Curt Siodmak

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Curt Siodmak (* 10. August 1902 in Dresden als Kurt Siodmak; † 2. September 2000 in Three Rivers, Kalifornien) war ein deutsch-amerikanischer Drehbuchautor, Filmregisseur und Autor von Science-Fiction-Romanen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siodmaks jüdische Eltern waren der Kaufmann Ignatz Siodmak und seine Ehefrau Rosa Philippine, geborene Blum. Ignatz Siodmak stammte ursprünglich aus Schlesien, war nach Amerika ausgewandert und hatte sich dann als US-amerikanischer Staatsbürger 1899 in Deutschland niedergelassen, wo er heiratete. 1900 wurde hier auch Curt Siodmaks älterer Bruder Robert geboren.

Kurt studierte zunächst bis 1930 in Dresden, Berlin, Stuttgart und Zürich Physik, Mathematik (Promotion 1927, Magister-Prüfung 1930 in Zürich) und Ingenieurwissenschaften. Nebenbei schrieb er – oft unter dem Pseudonym „Curt Baron“ – phantastische Erzählungen wie beispielsweise Helene droht zu platzen. Schon 1926, damals auch noch journalistisch tätig, hatte er Kontakte zur Filmszene; er interessierte sich für die Entstehung von Fritz Langs Metropolis, bei dem er – wie seine spätere Frau – als Statist mitwirkte. 1928 wandte er sich ganz dem Film zu. Menschen am Sonntag, der erste größere Erfolg seines Bruders, geht auf eine Idee Curt Siodmaks zurück. Das Script stammte von Billy Wilder und Fred Zinnemann. 1930 thematisierte er mit Der Schuss im Tonfilmatelier mit Gerda Maurus und Harry Frank das eben aufkommende neue Genre. Der Mann, der seinen Mörder sucht mit Heinz Rühmann (1931) und Die unsichtbare Front mit Trude von Molo (1932) gehören ebenfalls in diesen Zeitabschnitt.

In der Schweiz lernte Siodmak die Architektin Baronesse Henrietta Erna de Perrot (1903–2001) kennen, die er 1931 heiratete. 1932 wurde sein Science-Fiction-Roman F.P.1 antwortet nicht mit Hans Albers, Peter Lorre und Sybille Schmitz verfilmt. Ein Jahr später floh er, aufgeschreckt durch Goebbels’ Rede über die Zukunft des deutschen Films, zunächst in die Schweiz – die ihn aufzunehmen jedoch nicht bereit war – und weiter über Frankreich, wo er wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht Fuß fassen konnte, nach Großbritannien, wo er das Drehbuch für den Film The Tunnel (nach dem gleichnamigen Roman von Bernhard Kellermann) schrieb. 1933 kam in England sein Sohn Geoffrey Curt zur Welt.

Mittlerweile hatten die Nationalsozialisten in Deutschland seinen gesamten Besitz konfisziert. Da Großbritannien nicht bereit war, ihn dauerhaft aufzunehmen, pendelte Siodmak zunächst einige Tage auf der Fähre Frankreich–England, lebte einige Zeit auch in Belgien. Mehrere Drehbücher, die er in dieser Zeit – unter anderem für Alfred Hitchcock – schrieb, wurden nie verfilmt.

1937 wanderte er in die USA aus und schuf sich dort eine Existenz zunächst bei Paramount, dann bei der Universal Film Manufacturing Company. Als Science-Fiction- und Horrorspezialist schuf er Filmklassiker wie The Invisible Man Returns, The Invisible Woman oder den Werwolfklassiker The Wolf Man (Der Wolfsmensch) (1941). Weitere Horrorfilme, für die Siodmak das Drehbuch schrieb, sind Son of Dracula (Draculas Sohn) (1943), bei dem sein Bruder Robert Regie führte, und The Beast With Five Fingers (Die Bestie mit den fünf Fingern) (1946).

Sein Roman Donovans Hirn von 1942 wurde mehrfach verfilmt (u. a. 1953) und von Orson Welles auch für den Rundfunk adaptiert.

Inzwischen US-amerikanischer Staatsbürger, ließ sich Siodmak zum Geheimagenten ausbilden und verfasste Flugblätter gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich.

