DiskursNetz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

DiskursNetz ist eine internationale Vereinigung der Diskursforschung, die der Förderung, der Repräsentation und der Vernetzung speziell von sozial- und sprachwissenschaftlich arbeitenden Diskursforschern dient.

DiskursNetz wurde im September 2019 als internationale Vereinigung in Paris gegründet[1], nachdem es über zehn Jahre als Netzwerk existiert hatte. Der Gründungsvorstand bestand aus 17 Personen und wurde von Johannes Angermuller koordiniert. DiskursNetz war 2010 aus dem von 2008 bis 2010 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Netzwerk für Nachwuchswissenschaftler „Netzwerks Methodologien und Methoden der Diskursanalyse“ (MeMeDa) hervorgegangen.[2] Unterstützt wird DiskursNetz durch das vom Europäischen Forschungsrat geförderte DISCONEX-Projekt.[3] DiskursNetz wird besonders mit einer „zweiten Generation“[4] von Diskursforschern verbunden, mit der in die Diskursforschung in Deutschland neue Ansätze wie die französische Aussagenanalyse und die Hegemonieanalyse Eingang gefunden haben.[5] Insgesamt ist DiskursNetz auch bedeutsam für die Vernetzung von sprachwissenschaftlich orientierten Ansätzen mit stärker soziologisch, historisch und interpretativ geprägten Ansätzen wie der Ethnographie, der Wissenssoziologischen Diskursanalyse und der Gouvernementalitätsforschung.[6][7] Darüber hat DiskursNetz mit dazu beigetragen, die Diskursanalyse in Deutschland als interdisziplinäre Forschungsrichtung fest zu etablieren.[4]

Das Netzwerk organisiert thematische Workshops (DiskursNetz Events) in Verbindung mit den halbjährigen Arbeitstreffen des Netzwerkes. Zwischen 2008 und 2020 wurden ca. 30 nationale und internationale Veranstaltung organisiert.[8] Netzwerktreffen fanden unter anderem in Berlin, Paris, Bern und Warwick statt. Hinzu traten ab 2015 auch eine Winter Schools in Valencia und Pamplona sowie internationale Kongresse in Bremen und Warwick. Die DiskursNetz Events haben eine große Breitenwirkung und werden in der Fachöffentlichkeit besprochen.[9]

„diskursanalyse.net“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Bestandteil von DiskursNetz ist die Gestaltung der Website diskursanalyse.net als Informations- und Arbeitsplattform für Diskursforscher. Über die 1800 öffentlich gelisteten Diskursforscher hinaus hat die Webseite nach eigenen Angaben insgesamt über 6000 registrierte Nutzer.[10]

Die Website wird von verschiedenen Gruppen für Außendarstellung und interne Kommunikation genutzt. Neben DiskursNetz selbst finden sich hier das „ERC DISCONEX“ Projekt, das „Netzwerk Wissenssoziologische Diskursanalyse“, die Gruppe „Diskurs Macht Wissenschaft“, das GERAS sowie die Arbeitsgruppe „Sociologie du langage“. Zudem befinden sich auf der Webpage die „Interaktive Bibliographie der Diskursanalyse“[11] – eine Bibliographie zu diskursanalytischen Veröffentlichungen. Die Wiki-basierte Seite dient auch zum kollaborativen Verfassen und Begutachten von Artikeln, u. a. für das DiskursNetz-Wörterbuch.[12]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Veröffentlichungen ausgehend von DiskursNetz Events[13] sind aus DiskursNetz zwei größere Veröffentlichungen zur Diskursanalyse hervorgegangen. Das DiskursNetz-Wörterbuch, das einen Überblick über die Begrifflichkeiten des Feldes der Diskursforschung bietet,[14] ist im Suhrkamp Verlag erschienen. Ben Kaden vom Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin bezeichnet das DiskursNetz-Wörterbuch als „ein derzeit nahezu unverzichtbares Nachschlagewerk, wenn man derzeit, in welcher Disziplin auch immer, diskursforschend arbeitet“, kritisiert aber, dass es nicht „Open Access und dynamisch erweiter- und vernetzbar“ veröffentlicht wurde.[12] Das Wörterbuch versammelt über hundert Autoren, unter ihnen Ruth Wodak, Jürgen Link, Ulrich Bröckling, Theo Van Leeuwen, Rainer Diaz-Bone und Slavoj Žižek.

Ein zweibändiges Handbuch zur interdisziplinären Diskursforschung stellt methodische Grundlagen und verschiedene methodische Zugänge anhand von Beispielstudien zum Diskurs über die Hochschulreformen vor. Am Handbuch, das mehr als 1250 Seiten umfasst, haben 50 Autoren mitgewirkt. Es bildet den ersten Band der im transcript Verlag von Johannes Angermuller, Martin Nonhoff, Eva Herschinger, Felicitas Macgilchrist, Martin Reisigl, Juliette Wedl, Daniel Wrana und Alexander Ziem herausgegebenen Reihe „DiskursNetz“.[15]

Die DiscourseNet Collaborative Working Paper Series stellt die Möglichkeit zur Verfügung, diskursanalytische Forschung in der Community zu diskutieren und bietet Autoren ein direktes Feedback durch zwei Peer-Kommentare.[16]

Die Discourse Studies Collection bietet die Möglichkeit, von begutachteten Publikationen im Rahmen des Open Access Journals Humanities and Social Sciences Communications.[17]

