Dariusz Wosz

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Dariusz Wosz
Dariusz Wosz (2019)
Personalia
Geburtstag 8. Juni 1969
Geburtsort Piekary ŚląskiePolen
Größe 169 cm
Position Mittelfeld
Junioren
Jahre Station
1980–1981 BSG Motor Halle
1981–1984 BSG Empor Halle
1984–1988 Hallescher FC
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1986–1991 Hallescher FC 116 (19)
1992–1998 VfL Bochum 211 (25)
1998–2001 Hertha BSC 85 (11)
2001–2007 VfL Bochum 135 (16)
2007–2020 SC Union Bergen
2020– SV Teutonia Riemke
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1987 DDR U20 6 (1)
1988–1989 DDR U21 5 (0)
1989–1990 DDR 7 (0)
1997–2000 Deutschland 17 (1)
Stationen als Trainer
Jahre Station
2007–2013 VfL Bochum (Jugend)
2009–2010 VfL Bochum (Co-Trainer)
2010 → VfL Bochum (interim)
2013–2014 VfL Bochum II
2013 VfL Bochum (Co-Trainer)
2014– VfL Bochum (Jugend)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Dariusz „Darek“ Wosz [ˈdaːri̯ʊs ˈvɔʃ] (* 8. Juni 1969 in Piekary Śląskie, Oberschlesien, Polen) ist ein deutscher Fußballtrainer und ehemaliger Fußballspieler.

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wosz wuchs in der Kleinstadt Piekary Śląskie in der Nähe von Katowice auf.[1] Das Interesse am Fußball erbte er von seinem Vater, der damals neben seinem Beruf als Gärtnermeister in der 6. Liga spielte; er musste mit seinen Mitspielern jedoch in Ermangelung geeigneter Plätze auf Äcker oder Straßen ausweichen; darüber hinaus durften Kinder in Polen erst ab dem Alter von zehn Jahren in Vereinen angemeldet werden.[1]

Da die Vorfahren der Familie Bürger des Deutschen Reiches waren, nutzte diese 1980[2] die Möglichkeit, im Rahmen der Abkommen über Familienzusammenführung aus Polen, wo der Bruder von Wosz’ Mutter eine Gärtnerei betrieben hatte, nach Halle in der DDR überzusiedeln. Mit der Übersiedlung verlor die Familie die polnische Staatsangehörigkeit; ursprünglich hatten die Eltern gehofft, mit ihren polnischen Pässen auch nach West-Berlin reisen zu können, wo weitere Verwandte lebten.[3] Wosz sprach als Aussiedler aus Oberschlesien zunächst kaum Deutsch und kompensierte seine anfänglichen schulischen Probleme mit Leistungen im Sport.

Spielerkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wosz wurde siebenmal in die DDR-Jugendauswahl im Eisschnelllauf berufen.[3] Sein größeres Interesse galt jedoch dem Fußball. 1980 trat Wosz der BSG Motor Halle als Fußballspieler bei. Nach einer weiteren Station bei der BSG Empor Halle (1981 bis 1984) wurde er in die Nachwuchsabteilung des Halleschen FC Chemie delegiert. Die Späher des DDR-Sports befanden ihn mit 1,69 m als zu groß für den Eisschnelllauf[4] und die Jugendtrainer in Halle befanden ihn als zu klein und schmächtig.[2] Im Alter von 16 Jahren nahm er mit einer Jugendmannschaft an einer Reise nach Südamerika teil; nach einem Bericht seiner Mutter soll er einen westdeutschen Passagier zurückgewiesen haben, der ihm eine Karriere im Westen versprach, falls er bei einer Zwischenlandung das Flugzeug verlasse.[3]

