 Chören mit rund 42.000 Mitgliedern in Niedersachsen und Bremen. Die Chöre haben sich regional in 32 Kreischorverbänden (Stand 2014) zusammengeschlossen.[2]

Die Mitgliederzahlen sind rückläufig, die COVID-19-Pandemie in den Jahren 2020/21 hat zu einer starken Beeinträchtigung des Chorbetriebs geführt, der Chöre mit Online-Proben, Proben im Freien oder aber dem Aussetzen von Proben begegnet sind. Auch sind coronabedingt bereits mehrere Chorauflösungen registriert.[3]

Mit dem Niedersächsischen Chorverband steht der CVNB in Kontakt, beide Verbände gehen aber getrennte Wege.

Die Chorjugend im Chorverband Niedersachsen-Bremen war innerhalb der Deutschen Chorjugend ein eigenständiger Jugendverband. Als Nachfolgeorganisation wurde im Oktober 2022 die Jugendsparte im CVNB gegründet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Chorverband Niedersachsen-Bremen ist aus den Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln hervorgegangen, die sich bereits 1831 im Wald bei Nienburg/Weser konstituierten.

Am 16. Juli 1831 wurde im Oyler Wald bei Marklohe von Sängern der Bremer Liedertafel, der Alten Hannoverschen und der Nienburger Liedertafel der Bund der Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln gegründet.[4]

Die Gründung gilt als erster gebietsweiser Zusammenschluss innerhalb des Deutschen Sängerbundes. Dem seit 1831 bestehenden Verband der Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln gehörten u. a. Nienburg, Rehburg, Bremen, Rinteln, Hameln, Hildesheim, Pyrmont, Minden und Osnabrück an.

„Die Sängerfeste der norddeutschen Liedertafeln waren zunächst geschlossene, nichtöffentliche Veranstaltungen; erst gegen Ende des Jahrzehnts wurde die Öffentlichkeit mehr und mehr in das Festgeschehen einbezogen“, schreibt Dieter Düding.[5]

1893 enthüllter Gedenkstein zur Erinnerung an die Gründung der Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln im Jahr 1831

Auf Antrag des Nienburger Ratsherrn und Senators Carl Schütte wurde im Oyler Wald ein Gedenkstein errichtet, der in Verbindung mit einem Sängertag am 12. August 1893 enthüllt wurde.[6] „Mit dem Sängertage war die Enthüllung eines im Oyler-Walde bei Nienburg zur Feier der 1831 erfolgten Gründung des Verbandes errichteten Denksteins verbunden“, so der Hinweis in der Neuen Zeitschrift für Musik vom 23. August 1893.

Am 8. September 1841 nahmen die norddeutschen Liedertafeln an der Grundsteinlegung des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald teil, wobei u. a. ArndtsDes Deutschen Vaterland“ und Nägelis „Stehe fest, o Vaterland“ gesungen wurden.[7]

Der Bund zählte am 31. Dezember 1909 insgesamt 68 Vereine mit 3956 Sängern.[8]

Im Nationalsozialismus erfolgte die Gleichschaltung des Chorwesens. Mit der Gründung der Reichsmusikkammer (RMK) im Herbst 1933 innerhalb der Reichskulturkammer wurde das gesamte Musikwesen durch Gleichschaltung in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt.[9] Im Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover verlautete 1942:

„Zu dem chorischen Leben in Hannover bleibt endlich als wesentliche Tatsache hervorzuheben, daß 1831 mit dem Sitz in Hannover der erste Zusammenschluß im deutschen Chorgesangswesen überhaupt unter dem Namen ‚Vereinigte Norddeutsche Liedertafeln‘ erfolgte, eine Gründung, die sich bis heute im ‚Sängergau Niedersachsen‘ erhalten hat, in dem nach der Machtübernahme auch der 1902 gegründete Verband ‚Niedersächsischer Männergesangvereine‘ aufging; als Gauchormeister ist Hans Heinrichs zu nennen. […]“

Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover: Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1942, S. 389

Am 19. November 1949 wurde bei einer Gründungsversammlung in der Glocke zu Bremen der Sängerbund Nordwestdeutschland als Nachfolger der Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln aus der Taufe gehoben.[10] Seit 1990 führt der Chorverband Niedersachsen-Bremen e.V. die Tradition fort.

Präsidenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1990–2000 Wolfgang Fascher (Visselhövede)
2000–2012 Hans-Jürgen Ollech (Wesendorf)
2012–2016 Carl-Mathias Wilke (Garrel)
2016–2020 Ferdinand Emmrich (Jaderberg)
2020–2022 Cornelia Recht (Stade)
seit 2022 Jason Johnson (Lehrte)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G. Hesse: Auszug aus der Geschichte des Bundes der vereinigten Norddeutschen Liedertafeln 1831–1909. Druck von C. J. Georg Glenewinkel, Nienburg/Weser 1910.
  • Wilhelm Siebert: Festschrift der Nienburger Liedertafel aus Anlaß ihres 100jährigen Bestehens. 1831–1931. Hoffmann, Nienburg 1931.
  • Festbuch für die Hundertjahrfeier der Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln in Hannover vom 20.–22. Juni 1931. Hrsg. vom Festausschuß der Ortsgruppe Hannover, Hannover 1931.
  • F. Thomas Gatter: Die Chorbewegung in Norddeutschland 1831 bis 2006 – Von den Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln bis zum Chorverband Niedersachsen-Bremen. Eres-Verlag, Lilienthal 2007, ISBN 978-3-87204-439-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Estorf: Austritt ist beschlossen auf sg-mittelweser.de, abgerufen am 13. Januar 2021.
  2. cvnb.de: Verbandsstruktur (Memento vom 7. Januar 2014 im Internet Archive)
  3. cvnb.de (Startseite), abgerufen am 13. Januar 2021.
  4. Als das Radio noch nicht erfunden war: Celler Männerchöre im Kaiserreich (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive), Sachsenspiegel der Celleschen Zeitung, 7. September 2013. Zu den Gründungsvätern gehörte der kaiserlich brasilianischer Vizekonsul in Bremen Ludwig Friedrich Kalkmann.
  5. Dieter Düding: Organisierter gesellschaftlicher Nationalismus in Deutschland (1808–1847): Bedeutung und Funktion der Turner- und Sängervereine für die deutsche Nationalbewegung. R. Oldenbourg Verlag, München 1984, S. 183.
  6. Liedertafeln waren Gründer, Kreis-Chorverband-Nienburg.de, abgerufen am 21. November 2017.
  7. Otto Elben: Der volksthümliche deutsche Männergesang und seine Geschichte, seine gesellschaftliche und nationale Bedeutung. Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung, Tübingen 1855, S. 98.
  8. Die Musik 12 (1912/13), Bd. XLVIII, Kunstbeilage, Berlin und Leipzig 1912, S. 100.
  9. Bernhard Müßgens, Oliver Kautny, Martin Gieseking: Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft. Festschrift für Brunhilde Sonntag. Osnabrück 2001, S. 189.
  10. „Der Chorverband Niedersachsen-Bremen“. In: Niedersachsenbuch, 1997, S. 128.