Diébédo Francis Kéré

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Francis Kéré (2019)
Grundschule in Gando (Foto 2007)
Innenraum der Grundschulbibliothek in Gando (Foto 2011)
Modell des Projekts Zhou Shan Hafen, China (Foto 2012)

Diébédo Francis Kéré (* 10. April 1965 in Gando, Obervolta)[1] ist ein burkinisch-deutscher[2] Architekt. Er betreibt in Berlin das international tätige Architekturbüro Kéré Architecture.

Typisch für Kérés Projekte ist die Verwendung lokaler Materialien, der Einsatz traditioneller Handwerkstechniken, insbesondere im Holzbau, sowie eine energiesparende, kostengünstige und nachhaltige Bauweise. Im Jahr 2022 wurde er mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet, der als renommiertester Preis in der Architektur gilt.[3] Er ist der erste Afrikaner und der dritte Deutsche, der die Auszeichnung erhielt.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kéré hat dreizehn Geschwister, er wuchs in einem Dorf in Burkina Faso auf. Im Alter von sieben Jahren schickten ihn seine Eltern zu Verwandten in die nächste Stadt, damit er die Schule besuchen konnte. Er begann nach seiner Schulzeit eine Lehre, in der er in der traditionellen Bauweise seiner Heimat ausgebildet wurde. Mit 20 Jahren, 1985, führte ihn sein Weg dank eines Stipendiums der Carl-Duisberg-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Entwicklungsdienst nach Deutschland, wo er seine Schreinerlehre beendete und das Abitur an einer Abendschule machte. 1995 nahm er ein Architekturstudium an der TU Berlin auf. Bereits 2001, noch vor Abschluss seines Studiums, wurde er für den Entwurf und Bau einer Schule in seinem Heimatdorf mit dem hochdotierten Aga Khan Award for Architecture ausgezeichnet. Nach dem Studium gründete er 2004 sein eigenes Büro Kéré Architecture.

Er widmet sich vorrangig sozial und ökologisch nachhaltigen Architekturprojekten in Entwicklungsländern, angefangen bei seinem Heimatland Burkina Faso.

Außer mit dem Aga Khan Award for Architecture 2004 wurde Kéré 2009 mit dem Global Award for Sustainable Architecture, 2010 mit dem Swiss Architectural Award für die Erweiterung der Schule in Gando, 2011 mit dem Marcus Prize for Architecture der University of Wisconsin Milwaukee[4] und 2012 mit dem Holcim Global Award in Gold für das Projekt eines Gymnasiums in Gando ausgezeichnet.

Kéré ist der Architekt des Operndorf Afrika nach Ideen des Regisseurs Christoph Schlingensief. Im Mai 2012 besuchte der frühere Bundespräsident der Bundesrepublik Horst Köhler das Projekt, dessen Schirmherr er ist.[5] Kéré setzt sich auch dafür ein, dass die Dörfer seiner ersten Heimat ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen werden und versucht in dieser Sache zwischen den verschiedenen Auffassungen der Bewohner und der Unesco zu vermitteln.[6]

Kérés Arbeit wurde unter anderem im Museum of Modern Art, in der von Andres Lepik kuratierten Ausstellung Small Scale, Big Change. New Architectures of Social Engagement[7] präsentiert, neuerdings auch in Afritecture im Architekturmuseum der TU München. Im Winter 2016/2017 hat er im gleichen Museum die international erste Einzelausstellung seines architektonischen Gesamtwerkes Francis Kéré: Radically Simple präsentiert.[8] Er hat verschiedene Lehraufträge angenommen, u. a. an der Graduate School of Design der Universität Harvard.[9] Bis 2017 unterrichtete er an der Università della Svizzera italiana in Mendrisio.[10] Zum 1. Oktober 2017 wurde er auf die Professur „Architectural Design and Participation“ an die Technische Universität München berufen.[11] Zuletzt unterrichtete er an der Yale School of Architecture.[12] Im Oktober 2021 gab die Bauhaus-Universität Weimar bekannt, dass Kéré im Wintersemester 2021/2022 die Bauhaus-Gastprofessur innehaben wird.[13]

Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2001: Gando Grundschule, Gando, Burkina Faso mit Pichler Ingenieure
  • 2004: Gando Lehrerunterkünfte, Gando, Burkina Faso
  • 2006–2007: Dano Sekundarschule, Dano, Burkina Faso
  • 2006–2008: Erweiterung Gando Grundschule, Gando, Burkina Faso
  • 2010: Neugestaltung Nationalpark Mali, Bamako, Mali
  • 2010: Zentrum für Erd-Architektur, Mopti, Mali
  • 2010: Bücherei der Gando Grundschule, Gando, Burkina Faso
  • seit 2010: Operndorf Afrika, Laongo, Burkina Faso 
  • 2011: Naaba Belem Goumma Sekundarschule, Gando, Burkina Faso
  • 2013–2016: Noomdo Waisenhaus, Koudougou, Burkina Faso
  • 2014: Chirurgisches Zentrum and Gesundheitszentrum, Léo, Burkina Faso
  • 2014–2016: Lycée Schorge, Koudougou, Burkina Faso 
  • seit 2014: Benga Riverside Wohnanlage, Tete, Mosambik
  • seit 2015: Schutzhaus Königliche Römische Bäder, Meroe, Sudan
  • 2016–2018: Léo Wohnanlage für Ärzte, Léo, Burkina Faso 
  • 2016–2020: SKF-RTL Lernzentrum für Kinder, Nyang’oma Kogelo, Kenia
  • 2016–2022: Kamwokya-Gemeindezentrum, Kampala, Uganda
  • 2017–2018: Benga Riverside Schule, Tete, Mosambik
  • seit 2017: Memorial Thomas Sankara, Ouagadougou, Burkina Faso 
  • seit 2017: Freie Waldorfschule Weilheim, Huglfing, Oberbayern
  • seit 2017: Naume Children’s Foundation, Gulu, Uganda
  • seit 2018: Goethe-Institut Dakar, Dakar, Senegal
  • 2019: Xylem Pavillon für das Tippet Rise Art Centre, Fishtail, Stillwater County, Montana
  • 2019–2021: Startup-Lions-Campus, Turkana County, Kenia
  • seit 2019: Benin Nationalversammlung, Porto-Novo, Benin
  • 2020: Burkina Institute of Technology (BIT), Koudougou, Burkina Faso