Zur Saison 1987/88 gelang dem HFC Chemie der Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse der DDR, die Oberliga, wobei der damals 17-Jährige Wosz im Zweitligaspieljahr 1986/87 einmal eingesetzt worden war. In den folgenden vier Spielzeiten bis zur Auflösung der Oberliga nach der Saison 1990/91 bestritt der Mittelfeldspieler 93 Erstligabegegnungen, in denen er 15 Tore für den HFC erzielte.[5] In der Saison 1991/92 war Wosz für den inzwischen in Hallescher FC umbenannten Verein noch 22 Spiele (5 Tore) in der nun gesamtdeutschen 2. Bundesliga aktiv. Der HFC spielte in dieser Saison, nachdem er in der letzten Oberligasaison 1990/91 den vierten Platz belegt hatte, auch im UEFA-Pokal, bei dem Wosz in zwei Spielen zum Einsatz kam.

In der Winterpause der Saison 1991/92 wechselte Wosz zum Bundesligisten VfL Bochum ins Ruhrgebiet. Auch die AS Monaco, damals amtierender französischer Vizemeister, hatte sich für den Spieler interessiert und soll über fünf Millionen Mark geboten haben.[1] Im Winter 1996/97 verhandelte der VfL mit dem FC Valencia über einen Verkauf Wosz', zum Abschluss kam es nicht.[6] Beim VfL blieb er bis zum Saisonende 1997/98 und führte den Verein als Mannschaftskapitän und Mittelfeldregisseur in der Bundesligasaison 1996/97 auf den fünften Platz und in den UEFA-Pokal. Die von Klaus Toppmöller betreute Elf – Wosz war in allen sechs Partien dabei und erzielte ein Tor – schied in der Europapokalsaison 1997/98 in der dritten Runde mit 4:6 Toren nach Hin- und Rückspiel gegen Ajax Amsterdam aus. Die mannschaftsinterne Harmonie war laut Wosz unter anderem ein Verdienst Toppmöllers, der seine Spieler dazu bewog, so lang wie möglich flache Bälle zu spielen und so die Ballbesitzphasen zu verlängern.[1]

Im Sommer 1998 entschied sich Wosz für einen Wechsel zu Hertha BSC, nachdem er auch Gespräche mit dem FC Valencia geführt hatte.[1] Mit dem Hauptstadtklub spielte Wosz, der überwiegend auf seiner bevorzugten Position hinter den Spitzen aufgeboten wurde,[1] in der UEFA Champions League, kam jedoch nach zwei erfolgreichen Jahren in der Saison 2000/01 kaum noch zum Einsatz, da ihm sowohl Neuzugang Marcelinho wie auch der jüngere Sebastian Deisler vorgezogen wurden.[1] Insgesamt bestritt der Freistoßspezialist 85 Bundesligaspiele (11 Tore) für die Berliner. In 15 Europapokalspielen erzielte er zwei Treffer.

Wosz kehrte im Sommer 2001 auf eigenen Wunsch zum mittlerweile in der 2. Bundesliga spielenden VfL Bochum zurück, nachdem Gespräche über die Ablösesumme zwischen der Hertha sowie dem FC Schalke 04 ohne Einigung verlaufen waren.[1] Nach dem Bundesliga-Aufstieg 2002 erreichte die Mannschaft mit ihm als Kapitän im Sommer 2004 einen Platz im UEFA-Pokal. In der Spielzeit 2004/05 stieg der VfL zusammen mit Hansa Rostock und dem SC Freiburg aus der Bundesliga ab, spielte sich aber in der Folgesaison zurück in die 1. Liga. Der zu diesem Zeitpunkt 37-Jährige Wosz kam allerdings nach dem Wiederaufstieg nur noch zu einem weiteren Einsatz in der Bundesliga. Am 12. Mai 2007, beim letzten Heimspiel des VfL gegen den VfB Stuttgart, wurde Wosz verabschiedet. Im letzten Bundesligaspiel dieser Saison in Mönchengladbach wurde er in der 70. Minute für Zvjezdan Misimović eingewechselt und erzielte in der 82. Spielminute das 2:0 für den VfL.

