Danilo Hondo

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Danilo Hondo
Danilo Hondo (2014)
Danilo Hondo (2014)
Zur Person
Geburtsdatum 4. Januar 1974 (50 Jahre)
Nation Deutschland Deutschland
Disziplin Bahn/Straße
Fahrertyp Verfolger/Sprinter
Karriereende 2014
Verein(e) / Renngemeinschaft(en)
–1996 SC Cottbus
Internationale Team(s)
1997–1998
1999–2003
2004–2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011–2012
2013
2014
Agro-Adler Brandenburg
Team Telekom
Team Gerolsteiner
Team Lamonta
Team Tinkoff Credit Systems
Serramenti PVC Diquigiovanni-Androni Giocattoli
PSK Whirlpool-Author (ab 1. April)
Lampre – Farnese Vini
Lampre – ISD
RadioShack – Leopard
Trek Factory Racing
Wichtigste Erfolge
zwei Etappen Giro d’Italia
Regenbogentrikot Weltmeister – Mannschaftsverfolgung
Team(s) als Trainer
2015–2019 Straßen-Nationalteam Schweiz
Letzte Aktualisierung: 8. Oktober 2019

Danilo Hondo (* 4. Januar 1974 in Wilhelm-Pieck-Stadt Guben) ist ein Radsporttrainer und ehemaliger deutscher Radrennfahrer.

Zu seinen größten Erfolgen als Fahrer zählte ein Bahnweltmeistertitel in der Mannschaftsverfolgung, zwei Etappensiege beim Giro d’Italia und die Deutsche Straßenmeisterschaft. Wegen einer positiven Dopingkontrolle 2005 wurde er zwei Jahre gesperrt. Er beendete seine Laufbahn als Aktiver nach Ablauf der Saison 2014. Von 2015 an war er in der Schweiz als Nationaltrainer tätig, bis er im Jahr 2019 Blutdoping zum Ende seiner Karriere als Fahrer zugab.

Sportliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn seiner Karriere war Hondo vor allem auf der Bahn erfolgreich. Seine ersten Meistertitel gewann er 1988 bei den DDR-Bahnmeisterschaften der Jugend im Punktefahren und in der Mannschaftsverfolgung.[1] Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1994 in Palermo wurde er zusammen mit Guido Fulst, Jens Lehmann und Andreas Bach Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung. Als Amateur startete er für den SC Cottbus, in dem Michael Max sein Trainer war (der ihn auch ab 2001 wieder trainierte).[2]

Im Jahr 1997 schloss er sich dem Straßenradsportteam Agro-Adler Brandenburg an und konnte zahlreiche Abschnitte internationaler Etappenrennen vornehmlich im Sprint gewinnen, darunter u. a. eine Etappe der Friedensfahrt 1998 und im selben Jahr fünf Etappen der Niedersachsen-Rundfahrt.

Von 1999 bis 2003 war er Mitglied des Team Telekom und gewann in dieser Zeit sieben weitere Etappen der Friedensfahrt. Beim Giro d’Italia 2001 bestritt er seine erste große Landesrundfahrt und gewann zwei Etappen im Sprint gegen den italienischen Spitzensprinter Mario Cipollini.[3] Ebenfalls im Sprint gewann er die Deutschen Straßenmeisterschaften 2002.[4]

2004 wechselte Hondo zum Team Gerolsteiner und gewann wiederum mehrere Etappen und das italienische Eintagesrennen GP Beghelli. Bei der Murcia-Rundfahrt holte er sich zwei Etappensiege, einen im Sprint und einen im Einzelzeitfahren.[5] Beim darauffolgenden Klassiker Mailand-San Remo wurde er Zweiter hinter dem Sprintsieger Alessandro Petacchi. Am 1. April 2005 wurde bekannt gegeben, dass zwei A-Proben der Murcia-Rundfahrt positiv auf Carphedon getestet wurden, worauf er von seiner Mannschaft suspendiert wurde.[6]

Comeback und Karriereende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hondo bei der Tour de France 2011

