Coppa Volpi

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Valeria Golino, mit der 2015 gewonnenen Coppa Volpi als Beste Darstellerin für Per amor vostro

Die Coppa Volpi (deutsch „Volpi-Pokal“) ist ein Preis, der bei den jährlich stattfindenden Filmfestspielen von Venedig verliehen wird. Die Auszeichnung wird in Anerkennung an die beste schauspielerische Leistung eines Darstellers und einer Darstellerin in einem Wettbewerbsfilm vergeben und wurde bei der dritten Austragung des Filmfestivals im Jahr 1935 erstmals verliehen. Zuvor waren bereits 1932 und 1934 unbetitelte Darstellerauszeichnungen an Fredric March (Dr. Jekyll und Mr. Hide) und Helen Hayes (Die Sünde der Madelon Claudet) bzw. Wallace Beery (Schrei der Gehetzten) und Katharine Hepburn (Vier Schwestern) verliehen worden. Bei der letzten Preisverleihung im Jahr 2022 waren die später Oscar-nominierten Darsteller Cate Blanchett (Tár) und Colin Farrell (The Banshees of Inisherin) erfolgreich.

Die Coppa Volpi ist nach Giuseppe Volpi (1877–1947) benannt, einem italienischen Unternehmer und Politiker, der Präsident der Biennale di Venezia und Mitbegründer der Filmfestspiele von Venedig war. Die Preisträger erhalten als Siegestrophäe einen vergoldeten Pokal, der vom Wappen der Stadt Venedig geziert wird.

Preisträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2019 am häufigsten mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurden US-amerikanische Schauspieler und Schauspielerinnen (34 Siege, inkl. Auszeichnungen für Nebendarsteller und Schauspielensemble), gefolgt von ihren Kollegen aus Frankreich (26), Italien (22) und Großbritannien (18). Je zweimal die Coppa Volpi erhielten die Franzosen Jean Gabin (1951 und 1954) und Isabelle Huppert (1988 und 1995), der Japaner Toshirō Mifune (1961 und 1965), die US-Amerikaner Shirley MacLaine (1960 und 1988) und Sean Penn (1998 und 2003), der Spanier Javier Bardem (2000 und 2004), die Italienerin Valeria Golino (1986 und 2015) und die australisch-amerikanische Schauspielerin Cate Blanchett (2007 und 2022). Umstritten war die Juryentscheidung von 1997, als der Sieg Victoire Thivisols als beste Darstellerin bekanntgegeben wurde.[1] Die Französin war bei den Dreharbeiten zu Jacques Doillons Drama Ponette vier Jahre alt, was eine Diskussion um den Einsatz von Kinddarstellern im Film nach sich zog. Bis heute ist Thivisol die jüngste Gewinnerin der Coppa Volpi.

Künstler aus dem deutschsprachigen Film waren erstmals 1935 bzw. 1937 erfolgreich, als sich die Österreicherin Paula Wessely (Episode) und der Deutsche Emil Jannings (Der Herrscher) gegen die Konkurrenz durchsetzten. Als letzte deutsche Gewinner konnten sich Katja Riemann und Michael Fassbender in die Siegerlisten eintragen, die 2003 und 2011 für Rosenstraße bzw. Shame ausgezeichnet wurden.

Zwischen 1993 und 1996 wurde zudem die Coppa Volpi in den Kategorien bester Nebendarsteller und beste Nebendarstellerin, 1993 einmalig ein Darstellerpreis für das beste Schauspielensemble verliehen.

Bester Darsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2019 wurden 22 Mal Schauspieler aus den Vereinigten Staaten prämiert, gefolgt von ihren Kollegen aus Italien (10 Siege) sowie Frankreich und Großbritannien (je 9).