Aktuell spielt Wosz in der Kreisliga B nach Engagements beim SC Union Bergen aus dem Bochumer Stadtteil Bergen sowie die SG Hoengen/Aldenhoven-Pattern für den SV Teutonia Riemke[7].

Nationalmannschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Nationalmannschaft der DDR bestritt Wosz zwischen 1989 und 1990 sieben A-Länderspiele (kein Tor).[8] Sein Debüt gab er als 19-Jähriger in einem Freundschaftsspiel gegen Finnland (1:1) am 22. März 1989 in Dresden. Sein siebtes Länderspiel war gleichzeitig der Abschied der DDR-Auswahl von der internationalen Fußballbühne, als das Team um Kapitän Matthias Sammer am 12. September 1990 in Brüssel Belgien mit 2:0 schlug.

Am 26. Februar 1997 absolvierte Wosz, der bereits im September 1992 von Bundestrainer Berti Vogts zu einem Sichtungslehrgang der gesamtdeutschen Nationalmannschaft in der Sportschule Wedau eingeladen worden war,[9] sein Debüt in der deutschen A-Auswahl. Im Freundschaftsspiel in Tel Aviv wurde Israel durch ein Tor von Wosz kurz vor Spielende mit 1:0 besiegt.[10] Im Jahr 2000 schaffte er den Sprung in den Kader von Vogts’ Nachfolger Erich Ribbeck für die EM 2000 in Belgien und den Niederlanden. Ribbeck setzte ihn bei dieser für die deutsche Elf enttäuschenden EM jedoch nicht ein. Das Länderspiel am 15. November 2000 in Kopenhagen gegen Dänemark (1:2-Niederlage) war für Wosz nach 17 Spielen und einem Treffer sein letztes in der deutschen Fußballnationalelf.

Trainerkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Trainer in der Jugendabteilung und im Bereich Öffentlichkeitsarbeit war Wosz auch über die Saison 2006/07 hinaus in Bochum beschäftigt. Er betreute die A-Junioren des VfL Bochum in der Bundesliga West als Nachfolger von Sascha Lewandowski. Zwischen 2008 und 2013 trainierte der ehemalige Mittelfeldspieler unter anderem spätere A-Nationalspieler wie İlkay Gündoğan, Leon Goretzka oder Lukas Klostermann.[1]

Seit dem 20. September 2009 war er zusätzlich als Co-Trainer von Interimstrainer Frank Heinemann bei der ersten Mannschaft des Revierklubs tätig. Am 29. April 2010 übernahm er zwei Tage vor dem vorletzten Bundesligaspieltag für den entlassenen Heiko Herrlich die erste Mannschaft des VfL Bochum als Interimstrainer bis Saisonende und stieg mit der Mannschaft aus der Bundesliga ab. Von 2013 bis zur Abmeldung der Mannschaft nach der Saison 2014/15 betreute er die zweite Mannschaft des VfL. In den folgenden Jahren bis einschließlich 2017/18 war er im Verein als Techniktrainer[11] sowie im Trainerteam der ersten Mannschaft aktiv. Aktuell ist dies nicht mehr der Fall.[12]

Seit der Saison 2019/20 leitet er die Fußballschule des VfL Bochum.[13]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einsätze (Stand 19. Mai 2007)

  • Oberliga (1. Liga der DDR)
Einsätze Tore Saison Verein
93 14 1987–1991 Hallescher FC
  • Liga (2. Liga der DDR)
Einsätze Tore Saison Verein
1 1986/87 Hallescher FC
  • 1. Bundesliga
Einsätze Tore Saison Verein
49 3 1991–1993 VfL Bochum
32 2 1994/95 VfL Bochum
65 14 1996–1998 VfL Bochum
85 11 1998–2001 Hertha BSC
92 8 2002–2005 VfL Bochum
1 1 2006/07 VfL Bochum
324 39 gesamt
  • 2. Bundesliga
Einsätze Tore Saison Verein
22 5 1991/92 Hallescher FC
34 3 1993/94 VfL Bochum
31 3 1995/96 VfL Bochum
27 6 2001/02 VfL Bochum
15 1 2005/06 VfL Bochum
129 18 gesamt
  • 17 Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft
  • 7 Einsätze für die DDR-Nationalmannschaft

