Christoph Froschauer

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Wandzeichnung im Orell-Füssli-Hauptsitz in Zürich-Wiedikon
Inschrift am Haus Froschauers an der Brunngasse 18 in Zürich
Karte des Wallis aus den Landtaflen von Johannes Stumpf und Christoph Froschauer, Zürich 1556
Titelblatt der Zürcher Bibel von 1531. Diese von Froschauer gedruckte Version war für lange Zeit die textlich und gestalterisch bedeutendste Ausgabe der Zürcher Bibel
Druckermarke von 1525
«Zur Froschau» in der Zürcher Altstadt. Ausschnitt aus dem Murerplan

Christoph Froschauer (* um 1490 vermutlich in Kastl bei Altötting; † 1. April 1564 in Zürich) war ein deutscher (bayerischer) Buchdrucker und Verleger. Er war der erste Buchdrucker der Reformationszeit in Zürich und druckte insbesondere die unter Leitung von Zwingli übersetzte Zürcher Bibel von 1531.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Froschauer erlernte das Setzer- und Buchdruckerhandwerk vermutlich bei seinem Onkel Hans Froschauer in Augsburg. Um 1515 kam er nach Zürich und arbeitete zuerst als Angestellter bei Hans Rüegger, wo er eine Druckerei aufbaute. Nach Rüeggers Tod heiratete Froschauer 1517 dessen Witwe, übernahm die Druckerei und bekam 1519 das Bürgerrecht der Stadt verliehen.

Dadurch erhielt er Druckaufträge vom Stadtstaat Zürich. Er druckte ins Deutsche übersetzte Werke von Erasmus von Rotterdam, von Luther und insbesondere von Zwingli. Zwingli bediente sich des neuen Mediums sehr gewandt und liess Predigten und andere programmatische Schriften in kurzer Zeit bei Froschauer drucken. Froschauer wurde so zu einem wichtigen Förderer der Reformation in Zürich.

In Froschauers Haus «Am Wyngarten» fand im Beisein Zwinglis das «Wurstessen» während der Fastenzeit 1522 statt, eine geplante Provokation, für die er sich vor dem Stadtrat verteidigen musste.[1]

Verheiratet war Froschauer in erster Ehe mit Elise Rüegger-Zimmermann († 1550), nach ihrem Tod mit Dorothea Locher; beide Ehen blieben kinderlos. Froschauer starb 1564 an der Pest. Die Druckerei wurde von seinem Neffen Christoph Froschauer dem Jüngeren weitergeführt und wechselte nach dessen Tod 1585 über die Jahrhunderte mehrfach den Besitzer.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Froschauers Druckerei wurden zwischen 1520 und 1564 über 700 Titel[2] in annähernd einer Million Exemplaren gedruckt, darunter reich ausgestattete Bibeln, wie 1524 Luthers Neues Testament, 1525 das Alte Testament, 1531 die «Zürcher Bibel» mit über 100 Illustrationen nach Vorlagen von Hans Holbein d. J. Zu den Glanzstücken aus der Druckerei Froschauers gehört die prachtvoll illustrierte «Schweizer Chronik» (1547/48) von Johannes Stumpf. Den überwiegenden Teil dieser Illustrationen (400 Holzschnitte) schuf Heinrich Vogtherr der Ältere.[3] Bedeutung erlangte Froschauer auch als Verleger von kartografischen Werken: Bereits die Bibel von 1525 war mit einer Karte des Heiligen Landes versehen. 1546 gab er die Kosmografie Johannes Honterus’ von 1541 im Nachdruck heraus, und die Karten der Stumpf-Chronik erschienen auch separat als «Landtafeln».

Froschauer druckte nicht nur, sondern schnitt seine eigenen Schriften, baute eine Typengiesserei auf, übernahm Buchbindearbeiten und den Vertrieb der Werke in einer eigenen Buchhandlung. Mit der Pacht der städtischen Papiermühle auf der Papierwerd in der Limmat erzeugte er sein eigenes Papier.

