Corippo

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Corippo
Wappen von Corippo
Wappen von Corippo
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Locarnow
Kreis: Kreis Verzasca
Gemeinde: Verzascai2
Postleitzahl: 6631
frühere BFS-Nr.: 5102
Koordinaten: 708017 / 121470Koordinaten: 46° 14′ 10″ N, 8° 50′ 20″ O; CH1903: 708017 / 121470
Höhe: 563 m ü. M.
Fläche: 7,73 km²
Einwohner: 9 (31. Dezember 2019)
Einwohnerdichte: 1 Einw. pro km²

Karte
Corippo (Schweiz)
Corippo (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 18. Oktober 2020

Corippo ist eine Ortschaft im Verzascatal, die seit 2020 zur Gemeinde Verzasca gehört. Sie liegt zum Kreis Verzasca, Bezirk Locarno des Schweizer Kantons Tessin.

Der Dorfkern wurde 1975 unter Denkmalschutz gestellt und als beispielhaft ausgezeichnet.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Haufendorf liegt auf 552 m ü. M. im Taleinschnitt am rechten Ufer des Flusses Verzasca, am nördlichen Ende des Stausees Lago di Vogorno, 7 km nordwestlich der Station Gordola der Linie BellinzonaLocarno der Gotthardbahn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Corippo wurde 1224 erstmal als Culipo erwähnt, 1822 wurde es eine unabhängige Gemeinde. Da die wichtigste Erwerbsquelle der Einwohner, die Viehhaltung, durch die Knappheit der landwirtschaftlichen Ressourcen eingeschränkt war, verringerte sich die Anzahl der ständigen Einwohner seit Mitte des 19. Jahrhunderts stetig.[1]

Seit 1883 ist das Dorf durch eine Strasse erschlossen. Vorher wurde das Vieh über Saumpfade zum Überwintern in die Magadinoebene getrieben.

Die sich für die Erhaltung des Dörfchens einsetzende Fondazione Corippo 1975 plante – nach 40 Jahren vergeblicher Bemühungen, das Dorf als Erstwohnsitz attraktiver zu machen –, Corippo ab 2017 in ein «Albergo diffuso»[2] umzuwandeln, in ein «verstreutes Hotel». Zuvor war die Idee eines REKA-Dorfs an den zu grossen benötigten Anpassungen gescheitert.[3] Das Projekt erhielt dafür den Hotel Innovation Award 2017 von Gastrosuisse. Im Juli 2018 war das erste Zimmer bereit, und im Frühjahr 2019 sollte – nach der Restaurierung weiterer Rustici während des Herbsts 2018 – der Betrieb starten.[4] Nach der Betriebsaufnahme sollten auch der alte Dorfbackofen sowie die Mühle am Dorfbach unterhalb der Siedlung restauriert werden. Das Dorf war jedoch auch 2018 noch nicht an eine Abwasserreinigungsanlage angeschlossen, sondern verwendete eine Sickergrube, welche bei einem Vollbetrieb mit 10 Zimmern und 25 Betten vermutlich an ihre Belastungsgrenze gekommen wäre. Das «Albergo Diffuso» in Corippo wurde 2022 eröffnet. Es ist das Ergebnis der Bestrebungen der Fondazione Corippo 1975.[5] Ein ähnliches Projekt wurde im Weiler Commeire im Wallis realisiert.[6]

Die Gemeinden im Verzascatal fassten 2018 den Beschluss, sich zusammenzuschliessen. Am 18. Oktober 2020 fusionierte Corippo mit den damaligen Gemeinden Brione, Cugnasco-Gerra (Gerra Valle), Frasco, Lavertezzo (Lavertezzo Valle), Sonogno und Vogorno zur neuen Gemeinde Verzasca.[7] Eine vorherige Abstimmung war am Ortsteil Riazzino (Lavertezzo Piano) gescheitert, welcher als Überbleibsel der Transhumanz in der Magadinoebene liegt und als Exklave politisch zur alten Gemeinde Lavertezzo gehörte.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1795 1850 1900 1950 2000[1] 2005 2006 2010 2012 2014 2016 2018
Einwohner 269 294 196 73 22 17 18 12 12 13 14 12

