Dirk Spaniel

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Dirk Spaniel, 2019

Dirk Spaniel (* 3. November 1971 in Marburg)[1] ist ein deutscher Politiker (AfD). Er war bis zu seiner Abwahl am 15. Februar 2020 neben Bernd Gögel Co-Landessprecher der AfD Baden-Württemberg.[2] Von 2017 bis November 2018 war er Vorsitzender der Landesgruppe.[3] Seit 2017 ist er Mitglied des Deutschen Bundestags.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur 1991 an der Lahntalschule in Biedenkopf[1] studierte er Chemieingenieurwesen und Maschinenbau an der Technischen Universität Clausthal und an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und von 1995 bis 1996 Mechanical Engineering an der Michigan State University in den USA. Von 1997 bis 1999 schrieb er seine Doktorarbeit über Brennstoffzellenfahrzeuge[4] an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und bei DaimlerChrysler. Er war dann von 2000 bis 2004 Versuchs- und Entwicklungsingenieur für Fahrdynamik bei DaimlerChrysler. Von 2004 bis 2017 arbeitete er in verschiedenen Leitungsfunktionen in der Pkw-Entwicklung der Daimler AG.[5][6]

1997 kam er nach Stuttgart; er wohnt mit Frau und Tochter auf dem Killesberg.[7]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dirk Spaniel war Ende der 1980er-Jahre Mitglied im Kreisvorstand der Jungen Union Hessen.

Mit Beginn der Flüchtlingskrise trat er 2015 der Alternative für Deutschland bei und wurde im Oktober 2016 in der Partei aktiv.[7] Auf dem ersten Landeslistenparteitag im November 2016 konnte Spaniel sich nicht bei den ersten neun Plätzen durchsetzen, wurde jedoch später zum AfD-Direktkandidaten im Bundestagswahlkreis Stuttgart I gewählt, und im Januar 2017 auf Platz 10 der Landesliste.[8] Auf dem Landesparteitag am 23. Februar 2019 wurde er neben dem Fraktionsvorsitzenden Bernd Gögel zum Sprecher des Landesverbandes gewählt. Er setzte sich mit 371 zu 341 Stimmen gegen Martin Hess durch.[2] Spaniel wurde dem sogenannten „Flügel“ zugerechnet, einer 2020 formell aufgelösten Sammlungsbewegung innerhalb und außerhalb der AfD, die vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall für rechtsextremistische Bestrebungen eingestuft wurde.[9]

2019 wurden Audioaufnahmen publik, in denen Spaniel im Rahmen innerparteilicher Machtkämpfe versuchte, Jörg Meuthen als möglichen Bundesvorsitzenden der AfD zu verhindern. Meuthen bezeichnete Spaniel daraufhin als „hochgradig toxisch“, er ordne „seinen Machtfantasien restlos alles unter“.[9]

Auf seiner Facebookseite schrieb Spaniel, man werde „dieses Mantra wiederholen und wiederholen […] Zur Hölle mit der E-Mobilität, dem CO2-Gefasel und dem ideologischen Weltverbesserer-Quatsch! Erst einmal kommen unsere Arbeitsplätze!“[10]

Im 19. Deutschen Bundestag ist Spaniel Obmann des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur und ordentliches Mitglied im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung. Zudem gehört er als stellvertretendes Mitglied dem Ausschuss für Wirtschaft und Energie und dem Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit an.[11]

Im Juli 2021 wurde gegen Spaniel zum wiederholten Male ein Parteiausschlussverfahren angestrebt, da dieser bereits mehrfach mit „parteischädigendem“ Verhalten aufgefallen sei. So warf Spaniel in einem Schreiben, welches auch von dem Bundestagsabgeordneten Thomas Seitz, sowie dem Sprecher des AfD-Kreisverbands Reutlingen Hansjörg Schrade unterstützt wurde, unter anderem der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel nach deren Spendenskandal „Vertuschung“, „völlige Intransparenz“ und „fehlenden Willen zur internen Aufklärung“ vor und bezeichnete das Gerichtsverfahren rund um die Spendenaffäre in dem Schreiben als „sinnlos“. Die Anschuldigungen Spaniels wies Weidel von sich und bezeichnete diese Äußerungen als „haltlos“. Über Spaniels innerparteiliches Verhalten wurde von der AfD bereits im Jahr 2019 ein juristisches Gutachten an eine Anwaltskanzlei in Essen in Auftrag gegeben. Dabei ging es besonders um Spaniels Nähe zu dem rechtsextremen Thüringer AfD-Chef Björn Höcke und dem später aufgelösten „Flügel“ der Partei. Des Weiteren missfielen dem AfD-Bundesvorstand Spaniels Kontakte zu der rechtsextremen Gewerkschaft Zentrum und dem Compact-Magazin von Jürgen Elsässer. Nachdem der AfD-Bundesvorstand im April 2020 aufgrund des Verfahrens eine zweijährige Ämtersperre für Spaniel beantragt hatte, bestätigte später ein Mitarbeiter der AfD-Bundesgeschäftsstelle, dass das Parteiordnungsverfahren über das Landesschiedsgericht Baden-Württemberg bisher noch nicht entschieden worden sei.[12]

