Datu

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Datu oder Datto ist ein Titel für die Fürsten Südostasiens und wird unter anderem auf den Philippinen, in Malaysia, der Brunei und in Indonesien verwendet. In Indonesien bei den Toba-Batak auf der Insel Sumatra hat der Begriff die Bedeutung „Zauberpriester“. Datu waren, und sind zum Teil noch, Herrscher über mehr oder minder große Gebiete dieser Nationen und meist einem Sultan oder Raja untergeordnet. Die Kaste wäre auch vergleichbar mit den europäischen Herzögen, Grafen oder Marquis, je nachdem, wie viel Macht sie ausüben.

Das Wort Datu leitet sich von dem alt-malaiischen Begriff dato bzw. datok ab, einem Herrschaftstitel der Malaien. Zusammen mit den Maharlika, den Timawa und den Alipin bildeten die Datu das Kastensystem des mittelalterlichen Südostasiens. Auch heute gibt es in allen der oben genannten Nationen solche Fürsten.

Ferner wird der Titel Datuk Seri für männliche Mitglieder des malaysischen Parlaments (Dewan Rakyat) verwendet.

Datus auf den Philippinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muslimisch philippinische Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Volksgruppe der Moros, ein Begriff, der aus dem Spanischen übernommen wurde, ist die größte ethnische Gruppe von Moslems auf den Philippinen. In der traditionellen Struktur der muslimischen Filipinos haben Sultane die höchste Autorität, gefolgt von den Datus, deren Entscheidungen sich nach dem Koran richten.

Der Einfluss von Datus wird an der Anzahl ihrer Untergebenen gemessen. Als Ausgleich für Abgaben und Arbeitsdienste sichern die Datus ihnen Hilfe bei Notlagen und Beistand in Streitfragen mit anderen Gemeinschaften zu. Ein Datu ist die Basis für einen reibungslosen Ablauf in der muslimisch philippinischen Gesellschaft. Er ist eine mächtige Autoritätsfigur, dem früher mindestens vier Ehefrauen zugestanden wurden, in der heutigen Zeit jedoch nicht mehr als eine. In früheren Tagen wurden von ihnen auch Überfälle auf andere Ortschaften angeordnet. Sie hatten zudem den Anspruch auf Vergeltung (maratabat) für den Tod eines Untertanen oder aufgrund einer Verletzung ihrer Ehre.

Datus sind auch heute noch in den muslimischen Gesellschaften auf der Insel Mindanao und dem Sulu-Archipel Oberhäupter einer Gemeinschaft, und sie verwalten dort die Schari'a (das Gesetz des Islam). Die Unterstützung der Datu ist ein wichtiger Bestandteil in den Regierungsabläufen einer muslimischen Gemeinschaft.

Christianisierte philippinische Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Christianisierung der Philippinen behielten die amtierenden Datus ihren Status und ihre Rechte bei, jedoch mit der Auflage, zum Christentum zu konvertieren und der spanischen Krone zu dienen. König Philipp II. unterzeichnete am 11. Juni 1594 ein Gesetz, in dem ihnen dies zugesichert wurde.[1]

Diese Order gestand den lokalen Adligen den gleichen Respekt und dieselben Privilegien zu, wie sie sie vor ihrer Konversion zum Christentum besaßen. Später wurden sie zu einem Teil einer exklusiven und elitären Führungsschicht, genannt die Principalía, in den Gemeinden der spanischen Philippinen.

Legende der zehn Datus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Legende der zehn Datus ist auf den Philippinen als die Maragtas-Legende bekannt. Diese besagt, dass etwa um 1240 zehn tapfere adlige Regenten an den Küsten von Iloilo gelandet sind, um dort Land gegen Gold einzutauschen. Sie kamen aus dem Königreich Bornay (heute Borneo) und befanden sich auf der Flucht vor dem Zorn des bösartigen Herrschers Rajah Makatunao. Mit großen Schiffen, genannt Balanghays, stachen sie in See, um einen Platz zu finden, wo sie in Frieden und Harmonie leben konnten. In einer mondlosen Nacht am 15. April 1240 fuhren sie ins Unbekannte, zusammen mit ihren Familien, Soldaten, Sklaven und Beratern.

Der Mythos der Ankunft der zehn Datus wird heute noch mit dem Binirayan-Festival auf der Insel Panay, die vor langer Zeit noch Insel von „Aninipay“ hieß, gefeiert.

Liste bekannter Adliger des philippinischen Archipels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Es wäre nicht rechtens, wenn die indianischen Häuptlinge der philippinischen Gebiete nach ihrer Konvertierung zum Christentum eine schlechtere Stellung einnehmen müssten, als sie sie zuvor innehatten. Vielmehr sollten ihnen ihre gewohnten Privilegien belassen werden, damit man ihre Gewogenheit gewinnen kann und ihnen ihre Loyalität erhalten bleibt und dies nun verbunden mit dem geistlichen Segen, den Gott ihnen zugetan hat, dadurch, dass er sie zu sich gerufen und sie von seinem wahren Glauben überzeugt hat, so wird der weltliche Segen ihren Glauben erweitern, und sie werden zufriedener und bequemer leben können. Deshalb übermitteln wir den Gouverneuren der Inseln die Order, sie gut zu behandeln und ihnen das Vertrauen zu schenken, in unserem Namen, zusammen mit der Regierung der Indianer und denjenigen, die zuvor den Rang eines Fürsten innehatten, handeln zu lassen. Unter allen Umständen sollen die Gouverneure sicherstellen, dass die Häuptlinge angemessen begünstigt werden, und die Indianer sollen ihnen die Anerkennung zollen, die sie ihnen bereits während ihres Heidentums entgegenbrachten, dies soll geboten werden, ohne Voreingenommenheit gegenüber den Abgaben, die uns zustehen.“ Felipe II, Ley de Junio 11, 1594 in Recapilación de leyes, lib. vi, tit. VII, ley xvi. Ebenso bei Emma Helen Blair und James Alexander Robertson, The Philippine Islands (1493-1898), Cleveland: The A.H. Clark Company, 1903, Vol. XVI, pp. 155–156.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]