Diskussion:Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit

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Ist das wirklich ein Wikipedia-Artikel?[Quelltext bearbeiten]

Erstmal Tschuldigung, dass ich meine Meinung oben einfüge, aber ich fürchte, sonst geht sie unter in diesen riesigen nicht-signierten Beiträgen. Nun also nochmal die Frage: ist das wirklich ein Wikipedia-Artikel? Sieht eher aus wie eine Buchbesprechung. Mit etwas weiterem Blick kann man aber sicherlich einen anständigen Artikel draus machen. Beginnen könnte man mal mit Erscheinungsjahr, ISBN, Verlag und sonstigen Fakten. Dann vielleicht Kritik von rennomierten Magazinen? Wissenschaftliches Fundament? --Abigail 10:26, 6. Jun 2006 (CEST)

Das ist eine Buch-Nachlese von IP, und inhaltlich keine schlechte (schau dir mal den Text zu Lorenz' Das sogenannte Böse an...). Und beide stehen seit langem auf meiner Liste zu reformierender Lemmata, aber nach 50 Biografien von Verhaltensforschern ging mir ein wenig die Lust dran verloren. --Gerbil 11:21, 6. Jun 2006 (CEST)

Hallo Gerbil, danke für deine Kritik. Dieses Rückwärtsgewandte, die Wiederherstellung einer früheren Welt, die man als Kind idyllisch fand, ist ja in der Tat bei vielen Mitläufern und auch Aktivisten des NS die Motivation gewesen, auch mal wegzuschauen, wenn Späne fliegen, weil gehobelt wird. Und diese Ressentiments findet man an vielen Stellen im Buch. Umso mehr erstaunt bin ich über die Kapitel VII und VIII. VII ist ja ne ziemlich herbe Hetze gegen die Vietnam- und Anti-AKW-Bewegung, er wirft uns Sozialschmarotzern ja sogar genetische Schäden vor, aber ansonsten ist die Auseinandersetzung mit uns hart, klar und sehr gut durchdacht. Ist ja auch nicht alles falsch. Und Kapitel VIII ist richtig ideologiekritisch mit einem dialektischen Ansatz, meine ich sogar „Gestaltwahrnehmung (Negation), archimedischer Punkt (Negation der Negation), Analogiebildung (Synthese).“ Na ja, ist jetzt etwas ins Unreine gedacht. Danke, Gebril, auch für den Tip, um Namen blau zu bekommen und so zu verlinken. Mache ich an einem der nächsten Tage. Liebe Grüße Runghold 14.12. 05 23.27

Hallo, es tut mir leid um die Mühe, die du dir gemacht hast, aber bitte beachte Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist Punkt 4 (Wikipedia ist kein Ort für persönlich gefärbte Essays) und WP:NPOV: Persönlich Ansichten des Artikelautors gehören auf gar keinen Fall in Wikipedia-Artikel. Wenn Kritik an Lorenz bzw. den in seinem Buch vertretenen Auffassungen überhaupt in den Artikel gehört, dann ausschließlich als (sozusagen) indirekte Rede, indem nämlich die Ansichten bekannter Experten zum Thema wiedergegeben werden ("der Philosoph XY bezeichnete Lorenz' Schlussfolgerungen als 'Flagellantenlogik'", "eine Rezension der ZEIT bemängelte den zu weit gefassten Systembegriff des Buchs", etc). Dafür sollte dann auch jeweils eine Quelle angegeben werden. grüße, Hoch auf einem Baum 14:03, 10. Dez 2005 (CET)

Es folgt der aus dem Artikel entfernte und überarbeitete Text, gegliedert nach den Kapitelüberschriften :