Im Frühjahr 2021 waren Mitglieder von Zentrum Teil einer Besuchergruppe im Bundestag, darunter auch dessen Mitbegründer Oliver Hilburger, der früher Gitarrist der Rechtsrockband NoieWerte war. Die Besucher kamen auf Einladung von Spaniel.[13]

Bei der Bundestagswahl 2021 zog Spaniel über die Liste erneut in den Bundestag ein.[14]

Beim AfD-Bundesparteitag im Juni 2022 plädierte neben Höcke auch Spaniel für die Streichung des Zentrums von der Unvereinbarkeitsliste ihrer eigenen Partei.[15][16]

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Corona-Pandemie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einer Corona-Demonstration in Stuttgart am 11. Dezember 2021 stellte Spaniel das Vorliegen einer Pandemie in Abrede. Er führte dazu unter anderem aus: „Weder die Krankenhäuser noch die Intensivstationen sind mehr ausgelastet als sonst üblich in dieser Jahreszeit“. Es seien auch nicht viel mehr Menschen gestorben als in den vergangenen Jahren, die Zahlen deuteten nicht auf eine wirklich bedrohliche Pandemie hin. Spaniel: „Wir werden in eine Hysterie hinein getrieben.“[17]

In einem Nachruf auf seinen an Corona verstorbenen Kollegen im Landesvorstand der AfD Baden-Württemberg, Bernd Grimmer, stellte er für den Kreisvorstand AfD Stuttgart Grimmer als „Helden“ und „Patrioten“ dar, weil sich der 71-Jährige bis zuletzt einer Impfung verweigert habe: „Er wollte nicht zum Versuchskaninchen von Pharmalobby und Altparteien Politiker [sic!] degradiert werden. Für uns ist er ein Held der Freiheit und der Liebe zur Wahrheit. Freiheit ist nicht umsonst. [...] Man muss auch damit rechnen, dass es noch zu weiteren Todesfällen kommen kann. Auch das wird man nicht ändern können - und ändert nichts an der Richtigkeit unserer Position. Ein Patriot ist von uns gegangen.“[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dirk Spaniel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Deutscher Bundestag – Dr. Dirk Spaniel. In: Bundestag.de. Abgerufen am 26. Juli 2018.
  2. a b Willi Reiners: Parteitag in Heidenheim: Gögel und Spaniel führen künftig die Landes-AfD. Stuttgarter Zeitung, abgerufen am 23. Februar 2019.
  3. AfD-Landesgruppe: Dirk Spaniel zum Vorsitzenden gewählt. In: Stuttgarter-Zeitung.de. 26. September 2017, abgerufen am 26. Juli 2018.
  4. Dirk Spaniel: Energieeinsparmaßnahmen am Methanol-Brennstoffzellen-Fahrzeug. (PDF) 2003, abgerufen am 3. Februar 2020.
  5. Deutscher Bundestag - Dr. Dirk Spaniel. Abgerufen am 30. November 2023.
  6. Andrea Becker und Daniel Laufer rbb: Mercedes und das Problem mit der AfD. Abgerufen am 30. November 2023.
  7. a b Andrea Jenewein: Bundestagswahl in Stuttgart – Mit Zahlen gegen die Angst. In: stuttgarter-zeitung.de. 28. August 2017, abgerufen am 26. Juli 2018.
  8. Landesliste / Listenkandidaten. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. September 2019; abgerufen am 6. September 2019.
  9. a b Matthias Kamann: AfD: Kompromisslos rechts im Hinterzimmer der AfD. 13. August 2019 (welt.de [abgerufen am 16. November 2019]).
  10. Martin Himmelheber: Sänze will Landesvorsitzender der AfD werden. www.nrwz.de, 11. Februar 2020
  11. Deutscher Bundestag – Abgeordnete. Abgerufen am 9. Januar 2021.
  12. AfD strebt Ausschluss des Bundestagsabgeordneten Dirk Spaniel an. In: mdr.de. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  13. AfD: Plötzlich Angst vor Rechten. In: nachrichten.cyou, abgerufen am 14. September 2022.
  14. Gewählte ‚S‘ – Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 30. September 2021.
  15. AfD bricht Parteitag nach Streit ab, tagesschau.de abgerufen am 20. Juni 2022.
  16. Verfassungsschutz warnt vor alternativen „Gewerkschaften“. In: sueddeutsche.de, abgerufen am 20. Juni 2022.
  17. Eßlinger Zeitung: Demonstration in Stuttgart: Die AfD sieht keine Pandemie - Esslinger Zeitung. Abgerufen am 14. Dezember 2021.
  18. https://afdstuttgart.de/2021/12/21/ein-patriot-ist-von-uns-gegangen/ vgl. https://taz.de/Desinformation-in-der-Coronakrise/!5824346/