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hallescher FC
  • Aufstieg in die DDR-Oberliga 1987
VfL Bochum
  • Aufstieg in die 1. Bundesliga 1994, 2002 und 2006 mit dem VfL Bochum

Wissenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dariusz Wosz mit Ehefrau Nika Krosny-Wosz (2015)
  • Zu seiner Zeit als aktiver Bundesliga-Spieler wurde Wosz aufgrund seiner wendigen Spielweise von Journalisten häufig als „Zaubermaus“ bezeichnet.[14]
  • Er ist der erste Spieler des VfL, der ein offizielles Abschiedsspiel bekam. Am 8. September 2007 wurde im Ruhrstadion ein UEFA-Cup-Allstar-Team des VfL Bochum gegen eine Auswahl alter Kollegen von Wosz aufgestellt. Das Spiel endete mit 12:8, wobei Wosz für beide Mannschaften spielte und zwei Tore schoss.
  • Seit Mai 2005 betreibt er eine Fußballschule in Bochum.
  • Wosz betreibt in Halle, Leipzig und Suhl einen Wosz Fanshop und übernimmt mit dem HFC Fanartikel Shop das Merchandising des Halleschen FC. Der Wosz Fanshop ist ebenfalls Ausrüster der Fußballschule in Bochum.
  • Wosz ist der Onkel von Joscha Wosz, der ebenfalls Fußballprofi ist.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dariusz Wosz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Dariusz Wosz im Interview: "Leon Goretzka sagt zu mir: „Du Blinder, so einen Freistoß habe ich von dir gelernt!'“, goal.com, abgerufen am 18. September 2020.
  2. a b Hertha BSC GmbH & Co. KGaA (Hrsg.): WAS MACHT EIGENTLICH DARIUSZ WOSZ? In: Hertha BSC (Vereinswebpräsenz). Abgerufen am 13. August 2015: „„Ich habe als richtiger Straßenfußballer begonnen. In meinem polnischen Heimatdorf Pekane Slonske [sic!] haben wir in jeder freien Minute gekickt. Ich habe Fußball geatmet!“ 1980 zog der damals 11-jährige Wosz mit seiner Familie nach Halle.
  3. a b c Thomas Urban: Schwarzer Adler, weißer Adler. Deutsche und polnische Fußballer im Räderwerk der Politik. Göttingen 2011, S. 162.
  4. Schuemann: Den aufrechten Gang. In: Der Spiegel. Nr. 22, 1997, S. 126–128 (spiegel.de).
  5. Matthias Arnhold: Dariusz Wosz – Matches and Goals in Oberliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 4. Juni 2015, abgerufen am 5. Juni 2015 (englisch).
  6. Wosz bleibt in Bochum. In: Hamburger Abendblatt. 8. Januar 1997, abgerufen am 1. Januar 2024.
  7. Heiko Buschmann: Bochum-Idol Wocz läuft in Kreisliga B auf. In: Fußball.de. 22. Oktober 2020, abgerufen am 23. Oktober 2020.
  8. Matthias Arnhold: Dariusz Wosz – International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 4. Juni 2015, abgerufen am 5. Juni 2015 (englisch).
  9. "Wehe, wenn Berti zur Nationalmannschaft bittet", Sport-Bild vom 3. Februar 1993, S. 20.
  10. Spieldaten auf Fussballdaten.de, abgerufen am 11. Februar 2016.
  11. U19 startet in die Vorbereitung (Memento vom 14. August 2015 im Webarchiv archive.today) vfl-bochum.de, abgerufen am 14. August 2015.
  12. vfl-bochum.de
  13. transfermarkt.de
  14. Die "Zaubermaus" sagt Adieu; wdr.de, 9. September 2007 (Memento vom 12. September 2007 im Internet Archive)