Corippo war per Juli 2018 mit zwölf ständigen Einwohnern[8] die kleinste politische Gemeinde der Schweiz. In der Gemeinde lebten sieben Männer und fünf Frauen, ein Einwohner war ausländischer Staatsangehörigkeit.[9]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Corippo wird durch eine schmale Nebenstrasse erschlossen, die kurz vor dem nördlichen Ende des Lago di Vogorno über die Verzasca führt. Die Strasse zweigt zwischen Vogorno und Lavertezzo von der hier Via Valle Verzasca genannten Hauptstrasse ab, die das Verzascatal bis Sonogno erschliesst. Der Flugplatz Locarno liegt rund 30 Minuten Fahrzeit entfernt etwas östlich von Locarno in der Magadinoebene.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorfbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[10]

  • Pfarrkirche Chiesa di Santa Maria del Carmine[11]
  • Piazza del Mercato (Marktplatz)[12]
  • Betkapelle Cappella della Crosetta am nördlichen Ortsausgang[13]
  • Bethaus Oratorio di Novei im gleichnamigen Ortsteil[13]
  • Ponte bivio Corippo (einzige Strassenbrücke zum Ort)

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fondazione Corippo 1975[14]

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Amsler, Dieter Herrmann, Knut Lohrer, Brigitte Pedolin, Ulfert Weber: Corippo. Junge Schweizer und Deutsche zeichnen, fotografieren und beschreiben das alte Bergdorf Corippo im Tessin. Alexander Koch, Stuttgart 1959.
  • Thomas Amsler, Dieter Herrmann, Knut Lohrer, Ulfert Weber: Corippo. Bauaufnahme an der TH Stuttgart 1959. Karl Krämer Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-7828-1484-3. (Digitalisat)
  • Piero Bianconi: Corippo. In: I dipinti murali della Verzasca. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1934, S. 37.
  • Daniela Pauli Falconi: Corippo. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 25. März 2021.
  • Pier Giorgio Gerosa: Un microterritorio alpino – Corippo dal Duecento all’Ottocento. Armando Dadò editore, Locarno 1992; Idem: Analisi architettonica del villaggio di Corippo. In: Bollettino della Società Storica Locarnese. Nr. 1, Tipografia Pedrazzini, Locarno 1998, S. 101–102.
  • Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 229–230.
  • Giuseppe Mondada: Corippo. In: Catalogo delle pitture murali fino alla metà dell’Ottocento. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1934, S. 86–87.
  • Elfi Rüsch: Distretto di Locarno IV. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2013, S. 42–51.
  • Celestino Trezzini: Corippo. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2: Cavadini_Daegerlen. Attinger, Neuenburg 1924, S. 624.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Corippo – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Daniela Pauli Falconi: Corippo. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 25. März 2021. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  2. Albergo diffuso auf wikivoayge.org
  3. Die kleinste Schweizer Gemeinde wird zum Hotel. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  4. Johannes Ritter: Verlassen am Hang. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Mai 2018. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  5. Homepage des Albergo Diffuso in Corippo. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  6. Commeire im Wallis. Wie ein Weiler zum Hotel wurde. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  7. Günter Kast: Urlaub im Schweizer Verzascatal. Hier kann man für zwei Wochen zum Dorfbewohner werden. In: Der Spiegel, 23. September 2021. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  8. Helmut Stalder: In Corippo leben gerade noch zwölf Seelen. Nun beginnt im abgewirtschafteten Tessiner Dorf eine Verwandlung. In: Neue Zürcher Zeitung, 13. Juli 2018. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  9. Corippo (Distretto di Locarno, Ticino, Schweiz) – Einwohnerzahlen, Grafiken, Karte, Lage, Wetter und Web-Informationen. (Memento vom 13. Juli 2018 im Internet Archive)
  10. Schützenswerte Ortsbilder von nationaler Bedeutung. (PDF; 653 KB) Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  11. Pfarrkirche Chiesa di Santa Maria del Carmine auf der Plattform ETHorama. Abgerufen am 1. Dezember 2022.
  12. Piazza del Mercato auf der Plattform ETHorama. Abgerufen am 1. Dezember 2022.
  13. a b Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 229–230.
  14. Fondazione Corippo 1975. Abgerufen am 24. Oktober 2021.