Corvinus Presse

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Die Corvinus Presse ist ein Verlag in Berlin, dessen Bücher zumeist in besonderer bibliophiler Gestaltung im traditionellen Handsatz sowie in spezieller, handgefertigter Japanbindung als Künstlerbücher und Pressendrucke hergestellt werden. 2009 wurde die Corvinus Presse mit dem Victor Otto Stomps-Preis ausgezeichnet.

Verlagsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Corvinus Presse wurde in der Wende-Zeit von Hendrik Liersch in Berlin gegründet. Im April 1990 kam das erste Buch heraus. Seither sind über 200 Bücher erschienen. Das Verlagsprogramm umfasst Lyrik, Aphorismen, Prosa und literaturwissenschaftliche Texte von deutschen und internationalen Autoren.

Bibliophile Herstellung und Verlagskonzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Bücher werden in der ursprünglichen Handsatzform des manuellen Bleisatzes vom Verleger selbst hergestellt und auch – zumeist in Japanbindung – handgebunden. Jedes Buch wird in einem anderen bibliophilen Verfahren zusammengestellt, so dass Bücher mit „sinnlich erfahrbaren Individualitätsmerkmalen“ entstehen. Die Bände fallen durch „eine sorgfältige und phantasievolle Machart ins Auge. Jedes Buch unterscheidet sich in Papier, Satz und Format vom anderen. Jedes enthält die eine oder andere Grafik, die nicht als Illustration zum Text, sondern als eigenständiges Werk zu verstehen ist.“[1] Die taz schrieb über den Kleinverlag: „Während die großen Verlage immer größer werden, indem sie sich die kleinen einverleiben, gedeiht jenseits dieses Verdrängungswettbewerbs ein Unkraut, das ob seiner Fruchtbarkeit unaustilgbar scheint: der Kleinstverlag. Und weil auf dieser Ebene, immer hart an der kapitalistischen Grasnarbe, ohnehin kein Profit zu machen ist, kann man hier so rücksichtslos schöne Bücher machen wie zum Beispiel Hendrik Liersch und seine Corvinus Presse“.[2] Der Verleger sucht – laut Uwe Grüning – seine Autoren bei den in Vergessenheit Geratenen oder noch nicht Arrivierten, er hat „ein Faible für Außergewöhnliches“ sowie für „die Publikation einer anscheinend wenig gefragten Literaturgattung, der sich die größeren Verlage mehr und mehr verweigern: der Lyrik.“[3]

Wegen der handwerklichen Machart seiner Bücher beschränkt sich der Verlag vorwiegend auf die literarischen Formen Lyrik, Aphorismen und Kurzprosa. Der Verleger sieht sich „dabei in der Tradition des legendären V. O. Stomps, auf dessen Rabenpresse der Name Corvinus[4] Presse Bezug nimmt“.[5] Weitere Bücher erscheinen im Maschinendruck.

Bekannte Autoren und Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den deutschsprachigen Autoren, deren bibliophile Bücher in der Corvinus Presse erschienen, gehören die Schriftsteller und Lyriker Petrus Akkordeon, Hans Bender, Henryk Bereska, Horst Bingel, Wilfried M. Bonsack, Theo Breuer, Hansjürgen Bulkowski, Ingo Cesaro, Harald Gröhler, Aldona Gustas, Anna Hoffmann, Peter Huckauf, Otto Jägersberg, Adrian Kasnitz, Marco Kerler, Hans Neuenfels, Heinrich Ost, Uve Schmidt, Victor Otto Stomps und Guntram Vesper. Ferner gibt es unter anderem Bücher der tschechischen Dichter Emil Juliš und František Listopad sowie des polnischen Schriftstellers Tadeusz Różewicz und des US-amerikanischen Dichters Kenneth Rexroth.

Zahlreiche Künstler arbeiteten mit den Autoren und dem Verleger zusammen, um die Bücher mit Grafiken und Zeichnungen zu einem Gesamtkunstwerk zu gestalten. Außer den aus Chile stammenden Künstlern Guillermo Deisler und Pablo Lira waren zum Beispiel die griechische Malerin Litsa Spathi, der Zeichner und Grafiker Horst Hussel, Bernhard Jäger, Hans Scheib, Arno Waldschmidt, Kay Voigtmann, Zoppe Voskuhl, Schoko Casana Rosso sowie Johannes Vennekamp mit wesentlichen Beiträgen beteiligt.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die auch von Sammlern geschätzten bibliophilen Ausgaben des Verlages wurden in mehreren Einzelausstellungen gezeigt, zum Beispiel

Die Künstlerbücher sind in renommierten Bibliotheken im In- und Ausland zu finden, so in den USA beispielsweise in der Princeton University und Harvard University, in England in der University of Oxford und der Universitätsbibliothek Cambridge oder in Deutschland in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.

Sekundärliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cornelia Staudacher: Gespür der dreißiger Jahre. Der Verleger Hendrik Liersch. In: Der Tagesspiegel. 11. April 1992.
  2. Bernd Imgrund in der taz vom 11. Dezember 1993.
  3. Neue Zeit. 17. Juli 1993.
  4. lateinisch Corvinus ‚der kleine Rabe‘.
  5. Florian Neuner: Alles Verlegte findet sich wieder. 10 Jahre Corvinus Presse. In: scheinschlag. Ausgabe 09-2000, abgerufen am 18. Juni 2020.