Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft

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Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
(DGfE)
Gründung 1964, seit 1970 e.V.
Sitz Berlin
Zweck Förderung von Bildung und Erziehung im Gebiet der wissenschaftlichen Pädagogik
Vorsitz seit 2022 Anja Tervooren
Mitglieder rund 4200
Website www.dgfe.de

Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) ist „eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler“ in Deutschland. Die Vereinigung wurde 1964 gegründet und hat ihren Sitz in Berlin.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gründung der DGfE vorausgegangen waren einige „Pädagogische Tagungen“, initiiert von Julius J. Oppenheimer, dem Leiter der „Division of Cultural Affairs, Higher Education“ beim High Commissioner for Germany (HICOG). Die erste dieser Tagungen fand am 29./30. Mai 1952 in Bad Wildungen statt, weitere folgten erst jährlich, dann nach Gründung der DGfE in loser Reihenfolge noch bis 1967. Auf diesen Tagungen sollen Schul- und Lehrerbildungsfragen behandelt werden, bald ging es aber um die Institutionalisierung der deutschen Erziehungswissenschaft. Die Gründung der Fachvereinigung steht damit im engen Zusammenhang mit der Etablierung der Zeitschrift für Pädagogik im Jahre 1955. Nach dem Beschluss zur Gründung einer Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft auf der Hamburger Tagung 1963 folgte dann die konstituierende Sitzung am 28. April 1964 in Frankfurt am Main. Der Gründungsvorstand bestand aus Otto Friedrich Bollnow (Vorsitz), Josef Dolch, Andreas Flitner, Wilhelm Hansen, Erika Hoffmann, Heinrich Roth und Hans Stock. Der Vorstand wird seit der Gründung satzungsgemäß im zweijährigen Turnus neu gewählt.[1]

Die erste Arbeitstagung folgte am 30. April 1964; auf ihr wurde die Satzung verabschiedet. Von Beginn an waren Selbstanmeldungen nicht möglich, es bedurfte für die Neuaufnahme eines Mitglieds zwei Bürgen – ein Prinzip, an dem die DGfE gegenwärtig (2018) noch immer festhält. Die Mitgliederzahl entwickelte sich in der ersten Dekade wie folgt:

Mitgliederentwicklung der DGfE im ersten Jahrzehnt nach ihrer Gründung
Stichtag Mitgliederzahl
30.04.1964 157
27.04.1966 „fast 200“
01.10.1968 254
14.04.1970 324
11.04.1972 377
1973 „über 500“

Auch wurde bereits zu der Zeit die Binnenorganisation der Gesellschaft in Kommissionen beschlossen, die ihre Arbeit jedoch teilweise erst verzögert aufnahmen.[2]

In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre befasste sich die DGfE in Verbindung mit der Kultusministerkonferenz sowie der Westdeutschen Rektorenkonferenz mit der Etablierung des Diplom-Studiengangs der Pädagogik. Im Juni 1968 wurde die „Kernstudium-Empfehlung“ verabschiedet und bekanntgemacht.[3] Seit dem 11. Dezember 1970 firmiert die DGfE als eingetragener Verein, die Gemeinnützigkeit wurde ihr am 7. September 1971 zugesprochen.

Ziele und Mitgliedschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziel dieser wissenschaftlichen Fachgesellschaft ist es, Wissenschaft und Forschung zu fördern und Bildung und Erziehung im Gebiet der wissenschaftlichen Pädagogik fortzuentwickeln. Dies wird durch verschiedene Aktivitäten verwirklicht, insbesondere: die Veranstaltung von Fachkongressen (alle zwei Jahre), Tagungen, Seminaren und Vorträgen, die Förderung der intradisziplinären Kommunikation innerhalb des Gesamtgebiets der Erziehungswissenschaft, die Herausgabe und Förderung von Fachpublikationen, die Anregung von Forschungsprojekten, die Stellungnahme zu öffentlichen Empfehlungen und wissenschaftliche Stellungnahmen zu Fragen der Bildungspolitik und pädagogischer Praxis, die Informationen der Öffentlichkeit über Stand und Entwicklung der Erziehungswissenschaft, die Klärung von Ausbildungs- und Prüfungsfragen der pädagogischen Berufe, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Förderung von in der Erziehungswissenschaft tätigen Frauen, die Förderung der Völkerverständigung durch die Zusammenarbeit mit anderen nationalen Institutionen und die Mitarbeit in internationalen Institutionen (Satzung der DGfE).

Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft hat etwa 4014 reguläre Mitglieder[4] und 54 Ehrenmitglieder aufgrund „besondere[r] Verdienste um die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft“[5]. Die Ernennung Theodor Wilhelms zum Ehrenmitglied auf dem DGfE-Kongress 1984 scheiterte.[6]

Vorsitz und Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vorsitzende ist seit Mai 2022 Anja Tervooren.
  • Vorstandsmitglieder sind Birgit Althans, Elke Kleinau, Rolf-Torsten Kramer, Bernhard Schmidt-Hertha, Tanja Sturm und Christine Wiezorek.
  • Ehrenvorsitzender auf Lebenszeit war Wolfgang Klafki, bis er am 24. August 2016 verstarb. Er war einer der bekanntesten deutschen pädagogischen Wissenschaftler.

Sektionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die verschiedenen Teildisziplinen der Erziehungswissenschaft sind in Sektionen und Kommissionen der DGfE organisiert: Derzeit existieren 14 Sektionen und 18 Kommissionen.

  • Sektion 1 – Historische Bildungsforschung (History of Education)
  • Sektion 2 – Allgemeine Erziehungswissenschaft (General Education)
  • Sektion 3 – Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft (Intercultural and International Comparative Educational Research)
  • Sektion 4 – Empirische Bildungsforschung (Educational Research and Planning)
  • Sektion 5 – Schulpädagogik (Curriculum and Teaching / School Pedagogy)
  • Sektion 6 – Sonderpädagogik (Special Education)
  • Sektion 7 – Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Vocational Education)
  • Sektion 8 – Sozialpädagogik und Pädagogik der frühen Kindheit (Social Pedagogy and Early Childhood Education)
  • Sektion 9 – Erwachsenenbildung (Adult Education)
  • Sektion 10 – Pädagogische Freizeitforschung und Sportpädagogik (Educational Leisure Research and Physical Education)
  • Sektion 11 – Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft (Gender Studies and Education)
  • Sektion 12 – Medienpädagogik (Media Education)
  • Sektion 13 – Differentielle Erziehungs- und Bildungsforschung (Differential Educational Research)
  • Sektion 14 – Organisationspädagogik (Organisational Pedagogy)

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zeitschrift „Erziehungswissenschaft“ ist das Mitteilungsheft der DGfE. Eine Online-Version der Zeitschrift ist über die Web-Präsenz der DGfE zugänglich. Sie erscheint auch als gedruckte Zeitschrift im Verlag Barbara Budrich. Darüber hinaus erscheint eine Schriftenreihe der DGfE mit Kongressbänden und weiteren Publikationen, wie dem in unregelmäßiger Reihe erscheinenden „Datenreport Erziehungswissenschaft“ (2000, 2002, 2004, 2006, 2008, 2012, 2016, 2020).

Kongresse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im zweijährigen Rhythmus veranstaltet die DGfE Kongresse an wechselnden Orten und zu einem jeweils bestimmten Oberthema. In den Jahren 1974 und 2004 fand der DGfE-Kongress im deutschsprachigen Ausland statt. Der kommende Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft wird im Jahr 2022 an der Universität Bremen stattfinden.[7] Vorangegange Kongressorte und -themen waren:

DGfE-Kongresse seit 1968
Nr. Jahr Ort Thema
28 2022 Bremen Ent | Grenz | Ungen
27 2020 (entfallen)[8] Köln Optimierung [diverse Beiträge online bereitgestellt]
26 2018 Essen Bewegungen
25 2016 Kassel Räume für Bildung. Räume der Bildung
24 2014 Berlin Traditionen und Zukünfte – 50 Jahre DGfE
23 2012 Osnabrück Erziehungswissenschaftliche Grenzgänge
22 2010 Mainz Bildung in der Demokratie
21 2008 Dresden Kulturen der Bildung
20 2006 Frankfurt/Main bildung – macht – gesellschaft
19 2004 Zürich Bildung über die Lebenszeit
18 2002 München Innovation durch Bildung
17 2000 Göttingen Bildung und Erziehung in Übergangsgesellschaften
16 1998 Hamburg Medien-Generation
15 1996 Halle/Saale Bildung zwischen Staat und Markt
14 1994 Dortmund Bildung und Erziehung in Europa
13 1992 Berlin Erziehungswissenschaft zwischen Modernisierung und Modernitätskrise
12 1990 Bielefeld Bilanz für die Zukunft: Aufgaben, Konzepte und Forschung in der Erziehungswissenschaft
11 1988 Saarbrücken Erziehung und Bildung als öffentliche Aufgabe
10 1986 Heidelberg Allgemeinbildung
9 1984 Kiel Arbeit – Bildung – Arbeitslosigkeit
8 1982 Regensburg (kein Oberthema)
7 1980 Göttingen Das politische Interesse an der Erziehung und das pädagogische Interesse an der Gesellschaft
6 1978 Tübingen Die Handlungsrelevanz erziehungswissenschaftlicher Erkenntnisse
5 1976 Duisburg Interaktion und Organisation in pädagogischen Feldern
4 1974 Salzburg Pädagogische Institutionen und Sozialisation
3 1972 Nürnberg Zur Wissenschaftstheorie und Methodologie pädagogischer Begleitforschung
2 1970 Berlin Erziehungswissenschaft – Bildungspolitik – Schulreform
1 1968 Göttingen Sprache und Erziehung

Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die DGfE verleiht die Ehrenmitgliedschaft, den Ernst-Christian-Trapp-Preis, einen Nachwuchs-Förderpreis sowie ab 2014 einen Medien- und einen Forschungspreis.[9] Um die Aberkennung des an Hartmut von Hentig vergebenen Trapp-Preises gab es andauernde Diskussionen innerhalb der DGfE wie auch in der Öffentlichkeit.[10] Die DGfE selbst hat dazu zwei Stellungnahmen veröffentlicht, eine im März 2017[11] und eine im Juni 2017[12].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Behm, Britta (2014): 50 Jahre „Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft“ (DGfE). Gedanken zu Jubiläum und Forschungslücken. Beitrag zum Programmheft des 24. DGfE-Kongresses „Traditionen und Zukünfte – 50 Jahre DGfE“ vom 9. bis 12. März 2014 in Berlin. Erziehungswissenschaft, H. 48. ISSN 0938-5363. S. 11–23.
  • Berg, Christa/Herrlitz, Hans-Georg/Horn, Klaus-Peter (2014): Kleine Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Eine Fachgesellschaft zwischen Wissenschaft und Politik. Wiesbaden: Springer VS.
  • Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) (1965): Satzung. In: Zeitschrift für Pädagogik 11, H. 3, S. 266–269.
  • Scheuerl, Hans (1987): Zur Gründungsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Vorgeschichte – Konstituierung – Anfangsjahre. In: Zeitschrift für Pädagogik 33, H. 2, 267–287.
  • Tröhler, Daniel (2014): Tradition oder Zukunft? 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft aus bildungshistorischer Sicht. In: Zeitschrift für Pädagogik 60, H. 1, S. 9–31.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DGFE: Vorstand. 22. November 2018, archiviert vom Original am 22. November 2018; abgerufen am 22. November 2018.
  2. Hans Scheuerl: Zur Gründungsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 33, Nr. 2, 1987, S. 267–287.
  3. DGfE: Kernstudium der Erziehungswissenschaft für die pädagogischen Ausbildungsgänge. Entschließung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 14, S. 386–390.
  4. Website der DGfE Wir über uns.
  5. DGFE: Ehrenmitgliedschaft. 21. November 2018, archiviert vom Original am 21. November 2018; abgerufen am 21. November 2018.
  6. Heinz-Elmar Tenorth: [Rezension] Benjamin Ortmeyer: Mythos und Pathos statt Logos und Ethos. Zu den Publikationen führender Erziehungswissenschaftler in der NS-Zeit: Eduard Spranger, Herman Nohl, Erich Weniger und Peter Petersen. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 56, Nr. 4, 2010, S. 632–638 (pedocs.de [PDF]).
  7. Einladung. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. August 2020; abgerufen am 2. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dgfe.de
  8. DGFE: Bisherige DGfE-Kongresse. In: dgfe.de. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  9. Micha Brumlik: Das falsche Vorbild. In: Die Tageszeitung, 7. Januar 2014.
  10. Odenwaldschule – Das Versagen der Pädagogen. Abgerufen am 25. Oktober 2018.
  11. Stellungnahme des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) zur Diskussion um sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten. DGfE, archiviert vom Original am 21. November 2018; abgerufen am 10. März 2019.
  12. Stellungnahme des DGfE-Vorstands zu den Reaktionen auf den Beschluss, Hartmut von Hentig den Ernst-Christian-Trapp-Preis abzuerkennen. DGfE, archiviert vom Original am 21. November 2018; abgerufen am 10. März 2019.