Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum

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Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum
Abkürzung DFD
Leitung Stefan Dech
Gründung 1980
Mitarbeiterzahl ca. 230
Standorte Oberpfaffenhofen
Neustrelitz
Webseite dlr.de
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (Deutschland)
Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (Deutschland)
Oberpfaffenhofen
Neustrelitz
Standorte des DFD

Das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) ist ein Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Standorten in Oberpfaffenhofen bei München und Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen mit dem Institut für Methodik der Fernerkundung (IMF) bildet das DFD das Earth Observation Center (EOC) – das Kompetenzzentrum für Erdbeobachtung in Deutschland.

Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das DFD empfängt mit seinen Bodenstationen die Daten nationaler und internationaler Erdbeobachtungssatelliten, verarbeitet sie zu Informationsprodukten und stellt diese für Wissenschaft und Industrie bereit. Es verteilt die Daten an die Nutzer und sichert sie langfristig im Deutschen Satellitendatenarchiv. Mit geowissenschaftlichen Arbeiten zur Atmosphären-, Klimawandel- und zivilen Sicherheitsforschung stellt das DFD Produkte und Lösungen der Fernerkundung für die Anwendung im privatwirtschaftlichen und wissenschaftlichen Umfeld bereit. Es betreibt themenspezifische „User Services“, insbesondere das Weltdatenzentrum für Fernerkundung der Atmosphäre (WDC-RSAT) und das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI).

Das DFD bildet wissenschaftlichen Nachwuchs aus durch Bereitstellung von Arbeitsplätzen für Praktikanten, Diplomanden, Master-Absolventen, Doktoranden und Gastwissenschaftler. Es arbeitet insbesondere mit der Universität Würzburg (terrestrische Ökosysteme) und der Universität Augsburg (Atmosphäre) zusammen. Das DFD ist auch international tätig und betreibt langfristige Forschungskooperationen mit weltweiten Partnerorganisationen.

Kernkompetenzen des DFD sind:

  • Konzeption, Entwicklung, Engineering und Betrieb von Multimissions-Bodeninfrastrukturen für Erdbeobachtungsmissionen
  • Entwicklung und Integration informationstechnischer Systeme zur Verarbeitung und zum Management großer Datenbestände sowie den Betrieb des Deutschen Satellitendatenarchivs
  • Methoden- und Verfahrensentwicklung zur Kartierung von Krisenregionen, zur Risiko- und Vulnerabilitätsmodellierung und zur Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen für Umwelt- und Krisenanwendungen
  • Entwicklung von Prozessoren für höherwertige Datenprodukte, insbesondere für die Themenbereiche atmosphärische Spurengase und Aerosole, geo- und biophysikalische Variablen terrestrischer Ökosysteme, Parameter zur Landnutzung, Umweltindikatoren sowie Kenngrößen städtischer Verdichtungsräume
  • Entwicklung spezieller Verfahren zur Auswertung hyperspektraler optischer Daten sowie zur Ableitung und Mosaikierung von Höhendaten aus räumlich hoch aufgelösten Synthetic-Aperture-Radar- und optischen Daten
  • Entwicklung von speziellen Visualisierungsmethoden zur Darstellung und Animation komplexer Geodatensätze im eigenen Geo-Visualisierungszentrum

Fachabteilungen des DFD[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dynamik der Landoberfläche
  • Atmosphäre
  • Zivile Kriseninformation und Georisiken
  • Informationstechnik
  • Nationales Bodensegment
  • Internationales Bodensegment
  • Wissenschaftskommunikation und Visualisierung

Der Direktor ist gleichzeitig Ordinarius des Lehrstuhls für Fernerkundung am Institut für Geographie der Universität Würzburg. Eine dort angesiedelte Arbeitsgruppe ist eng mit den Forschungs- und Entwicklungsaufgaben des DFD verzahnt.