Jahr Preisträger Film Deutscher Titel
1935 Pierre Blanchar Crime et châtiment Schuld und Sühne
1936 Paul Muni The Story of Louis Pasteur Louis Pasteur
1937 Emil Jannings Der Herrscher Der Herrscher
1938 Leslie Howard Pygmalion Pygmalion
1939–
1940
Preis nicht vergeben
1941 Ermete Zacconi Don Buonaparte k. A.
1942 Fosco Giachetti Bengasi k. A.
1943–
1946
Preis nicht vergeben
1947 Pierre Fresnay Monsieur Vincent Monsieur Vincent
1948 Ernst Deutsch Der Prozeß Der Prozeß
1949 Joseph Cotten Portrait of Jennie Jenny
1950 Sam Jaffe The Asphalt Jungle Asphalt Dschungel
1951 Jean Gabin La nuit est mon royaume Die Nacht ist mein Reich
1952 Fredric March Death of a Salesman Der Tod eines Handlungsreisenden
1953 Henri Vilbert Le Bon Dieu sans confession k. A.
1954 Jean Gabin L’air de Paris Die Luft von Paris
Touchez pas au grisbi Wenn es Nacht wird in Paris
1955 Kenneth More The Deep Blue Sea Lockende Tiefe
Curd Jürgens Les héros sont fatigués Die Helden sind müde
Des Teufels General Des Teufels General
1956 Bourvil La traversée de Paris Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris
1957 Anthony Franciosa A Hatful of Rain Giftiger Schnee
1958 Alec Guinness The Horse’s Mouth Des Pudels Kern
1959 James Stewart Anatomy of a Murder Anatomie eines Mordes
1960 John Mills Tunes of Glory Einst ein Held
1961 Toshirō Mifune (用心棒) Yōjimbō Yojimbo – Der Leibwächter
1962 Burt Lancaster Birdman of Alcatraz Der Gefangene von Alcatraz
1963 Albert Finney Tom Jones Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen
1964 Tom Courtenay King & Country King and Country – Für König und Vaterland
1965 Toshirō Mifune 赤ひげ (Akahige) Rotbart
1966 Jacques Perrin La busca k. A.
Un Uomo a Metà k. A.
1967 Ljubiša Samardžić Jutro Ein serbischer Morgen
1968 John Marley Faces Gesichter
1969–
1979
Preis nicht mehr Bestandteil des offiziellen Programms
1980–
1982
Preis nicht vergeben
1983* Guy Boyd Streamers Windhunde
George Dzundza
David Alan Grier
Mitchell Lichtenstein
Matthew Modine
Michael Wright
1984* Naseeruddin Shah Paar k. A.
1985* Gérard Depardieu Police Der Bulle von Paris
1986* Carlo Delle Piane Regalo di Natale Weihnachtsgeschenk
1987* James Wilby Maurice Maurice
Hugh Grant
1988 Don Ameche Things Change Things Change – Mehr Glück als Verstand
Joe Mantegna
1989 Marcello Mastroianni Che ora è? Wie spät ist es?
Massimo Troisi
1990 Oleg Borissow Единственият свидетел (Jedinstwenijat swidetel) k. A.
1991 River Phoenix My Own Private Idaho My Private Idaho
1992 Jack Lemmon Glengarry Glen Ross Glengarry Glen Ross
1993 Fabrizio Bentivoglio Un' Anima Divisa in Due Un' Anima Divisa in Due
1994 Wen Jiang 阳光灿烂的日子 (Yangguang Canlan de Rizi) k. A.
1995 Götz George Der Totmacher Der Totmacher
1996 Liam Neeson Michael Collins Michael Collins
1997 Wesley Snipes One Night Stand One Night Stand
1998 Sean Penn Hurlyburly Hurlyburly
1999 Jim Broadbent Topsy-Turvy Topsy-Turvy – Auf den Kopf gestellt
2000 Javier Bardem Before Night Falls Before Night Falls
2001 Luigi Lo Cascio Luce dei miei occhi Licht meiner Augen
2002 Stefano Accorsi Un viaggio chiamato amore Un Viaggio chiamato amore
2003 Sean Penn 21 Grams 21 Gramm
2004 Javier Bardem Mar adentro Das Meer in mir
2005 David Strathairn Good Night, and Good Luck. Good Night, and Good Luck.
2006 Ben Affleck Hollywoodland Die Hollywood-Verschwörung
2007 Brad Pitt The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
2008 Silvio Orlando Il papà di Giovanna Il papà di Giovanna
2009 Colin Firth A Single Man A Single Man
2010 Vincent Gallo Essential Killing Essential Killing
2011 Michael Fassbender Shame Shame
2012 Philip Seymour Hoffman The Master The Master
Joaquín Phoenix
2013 Themis Panou Miss Violence Miss Violence
2014 Adam Driver Hungry Hearts Hungry Hearts
2015 Fabrice Luchini L’hermine L’Hermine
2016 Oscar Martínez El ciudadano ilustre Der Nobelpreisträger
2017 Kamel El Basha L’insulte / قضية رقم ٢٣ (Qadiyya raqm 23) Der Affront
2018 Willem Dafoe At Eternity’s Gate Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit
2019 Luca Marinelli Martin Eden Martin Eden
2020 Pierfrancesco Favino Padrenostro Padrenostro
2021 John Arcilla On the Job: The Missing 8 On the Job: The Missing 8
2022 Colin Farrell The Banshees of Inisherin The Banshees of Inisherin
2023 Peter Sarsgaard Memory Memory