2008 wurde Hondo vom italienischen Professional Continental Team Serramenti PVC Diquigiovanni verpflichtet und gewann sein erstes Rennen nach Ablauf seiner Dopingsperre mit der vierten Etappe der Tour de Langkawi. In den Saisons 2010 bis 2012 fuhr er für das ProTeam Lampre und entwickelte sich dort zum wichtigsten Helfer für den Sprinter Alessandro Petacchi, für den er bei seinem Gewinn des Grünen Trikots bei der Tour de France 2010[7] als Anfahrer agierte. Zum Ende des Jahres 2014 beendete Hondo seine Karriere bei der Mannschaft Trek Factory Racing, bei der er insbesondere auch die jungen Sprinter des Teams unterstützte.[8]

Dopingsperre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. Juni 2005 verhängte der Schweizer Radsportverband eine Dopingsperre von einem Jahr. Gegen dieses Urteil gingen sowohl die Union Cycliste Internationale als auch die Welt-Anti-Doping-Agentur beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Berufung. Hondo legte seinerseits ebenfalls Berufung ein, um einen vollständigen Freispruch zu erwirken. Der CAS hob am 10. Januar 2006 in die Entscheidung des Schweizer Verbands auf und entschied auf eine zweijährige Sperre bis zum 1. April 2007.[9]

Am 17. März 2006 hob das Schweizerische Bundesgericht die vom CAS verhängte Sperre im Rahmen einer einstweiligen Verfügung bis zur endgültigen gerichtlichen Entscheidung vollständig auf. Dies war der erste Fall in der Sportgeschichte, dass ein ordentliches Gericht eine durch den Internationalen Sportgerichtshof verhängte Dopingsperre aufhob.[10] Hondo konnte deshalb 2006 für das deutsche Continental Lamonta fahren und gewann in den folgenden Monaten immer wieder Etappen bei kleinen Rundfahrten. Am Ende der Saison lag er auf Platz zwei in der Gesamtwertung der UCI Europe Tour 2006 hinter Nico Eeckhout.

Nachdem am 24. Mai 2006 die zuvor aufgehobene Sperre durch ein Schnellverfahren vor dem Obersten Schiedsgerichtshof des Kantons Waadt auf Antrag der WADA vorläufig erneut in Kraft[11] und am 6. Juni 2006 durch das Schweizer Bundesgericht wieder außer Vollzug gesetzt worden war,[12] entschied das Schweizer Bundesgericht am 14. Januar 2007 abschließend gegen Hondo.[13] Die UCI entschied abschließend am 22. Mai 2007, dass die ursprünglich am 31. März 2007 ausgelaufene Sperre um die Zeit, während der die Sperre aufgrund einstweiliger Verfügungen außer Vollzug war, auf den 24. Januar 2008 zu verlängern, wogegen Hondo keine weiteren Rechtsmittel einlegte.[14]

Danilo Hondo (2015)

Die Schwierigkeit dieses Verfahrens bestand darin, dass der gefundene Wirkstoff Carphedon nur in geringer Menge festgestellt worden war und ein weiterer Dopingtest am Tag vor der positiven Probe negativ ausgefallen war. Die Konzentration am Tag des positiven Tests sei nach Auffassung des als Kritiker des Profiradsports bekannten Heidelberger Molekularbiologen Werner Franke zu gering gewesen, um eine leistungssteigernde Wirkung zu haben, weswegen die These einer durch Kontamination (Verunreinigung) durch von Danilo Hondo eingenommenen Speisen oder Getränken vertreten wurde.[15]

Tätigkeit als Trainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2014 teilte der Schweizer Radsportverband Swiss Cycling mit, dass Danilo Hondo zum 1. Januar 2015 neuer Schweizer U23-Nationaltrainer wird. Hondo lebt seit vielen Jahren im Tessin.[16] Am 20. Juli 2016 bestätigte Hondo auf Anfrage, dass er nach den Olympischen Sommerspielen vertretungsweise als Schweizer Nationaltrainer tätig werde. Im Dezember 2016 gab der Verband bekannt, dass Hondo dem Italiener Luca Guercilena, Sportdirektor von Trek-Segafredo, als Trainer für die Elite und die U23 folgt.[17]