Verschiedenes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten seiner Druckermarken zeigen einen Baum mit kletternden Fröschen, ein Bilderrätsel, das durchaus doppelsinnig gelesen werden kann, indem der Baum eine Weide darstellt, die auf einer Aue (Homonym zu Weide) steht, somit eine Frosch-Weide auf einer Frosch-Aue.[4]

Der Gebäudekomplex an der heutigen Froschaugasse (Hausnummer 4 war die mittelalterliche Synagoge) hatte nach der Aufhebung des Frauenklosters St. Verena und Verkauf der Gebäude an Christoph Froschauer im Jahr 1551 den Namen «Zur Froschau» erhalten.[5]

Die heutige Orell Füssli (Verlag, Buchhandlung, Karten- und Banknotendruck) führt ihre Anfänge auf Froschauers Druckerei zurück.

Rezeption im Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Meyer: Froschauer, Christoph. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Paul Leemann-van Elck : Froschauer, Christoph der Ältere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 664 f. (Digitalisat).
  • Ernst KelchnerFroschauer, Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 148 f.
  • Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Wiesbaden: Harrassowitz 2007, S. 1039–1040.
  • Manfred Vischer: Bibliographie der Zürcher Druckschriften des 15. und 16. Jahrhunderts. Koerner, Baden-Baden 1991 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 124), ISBN 3-87320-124-0.
  • Paul Leemann van Elck: Die Offizin Froschauer: Zürichs berühmte Druckerei im 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Buchdruckerkunst anlässlich der Halbjahrtausendfeier ihrer Erfindung. Bureau der Antiquarischen Gesellschaft im Schweizerischen Landesmuseum (Hrsg.), Zürich 1940.
  • Paul Leemann van Elck: Die Zierinitialen in den Drucken der Offizin Froschauer-Zürich. Sonderdruck aus: Gutenberg-Jahrbuch 1938, S. 143–158. Zürich 1938.
  • Edmund Camillo Rudolphi: Die Buchdrucker-Familie Froschauer in Zürich 1521–1595. Mit Verzeichniss der aus ihrer Offizin hervorgegangenen Druckwerke. Zürich 1869.
  • Joachim Staedtke: Christoph Froschauer: der Begründer des Zürcher Buchwesens. OF, Zürich 1964 DNB 1045420271.
  • Paul Heitz: Die Zürcher Büchermarken bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Zürich 1895
  • Urs B. Leu: Reformation als Auftrag, der Zürcher Drucker Christoph Froschauer d. Ä. (ca. 1490-1564); in: Buchdruck und Reformation in der Schweiz, hrsg. von Urs B. Leu und Christian Scheidegger; Theologischer Verlag, Zürich 2018; IX, 445 S., ill. (Zwingliana; 45), ISBN 978-3-290-18218-2, S. 1–80

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Christoph Froschauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Matthias Reuter: Wurstessen. In: Zwingli-Lexikon von A bis Z. Zürcher Evangelisch-reformierten Landeskirche, 24. August 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Januar 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.zhref.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. Bei Manfred Vischer: Bibliographie der Zürcher Druckschriften des 15. und 16. Jahrhunderts (= Bibliotheca bibliographica Aureliana, 124). Koerner, Baden-Baden 1991, ISBN 3-87320-124-0: S. 32–242 sind 712 Drucke verzeichnet
  3. Frank Muller: Heinrich Vogtherr der Ältere (1490–1556) Aspekte seines Lebens und Werkes. Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Histor. Vereins Dillingen a. d. Donau, XCII. Jahrgang 1990, Seite 204–205.
  4. Paul Heitz: Die Zürcher Büchermarken bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Zürich 1895.
    Manfred Vischer: Bibliographie der Zürcher Druckschriften des 15. und 16. Jahrhunderts (= Bibliotheca bibliographica Aureliana, 124). Verlag Valentin Koerner, Baden-Baden 1991, Abbildungen S. 542–549.
  5. Auf den Spuren der mittelalterlichen Synagoge von Zürich. Archäologische Untersuchungen im Haus Froschaugasse 4. Medienmitteilung der Stadt Zürich, 8. August 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Dezember 2015; abgerufen am 7. Januar 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadt-zuerich.ch