* = Bester Darsteller des Festivals wurde nicht mit der Coppa Volpi ausgezeichnet

Beste Darstellerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pascale Ogier mit ihrer Auszeichnung für Vollmondnächte bei den Filmfestspielen im Jahr 1984

Bis 2019 wurden 17 Mal Schauspielerinnen aus Frankreich prämiert, gefolgt von ihren Kolleginnen aus den Vereinigten Staaten (10 Siege), Großbritannien und Italien (je 9).

Jahr Preisträgerin Film Deutscher Titel
1935 Paula Wessely Episode Episode
1936 Annabella Veille d’armes Zwischen Abend und Morgen
1937 Bette Davis Marked Woman Mord im Nachtclub
1938 Norma Shearer Marie Antoinette Marie-Antoinette
1939–
1940
Preis nicht vergeben
1941 Luise Ullrich Annelie Annelie
1942 Kristina Söderbaum Die goldene Stadt Die goldene Stadt
1943–
1946
Preis nicht vergeben
1947 Anna Magnani L’onorevole Angelina Abgeordnete Angelina
1948 Jean Simmons Hamlet Hamlet
1949 Olivia de Havilland The Snake Pit Die Schlangengrube
1950 Eleanor Parker Caged Frauengefängnis
1951 Vivien Leigh A Streetcar Named Desire Endstation Sehnsucht
1952 ¹ Preis nicht vergeben
1953 Lilli Palmer The Four Poster Das Himmelbett
1954–
1955
Preis nicht vergeben
1956 Maria Schell Gervaise Gervaise
1957 Dsidra Ritenbergs Malva Malwa
1958 Sophia Loren The Black Orchid Die schwarze Orchidee
1959 Madeleine Robinson A double tour Schritte ohne Spur
1960 Shirley MacLaine The Apartment Das Appartement
1961 Suzanne Flon Tu ne tueras point Der Kriegsverweigerer
1962 Emmanuelle Riva Thérèse Desqueyroux Die Tat der Thérèse D.
1963 Delphine Seyrig Muriel ou Le temps d’un retour Muriel oder Die Zeit der Wiederkehr
1964 Harriet Andersson Att älska Zu lieben
1965 Annie Girardot Trois chambres à Manhattan Drei Zimmer in Manhattan
1966 Natalja Arinbassarowa Первый учитель (Perwy utschitel) Der erste Lehrer
1967 Shirley Knight Dutchman Dutchman
1968 Laura Betti Teorema Teorema – Geometrie der Liebe
1969–
1979
Preis nicht mehr Bestandteil des offiziellen Programms
1980–
1982
Preis nicht vergeben
1983 ² Darling Légitimus Rue cases nègres Die Straße der Negerhütten
1984 ² Pascale Ogier Les nuits de la pleine lune Vollmondnächte
1985 Preis nicht vergeben
1986 ² Valeria Golino Storia d’amore Die Geschichte einer Liebe
1987 ² Soo-yeon Kang 씨받이 (Sibaji) Die Leihmutter
1988 Shirley MacLaine Madame Sousatzka Madame Sousatzka
Isabelle Huppert Une affaire de femmes Eine Frauensache
1989 Peggy Ashcroft She’s Been Away Eine unwürdige Frau
Geraldine James
1990 Gloria Münchmeyer La luna en el espejo Der Mond im Spiegel
1991 Tilda Swinton Edward II Edward II
1992 Gong Li 秋菊打官司 (Qiu Ju da guan si) Die Geschichte der Qiu Ju
1993 Juliette Binoche Trois couleurs: Bleu Drei Farben: Blau
1994 Maria de Medeiros Três irmãos Geschwister
1995 Sandrine Bonnaire La cérémonie Biester