Am 12. Mai 2019 gestand Hondo zunächst gegenüber dem Journalisten Hajo Seppelt[18], dann auch der Öffentlichkeit, seit 2011 als damals 37-jähriger Profi vom deutschen Sportmediziner Mark Schmidt mit Blutdoping behandelt worden zu sein. Gekostet habe ihn die Zusammenarbeit rund 25 000 Euro.[19][20] Er wurde von Swiss Cycling per sofort freigestellt.[21] Im Zuge einer Zeugenaussage gab Hondo im November 2020 zu, gemeinsam mit Alessandro Petacchi zwischen 2011 und 2012 Blutdoping betrieben zu haben.[22]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1991

1992

1993

1994

1995

  • Silbermedaille Deutsche Meisterschaft – Mannschaftsverfolgung

1996

  • Gesamtwertung Akdeniz Turu

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2008

2009
2010

Grand-Tour-Platzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grand Tour20012002200320042005200620072008200920102011201220132014
Maglia Rosa Giro d’ItaliaGiro91DNFDNF96114
Gelbes Trikot Tour de FranceTour10410613510986
Rotes Trikot Vuelta a EspañaVuelta108
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Danilo Hondo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 32/1988. Berlin 1988, S. 3.
  2. Kurt Lorenz GmbH (Hrsg.): Tour. Nr. 06/2001. Starnberg 2001, S. 15.
  3. radsport-news.com vom 22. Mai 2001: Danilo Hondo gewinnt seine zweite Giro-Etappe
  4. radsport-news.com vom 1. Juli 2002: Meister Hondo beim Tour-Debüt «Wasserträger» für Zabel
  5. radsport-news.com vom 3. März 2005: Hondo gewinnt auch das Zeitfahren
  6. radsport-news.com vom 1. April 2005: Gerolsteiner suspendiert Hondo
  7. radsport-news.com vom 26. Juli 2010: Hondo musste Petacchi von Grün überzeugen
  8. radsport-news.com vom 2. November 2014: In der Abschiedssaison für das Trek-Team noch Gold wert
  9. radsport-news.com vom 10. Januar 2006: Hondo vor Karriereende
  10. radsport-news.com vom 17. März 2006: Hondos Dopingsperre aufgehoben
  11. radsport-news.com vom 24. Mai 2006: Danilo Hondo ab sofort wieder gesperrt
  12. radsport-news.com vom 6. Juni 2006: Hondo: Der Wahnsinn geht weiter!
  13. radsport-news.com vom 14. Januar 2007: Hondo muss den Rest seiner Sperre absitzen
  14. radsport-news.com vom 22. Mai 2007: Hondo wird Restsperre akzeptieren
  15. Tour – Das Rennrad-Magazin. Heft 6, Juni 2006, S. 139.
  16. Hondo wird Schweizer U23-Nationaltrainer. radsport-news.com, 12. Dezember 2014, abgerufen am 12. Dezember 2014.
  17. Hondo neuer Schweizer Nationaltrainer. rad-net.de, 13. Dezember 2016, abgerufen am 14. Dezember 2016.
  18. Hajo Seppelt: Feinde des Sports. Econ, Berlin 2019, ISBN 978-3-430-21011-9, S. 350 ff.
  19. 2005 bereits wegen Dopings gesperrt – Cottbuser Ex-Radprofi Danilo Hondo gesteht Blutdoping (Memento des Originals vom 12. Mai 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rbb24.de (12. Mai 2019)
  20. Doping in Erfurt – Hondo ist der nächste deutsche Kunde (12. Mai 2019)
  21. Nach Doping-Geständnis – Swiss Cycling stellt Nationalcoach Hondo per sofort frei (12. Mai 2019)
  22. Süddeutsche Zeitung: Ex-Radprofi Hondo: Mit Petacchi im Zimmer von Mark S. gedopt. Abgerufen am 12. November 2020.
  23. Sportler des Jahres – Landessportbund Brandenburg. In: lsb-brandenburg.de. 3. Februar 2018, abgerufen am 22. November 2019.