Hallo, Hoch auf einem Baum, danke, dass du mich hier bißchen eingewiesen hast. Die Kritik am Buch habe ich noch einmal zu den einzelnen Kapitalüberschriften geschrieben und, soweit ich sie mit Quellen belegen konnte, belegt. Wie es nun mal so ist, weiß ich leider auch manches, von dem ich leider nicht mehr weiß, woher ich das weiß. Diese Stellen habe ich mit Meiner Meinung nach oder ähnlichen Phrasen gekennzeichnet. Zu den ersten drei Kapitel habe ich ebenfalls Zusammenfassungen in den Text hineingeschrieben. Kannst ja mal schauen, wie es dir gefällt. Liebe Grüße Runghold P.S.: Vielleicht kannst du mit kürzest beschreiben, wie man Namen blau macht und verlinkt. Werde mich aber auch selber einarbeiten. Dauert halt nur. 14.12.05 23.00 Gerbil hat es mir schon beschrieben. Gruß 14.12.05 23,34

mit doppelten eckigen Klammern vor und hinter dem zu verlinkenden Wort. Farbig werden sie dann von allein. Gruß: --Gerbil 23:02, 14. Dez 2005 (CET)

Kritik an „Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“

Struktureigenschaften und Funktionsstörungen lebender Systeme Konrad Lorenz arbeitet mit den wissenschaftlichen Hilfsmitteln der Gestaltwahrnehmung (Fritz Perls) und der Analogiebildung. Es ist fraglich, ob man Annahmen oder auch Erkenntnisse, die man über eine Tierart gemacht hat, überhaupt so ohne Weiteres auf die einzelnen Artgenossen der Tierart, auf das Hormonsystem mit der Schilddrüse als oberster Regler und auf das Antriebssystem übertragen bzw. gleichsetzen kann (vgl.: Robert Steigerwald: Sind wir Sklaven der Natur?, Düsseldorf, 1988, S. 48f) „Ein System ist alles, was einheitlich genug ist, um einen Namen zu verdienen.“ Diese Definition ist sehr ungenau und führt Lorenz zu dem Schluss, dass Gefühle archimedische Punkte für Aggressivität, Rangordnungsbestrebungen, Territorialität und für Brut-, Balz- und Flugstimmung sind. Auch das halte ich für einen unzulässigen Kurzschluss. Die Instinktlehre ist überholt (siehe Konrad Lorenz, Hauptseite), auch die ständige Wiederholung von der Existenz eines Aggressionsinstinktes ohne jeglichen Bewies (außer Selbsterfahrung auf einer Polar-Expedition) macht diesen nicht wahrer (Wolfgang Winkler: Die Biologie der Zehn Gebote, München, 1971// siehe eingehender: Rolf Denker: Angst und Aggression, München, 1973, der statt eines Aggressionstriebes eine Angst: Flucht-Aggressionsschaltung annimmt). In Bezug auf Gefühle begründet Lorenz, dass die Ethologie das Verhältnis von dem Tier im Menschen und dem Menschen im Tier untersucht, denn nicht nur der Mensch hat ein Verhältnis zum Tier, sondern das Tier auch zum Menschen. Wenn man das Tier liebt, das man beobachtet, dann sieht man das Verwandte im Verhalten von Mensch und Tier – man fühlt die Liebe, die man vorher nur unterstellt hat und erkennt wahres Menschentum im Tierreich (vgl. Gegenstandpunkt.com, Argumente gegen die Psychologie, 1990). Ebenso setzt er einen naturgegebenen Gleichgewichtszustand im personalen System des Menschen voraus, den er dann folgerichtig als gestört erkennt und in das Paradigma vom Regelkreis positiver Rückkopplungen verpackt. Gute ökologische Begründung dieser Terminus und Verwendung in Versuchen bei Frederic Vester: Unsere Welt – ein vernetztes System, München, 1996) Trotz dieser Kritik sehe ich das erste Kapitel als sachlichen, kritischen und gut durchdachten Beitrag zum Kulturpessimismus an, den man freilich auch kritisch sehen sollte (immerhin eine Wurzel bei der Entstehung des National.sozialis.mus). Es handelt sich bei diesem Buch ja auch nicht um ein wissenschaftliches Fachbuch, sondern um eine Festschrift zum Geburtstag eines Freundes.

