Christoph Geiser

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Christoph Geiser (* 3. August 1949 in Basel) ist ein Schweizer Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christoph Geiser ist der Sohn eines Kinderarztes und einer Schauspielerin. Sein jüngerer Bruder ist der Rechtswissenschaftler Thomas Geiser. Nach der Matura studierte er Soziologie an den Universitäten in Freiburg im Breisgau und Basel. Er brach sein Studium ab und verbüsste 1970 mehrere Monate Haft wegen Dienstverweigerung. Anschliessend war er als Journalist tätig. Unter anderem gründete er zusammen mit Werner Schmidli die Literaturzeitschrift drehpunkt. Seit 1978 lebt er als freier Schriftsteller in Bern. 1980 war er Gastdozent am Oberlin College in Oberlin (Ohio), 1982 unternahm er eine Lesereise durch Australien. Gegenwärtig lebt er abwechselnd in Bern und Berlin.

Geiser ist Mitglied des Verbandes der Autorinnen und Autoren der Schweiz, des Deutschschweizer P.E.N.-Zentrums sowie korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Sein literarisches Archiv befindet sich seit 1991 im Schweizerischen Literaturarchiv und wird laufend erweitert.[1]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geisers Prosa und Lyrik beschäftigte sich in den Anfängen hauptsächlich mit gestörten Familienbeziehungen. Mit den Romanen Grünsee und Brachland wurden ihm die ersten Erfolge zuteil. Seit Mitte der 1980er und mit Geisers Bekenntnis zur eigenen Homosexualität verlagerte sich die Thematik hin zur Enttabuisierung sexueller Obsessionen. Eine deutliche Zäsur in Geisers Schaffen als Romanschriftsteller findet sich nach Wüstenfahrt, einem Roman über eine Männerbeziehung, in den Werken Das geheime Fieber und Das Gefängnis der Wünsche. Darin wendet er sich kulturhistorischen Stoffen zu, dem Leben des italienischen Barockmalers Caravaggio einerseits und einer imaginären Konfrontation zwischen dem Marquis de Sade und Goethe andererseits. In seinen Werken Die Baumeister, Über Wasser und Wenn der Mann im Mond erwacht löste Geiser mit seiner Assoziationstechnik und den «Wortkapriolen» die konventionelle Begrifflichkeit auf und wendet sich vermehrt an ein Publikum, das mit der Ausdrucksweise der literarischen Moderne vertraut ist.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bessere Zeiten (Gedichte). Regenbogen, Zürich 1968.
  • Mitteilung an Mitgefangene. Gedichte für die Insassen der Strafanstalt Oberschöngrün, Solothurn. Lenos Verlag, Basel 1971.
  • Hier steht alles unter Denkmalschutz. Erzählungen. Lenos, Basel 1972.
  • Warnung für Tiefflieger. Gedichte und Mittelland-Geschichten. Lenos, Basel 1974.
  • Zimmer mit Frühstück. Erzählung. Lenos, Basel 1975; ebd. 1992, ISBN 3-85787-607-7 und 1977 Verlag Volk und Welt, Berlin (DDR).
  • Grünsee. Roman. Benziger, Zürich 1978 und 1979 Verlag Volk und Welt, Berlin (DDR).
  • Brachland. Roman. Benziger, Zürich 1980 und 1983 Verlag Volk und Welt, Berlin (DDR).
  • Disziplinen. Vorgeschichten. Lenos, Basel 1982.
  • Wüstenfahrt. Roman. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 1984 und 1986 Verlag Volk und Welt, Berlin (DDR).
  • Das geheime Fieber. Roman. Nagel & Kimche, Zürich 1987.
  • Das Gefängnis der Wünsche. Roman. Nagel & Kimche, Zürich 1992, ISBN 3-312-00181-1.
  • Wunschangst (Acht Erzählungen, ill. v. Hannes Steinert). MännerschwarmSkript, Hamburg 1993, ISBN 3-928983-14-8.
  • Kahn, Knaben, schnelle Fahrt. Eine Fantasie. Nagel & Kimche, Zürich 1995, ISBN 3-312-00207-9.
  • Die Baumeister. Eine Fiktion. Nagel & Kimche, Zürich 1998, ISBN 3-312-00244-3
  • Über Wasser. Passagen. Ammann Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-250-60059-8.
  • Wenn der Mann im Mond erwacht. Ein Regelverstoß. Ammann, Zürich 2008, ISBN 978-3-250-60109-8.
  • Der Angler des Zufalls. Schreibszenen. Hrsg. von Michael Schläfli. MännerschwarmSkript, Hamburg 2009, ISBN 978-3-939-54279-7.
  • Schöne Bescherung. Kein Familienroman. Offizin, Zürich 2013, ISBN 978-3-907496-82-4.
  • Da bewegt sich nichts mehr. Mordsachen. Die Lunte im Spiegelberg Verlag, Zürich 2016, ISBN 978-3-939043-69-0.
  • Verfehlte Orte. Erzählungen. Secession, Berlin 2019, ISBN 978-3-906910-51-2.

