Diplôme d’études approfondies

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Das Diplôme d’études approfondies (DEA) ist ein französisches Hochschuldiplom des dritten Zyklus, das auch in anderen frankophonen Ländern und in Spanien bis zur Umstellung auf das Bologna-System existierte. Es wurde in Frankreich 1964 eingeführt und ist im Rahmen der Bolognareform weggefallen. Es wurde somit nicht durch den Masterabschluss ersetzt, sondern erfuhr vielmehr eine Neuauflage, indem die durch den Bologna-Prozess weggefallenen DEA-Studiengänge als aufbauende Master des zweiten Zyklus, als sogenannte Master de spécialisation à finalité recherche bzw. à finalité approfondie, fortgeführt wurden.[1][2] Während das DESS (Diplôme d’études supérieures spécialisées) ein berufsbezogener postgradualer Hochschulabschluss ist, ist das Profil eines DEA im Unterschied zum DESS ein forschungsorientiertes Postgraduiertenstudium im frankophonen Sprachraum.

In Frankreich wurde das DEA nach der Maîtrise innerhalb eines Jahres erworben, bevor anschließend mit dem Doctorat, d. h. dem Promotionsstudium, begonnen wurde. Das DEA war eine Vorbereitung auf das Doctorat[3] und galt als „erster Doktorgrad“.[4] Es ist nicht mit einem Berufsdoktorat zu verwechseln, das den Abschluss eines grundständigen Studiums anstelle eines Diploms, Magisters o. ä. darstellt und dem zweiten Studienzyklus zuzuordnen ist.

Im französischsprachigen Teil Belgiens wurde das DEA nach der Licence erworben. Diese stellte den Universitätsabschluss nach einem Vollstudium dar, war also das Pendant zur französischen Maîtrise und entspricht einem Master-Abschluss nach der Bologna-Klassifikation. Das aufbauende und spezialisierende DEA-Studium dauerte ein bis zwei Jahre[5] und qualifizierte für die Aufnahme eines Doctorat.[6][7] Das Doctorat dauerte sodann mindestens drei, jedoch regulär vier Jahre und stellte umfangreichere und profundere Forschung dar, als sie für eine Promotion zur Erlangung eines Doktorgrades nach deutschen Maßstäben erforderlich war.

Wegen seines Forschungsstudiencharakters ist das DEA dem Niveau 8[8] des ISCED zuzuordnen: Doctoral or equivalent level. Das DEA erforderte das Verfassen einer Dissertation (Mémoire)[9] mit originärer Forschung zu einem bislang nicht erforschten Thema von publizierbarer Qualität, die einen signifikanten Beitrag zum Wissen im jeweiligen Studiengebiet darstellt sowie die öffentliche mündliche Verteidigung (défense) dieser Dissertation vor einem Gremium von in der Regel mindestens drei Universitätsprofessoren. Zusätzlich dazu erforderte das DEA auch das Studium von Fächern basierend auf Universitätskursen (im Stundenumfang von mindestens 315 Zeitstunden in Belgien) zuzüglich weiter vertiefendem Selbststudium und das erfolgreiche Ablegen von jeweiligen Abschlussprüfungen in jedem einzelnen Fach.

Das DEA existierte und existiert teilweise noch immer, wie auch das DESS, in zahlreichen anderen Ländern, die ihr Bildungssystem am französischen orientierten. Dazu gehören beispielsweise Kanada (Québec), Belgien, Luxemburg, die Schweiz,[10] der Libanon[11][12] die Demokratische Republik Kongo[13] sowie die nordafrikanischen Länder Algerien, Marokko und Tunesien. Das DEA kann nicht unmittelbar als Pendant zum britisch-amerikanischen Masterabschluss gesehen werden, da diese Masterabschlüsse sich vom Bildungsniveau und der Organisation der Studien her inhaltlich unterscheiden. Das DEA entspricht in Nordamerika einem Abschluss zwischen All but dissertation (ABD) bzw. PhD candidate und dem eigentlichen PhD, der dort vier bis fünf Jahre Forschungstätigkeit beansprucht.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Structure des études. Abgerufen am 6. August 2019 (französisch).
  2. COMMUNAUTE FRANCAISE DE BELGIQUE: Décret définissant l'enseignement supérieur, favorisant son intégration dans l'espace européen de l'enseignement supérieur et refinançant les universités. Abgerufen am 6. August 2019 (französisch).
  3. Arrangement administratif entre le MEN et le ministère vietnamien de l’éducation et de la formation sur la reconnaissance réciproque des études et des diplômes en vue d’une poursuite d’études supérieures dans le pays partenaire. Bildungsministerium (Frankreich), abgerufen am 6. August 2019 (französisch).
  4. Arrêté du 25 avril 2002 relatif aux études doctorales. In: legifrance.gouv.fr. Abgerufen am 6. August 2019 (französisch).
  5. Université de Liège: SUPPLEMENT AU DIPLÔME. S. 5, abgerufen am 6. August 2019 (französisch).
  6. COMMUNAUTE FRANCAISE DE BELGIQUE: DECRET DE LA COMMUNAUTE FRANCAISE DE BELGIQUE DU 5 SEPTEMBRE 1994 RELATIF AU REGIME DES ETUDES UNIVERSITAfRES ET DES GRADES ACADEMIQUES. Abgerufen am 6. August 2019 (französisch).
  7. John Doe: Third Cycle (PhD) Programmes. 9. Oktober 2017, abgerufen am 5. August 2020 (englisch).
  8. UNESCO Institute for Statistics: ISCED 2011. Abgerufen am 6. August 2019 (englisch).
  9. Antoine Destemberg, Yann Potin, Emilie Rosenblieh: Faire jeunesses, rendre justice. S. 265–270, abgerufen am 6. August 2019 (französisch, Auflistung von Mémoires im Anhang des Buches).
  10. Règlement d'études – Diplôme d'études approfondies (§ VI). 26. September 2006, abgerufen am 7. August 2019 (französisch).
  11. Université Saint-Esprit de Kaslik. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. August 2019; abgerufen am 7. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.higher-edu.gov.lb
  12. Diplôme d'études approfondies en musique et musicologie – Université Antonine (UA). Abgerufen am 7. August 2019.
  13. Appel à candidature Masters 2018: Organisation d’un Diplôme d’Etudes Supérieures (D.E.S.) ou Diplôme d’Études Approfondies (D.E.A.) en Gestion de la Biodiversité et Aménagement forestier durable à l’Université de Kisangani (UNIKIS). Abgerufen am 7. August 2019 (französisch).