Überbevölkerung Rundum gelungen, finde ich. Allerdings sehe ich keine Chancen, die Verstädterung der Menschheit aufzuhalten (im Jahre 2100 werden wir 24 Millionen Menschen bei einer gegenwärtigen Vermehrungsrate von 1,8 Prozent haben). Außerdem ist das Leben in einer Stadt nicht so übel wie von ihm dargestellt. Und letztendlich sind viele Entfremdungserscheinungen von der äußeren und inneren Natur des Menschen, von denen in diesem Kapitel die Rede ist, auch durch die Entfremdung durch den Arbeits- und Verwaltungsprozess in einer modernen Industriegesellschaft verursacht. Da er hier keine Unterscheidung trifft und unterschiedliche Ursachen und Arten der Entfremdung als einen Komplex behandelt, bleibt sein Vorwurf, die Überbevölkerung in Städten sei die Ursache der Entfremdung, ziemlich eindimensional.

Verwüstung des Lebensraumes Auch dieses Kapitel finde ich gelungen, obwohl hier von einer Art Ehrfurcht die Rede ist, die mich an Fahnenappelle oder Fackelfeierlichkeit erinnert. Eine ökologisch begründete Ehrfurcht oder überhaupt die Ehrfurcht vor Menschenleben, –rechten und – würde ist hier m.E. nur sekundär gemeint. Es stößt allerdings wieder die Analogiebildung etwas auf. Außerdem sind in diesem Kapitel konservative Anti-Amerikanismen enthalten, die unzulässig die kritisierten Zivilisationserkrankungen in den USA als wünschenswerte Erscheinungen des rücksichtslosen Utilitarismus brandmarken – allerdings in gemäßigter und humorvoller Form.

Der Wettlauf mit sich selbst Hier verwechselt er m.E. Ursachen mit Folgen. Den kommerziellen Wettbewerb beschreibt als Verselbständigung des natürlichen Konkurrenzdranges im Menschen, der losgelöst von allen einschränkenden Antrieben die Welt kapitalistisch durchseucht und sich dann erst rücksichtslos selbst entfalten kann. Ich sehe die Ursache umgekehrt in der Vorgabe einer wettbewerbsverzerrten Welt mit kapitalistischen Härten, die erst die hastende Angst und die ängstliche Hast schaffen, die dann als Antrieb für einen Konkurrenzkampf gilt, bis der Arzt kommen muss. Trotzdem ist auch dies eines seiner treffenden Kapitel.

Wärmetod des Gefühls Auch eines seiner gelungenen Kapitel. Allerdings ist es die Aufgabe des Staates, die Höhen und Tiefen des Lebens einzuebnen, damit jeder ein Leben in Würde führen kann. Auch der Begriff der Freude in direkter Gegenüberstellung zu Glück und Freudscher Lust ist hier überbetont und wirft ein unkritisches Verhältnis zu den „schönen Seiten des III. Reiches“ /Kraft durch Freude) auf. Allerdings ist ja nun wirklich nichts dagegen einzuwenden, wenn man eine Fahrradtour, eine Wanderung oder andere Anstrengungen auf sich nimmt, um anschließend verschwitzt mit Freude die Früchte der Anstrengung und der Abenteuer zu genießen.

