Dietmar Lorenz (Judoka)

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Dietmar Lorenz

Dietmar Lorenz (Zweiter von rechts)
als Olympiadritter im Halbschwergewicht 1980
Nation Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Geburtstag 23. September 1950
Geburtsort LangenbuchDDR
Größe 180 cm
Gewicht 93 kg
Sterbedatum 8. September 2021
Sterbeort Deutschland Deutschland
Karriere
Graduierung

7. Dan - Nanadan 

Karriereende 1980
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 2 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 4 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 3 × Bronzemedaille
DDR-Meisterschaften 11 × Goldmedaille 3 × Silbermedaille 3 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Bronze 1980 Moskau bis 95 kg
Gold 1980 Moskau Offene Klasse
Weltmeisterschaften
Bronze 1973 Lausanne bis 95 kg
Bronze 1975 Wien Offene Klasse
Jigoro Kano Cup
Gold 1978 Tokio bis 95 kg
Europameisterschaften
Bronze 1973 Madrid Offene Klasse
Bronze 1974 London bis 93 kg
Bronze 1974 London Mannschaft
Gold 1975 Lyon bis 93 kg
Gold 1977 Ludwigshafen bis 95 kg
Gold 1978 Helsinki bis 95 kg
Gold 1978 Helsinki Offene Klasse
Silber 1980 Wien bis 95 kg

Dietmar Lorenz (* 23. September 1950 in Langenbuch, Landkreis Plauen, Sachsen; † 8. September 2021[1]) war ein deutscher Judoka, der für die DDR antrat. Er war 1980 der erste deutsche Judo-Olympiasieger.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietmar Lorenz wurde in der DDR im sächsischen Dorf Langenbuch (Landkreis Plauen)[2] geboren, das durch die Verwaltungsreform von 1952 mit fünf weiteren Nachbarorten in den neugegründeten thüringischen Kreis Schleiz eingegliedert wurde.[3] Seine sportlichen Anfänge in Akrobatik wurden durch die Baufälligkeit der Sporthalle beendet und so begann er in seinem Schulort Mühltroff zunächst bei der BSG Fortschritt mit dem Judo-Training.[4] 1967 wechselte er während seiner Lehre zum Kfz-Schlosser zur SV Dynamo Schleiz und wurde dann 1969 zum SC Dynamo Hoppegarten delegiert, dem Sportclub der Deutschen Volkspolizei.[5] Auf Grund seiner Erfolge als Judoka und Trainer im Sportclub wurde er mit dem Dienstgrad eines Oberleutnants der VP ausgezeichnet. Von 1980 bis 1989 war er Mitglied der SED. Nach dem Ende seiner aktiven Sportlerlaufbahn im Oktober 1980 wurde er Trainer des SC Dynamo Hoppegarten. Nach der Wende war er zunächst arbeitslos. Ab 1990 unterrichtete Dietmar Lorenz als Mitarbeiter der „Sportjugend Berlin e. V.“ Kinder und Jugendliche und war ab 1992 als Sozialarbeiter im Sport- und Jugendzentrum KICK Berlin-Marzahn tätig.

Lorenz war verheiratet und hatte eine Tochter. Er starb nach langer schwerer Krankheit im September 2021, zwei Wochen vor seinem 71. Geburtstag.[4][6]

Sportkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietmar Lorenz löste 1974 Uwe Stock als DDR-Meister im Halbschwergewicht ab und entwickelte sich zum Nachfolger Helmut Howillers, der vor ihm in dieser Gewichtsklasse als Seriensieger in die Geschichte des Deutschen Judo-Verbandes (DJV) einging. Nachdem Lorenz 1975 und 1977 den Europameistertitel im Halbschwergewicht errungen hatte, gehörte er 1978 zur DJV-Auswahlmannschaft, die bei den Europameisterschaften in Helsinki als „Wunderteam“ in die EM-Historie einging. In Helsinki siegte er im Halbschwergewicht und in der Offenen Klasse. Außerdem gewann er 1978 in Tokio als erster Nichtjapaner den Jigoro Kano Cup. Als Mitglied der DDR-Olympiamannschaft nahm Dietmar Lorenz 1980 an den Olympischen Sommerspielen in Moskau teil. Diese Spiele wurden jedoch von einigen Ländern boykottiert, so fehlten unter anderem die Japaner mit Yasuhiro Yamashita, dem amtierenden Weltmeister im Schwergewicht, und Sumio Endō, dem Weltmeister in der Offenen Klasse. Zuerst kämpfte Lorenz im Halbschwergewicht und gewann die Bronzemedaille. Danach ging er als Außenseiter in der „Offenen Klasse“ an den Start. Zur Überraschung aller Judo-Experten besiegte er die favorisierten Gegner und gewann auch den Finalkampf gegen den zwölf Kilogramm schwereren Angelo Parisi aus Frankreich.

Damit ging Dietmar Lorenz als erster deutscher Judo-Olympiasieger in die Geschichte ein. Außerdem ist er bisher der erste und einzige Judoka, dem es gelang, als Halbschwergewichtler in der „Offenen Klasse“ die Goldmedaille zu erringen.

Dietmar Lorenz wurde vom Deutschen Judo-Bund mit dem 7. Dan ausgezeichnet. Außerdem war er Ehrenmitglied im Judo-Verband Berlin.

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1973: WM-Dritter (Halbschwergewicht), EM-Dritter (Halbschwergewicht)
  • 1974: DDR-Meister (Halbschwergewicht)
  • 1975: Europameister (Halbschwergewicht), EM-Dritter (Offene Klasse), DDR-Meister (Halbschwergewicht und Offene Klasse)
  • 1976: Olympiafünfter (Halbschwergewicht), DDR-Meister (Halbschwergewicht und Offene Klasse)
  • 1977: Europameister (Halbschwergewicht), DDR-Meister (Halbschwergewicht)
  • 1978: Europameister (Halbschwergewicht und Offene Klasse), als erster Nichtjapaner Sieger des Jigoro Kano Cup in Tokio, DDR-Meister (Halbschwergewicht und Offene Klasse)
  • 1979: DDR-Meister (Halbschwergewicht und Offene Klasse)
  • 1980: Olympiasieger (Offene Klasse), Olympiadritter (Halbschwergewicht), DDR-Meister (Offene Klasse)

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erster deutscher Judo-Olympiasieger: Lorenz mit 70 Jahren gestorben. (Memento vom 12. Dezember 2022 im Internet Archive) In: ran.de, 8. September 2021. Abgerufen am 9. September 2021.
  2. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 9. September 2021.
  3. Langenbuch. In: Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 9. September 2021.
  4. a b Biographischer Steckbrief
  5. Kurzporträt im Neuen Deutschland, 15. April 1975, S. 5.
  6. Judobund Deutschland: Judo-Deutschland trauert um Dietmar Lorenz
  7. Berliner Zeitung, 12. Dezember 1978, S. 3
  8. Neues Deutschland, 22. August 1980, S. 3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]