Die Buchreihe Postdisciplinary Studies in Discourse bei Palgrave stellt zudem einen Ort für diskursanalytische Monographien bereit.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angermuller, Johannes/ Dyk, Silke van (Hrsg.): Diskursanalyse meets Gouvernementalitätsforschung. Perspektiven auf das Verhältnis von Subjekt, Sprache, Macht und Wissen. Frankfurt am Main: Campus.
  • Wrana, Daniel/Ziem, Alexander/Reisigl, Martin/Nonhoff, Martin/Angermuller, Johannes (Hrsg.) (2014): DiskursNetz. Wörterbuch der interdisziplinären Diskursforschung. Berlin: Suhrkamp, 560 Seiten
  • Johannes Angermuller, Martin Nonhoff, Eva Herschinger, Felicitas Macgilchrist, Martin Reisigl, Juliette Wedl, Daniel Wrana, Alexander Ziem (eds): Diskursforschung. Ein interdisziplinäres Handbuch. Bielefeld: transcript, 1262 Seiten (zwei Bände: Angermuller, Johannes, Nonhoff, Martin, Herschinger, Eva, Macgilchrist, Felicitas, Reisigl, Martin, Wedl, Juliette, Wrana, Daniel, Ziem, Alexander (Hrsg.) (2014): Diskursforschung. Ein interdisziplinäres Handbuch. Band 1: Felder, Theorien und Methodologien. Bielefeld: transcript; Nonhoff, Martin, Herschinger, Eva, Angermuller, Johannes, Macgilchrist, Felicitas, Reisigl, Martin, Wedl, Juliette, Wrana, Daniel, Ziem, Alexander (Hrsg.) (2014): Diskursforschung. Ein interdisziplinäres Handbuch. Band 2: Methoden und Analysepraxis. Bielefeld: transcript)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DiscourseNet. International Association for Discourse Studies. In: discourseanalysis.net. Abgerufen am 31. Januar 2020.
  2. Daniel Wrana et al.: Einleitung, in: dies. (Hrsg.): DiskursNetz. Wörterbuch der interdisziplinären Diskursforschung. Suhrkamp, Berlin 2014, S. 8.
  3. Website des DISCONEX Projektes.
  4. a b Steffen Großkopf: Rezension zu Daniel Wrana, Alexander Ziem u. a. (Hrsg.): DiskursNetz. Wörterbuch der interdisziplinären Diskursforschung. In: socialnet.de. 14. Oktober 2014, abgerufen am 11. September 2017.
  5. Vgl. Werner Schneider, der mit Verweis auf DiskursNetz feststellt, dass es zu einer Pluralisierung von Diskursbegriffen gekommen ist. Werner Schneider: Dispositive … – überall (und nirgendwo)? Anmerkungen zur Theorie und methodischen Praxis der Dispositivforschung. In: Julius Othmer, Andreas Weich (Hrsg.): Medien – Bildung – Dispositive. Beiträge zu einer interdisziplinären Medienbildungsforschung. Wiesbaden: Springer VS 2015, S. 24.
  6. Joachim Scharloth, David Eugster, Noah Bubenhofer: Das Wuchern der Rhizome. Linguistische Diskursanalyse und Data-driven Turn, in: Dietrich Busse, Wolfgang Teubert (Hrsg.): Linguistische Diskursanalyse: neue Perspektiven. VS Springer, Wiesbaden 2013, S. 345f.
  7. Vgl. hierzu etwa auch die Tagung vom DiskursNetz und dem Tagungsnetzwerk Diskurs – Interdisziplinäre am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim 2014, ids-mannheim.de.
  8. Research network: Meetings, workshops and conferences by DiscourseNet. In: discourseanalysis.net. Abgerufen am 9. April 2018 (englisch).
  9. Sasa Bosancic, Matthias Kleas: „Der Diskurs der Diskursforschung. Disziplinäre, transdisziplinäre und interdisziplinäre Perspektiven“ Tagungsbericht Diskursnetz am 10./11. Oktober 2013, Bern. In: Zeitschrift für Diskursforschung Heft 1, Jahrgang 2, 2014, S. 1–6.
  10. Vgl. die Nutzerliste von DiskursNetz.
  11. Interaktive Bibliographie der Diskursanalyse auf diskursanalyse.net
  12. a b Ben Kaden: Die Forschung zum Diskurs als Wörterbuch. Eine Besprechung. In: libreas.wordpress.com. 30. August 2014, abgerufen am 31. Mai 2018.
  13. Johannes Angermüller, Silke von Dyk (Hrsg.): Diskursanalyse meets Gouvernementalitätsforschung. Perspektiven auf das Verhältnis von Subjekt, Sprache, Macht und Wissen. Campus, Frankfurt a. M., 2010. Vgl. hierzu auch die Rezension von Reinhard Messerschmidt: Reinhard Messerschmidt: Ein Diskurs über Diskurse des Diskursiven? Divergenzen und mögliche Konvergenz gegenwärtiger Diskurs- und Gouvernementalitätsforschung aus Sicht alethurgischer Diskursanalyse [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 13(1), Art. 19, 2011, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1201195.
  14. Vgl. Boris Traue, Lisa Pfahl, Lena Schürmann: Diskursanalyse, in: Nina Baur, Jörg Blasius (Hrsg.): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Springer VS, Wiesbaden 2014, S. 495.
  15. Reihe „DiskursNetz“. In: transcript-verlag.de. Abgerufen am 25. Juli 2019.
  16. Seite der DiscourseNet Collaborative Working Paper Series.
  17. Discourse studies: theories and methodologies at the crossroads of language and society bei Humanities and Social Sciences Communications.
  18. Postdisciplinary Studies in Discourse. Buchreihe. In: link.springer.com. Abgerufen am 9. Dezember 2021 (englisch).