Genetischer Verfall Mit diesem Kapitel bin ich nicht einverstanden. Hier zieht er einen Analogieschluss von einer Dohlenbande zu menschlichen Gesellschaften und Krebszellen, zu Immunsystemen aus Antikörper und Paragrafen, rechtfertigt Mobbing durch den Vergleich mit der unerbittliche Funktion der Schilddrüse, sieht gesellschaftliche Orientierungslosigkeit durch das Zusammenspiel von Opposition und Regierung verursacht und hält dadurch die Selektion auf schlichte Güte und Anständigkeit gefährdet, die für ihn genetisch vererbte (und ethnisch festgelegte) Charaktereigenschaften sind. Er belegt dies an der Entwicklung von Zuchttierrassen, denen ihre am höchsten differenzierten Eigenschaften zugunsten dumpfer Fress- und Fortpflanzungsfähigkeit weggezüchtet worden seien. Ähnliches mache die Menschheit bei ihrer Selbstzucht mit sich selbst. Lorenz übersieht dabei, dass eine Generationsfolge bei Zuchttieren nicht 20 bis 30 Jahre wie bei Menschen dauert, sondern je nach Art nur Monate. Die Züchtungserfolge, für die man bei konsequenter Auslese 20 Jahre bräuchte (bei einem halbjährigen Wurf), würden bei der Menschheit (wiederum bei konsequenter Auslese, die es in zivilisierten Gesellschaften so aber nicht gibt und nie gab), 2400 Jahre brauchen. Auch das Konzept der Fötalisierung überzeugt so nicht ganz. Ich halte hier die kulturelle Selektion für ausschlaggebend. Geradezu gegen die freiheitliche Verfassung der Bundesrepublik Deutschland halte ich seine angedeutete Meinung, Delinquenten die Fortpflanzung zu verweigern, da man kulturelle von genetischen Einflüssen nicht trennen könne. Von hier bis zum Erhalt der Volksgesundheit (schnipp schnapp ab) und lebenslang wegsperren ist es nicht weit. Besonders böse findet er Promiskuität, da so nicht die differenziertsten Werbe- und Paarungsinstinkte eingeübt werden. In diesem Zusammenhang sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift „Natur“ Ende der Siebzigerjahre, dass Aids zwar ein Fluch für den einzelnen, aber ein Segen für die Menschheit sei (geäußert in einer Ausgabe der Zeitschrift Natur Ende der Siebzigerjahre, ich erinnere mich noch lebhaft an die Protestschreiben der gesamten linken Prominenz von Professor Abendroth bis Gerhardt Zwerenz und möchte hier nicht wiederholen, was Jutta Dithfurth mit ihm anstellen wollte). So würden sich die Dummen und Leichtsinnigen selbst ausrotten, und die Schüchterneren und Anständigen mit den guten Genen kämen dann endlich zu ihrem Recht.

Das Abreißen der Traditionen Besonders in historischer Hinsicht interessant, da er sich hier mit den Achtundsechzigern aus einer erzkonservativen Sicht auseinandersetzt. Er verabsolutiert diese Kulturrevolte nur auf den ersten Blick zutreffend als Generationskonflikt, vernachlässigt aber die echte Empörung der politisch oppositionellen Gruppen angesichts von Krieg, Neo-Kolonialismus und kultureller Unterdrückung. Dabei interessieren ihn weder die Traumata der Kriegs- und Nachkriegsgeneration, das fanatische Festhalten an schon seit 25 Jahren überkommenen Werten und der Rigorismus von Erwachsenen, die an Hitler nur den Krieg und das Malheur mit den Juden schlecht fanden und dumme Willi-Brandt-Witze erzählten. Auch sein Pochen auf Rangordnungsstrukturen, die man Kindern schon zu ihrem eigenen Besten nicht vorenthalten dürfe, stößt übel auf. Sozialintegration bedeutet idealtypisch nicht Rangordnung, sondern eher das freie Prinzip einer sich gleichzeitig selbst begrenzenden und dadurch die Entfaltung ermöglichenden Ordnung ohne Herrschaft einer Obrigkeit in einem Klima der demokratischen Mit- und Selbstbestimmung.

Indoktrinierbarkeit Ein Kapitel, das aus dem Blickwinkel der evolutionären Erkenntnistheorie ein tolles Stück Ideologiekritik darstellt. Es fällt sehr positiv aus dem Rahmen, weil hier keinerlei biologische noch ethnische Vergleiche angestellt werden und sich Lorenz objektiv mit dem Verhältnis von Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften auseinandersetzt. Es entschädigt für die (wenn auch nur gemäßigten) Antisemitismen und Antiamerikanismen aus dem vorletzten Jahrhundert, die Lorenz wohl mit der Muttermilch aufgesogen hat, und mit denen er einige Beispiele in den vorherigen Kapiteln aufgepeppt hatte. Diese Ideologiekritik erinnert stark an Jürgen Habermas Theorie der kommunikativen Handelns und sein Konzept der Kolonialisierung der Lebenswelt. Da beide zur gleichen Zeit beim Max-Planck-Institut beschäftigt waren, halte ich eine Mithilfe bei Kapitel VI (Abreißen der Traditionen) uns Kapitel VII (Indoktrinierbarkeit) nicht für ausgeschlossen. Eine Untersuchung und Verknüpfung der Zivilisationskritik mit weiteren gesellschafts- und ökonomiekritischen Theorien ist von diesem Kapitel ausgehend nicht schwer.

