Delphine de Vigan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Delphine de Vigan – Porträtfoto
Delphine de Vigan, 2015

Delphine de Vigan (* 1. März 1966 in Paris) ist eine französische Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium an der französischen Schule für Journalismus und Kommunikation (École des hautes études en sciences de l’information et de la communication) arbeitete sie eine Zeitlang in einem Meinungsforschungsinstitut. Während sie dort tagsüber tätig war und parallel ihre Kinder versorgte, schrieb sie abends und nachts ihre ersten Romane. Den ersten Roman Jours sans faim (Tage ohne Hunger) veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Lou Delvig. Alle folgenden Romane erschienen unter dem Namen Delphine de Vigan. Seit 2007, nach dem großen Erfolg ihres Romans „No & ich“, lebt sie vom Schreiben.[2] Sie lebt mit ihren beiden Kindern in Paris.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Delphine de Vigan hat mehrere Romane veröffentlicht. Für ihren 2006 veröffentlichten dritten Roman Un soir de décembre erhielt sie den Literaturpreis Saint-Valentin. Ihren endgültigen Durchbruch als Autorin erreichte sie mit ihrem Roman No et moi (No & ich), in dem sie das Leben einer jungen Obdachlosen aus Sicht eines hochbegabten dreizehnjährigen Mädchens schildert.[3] Der Roman wurde mit dem Prix des Libraires 2008 und dem Prix du Rotary international 2009 ausgezeichnet; er wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt[4] und von Zabou Breitman verfilmt.

Ihr zentrales Thema sind die Schäden, die das Verhalten der Erwachsenen bei den Kindern anrichten. 2013 erzählte sie in Rien ne s’oppose à la nuit (Das Lächeln meiner Mutter) die Geschichte einer Frau, die als Mädchen in den 1950er- und 1960er-Jahren durch die Vermittlung der Mutter zwar eine erfolgreiche Model-Karriere anstrebt, aber später scheitert.[5]

2015 erhielt sie für D’après une histoire vraie (Nach einer wahren Geschichte) den Prix Renaudot sowie den Prix Goncourt des lycéens.[6] Darin geht es um die Frage, was Wahrheit oder Fiktion im Prozess des Schreibens bedeutet. Die Autorin schließt Freundschaft mit einer rätselhaften Frau, die ihr langsam immer ähnlicher wird, während ihr selbst die Fähigkeit zu schreiben entgleitet. Roman Polański drehte nach dem Buch 2017 den gleichnamigen Film Nach einer wahren Geschichte.[7]

Im Jahr 2018 erschien ihr Roman Loyalitäten, der von dem jungen Theo erzählt, der nach der Scheidung seiner Eltern unter den schwierigen Familienverhältnissen leidet. Aus Überforderung beginnt er, Alkohol in großen Mengen zu trinken. Er gerät in eine fatale Abwärtsspirale, in die er seinen besten Freund mit hineinzieht.[8]

In ihrem 2019 erschienenen Roman Les Gratitudes (Dankbarkeiten) erzählt de Vigan von einer Frau, die im Alter die Sprache verliert. Sie denkt zurück an das Ehepaar, das sie, das Kind Mischka, damals vor den Nazis rettete, und wird zunehmend erfüllt von dem Wunsch, ihnen dafür nachträglich Dank abzustatten.[9][10][11]

In ihrem jüngsten Roman Die Kinder sind Könige (2022) thematisiert Vigan in einer Kriminalgeschichte das Leben kindlicher Influencer, die von der Mutter auf Youtube vermarktet werden.[12][13]

Rezeption „Loyalitäten“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der NDR würdigt Loyalitäten als großen Roman und schreibt:

„Der Autorin gelingen die Wechsel fließend. Sie textet unaufgeregt und auf den Punkt. Dennoch bleibt es ein bitteres Buch, manchmal kaum verkraftbar in seiner Schwere. Wäre da nicht diese zarte, liebevolle Zuversicht, irgendwo zwischen den Zeilen.“

Juliane Bergmann: NDR[14]

Der Deutschlandfunk sieht in dem Werk eine Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen und schreibt:

„Was heißt Loyalität wirklich? Delphine de Vigan stellt sich, wie schon in ihren früheren Romanen, hinter die Schwachen in der Gesellschaft. Mit unerbittlicher Schärfe entlarvt sie verkappte, kaputte Strukturen im Schulwesen und in den Familien.“

Birgit Koß: Deutschlandfunk[15]

Das Portal femundo lobt den Roman als hart und präzise und vergleicht ihn mit einer überscharfen Fotografie:

„Nüchtern im Ton, und dabei herzzerreißend, erzählt Delphine de Vigan von der Kälte familiärer Beziehungen und schmerzhaften emotionalen Bindungen. Der kurze Roman erschüttert, lässt einen zuweilen den Atem anhalten – und tröstet mit einem winzigen Hoffnungsschimmer.“

femundo.de[16]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Delphine de Vigan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Delphine de Vigan. Das Lächeln meiner Mutter. Autorenporträt. Abgerufen am 10. Mai 2021.
  2. Delphine de Vigan — internationales literaturfestival berlin. Abgerufen am 10. Mai 2021.
  3. No & ich - Begegnung zweier ungleicher Mädchen. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  4. Astrid Eliard: Delphine de Vigan, mi-guépard mi-hérisson. In: Le Figaro. 1. Juli 2008, abgerufen am 10. Mai 2014 (französisch): „No et Moi est en cours d'adaptation au cinéma et traduit dans plus de vingt pays.“
  5. Delphine de Vigan: „Die Kinder sind Könige“. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 12. Mai 2022.
  6. Anne Haeming, Der Spiegel: Delphine de Vigan "Nach einer wahren Geschichte": Rezension. Abgerufen am 10. Mai 2021.
  7. Nichts als die Wahrheit, bitte! Der Tagesspiegel, abgerufen am 10. Mai 2021.
  8. Delphine de Vigan: "Loyalitäten" - Ein gefährlicher Pakt des Schweigens. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  9. Delphine de Vigan: "Dankbarkeiten" - Macht der Gefühle. Abgerufen am 10. Mai 2021.
  10. Delphine de Vigan: "Dankbarkeiten" - Kleine Geste, große Wirkung. Abgerufen am 10. Mai 2021.
  11. Unser aller Schuld. Der Tagesspiegel, abgerufen am 10. Mai 2021.
  12. Rudolf von Bitter: Delphine de Vigan: „Die Kinder sind Könige“. Süddeutsche Zeitung, 10. Mai 2022, abgerufen am 31. Dezember 2023.
  13. Delphine de Vigan: „Die Kinder sind Könige“ – Die kleinen Youtube-Sklaven. Frankfurter Rundschau, 7. April 2022, abgerufen am 31. Dezember 2023.
  14. Großer Roman über eine zerbrechliche Kindheit. ndr.de, 18. November 2018, abgerufen am 1. Februar 2019.
  15. Ein gefährlicher Pakt des Schweigens. deutschlandfunkkultur.de, 17. September 2018, abgerufen am 1. Februar 2019.
  16. Botschafter zwischen verfeindeten Armeen. femundo.de, 17. September 2018, abgerufen am 1. Februar 2019.
  17. Actu/Monde du livre: Delphine de Vigan lauréate du prix Saint-Valentin. 3. Februar 2006, abgerufen am 14. Mai 2021 (französisch).
  18. Librairies Sorcières: www.librairies-sorcieres.fr. Abgerufen am 14. Mai 2021 (französisch).
  19. chroniqueslitteraires: Prix du Rotary International 2009. Abgerufen am 14. Mai 2021 (französisch).
  20. Harmonie Mutuelles décerne son Prix Solidarité 2009, au roman"No et moi" de Delphine de Vigan. In: News Assurances Pro. 6. März 2009, abgerufen am 16. Mai 2021 (französisch).
  21. Le Point magazine: Le Prix du roman Fnac décerné à Delphine de Vigan. 31. August 2011, abgerufen am 1. Juli 2023 (französisch).
  22. Le Prix Roman France Télévisions 2011 à Delphine de Vigan. 3. November 2011, abgerufen am 1. Juli 2023 (französisch).
  23. Delphine de Vigan : podcasts et actualités. Abgerufen am 1. Juli 2023 (französisch).
  24. Le Point magazine: Le Grand Prix des lectrices de Elle couronne Delphine de Vigan. 31. Mai 2012, abgerufen am 1. Juli 2023 (französisch).
  25. Le prix Renaudot à « D’après une histoire vraie », de Delphine de Vigan. In: Le Monde.fr. 3. November 2015 (lemonde.fr [abgerufen am 14. Mai 2021]).
  26. Prix Goncourt des lycéens : Delphine de Vigan lauréate. 1. Dezember 2015, abgerufen am 14. Mai 2021 (französisch).
  27. Ordre des Arts et des Lettres - Nominations et promotions du 10-02-2016. Abgerufen am 1. Juli 2023.