Essays

Werkausgabe

Ab Herbst 2022 bis 2025 erscheint im Secession Verlag eine Werkausgabe in dreizehn Bänden (hg. v. Julian Reidy und Moritz Wagner). Bisher erschienen:

  • Bd. 1: Grünsee. Mit einem Nachwort von Moritz Wagner. Secession, Berlin 2022, ISBN 978-3-96639-050-7.
  • Bd. 2: Brachland. Mit einem Nachwort von Julian Reidy und Moritz Wagner. Secession, Berlin 2022, ISBN 978-3-96639-052-1
  • Bd. 3: Wüstenfahrt. Mit einem Nachwort von Heinrich Detering. Secession, Berlin 2023, ISBN 978-3-96639-060-6.
  • Bd. 4: Das geheime Fieber. Mit einem Nachwort von Dominik Müller. Secession, Berlin 2023, ISBN 978-3-96639-062-0.
  • Bd. 5: Das Gefängnis der Wünsche. Mit einem Nachwort von Stefan Zweifel. Secession, Berlin 2023, ISBN 978-3-96639-082-8.
  • Bd. 10: Schöne Bescherung. Kein Familienroman. Mit einem Nachwort von Julian Reidy. Secession, Berlin 2022, ISBN 978-3-96639-054-5.
  • Bd. 12: Meine Dienstverweigerung. Politische und Ästhetische Schriften. Mit einem Nachwort von Philipp Theisohn. Secession, Berlin 2024, ISBN 978-3-96639-080-4.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Schellenberg: Stoffe, Motive, Formen im Werk Christoph Geisers. Dissertation phil. hist. Universität Zürich, 1987.
  • Gonçalo Vilas-Boas: Von der „Insel“ weg in die Welt. Zeitgenössische Schweizer Autoren auf der Reise nach Ost und West (Christoph Geiser und Christian Kracht). In: Isabel Hernández, Ofelia Martí-Peña (Hrsg.), Eine Insel im vereinten Europa? Situation und Perspektiven der Literatur der deutschen Schweiz. Weidler, Berlin 2006, ISBN 3-89693-466-X, S. 107–122.
  • Michael Schläfli: Die Entstehung von Christoph Geisers Romanen „Grünsee“ und „Brachland“. In: Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs Hermann Burger, Bern 2007, S. 19–27.
  • Michael Schläfli: Aus den Kerkern der Erfindung. Christoph Geiser schreibt gegen die Wirklichkeit. In: Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs Schreiben im Gefängnis, Bern 2014, S. 81–87.
  • Rosmarie Zeller: Spiel mit Diskursen. Zu Christoph Geisers Umgang mit der Sprache. In: Regula Schmidlin, Heike Behrens, Hans Bickel (Hrsg.), Sprachgebrauch und Sprachbewusstsein. Implikationen für die Sprachtheorie. De Gruyter, Berlin 2015, ISBN 978-3-11-043794-2, S. 39–54.
  • Rosmarie Zeller: „Letztenendes bleibt doch nur die Kunst.“ – Studien zu Christoph Geisers Texten. Aisthesis, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8498-1528-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.helveticarchives.ch/detail.aspx?id=165059