Kernwaffen Dies Kapitel ist genau so platt wie richtig. Allerdings werden Kernwaffeneinsätze heute nicht mehr unbedingt durch ein Gleichgewicht des Schreckens verhindert. Insofern ist diese Gefahr gewachsen.

Abschließende allgemeine Kritik Mir fällt subjektiv seine Menschheitsfeindlichkeit auf, die schon fast an Rache grenzt an einer Menschheit, die vor Lorenz Karriereknick weder auf ihn noch auf andere Vorredner hören wollte nach dem Motto: Jetzt ist es zu spät, selbst dran schuld. Geschieht ihm recht, dem Herdenvieh Menschheit, überbevölkert, entindividualisiert und uniformiert, naturentfremdet ohne Ehrfurcht, im kommerziellen Wettlauf befangen, utilitaristisch, gefühlsverflacht und verhausschweint, wie es nun einmal ist, dies Primatengeschlecht. Und jetzt zerstört es mit diesen Kulturerkrankungen auch noch die hehre Wissenschaft – diese Saubande. „Heut mag i meim Hund a Froid, erst schloag i irm und denn loass ihs hait“ – soviel zum Thema Freude aus Lorenz Blickwinkel (S. 42 in dm hier besprochenen Buch). Flagellantenlogik. Aus einem ähnlichen Blickwinkel betrachtet die Mem-Theorie bspw. einer Susan Blackmore ebenfalls die Menschheit und kommt zu anderen, nämlich humanen Schlussfolgerungen. Wenn man das Biologistische weglässt und den Faden beim kommerziellen Wettlauf mit sich selbst aufnimmt, sieht man vieles als Folge, was Lorenz als Ursache bezeichnet. Man kann sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, hier sieht sich jemand berufen, die Demokratie vor einer Diktatur der dummen Masse zu schützen, die mit ihrem pseudodemokratischen Utilitarismus die deutsche Kultur schänden will. Das Volk ist zu dumm und muss notfalls zu seinem Besten gezwungen werden.

Warum habe ich das Buch trotzdem gelesen und seinen Inhalt verkürzt wiedergegeben? Umweltzerstörung, Kriege, Massenvernichtungswaffen wie Hunger, Korruption, Trinkwasserverschwendung, der militärische Overkill, Ungerechtigkeit, Egoismus, Gleichgültigkeit angesichts von mittlerweile über 50 000 Menschen am Tag, die nicht sterben müssten, wenn sie etwas zu essen und trinken hätten und die medizinische Versorgung bekämen, die sie bräuchten ..., es sind viele Gründe, die Herr Lorenz m.E. so nicht beabsichtigte, als er dies Buch schrieb. Seine Beschreibung trifft die Hälfte der nördlichen Halbkugel, nämlich uns angloamerikanischen Europäer von San Francisco bis Warschau. Da ich davon ausgehe, dass eine Umwandlung der Welt in eine Erde, auf der alle Menschen glücklich und zufrieden miteinander leben können, erst in den Köpfen der strukturell mächtigen Menschen in den reichen Ländern geschehen bzw. vorbereitet werden muss, und natürlich in den Köpfen der Intelligenz in den Schwellenländern und armen Ländern (also in unseren Köpfen, in den Köpfen all derer, die relativ versorgt leben und lesen können), verstehe ich seine Mahnungen als Warnungen vor der Gleichgültigkeit aufgrund der Entfremdung in den Städten, der fehlenden Ehrfurcht vor Natur und Klimaänderung, fremden Kulturen und Menschenleben in ärmeren Regionen dieser Welt, vor dem kapitalistischen Wettbewerb ohne Sinn und Verstand, vor Gefühlsverflachung, die dann auch noch im Kaufrausch ertrinkt, vor dem sozialen Verfall der Gesellschaften in Verlierer und Profiteure, vor dem Abreißen von gewerkschaftlichen, humanistischen und alternativen (widerständischen) Traditionen und – last not least – vor der Verblödung und Einlullung durch den massenmedialen Cäsarismus heutiger Zeit.