Erstmals Regie führte Siodmak, nachdem sein Bruder Robert, mit dem er dies so abgesprochen hatte, 1951 nach Europa zurückgekehrt war. Seinen letzten Film, Ski Fever (Liebesspiel im Schnee), drehte er 1966 mit Vivi Bach, Dietmar Schönherr und Toni Sailer in der Tschechoslowakei.

Seit 1957 lebte Siodmak mit seiner Frau auf seiner Farm in Three Rivers in Kalifornien. In seinen letzten Lebensjahrzehnten beschäftigte er sich vor allem mit seiner Autobiographie, mehreren Romanen und Musicals. Gelegentlich hielt er Vorträge an der kalifornischen Stanford University.

Er war Ehrenmitglied des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren.

Curt Siodmak starb im Alter von 98 Jahren auf seiner Ranch an Krebs. Er hinterließ seine Ehefrau Henrietta, seinen Sohn und zwei Enkelkinder.[1]

Bibliografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Romane

  • Die Eier vom Tanganjika See. 1926.
  • Helene droht zu platzen. 1929.
  • Der Schuß im Tonfilmatelier. 1930.
  • F. P. 1 antwortet nicht. 1. Auflage. Ernst Keils Nachfolger, Berlin 1931.[2]
  • Stadt hinter Nebeln. 1931.
  • Rache im Äther. 1932.
  • Die Madonna aus der Markusstraße. 1932.
  • Bis ans Ende der Welt. 1933.
  • Die Macht im Dunkeln. 1937.
  • Black Friday. 1939.
  • Donovan’s Brain. 1942.
    • Deutsch: Der Zauberlehrling. Nest, 1951. Auch als: Donovans Gehirn (= Heyne Allgemeine Reihe. #66). Heyne, 1960.
  • The Beast with Five Fingers. 1945.
  • Whomsoever I Shall Kiss. 1952.
  • Riders to the Stars. 1954.
    • Deutsch: Der Weg zu den Sternen (= Pabel Utopia Grossband. #25). 1955.
  • Skyport. 1959.
    • Deutsch: Hotel im Weltraum (= Heyne Allgemeine Reihe. #149). Heyne, 1962.
  • For Kings Only. 1964.
  • Hauser’s Memory. 1968.
    • Deutsch: Hausers Gedächtnis (= Heyne Science Fiction & Fantasy. #3413). Heyne, 1974, ISBN 3-453-30303-2.
  • The Third Ear. 1971.
    • Deutsch: Das dritte Ohr. (= Fischer Orbit. #27). Fischer Taschenbuch, 1973, ISBN 3-436-01740-X.
  • City in the Sky. 1974.
    • Deutsch: Die Stadt im All (= Heyne Science Fiction & Fantasy. #3506). Heyne, 1976, ISBN 3-453-30396-2.
  • Frankenstein Meets Wolfman. 1981.
  • I, Gabriel. 1986.
    • Deutsch: Ich Gabriel (= Heyne Science Fiction & Fantasy. #4290). Heyne, 1986, ISBN 3-453-31298-8.
  • The Witches of Paris.
    • Deutsch: Die Hexen von Paris (= Goldmann-Taschenbuch. #9475). 1991.
  • Gabriel’s Body. 1992.

Autobiografie

  • Even a Man Who is Pure in Heart. The Life of a Writer, Not Always to His Liking. 1997.
  • Wolf Man’s Maker. 1995 und 1997.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literarische Vorlage

Drehbuch

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lexika

Interview

  • Lutz Gräfe, Olaf Möller: Ein Gespräch mit Curt Siodmak. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1997 (= Heyne-Bücher / 6 / Heyne-Science-fiction & Fantasy. Band 5638). Hirnkost, Berlin 1997, ISBN 3-453-11896-0, S. 710–735.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brian Baxter: Obituary: Curt Siodmak. In: The Guardian. 11. September 2000, abgerufen am 27. Oktober 2022 (englisch, Nachruf).
  2. R. D. A.: Buchbesprechungen. In: Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen, Jahrgang 1931, S. 107, Sp. 1, Sonderbeilage (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bar