Chronik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorläuferorganisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1969
  • Entstehung der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR), dem Vorläufer des DLR durch Zusammenschluss der DVL mit DFL und AVA
1974–1977
  • Das Erdwissenschaftliche Flugzeug-Messprogramm (FMP) markiert den Beginn der Fernerkundungsaktivitäten im DLR (Hauptabteilung Raumflugbetrieb – GSOC). Das erdwissenschaftliche Photolabor mit Bildkonvertierungsanlage wird aufgebaut und betrieben.
1976
  • Umstrukturierung der DFVLR: Großanlagen und wissenschaftlich-technische Einrichtungen werden zum Bereich Wissenschaftlich-Technische Betriebseinrichtungen (WT) zusammengefasst. GSOC und MORABA werden zur Hauptabteilung Raumflugbetrieb (WT-RB).
1978
  • Auf Wunsch des Bundesministerium für Forschung und Technik übernimmt die DFVLR die Funktion als National Point of Contact (NOPC) zwischen der ESA und Nutzern in den Mitgliedsländern der ESA. Über das NPOC erhalten Nutzer Zugang zu den Daten amerikanischer Erderkundungssatelliten Landsat, Seasat, HCMM und Nimbus-7, die im Rahmen des ESA-Earthnet-Programmes mit Bodenstationen in Europa empfangen werden. Die Übernahme der NPOC-Funktion durch WT-RB ist der Beginn einer engen Zusammenarbeit mit der ESA (ESRIN in Frascati), die bis heute andauert.
1980
  • Ab Januar routinemäßig Verarbeitung von SAR-Daten des 1978 gestarteten NASA-Satelliten Seasat im Auftrag der ESA

Gründungsphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gründung der Hauptabteilung Angewandte Datentechnik, verantwortlich für den Aufbau datentechnischer Prozessierungs- und Systemlösungen zur Verarbeitung und zum Management großer Datenströme von nationalen, europäischen und internationalen Fernerdungsmissionen
  • Die Hauptabteilung Raumflugbetrieb (WT-RB) wird geteilt in die Hauptabteilung Raumflugmissionen (WT-RM; Leiter: M. Gass) und die Hauptabteilung Angewandte Datentechnik (WT-DA; Leiter: W. Markwitz).
  • Die Hauptabteilung Angewandte Datentechnik wird vom Bundesministerium für Forschung und Technik beauftragt, Service-Leistungen als Mobile Raketen- und Ballonbasis (MORABA) und als Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) zu erbringen.
1981
  • europäische SAR-580-Kampagne vom Februar bis August
1985
  • Umstrukturierung des DLR: Moraba wechselt vom DFD zurück zum GSOC
  • Konsolidierung: Beendigung der Arbeiten im Schwerpunkt Energetik

Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Als Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (jetzt offizieller Name der Hauptabteilung WT-DA im Außenverhältnis) konzentriert sich die Hauptabteilung vor allem auf informationstechnische Arbeiten der Fernerkundung mit einem hohen extern finanzierten Aufgaben- und Personalanteil.
1986
  • Ausbau des DFVLR-Forschungszentrums Oberpfaffenhofen durch die Bayerische Staatsregierung und das Bundesministerium für Forschung und Technik; DFD-Neubau mit Büro- und Betriebsräumen
1988
  • Das Bundesministerium für Forschung und Technik beauftragt AWI, IfAG und DLR, eine Station in der Antarktis für den Empfang von ERS-1-SAR-Daten und zur Durchführung von VLBI-Messungen aufzubauen.
1989
1991
  • Inbetriebnahme der GARS-O’Higgins für den Empfang von ERS-1 Daten, später auch ERS-2 und Envisat
  • Start des ersten europäischen Erdbeobachtungssatelliten ERS-1 am 17. Juli
1992
  • Die Satellitenbodenstation Neustrelitz des Instituts für Kosmos Forschung (IKF) wird nach der Wende auf Empfehlung des Wissenschaftsrates als Fernerkundungsstation Neustrelitz Teil des DFD.
  • Aufbau der „National Remote Sensing Data Library“ (NRSDL)
1993
1994
  • SIR-C/X-SAR, zwei Flüge mit den Shuttlemissionen STS-59 vom 9. bis zum 20. April und STS-68 vom 30. September bis zum 11. Oktober
1994–2003
  • Einsatz der transportablen Station in Libreville (Gabun), insgesamt acht Kampagnen für den Empfang von ERS-Daten. Nach Überholung in Oberpfaffenhofen erfolgt der Einsatz in Chetumal (Mexiko).
1995
  • Start des zweiten europäischen Erdbeobachtungssatelliten ERS-2 am 21. April
  • Beginn der Entwicklung des „Data and Information Management System“ (DIMS)
1997
  • Zusammenführung von DARA und DLR, das fortan Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) heißt
  • Gründung des Cluster Angewandte Fernerkundung
1997–2001
1999–2000
2000
2002
  • Start des europäischen Umweltsatelliten Envisat am 1. März
  • Aufbau einer dritten X-Band-Antenne in Neustrelitz
2002–2003
  • Durchführung der Phase-A/B-Studie für das TerraSAR-Nutzlastbodensegment durch ein gemeinsames DFD/IMF-Projektteam. Die Phase-B wird mit der Preliminary Design Review (PDR) im Januar 2003 erfolgreich abgeschlossen.
2003
2005
2007
2009
  • WDC-RSAT wird offizielles WMO-Weltdatenzentrum.
  • Aufbau und Inbetriebnahme der polaren Empfangsstation Inuvik Satellite Station in Inuvik, Kanada
2010
  • Gründung des Earth Observation Center (ehemals Cluster Angewandte Fernerkundung)
  • Start von TanDEM-X am 21. Juni 2010
2011
  • Übergabe des Tsunami-Frühwarnsystems an Indonesien
  • Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich eröffnet Strategie-Forum für Erdbeobachtung am EOC
  • EOC-Symposium 2011
2012
2013
2014
  • Einweihung der Forschungsstelle für Maritime Sicherheit in Neustrelitz in Kooperation mit dem Institut für Kommunikation und Navigation
2015
  • Ausrichtung des International Symposium on Remote Sensing of Environment (ISRSE) in Berlin
  • Direktempfang und Verarbeitung von Sentinel-1-Daten in Neustrelitz; Lizenzierung für Radarsat-2
  • Das DFD wird mit dem „Sentinel-1 Processing and Archiving Center“ Teil des Copernicus-Sentinel-Bodensegments.
  • erster Empfang von laserübertragenen Erdbeobachtungsdaten (Sentinel-1 – Alphasat) in Oberpfaffenhofen
2016
  • Globales Höhenmodell TanDEM-X
  • Tri-Band-Bodenstation in Neustrelitz
  • Sentinel-3A und Sentinel-1A/1B PAC
  • Empfang koreanischer Erdbeobachtungsmissionen in Neustrelitz
2017
2018
  • Sentinel-3B operationell
  • Hyperspektrales Erdbeobachtungsinstrument DESIS auf der ISS
  • Deutsches Satellitendatenarchiv D-SDA mit 60 Petabyte Daten
2019
  • Entwicklungsbeginn des HPDA-Datenverarbeitungssystems terrabyte
  • Auslieferungbeginn DESIS-Daten
  • Auslieferung atmosphärenkorrigierter Sentinel-2-Daten
  • Unterstützung der MOSAiC-Arktisexpedition
2020
2021
  • Rahmenvertrag IF-Bund (Innovative Fernerkundung für die Bundesverwaltung)
  • Beauftragung mit dem Copernicus Climate Change Service (C3S)
2022
2023
  • HPDA-Plattform terrabyte in Betrieb
  • Ausbau der EUSI-Bodenstation in Oberpfaffenhofen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]