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kéré hat an verschiedenen Gruppenausstellungen teilgenommen u. a. 2011 an „Small scale big change“ im MOMA in New York und 2016, sowie 2018 an der Architekturbiennale in Venedig.[25]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2016 drehte der Schweizer Fotograf Daniel Schwartz den Dokumentarfilm Francis Kéré: An Architect Between & The Design Between Screening, der anschließend auf mehreren Architektur-Ausstellungen gezeigt wurde.[25]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Diébédo Francis Kéré – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Akademie der Künste Berlin (Hrsg.): Journal der Künste 04. Special Edition. Die Mitglieder. Berlin 4. November 2017, S. 97.
  2. Sabine von Fischer: Francis Kérés Werk macht Schule: Er gewinnt den Pritzkerpreis. In: nzz.ch. 21. März 2022, abgerufen am 8. Mai 2022.
  3. Sabine von Fischer: Francis Kéré war das erste Kind des Dorfes, das lesen lernte. Nun ist er Pritzkerpreisträger 2022. In: Neue Zürcher Zeitung. 15. März 2022, abgerufen am 15. März 2022.
  4. Architect Diébédo Francis Kéré Awarded UWM’s Marcus Prize. Archdaily, 6. Juli 2011, abgerufen am 1. Juli 2019
  5. Weit und breit keine Oper in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 20. Mai 2012, Seite 25
  6. Sabine von Fischer: Architekt Francis Kéré: «Die Häuser folgen keinem Plan, sondern den Bedürfnissen, die sich auch ändern können». In: Neue Zürcher Zeitung. 30. September 2021, abgerufen am 30. September 2021.
  7. Small Scale, Big Change: New Architectures of Social Engagement | MoMA. Abgerufen am 28. März 2022.
  8. Architekturmuseum der TU München – Kéré. 7. August 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. August 2016; abgerufen am 16. März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.architekturmuseum.de
  9. Distributional Electives In Non‐Western Architecture. Archiviert vom Original am 8. Mai 2013; abgerufen am 16. März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gsd.harvard.edu
  10. Dialogue Spaces_Francis Kéré incontra Alfredo Brillembourg_Conferenza. Abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  11. Prof. Francis Kéré folgt Ruf an die TU München. Abgerufen am 28. März 2022.
  12. Francis Kéré. Abgerufen am 29. Mai 2020 (englisch).
  13. Diébédo Francis Kéré ist Bauhaus-Gastprofessor im Wintersemester 2021/2022. Abgerufen am 16. März 2022 (deutsch).
  14. Dorfschule schlägt Wolkenkratzer, Diébédo Kéré von der TU holte renommierten Preis Tagesspiegel.de, abgerufen am 30. Juni 2019
  15. Global Award for Sustainable Architecture. Abgerufen am 3. Juni 2020 (englisch).
  16. Schelling-Architekturpreis
  17. Laura Weißmüller: Francis Kéré - der Pritzker-Preisträger des Jahres 2022 Süddeutsche Zeitung, 15. März 2022, abgerufen am 15. März 2022
  18. „Nobel-Preis der Kunst“ Praemium Imperiale vergeben. Deutschlandfunk Kultur, abgerufen am 12. September 2023.
  19. 13 Fragen an Diébédo Francis Kéré. Abgerufen am 28. März 2022.
  20. Jenna McKnight: Kéré Architecture suspends colourful strings from ceiling of Philadelphia art museum De Zeen, 28. Juni 2016, abgerufen am 30. Juni 2019
  21. Francis Kéré. Radically Simple, abgerufen am 30. Juni 2019
  22. „Francis Kéré, primary elements“, at ICO Museum, Metalocus.es
  23. Kéré at Coachella , World Architects, 18. April 2019, abgerufen am 30. Juni 2019
  24. Kunstmuseum Olten: Programm / Ausstellungen / Iwan Baan. Abgerufen am 1. Oktober 2021.
  25. a b Architecture Film Soirée: “Francis Kéré: An Architect Between”, Harvard University abgerufen am 1. Juli 2019
  26. El Museo ICO presenta "Francis Kéré. Elementos primarios" - Fundación ICO. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  27. "Francis Kéré:Die Steine des Weisen". Abgerufen am 5. Oktober 2023.