Isabelle Huppert
1996 Victoire Thivisol Ponette Ponette
1997 Robin Tunney Niagara, Niagara Niagara, Niagara
1998 Catherine Deneuve Place Vendôme Place Vendôme
1999 Nathalie Baye Une liaison pornographique Eine pornografische Beziehung
2000 Rose Byrne The Goddess of 1967 The Goddess of 1967
2001 Sandra Ceccarelli Luce dei miei occhi Licht meiner Augen
2002 Julianne Moore Far from Heaven Dem Himmel so fern
2003 Katja Riemann Rosenstraße Rosenstraße
2004 Imelda Staunton Vera Drake Vera Drake
2005 Giovanna Mezzogiorno La bestia nel cuore La bestia nel cuore
2006 Helen Mirren The Queen Die Queen
2007 Cate Blanchett I’m Not There I’m Not There
2008 Dominique Blanc L’autre L’autre
2009 Xenia Rappoport La doppia ora Die doppelte Stunde
2010 Ariane Labed Attenberg Attenberg
2011 Deanie Ip 桃姐 (Tao Jie) Tao Jie – Ein einfaches Leben
2012 Hadas Yaron Lemale et Ha'chalal An ihrer Stelle
2013 Elena Cotta Via Castellana Bandiera k. A.
2014 Alba Rohrwacher Hungry Hearts Hungry Hearts
2015 Valeria Golino Per amor vostro k. A.
2016 Emma Stone La La Land La La Land
2017 Charlotte Rampling Hannah Hannah
2018 Olivia Colman The Favourite The Favourite – Intrigen und Irrsinn
2019 Ariane Ascaride Gloria Mundi Gloria Mundi
2020 Vanessa Kirby Pieces of a Woman Pieces of a Woman
2021 Penélope Cruz Madres paralelas Parallele Mütter
2022 Cate Blanchett TÁR Tár
2023 Cailee Spaeny Priscilla Priscilla

¹ = 1952 wurde die eigentliche Preisträgerin Ingrid Bergman disqualifiziert, da ihre Stimme in dem italienischen Wettbewerbsfilm Europa 51 nachsynchronisiert war.
² = Beste Darstellerin des Festivals wurde nicht mit der Coppa Volpi ausgezeichnet

Ehemals vergebene Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bester Nebendarsteller (1993–1996)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Preisträger Film Deutscher Titel
1993 Marcello Mastroianni Un deux trois soleil Eins, zwei, drei, Sonne
1994 Roberto Citran Il Toro k. A.
1995 Ian Hart Nothing Personal Grenzenloser Haß
1996 Chris Penn The Funeral Das Begräbnis

Beste Nebendarstellerin (1993–1995)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Preisträgerin Film Deutscher Titel
1993 Anna Bonaiuto Dove siete? Io sono qui Wo bist du? Ich bin hier
1994 Vanessa Redgrave Little Odessa Little Odessa
1995 Isabella Ferrari Romanzo di un giovane povero k. A.

Bestes Schauspielensemble (1993)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Preisträger Film Deutscher Titel
1993 Andie MacDowell
Bruce Davison
Jack Lemmon
Julianne Moore
Jennifer Jason Leigh
Lili Taylor
Robert Downey, Jr.
Short Cuts Short Cuts

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Goldener Löwe für Film über IRA-Gründer Michael Collins, Associated Press Worldstream - German, 7. September 1996, 16:33 Eastern Standard Time, Commentary