  • Ich finde Deine Ausarbeitung bewunderswert, auch wenn ich ihr nicht in allen Teilen zustimmen kann. Was mir wiederholt bei Lorenz aufgefallen ist, ist, dass er die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner frühesten Jugendzeit (z.B. das übersichtliche Leben in Kleinstädten, "geordnete" sexuelle Verhältnisse vor der Ehe, klare Verantwortlichkeiten für das Wohl und Wehe der Menschen im Kaiserreich) als absoluten Bezugspunkt setzt und alles Folgende als negativ / als Verfall versteht (Großstädte, Promiskuität, Regierung/Opposition [also Demokratie]) und diesen kulturellen Verfall wiederum analog zum genetischen Verfall setzt. Deutlicher gesagt: gesellschaftliche Veränderung = Niedergang - das sehe ich als den Kern seines Denkens an. Daraus erklärt sich auch seine frühe Hinwendung zum Nationalsozialismus (der ja grade auch solche Niedergangsängste ansprach). Sein kulturpessimistisches Alterswerk lässt darauf schließen, dass dieses soziale Empfinden dem biologischen voraus ging und es geprägt hat (seine klare Forderung nach eugenischen Maßnahmen, um 1940/43, sprechen auch dafür). Insofern empfinde ich sein Werk im strengen Sinn als ideologisch (soll heißen: als gesellschaftlich notwendiges, falsches Bewusstsein). --Gerbil 22:35, 14. Dez 2005 (CET)



"Vorgänge, die die Menschheit gefährden, sind – so Konrad Lorenz: „ Die Überbevölkerung der Erde, die jeden von uns durch das Überangebot an sozialen Kontakten dazu zwingt, sich dagegen in einer grundsätzlich „un-menschlichen“ Weis abzuschirmen, und die außerdem durch die Zusammenpferchung vieler Individuen auf engem Raum unmittelbar aggressionsauslösend wirkt.“ (S. 107)" - Könnte bitte mal jemand, der das Buch besitzt, schauen, ob es wirklich "Weis", nicht "Weise" heißt? Wage es nicht zu ändern, wegen Zitierung und so... 84.180.138.3 13:05, 17. Apr 2006 (CEST)

Danke Gerbil. :)
Im Literaturvereichnis gibt es nur einen Weiss, P.A. Das Zitat finde ich aber auf die Schnelle nicht. Gruß, WM 22:49, 11. Mär. 2007 (CET)[Beantworten]
Oh, es war wohl zu spät, gestern abend. Auf S. 107 steht "Weise". --Gruß, WM 10:52, 12. Mär. 2007 (CET)[Beantworten]
Das war auch eine alte Anfrage, die ich vor ca. einem Jahr schon erledigt hatte. Mich wundert nur, dass ich Über(be)völkerung als textlich abweichend übersehen hatte - ich muss noch mal nachschauen, ob ich selber gepennt hatte oder ob es in unterschiedlichen Auflagen Varianten gibt. --Gerbil 11:40, 12. Mär. 2007 (CET)[Beantworten]
Solche Wörter liest man nicht bewusst - es sei denn, man buchstabiert noch. Mir war bei der Lektüre der übrigens sehr genauen Inhaltsangabe des vor über 30 Jahren von mir gelesenen Buches (Mann, was für ein Satz!) auch nichts aufgefallen. Erst als ich die Version mit der entsprechenden Korrektur sah, habe ich zum Spaß mal nachgeschaut und (wahrscheinlich um erstenmal überhaupt) realisiert, dass L. tatsächlich - und eigentlich auch folgerichtig - von Übervölkerung spricht (was natürlich ins Völkische einschlägig ist). Zuerst hielt ich es für einen Druckfehler und hätte keine Korrektur gewagt, wenn es nicht im Inhaltsverzeichnis und im Text wiederholt worden wäre. --Gruß, WM 15:07, 12. Mär. 2007 (CET)[Beantworten]

