Der Bahnhof von Zimpren

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Der Bahnhof von Zimpren ist eine Kurzgeschichte des deutschen Nobelpreisträgers Heinrich Böll, die erstmals 1958 in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht wurde.

Inhalt dieser Kurzgeschichte ist die Entwicklung eines Dorfes zu einer Kleinstadt durch Erdölvorkommen und die rasche Abnahme von Arbeitern in Zimpren und der Aktivität des Personals des neu errichteten Bahnhofs.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund von erfolgreichen Erdölbohrungen steigt die Anzahl der Einwohner, so dass eine Kleinstadt entsteht. Die Terra Spes bietet Witwe Klipp das 69-fache für ihr Grundstück an. Sie ist die Einzige im Dorf, die dieses Angebot ablehnt. Zimpren baut einen modernen Bahnhof mit Wartesaal, Aktualitätenkino, Buchhandlung, Speisesaal und einer schnellen Güterabfertigung. Verdiente Bahnbeamte werden nach Zimpren befördert. Der Bahnhof wird zur D-Zug-Station erhoben. Witwe Klipp und ihr Knecht Goswin stellen die Behauptung auf, man solle der Erde nie trauen. Nach einer Zeit wird der Ölstrahl kleiner bis irgendwann kein Öl mehr fließt. Folge ist die Abreise von Arbeitskräften. Die Terra Spes engagiert einen Sprengspezialisten, der das Öl wieder zum Fließen bringen soll. Dieser Versuch scheitert, Zimpren verödet. Bohrtürme werden abmontiert und Wohnblocks verkauft. Witwe Klipp kauft fast ganz Zimpren auf, da der Grundstückspreis sehr niedrig ist.

Züge halten in Zimpren, wobei nie jemand ein- oder aussteigt. Resultat ist eine Verbitterung der Bahnbeamten. Der Bahnhof dient nur noch 78 Personen, die in Zimpren leben. Da die Planstellen nicht gestrichen werden, müssen sie weiterhin besetzt werden. Zimpren gilt im Verwaltungsbezirk Wöhnisch für Bahnbeamte als Strafbahnhof, da die Tätigkeiten der Beamten sehr bescheiden sind. Die Einnahmen des Bahnhofes betragen in einem Jahr 13 Mark und 80 Pfennig. Der Bahnvorsteher erhofft sich durch Skandale strafversetzt zu werden. Man kann aber nur nach Zimpren strafversetzt werden, aber nicht von Zimpren weg.

Interpretationsansatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Kurzgeschichte „Der Bahnhof von Zimpren“ übt Heinrich Böll Kritik an der Schnelllebigkeit und Hetze der Gesellschaft und verhöhnt die Politik bzw. Bahngesellschaft.

Nachdem das Öl in Zimpren zu fließen begann und das Dorf von Menschenmassen überflutet wurde, reagierte die Politik schnell. Es wurde ein D-Zug Bahnhof errichtet. Das schnelle Geld lockte viele an, nur die Einheimische Flora Klipp will von alldem nichts wissen. Sie distanziert sich eindeutig von der Hetze ihrer Umgebung.

Das Öl verschwand schneller als es kam und nach einiger Zeit waren die Pipelines leer. Mit dem Öl verschwanden auch die Menschenmassen die einmal die Zukunft in Zimpren sahen. Das einzige Überbleibsel der „goldenen Zeit“ in Zimpren ist der D-Zug Bahnhof, auf dem die einst beförderten Beamten nun vor sich hin leben. Die anfangs negativ dargestellte Flora Klipp nutzt nun die Gunst der Stunde und kauft billig Land in Zimpren. Sie wird als Gewinnerin dargestellt, die sich nicht beirren ließ.

Heinrich Böll versucht mit dieser Geschichte dem Leser zu zeigen, dass sich die kritische Auseinandersetzung über die gesellschaftlichen Überzeugungen bzw. eine gewisse Distanz zur Schnelllebigkeit bezahlt machen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Böll: Der Bahnhof von Zimpren. Erzählungen. Nachwort von Gerhard Joop. Ullstein, Frankfurt a. M. 1959.
  • Becht, Ulrike: Der Bahnhof von Zimpren. In: Interpretationen zu Heinrich Böll verfaßt von einem Arbeitskreis. Kurzgeschichten II. 5. Aufl. München 1975. S. 81–93.
  • Durzak, Manfred: Die deutsche Kurzgeschichte der Gegenwart. Stuttgart 1980. [zu Der Bahnhof von Zimpren: S. 384–386.]
  • Preuß, Helmut: "Sub terra spes". Die Erzählung "Der Bahnhof von Zimpren" von Heinrich Böll. In: Becker - Bender - Böll und andere. Nordrhein-westfälische Literaturgeschichte für den Unterricht. Hrsg. von Gerhard Rademacher. Essen 1980. (neue pädagogische Bemühungen. 85.) S. 97–112 und 195.