Distrikt Galizien

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Lage des Distriktes Galizien innerhalb des Generalgouvernements (schraffiert dargestellt)

Distrikt Galizien (1941–1944) bezeichnet üblicherweise ein vom Deutschen Reich während des Zweiten Weltkrieges besetztes, aber nicht in das Reichsgebiet eingegliedertes Gebiet der Sowjetunion. Das Gebiet wurde nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion ab Juni 1941 vom Deutschen Reich besetzt. Als CdZ-Gebiet wurde es ein Teil des Generalgouvernements. Der Distrikt Galizien wurde analog zu den bereits im Generalgouvernement bestehenden Distrikten Distrikt Krakau, Lublin, Radom und Warschau gebildet und offiziell am 1. August 1941 eingerichtet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet gehörte bis 1939 der Republik Polen an und wurde nach dem 17. September 1939 aufgrund des Ribbentrop-Molotow-Paktes zunächst von der Sowjetunion annektiert und nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion ab Juni 1941 vom Deutschen Reich besetzt.

Zum Gouverneur des Distrikts Galizien wurde am 1. August 1941 Karl Lasch ernannt. Mit der Eingliederung des neuen Distrikts Galizien in das Generalgouvernement wurde die Ostbahn-Bezirksdirektion Galizien errichtet. Diese übernahm am 1. Dezember 1941 das Streckennetz von der Haupteisenbahndirektion Kiew.

Lasch wurde am 6. Januar 1942 von seinem Gouverneursamt beurlaubt.[1] Am 22. Januar 1942 wurde SS-Brigadeführer Otto Wächter Gouverneur des Distrikts. Wächter ist direkt für mindestens eine halbe Million Holocaust-Opfer in seinem Verwaltungsgebiet verantwortlich. Nach dem Krieg vor allem von Fritz Katzmann aufgestellte Behauptungen, dass er angeblich als Zivilverwaltungsleiter nichts mit dieser Aktion zu tun gehabt hätte, werden als durchschaubare Schutzbehauptungen historisch entsprechend eingeordnet.[2] Wächter erwirkte ab 1943 Aufstellung der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1), bestehend aus ukrainischen Freiwilligen.[3]

Der Distrikt Galizien wurde im Sommer 1944 im Zuge der Lwiw-Sandomierz-Operation von der Roten Armee eingenommen.

Distriktverwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ämter und Abteilungen entsprechen dem Aufbau der Regierung des Generalgouvernements.

Stadt- und Kreishauptleute im Distrikt Galizien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadt- oder Kreishauptmannschaft[4] Amtszeit Stadt- oder Kreishauptmann
Brzeżany August 1941 bis 8. Februar 1943
Februar 1943 bis 20. Juli 1944
Hans-Adolf Asbach
Werner Becker
Czortków 1. August 1941 bis 20. April 1942
20. April 1942 bis Februar 1944
Gerhard Littschwager
Hans Kujath
Drohobycz 1. August 1941 bis 17. Juni 1942
Juni 1942 bis Juli/August 1944
Eduard Jedamzik
Hermann Görgens
Horodenka[A 1] August 1941 bis 1. April 1942 Johann Hack
Kalusch/Kałusz[A 2] Ende August 1941 bis 20. März 1942
21. März 1942 bis 31. Juli 1943
Friedrich Gercke
Karl-Hans Broschegg
Kamionka Strumiłowa 10. August 1941 bis Ende Dezember 1942
1. Januar 1943 bis Juli 1944
Wilhelm Rebay von Ehrenwiesen
Joachim Nehring
Kolomyja/Kolomea 1. August 1941 bis Juni/Juli 1942
Mitte 1942 bis August 1943
August 1943 bis März 1944
Claus Peter Volkmann
Herbert Gorgon
Bernhard von Trotha
Lemberg-Land 1. Oktober 1941 bis Januar 1942
1941/42
ab Ende 1942
bis Februar/März 1943 zeitweilige
Berthold Pütter
Otto Bauer
Joachim Freiherr von der Leyen
Werner Becker
Lemberg-Gródek[A 3] 15. September 1941 bis Januar 1942
16. Januar 1942 bis März 1942
Wilhelm Stockheck
Berthold Pütter
Rawa-Ruska August 1941 bis Februar 1942
März 1942 bis 24. Juli 1944
Hans-Walter Zinser
Gerhard Hager
Sambor 15. August 1941 bis März 1942
März 1942 bis 1. Oktober 1942
Oktober 1942 bis Ende Juli 1943
Mogens von Harbou
Hans-Walter Zinser
Karl-Georg Emmrich
Stanisławów/Stanislau 7. August 1941 bis 23. September 1944 Gustav Albrecht
Stryj August 1941 bis Juli 1944 Viktor von Dewitz
Tarnopol 1. Oktober 1941 bis Ende Februar 1942
April 1942 bis April 1944
Gerhard Hager
Mogens von Harbou
Złoczów August 1941 bis Januar 1943
6. Januar 1943 bis zur Räumung
Hans Mann
Otto Wendt
Lemberg (Stadt) August 1941 bis Februar 1942
5. Februar 1942 bis zur Räumung
Hans Kujath
Egon Höller (Stellvertreter: Wilhelm Hallbauer)
  1. Zum 1. April 1942 aufgelöst.
  2. 1943 aufgelöst.
  3. Im März 1942 aufgelöst.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1941–1944 Organisation und Durchführung eines Massenverbrechens. Oldenbourg, München 1997, ISBN 3-486-56233-9 (Volltext digital verfügbar).
  • Thomas Sandkühler: Endlösung in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941–1944. Dietz Nachfolger, Bonn 1996, ISBN 3-8012-5022-9

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Sandkühler: Endlösung in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941-1944. Bonn 1996, S. 447f.
  2. Andrzej Bodek; Thomas Sandkuehler: Der „Katzmann-Bericht“ – Bilanz des Judenmordes im Distrikt Galizien. Edition Hentrich, Berlin 1995.
  3. Philippe Sands: Die Rattenlinie – ein Nazi auf der Flucht: Lügen, Liebe und die Suche nach der Wahrheit. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-596-70459-0, S. 149 f.
  4. Markus Roth: Herrenmenschen. Die deutschen Kreishauptleute im besetzten Polen – Karrierewege, Herrschaftspraxis und Nachgeschichte. (= Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Band 9), Wallstein, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0477-2, S. 450f.