David Abulafia

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David Abulafia (2010)

David Samuel Harvard Abulafia, FBA (* 12. Dezember 1949 in Twickenham, England) ist ein britischer Historiker. Er ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der University of Cambridge und Mitglied („Fellow“) des Gonville and Caius College in Cambridge.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abulafia entstammt einer alten sephardischen Familie, die nach der Vertreibung der Juden aus Spanien um 1492 nach Galiläa umsiedelte und dort seit vielen Generationen in Tiberias lebte. Seine Frau, Anna Sapir Abulafia, ist eine angesehene Historikerin für jüdisch-christliche Beziehungen. Abulafia erhielt seine Schulbildung auf der St. Paul’s School und dem King’s College in Cambridge.

Er hat mehrere Bücher über mittelalterliche Geschichte publiziert und den 5. Band der New Cambridge Medieval History herausgegeben. Sein Buch über die Geschichte des Mittelalters wurde in sechs Sprachen übersetzt, u. a. in das Deutsche. Er hielt Vorlesungen in verschiedenen Ländern, z. B. in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, den USA, Japan, Israel, Ägypten und in Deutschland.

Sein bedeutendstes Buch ist Frederick II: a medieval emperor, das auch in deutscher und italienischer Übersetzung erschienen ist, aber wegen seiner kritischen Betrachtung Kaiser Friedrichs II. unterschiedlich beurteilt wird. Abulafia wurde in Anerkennung seiner Werke über die italienische, besonders sizilianische, Geschichte vom italienischen Präsidenten im Jahr 2003 zum Commendatore dell’Ordine della Stella della Solidarietà Italiana ernannt.[1] Er hat auch über Spanien, speziell die Balearen geschrieben und sich mit der ökonomischen Geschichte des Mittelmeeres und der Begegnung der drei abrahamitischen Religionen im Mittelmeerraum beschäftigt.

Er ist der Vorsitzende der Organisation Historians for Britain, die sich für einen Austritt Großbritanniens aus der EU einsetzt. Abulafia argumentiert, dass der Prozess der Europäischen Integration ein Mythos ist, der keine anderen Visionen des Zusammenlebens in Europa zulässt.[2] Zusätzlich spricht er vom „distinktiven Charakter“ der britischen Geschichte, der Großbritannien vom Rest Europas unterscheidet, basierend auf der langen, ununterbrochenen Entwicklung seit dem Mittelalter.[3]

Seit 2002 ist er ordentliches Mitglied der Academia Europaea.[4] 2010 wurde er Fellow der British Academy.[5] 2020 erhielt er den Wolfson History Prize für The Boundless Sea: A Human History of the Oceans.[6]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien

  • The Two Italies. Economic relations between the Norman Kingdom of Sicily and the northern communes. 1977.
  • Italy, Sicily and the Mediterranean, 1100–1400. 1987.
  • Frederick II. A medieval emperor. London / New York 1988.[7]
  • Spain and 1492: unity and uniformity under Ferdinand and Isabella. 1992.
  • Commerce and Conquest in the Mediterranean, 1100–1500. 1993.
  • A Mediterranean Emporium: the Catalan Kingdom of Majorca. 1994.
  • The Western Mediterranean Kingdoms, 1200–1500. The Struggle for Dominion. Routledge 1997.[8]
  • Mediterranean Encounters, Economic, Religious and Political, 1100–1550. Routledge 2000.
  • The Great Sea. A Human History of the Mediterranean. Oxford University Press 2011; Penguin Paperback 2014 (ISBN 978-0141977164)
  • The Boundless Sea: A Human History of the Oceans. Allen Lane 2019, ISBN 978-1846145087[10]

Herausgeberschaften

  • mit M. Rubin and M. Franklin: Church and City, 1000–1500. Studies in honour of Christopher Brooke. 1992.
  • The French descent into Renaissance Italy, 1494–95. Antecedents and effects. 1995.
  • mit Blanca Garí de Aguilera: En las costas del Mediterráneo occidental. Las ciudades de la Peninsula Ibérica y del reino de Mallorca y el comercio mediterráneo en la Edad Media. Barcelona 1997, ISBN 8428210837.
  • The New Cambridge Medieval History. Bd. 5: c. 1198–1300. 1999.
  • mit N. Berend: Medieval Frontiers: concepts and practices. 2002.
  • The Mediterranean in History. 2003.
  • Italy in the Central Middle Ages. 2004.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag auf der Seite des Quirinals. Seit 2011 trägt der Orden die Bezeichnung Ordine della Stella d'Italia.
  2. David Abulafia: The EU is in thrall to a historical myth of European unity, Daily Telegraph, 26. Februar 2015.
  3. http://www.historytoday.com/david-abulafia/britain-apart-or-part-europe
  4. Mitgliederverzeichnis: David Abulafia. Academia Europaea, abgerufen am 24. Oktober 2017 (englisch).
  5. Fellows: David Abulafia. British Academy, abgerufen am 24. Oktober 2017 (englisch).
  6. Wolfson History Prize 2020 Winner. In: wolfsonhistoryprize.org.uk. Abgerufen am 15. Juni 2020 (englisch).
  7. Oxford University Press. ‚First Paperback Edition‘ 1992, ISBN 0195080408. 3. Auflage 2001.
  8. erste Taschenbuchauflage 1997 (Pearson Education).
  9. Rezension von Sigrid Brinkmann im Deutschlandfunk (DLF), Büchermarkt vom 10. April 2014: Kulturgeschichte. Leben am Mittelmeer
  10. Vgl. dazu die Besprechung von Michael North in: H-Soz-Kult, 30. September 2020 (online).
  11. Wissenschaftsbücher des Jahres gekürt. In: ORF.at. 25. Januar 2022, abgerufen am 25. Januar 2022.