Lorenz als Pädagoge[Quelltext bearbeiten]

Laissez-faire-Erziehung macht Kinder zu unglücklichen Neurotikern, weil sie sich genetisch in die Rolle von Gruppenführern gedrängt und schutzlos einer kulturell feindlich eingestellten Welt ausgesetzt fühlen, in der sie niemand mag. Statt verständnisvoller und manchmal ruppiger Zurechtweisungen stoßen sie nur auf die Gummiwand ruhiger, pseudo-rationalisierender Phrasen. Von dem Mann kann auch die moderne Pädagogik viel lernen, selten hat jemand die aktuelle Wirklichkeit so auf den Punkt gebracht ... Dieses Zitat und die Betrachtungen zu ethnischen Gruppierungen erklären das Phänomen Rütli-Schule vollständig. Weiß jemand, wie und wo Lorenz in der pädagogischen Wissenschaft rezipiert wurde? --AnglismenJäger 13:06, 30. Okt. 2008 (CET)[Beantworten]




Hallo,

... also zurück zu den Erziehungsmethoden früherer Jahrzehnte??? Und damit wären die Probleme, wie etwa an der Rütli-Schule, gelöst?

„Verständnisvolle und manchmal ruppige Zurechtweisungen“ - also der „harmlose“ Klaps auf den Po oder die „Watsch'n“ - sollen junge Menschen zu Demokratie, zu Mitsprache und Mitbestimmung erziehen und zu mündigen Wählern heranwachsen lassen???

Solche „Erziehungsmethoden“ hatten wir in Deutschland schon einmal, nämlich zwischen 1933 und 1945. Hitler hatte in seinem Buch „Mein Kampf“ davon geschrieben, „Unrecht schweigend zu ertragen“. Das Ergebnis dieser „Erziehungsmethoden“ haben wir gesehen.

„... zu schweigen, nicht nur, wenn er mit Recht getadelt wird, sondern soll auch lernen, wenn nötig, Unrecht schweigend zu ertragen“ (A. Hitler, 1933, S. 459).“ (Zitat aus: [1])

Die Welt war früher nicht besser als heutzutage, sie war es vermutlich zu keiner Zeit. Das Problem der Gewalt ist vermutlich vorhanden, seitdem es Menschen gibt, es stellt sich nur in jedem Jahrzehnt anders dar. Früher war es die Körperstrafe/Prügelstrafe in der Erziehung, die (zumindest in Deutschland) seit dem Jahr 2000 verboten ist, heutzutage scheint es die (vermehrte?) Jugendgewalt und -kriminalität zu sein. All das sind Formen von Gewalt.

Im Übrigen finde ich es problematisch, vom Tier auf den Menschen zu schließen, wie Lorenz es teilweise getan hat - „Verhausschweinung“ des Menschen!!! Problematisch ist es meines Erachtens auch, von „höher“ oder „nieder“ zu sprechen - gibt es in der Evolution, in der Entwicklung der Pflanzenwelt, der Tierwelt und der Menschheit überhaupt eine „Höherentwicklung“ oder etwas „Minderwertiges“? Eine Einstufung von Natur und Menschen(gruppen) in „höher“ oder „niedriger“ (oder „minderwertiger“) ist rein subjektiv und beruht auf persönlichen Meinungen.

--

„Welchen Anspruch auf Gnade hat ein Mensch, der auch nur mittelbar an einem derartigen Verbrechen teilgenommen hat?“ meinte er britische Ankläger in seinem Plädoyer gegen Ende des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses, und bezog sich dabei auf Schuld bzw. Mitschuld (direkt oder indirekt, durch Mittäterschaft, Unterstützung oder Gutheißen) an den Nazi-Verbrechen.

Mit freundlichen Grüßen

--2003:F1:13C0:2544:C9B7:4B8F:D68D:9B31 04:56, 27. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]

Überarbeiten[Quelltext bearbeiten]

nicht wikifiziert, am Ende leere Überschriften, offenbar eher ein Bruchstück, auch wenn es inhaltlich nicht schlecht sein mag. Cholo Aleman 09:22, 27. Mai 2009 (CEST)[Beantworten]