Colin McGinn

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Colin McGinn (* 10. März 1950 in Hartlepool, England[1]) ist ein britischer Philosoph, der lange Zeit an der Rutgers University in New Jersey gelehrt hat; von 2006 bis 2013 hatte er eine Professur für Philosophie an der University of Miami inne. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Philosophie des Geistes und Metaphysik.

Philosophie des Geistes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

McGinns zentrale These ist, dass wir aufgrund unserer begrenzten kognitiven Fähigkeiten bestimmte Probleme nicht und grundsätzlich nicht abschließend lösen können. Dies liege laut ihm an der modularen Struktur unseres Bewusstseins. McGinn stützt sich hierbei insbesondere auf Arbeiten von Jerry Fodor (so etwa in The Modularity of Mind), Thomas Nagels (The View from Nowhere), sowie auf Noam Chomskys Ansichten zum Sprachapparat des Menschen. McGinn, Nagel und Fodor wurden wegen ihrer Skepsis gegenüber der Möglichkeit, das Leib-Seele-Problem auf rein physikalistischem Weg zu lösen, vom Philosophen Owen Flanagan als „New Mysterians“ bezeichnet. Zur Lösung bestimmter Probleme haben sich laut McGinn im Laufe der Evolution leistungsfähige Schwerpunkt-Module entwickelt. Für die Lösung bestimmter anderer Probleme sind unsere auf diesen Modulen basierenden kognitiven Mittel jedoch entweder prinzipiell ungeeignet, oder aber und zumindest von grundsätzlich begrenzter Effektivität. Nach McGinn zählen hierzu vor allem Fragestellungen ontologischer und epistemologischer Natur und somit gerade auch solche Probleme, die klassischer Gegenstand der Philosophie sind, also in etwa Fragen über die Natur und Grundlage von Bedeutung und Sinn, Fragen bezüglich des Bewusstseins oder das Leib-Seele-Problem, sowie solche, die den freien Willen und das Selbst betreffen. Sämtliche dieser Probleme seien zwar prinzipiell und auch ohne auf höhere (d. h. nicht-materialistische) Prinzipien verweisen zu müssen, lösbar – wir, als Menschen, können sie jedoch aus ebenso prinzipiellen Gründen nicht lösen.

Affäre um sexuelle Belästigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang Juni 2013 wurde bekannt, dass McGinn zum Ende des Jahres seine Professur in Miami auf Druck der Universitätsleitung nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung seiner Forschungsassistentin („research assistant“) Monica Ainhorn Morrison aufgeben wird.[2] Er selbst weist die Anschuldigungen von sich.[3] Der Fall wurde 2016 beigelegt, die Beteiligten verpflichteten sich zu Stillschweigen.[4]

Der Vorfall löste eine Debatte darüber aus, inwieweit Sexismus in der Wissenschaft, insbesondere an Philosophischen Lehrstühlen, nach wie vor weit verbreitet ist.[5]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentarfilm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

McGinn ist auch in dem Dokumentarfilm The Atheism Tapes (2004) von Jonathan Miller zu sehen, in dem sechs namhafte Persönlichkeiten in jeweils etwa halbstündigen Interviews zum Spannungsfeld zwischen Religion und Atheismus befragt werden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. Andrew Ross: First-Person Consciousness: Honderich and McGinn Reviewed, S. 6 (PDF; 190 kB), abgerufen am 30. Mai 2015.
  2. Seth Zweifler, Prominent Philosopher to Leave U. of Miami in Wake of Misconduct Allegations. Chronicle of Higher Education, 4. Juni 2013.
  3. Siehe hierzu: Sibylle Anderl Der Aufschrei der Philosophinnen in FAZ-Blog vom 22. Juni 2013.
  4. Colleen Flaherty, "U Miami Settles Philosophy Harassment Case", Inside Higher Ed, 18 October 2016.
  5. Seth Zweifler: Prominent Philosopher to Leave U. of Miami in Wake of Misconduct Allegations. Abgerufen am 19. August 2022.
  6. Von den konstruktionsbedingten Mängeln des Verstandes faz.net S.2 Rezension zu Die Grenzen vernünftigen Fragens.
  7. Moral als Fango-Packung – faz.net. Rezension zu Das Gute, das Böse und das Schöne.
  8. Unser Hirn ist viel zu schwach für unser Hirn – faz.net Rezension zu Wie kommt der Geist in die Materie?