Distillery (Club)

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Straßenansicht (2013)

Die Distillery in Leipzig ist der älteste Techno-Club in den neuen Bundesländern und gilt als einer der bekanntesten Techno-Clubs in Deutschland.

Entstehung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenansicht (2007)

Der Club entstand im September 1992 auf dem Gelände der ehemaligen Kronen-Brauerei in der Biedermannstraße in Leipzig-Connewitz, die Idee hatten einige Freunde. Daher stammt wohl auch der Name (englische Bezeichnung für Destillerie), obwohl in der Brauerei nie Hochprozentiges gebrannt wurde. Die alte Location wurde aufgrund fehlender Konzessionen geschlossen (es fehlten vor allem Notausgänge), weshalb es Protestaktionen von Veranstaltern und Gästen gab, unter anderem mit Partys vor dem Leipziger Rathaus. Daraufhin einigten sich die Betreiber mit den Behörden im September 1995 auf eine neue Location in der Südvorstadt. Seitdem befindet sich der Club in einem Gebäude auf einem ehemaligen Gelände der Deutschen Bahn in der Kurt-Eisner-Straße 108a.

Nach 2011 war die Distillery abermals von Schließung bedroht. Die bisherige Lage des Clubs – am Ende zweier Sackgassen, auf einem nicht mehr genutzten Bahngelände – wurde Teil eines großen Bebauungsplanes um den Bayerischen Bahnhof und den Citytunnel. Der im Plan vorgesehene Lückenschluss zwischen Kurt-Eisner-Straße und Semmelweisstraße über die Bahngleise hinweg wurde bis 2010 realisiert, so dass der Club seitdem an einer vielbefahrenen Straße liegt, zudem sollte die Altenburger Straße nach Norden hin verlängert werden. Darüber hinaus wurde 2012 die Ausschreibung eines kompletten Bebauungsplanes für das Bahngelände beschlossen. Im Zuge dessen sollte der Club weichen, da die Stadtverwaltung Schwierigkeiten bei der Vermarktung der Baugrundstücke sah.

Es folgten Petitionen[1] und Demonstrationen, an denen auch der Ex-Oberbürgermeister und Ex-Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee teilgenommen hat. Sowohl Die Grünen als auch DIE LINKE machten sich im Stadtparlament für einen Erhalt des Clubs am alten Standort stark. Im Juli 2014 bekannte sich die Stadtverwaltung in ihrer „Rahmenvereinbarung für die Entwicklung des Stadtraums Bayerischer Bahnhof“ zum Erhalt der Distillery.[2] Seit März 2019 stand jedoch fest, dass der Club spätestens 2022 umziehen musste.

Am 29. Mai 2023 fand die letzte Veranstaltung und eine Demonstration am Standort in der Kurt-Eisner-Straße statt.[3]

Ein neuer Standort wurde am Gleisdreieck Leipzig gefunden, einem ehemaligen Kraftwerk in der Arno-Nitzsche-Str. 41, in den auch der TV-Club Leipzig ziehen wird.[4][5]

Bis zur Fertigstellung des neuen Standorts (voraussichtlich nach 2030) wird der Club interimsweise in der Messehalle 7 auf der „Alten Messe“ beheimatet sein.[3]

Musikalische und kulturelle Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Laufe der Jahre vollzog der Club eine musikalische Öffnung. Neben Techno und House haben auch Drum and Bass und andere Stilrichtungen der elektronischen Musik sowie Hip-Hop und Reggae ihren Platz im Programm gefunden. Zu den nationalen und internationalen Künstlern welche in der Distillery auftraten gehören unter anderem Carl Craig, Laurent Garnier, Jeff Mills, Dave Clarke, Sven Väth, Richie Hawtin, Ricardo Villalobos, Paul Kalkbrenner, Louie Austen, Steve Bug, LTJ Bukem, Afrika Bambaataa, DJ Vadim, Blowfly, DJ Krush, DJ Koze, Storm, Kool Keith und Princess Superstar. Zu den lokalen Residents des Clubs gehört der DJ und Produzent Chris Manura, der DJ und Produzent Daniel Stefanik und ehemals der Deep-House-DJ und -produzent Matthias Tanzmann.

Neben reinen DJ-Sets gibt es Liveacts, kleine Clubkonzerte und seit 2013 regelmäßig stattfindende Poetry Slams und andere Kulturveranstaltungen.

Th!nk? Open-Air[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Umfeld des Clubs ist das Th!nk? hervorgegangen. Nachdem es in den vorherigen Jahren eher regional positioniert war, wurde es im Jahr 2010 als Tages-Open-Air am Cospudener See etabliert.

Einlasspolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Türsteherpolitik war in den Anfangsjahren sehr streng, auch wenn es keinen Dresscode gegeben hat. Man wollte sich vom typischen „Disco-Publikum“ abgrenzen, was mit zum Erfolg des Clubs beigetragen hat. Heute ist die Türpolitik toleranter. Am Eingang beziehen die Betreiber mit einem schriftlichen Statement Stellung gegen Drogenkonsum und -handel.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • APPLAUS 2022 – Preis für Bestes Livemusikprogramm[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Distillery – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Save the Distillery - Petition open Petition
  2. Rahmenvereinbarung für die Entwicklung des Stadtraums Bayerischer Bahnhof Webseite Stadt Leipzig, abgerufen am 8. Januar 2016
  3. a b Trauer und Tränen beim letzten Tanz in der Distillery in Leipzig. In: MDR.DE. Abgerufen am 29. Mai 2023.
  4. Franziska Nistler: Projekt Gleisdreieck Leipzig: Interview zum neuen Standort der Distillery. Groove, abgerufen am 5. September 2022.
  5. Das Projekt Gleisdreieck – Freiraum für Freigeist. Abgerufen am 5. September 2022.
  6. „APPLAUS“: Kulturpreis prämiert deutsche Clubs. Groove, 18. November 2022, abgerufen am 19. November 2022.

Koordinaten: 51° 19′ 16″ N, 12° 22′ 58″ O