Digital Concert Hall

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Der englischsprachige Begriff Digital Concert Hall (DCH, zu Deutsch: Digitaler Konzertsaal) steht für ein digitales Medium zum Übertragen von gegenwärtigen bzw. historischen Konzerten der Berliner Philharmoniker in das Internet, aus dem sie dann abgerufen werden können.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Digital Concert Hall wurde Ende 2008 eingerichtet.[1] Die Berliner Philharmoniker haben mit diesem Projekt Pionierarbeit geleistet, um klassische Orchestermusik auch über den Spielort und den Zeitpunkt der Konzerte hinaus weltweit verfügbar zu machen.

Ferner dient die Digital Concert Hall zur Dokumentation der Interpretationen des Orchesters und seiner Dirigenten.

Die Digital Concert Hall ist 2009 mit dem LeadAward 2009 in der Kategorie WebTV in Gold und dem OnlineStar ’09 Jurypreis in Bronze ausgezeichnet worden.

Seit Juli 2014 bietet die Digital Concert Hall auch aufbereitete Konzerte Herbert von Karajans an.

Im Zuge der COVID-19-Pandemie 2020 bot die Digital Concert Hall für 30 Tage einen kostenlosen Zugang an.[2]

Inhalte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten der jährlich etwa 40 Konzertprogramme der Berliner Philharmoniker aus der Philharmonie Berlin können durch die Einrichtung der Digital Concert Hall per Live-Streaming in hoher Bildauflösung (High Definition Video) und mit bester Tonqualität im Internet mitverfolgt werden, und zwar aus Sicht der Orchesterbühne.[3]

Darüber hinaus werden diese Konzerte nachbereitet und können mit einigen Tagen Verzögerung im Konzert-Archiv der Digital Concert Hall abgerufen werden. Das umfangreiche Konzertarchiv umfasst neben den aktuellen Konzerten, hauptsächlich unter Sir Simon Rattle, auch länger zurückliegende Aufführungen, zum Teil noch aus den 1990er Jahren unter Claudio Abbado. Auch einige Konzerte in der Berliner Waldbühne im Grunewald oder Aufnahmen der Reihe der Europakonzerte der Berliner Philharmoniker sind archiviert.

Zusätzlich gibt es Dokumentationen, zum Beispiel die Filme Rhythm Is It! über die Erarbeitung von Tanzszenen des Balletts Le sacre du printemps von Igor Strawinsky mit einer großen Gruppe Jugendlicher oder Trip to Asia, sowie Beiträge aus dem Ausbildungsprogramm der Berliner Philharmoniker und Interviews.

Die Interviews und die Beiträge aus dem Ausbildungsprogramm sind in der Regel kostenlos abrufbar, während die Konzerte und Dokumentationen kostenpflichtig sind, von seltenen Ausnahmen abgesehen. Zur Bezahlung gibt es zeitlich begrenzte Tickets für sieben oder dreißig Tage oder ein Jahr, wobei der Nutzer während des ausgewählten Zeitraums beliebig viele Konzerte abrufen kann. Dazu kommt ein monatliches Abonnement mit Verlängerungsoption. Tickets sind auch als Geschenkgutscheine erhältlich.[4]

Seit Juli 2014 enthält das Archiv der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker neben Livestreams aktueller Konzerte auch nachbearbeitete Archivaufnahmen einiger Konzerte Herbert von Karajans aus den 1960er und 1970er Jahren. Hiermit ist auch dokumentiert, wie sehr sich in den letzten Jahrzehnten der Musizierstil gewandelt hat.[5]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Aufnahme der Bewegtbilder während der Konzerte wurden in der Berliner Philharmonie über der Orchesterbühne sieben hochauflösende Videokameras installiert, die - ebenso wie die Mikrofone für die Tonaufnahmen - ferngesteuert werden können.[6]

Die Inhalte können über eine Internetverbindung, wahlweise im Webbrowser oder mit entsprechend ausgerüsteten Fernsehern oder Blu-ray-Disc-Spielern, abgerufen und wiedergegeben werden. Auch auf Smartphone und Tablet sind die Inhalte per iOS- oder Android-App abrufbar.

Der Stereoton wird bei 48 Kilohertz mit 24 Bit abgetastet und in AAC-Kodierung mit einer Datenrate von 256 Kilobit pro Sekunde übertragen. Für die Bildwiedergabe stehen je nach Übertragungsbandbreite unterschiedliche Qualitäten zur Verfügung, wobei die Videos gemäß H.264-Standard kodiert sind:[7] Die Qualitätseinstellung beziehungsweise -umstellung erfolgt je nach aktueller Übertragungsrate meist automatisch.[8]:

Qualitätsstufe Videobitrate Videoauflösung Audiobitrate
Maximum 3280 kbit/s 1920 × 1080 320 kbit/s Maximum nur bei Archivkonzerten verfügbar
Sehr hoch 2244 kbit/s 1280 × 720 256 kbit/s
Hoch 1844 kbit/s 1280 × 720 256 kbit/s
Mittel 1244 kbit/s 960 × 540 256 kbit/s
Niedrig 844 kbit/s 960 × 540 256 kbit/s
Sehr niedrig 444 kbit/s 640 × 360 256 kbit/s

Auf der Internationalen Funkausstellung Berlin 2016 kündigte Panasonic an, die Digital Concert Hall für das Herstellen, Bearbeiten und Kodieren der Videoaufnahmen mit den technischen Voraussetzungen für die 4K-Bildauflösung auszustatten.[9] Die Vereinbarung ist mit dem 1. Januar 2017 in Kraft getreten.[10] Die Verbreitung der Inhalte über Streaming im Internet wird von der Internet Initiative Japan geleistet.[11]

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfram Goertz: Digital Concert Hall - Die digitale Philharmonie, www.rp-online.de vom 15. Dezember 2008 (abgerufen am 27. Februar 2012)
  2. Die Digital Concert Hall jetzt kostenlos für alle. Berliner Philharmoniker, abgerufen am 2. April 2020.
  3. Im Volksmund der Berliner heißt das Gebäude „Zirkus Karajani“, nach dem früheren Chefdirigenten Herbert von Karajan, weil die Orchesterbühne wie eine Zirkusmanege nach allen Seiten von Zuschauerrängen umgeben ist.
  4. Abonnements, Tickets und Gutscheine; bzw. Konzert-Archiv (Memento des Originals vom 18. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.digitalconcerthall.com (alphabetische Übersicht; abgerufen am 20. November 2013)
  5. Man vergleiche etwa Karajans Pastorale von 1971 mit Abbados Interpretation von 2001 und der von Sir Simon Rattle von 2013.
  6. Die Digital Concert Hall im Überblick - Die Technik (Memento vom 2. Februar 2017 im Internet Archive), www.zeit.de, 5. September 2009
  7. Digital Concert Hall Fragen & Antworten, abgerufen am 12. März 2017
  8. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Übertragungsqualität zum Empfänger unter Umständen zeitlich sehr schnell ändern kann, etwa bei ausgeprägter Belastungsabhängigkeit der Internetverbindung.
  9. Zusammenarbeit mit Panasonic (Memento des Originals vom 20. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berliner-philharmoniker.de, 31. August 2016, abgerufen am 20. September 2016
  10. Berliner Philharmoniker: Berlin Phil Media und Panasonic vereinbaren Zusammenarbeit. (berliner-philharmoniker.de [abgerufen am 27. Januar 2017]).
  11. Berliner Philharmoniker Streaming Partner, Internet Initiative Japan, abgerufen am 6. März 2020

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]