Dokudrama

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Dokudrama ist ein Filmgenre, in dem die Formen Dokumentar- und Spielfilm (Drama) miteinander vermischt werden.[1][2]

Charakterisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dokudrama werden historisch belegbare Ereignisse von Schauspielern anscheinend detailgetreu nachgespielt. Das so entstehende Schauspiel wird ergänzt durch dokumentarische Elemente wie Zeitzeugenberichte und -interviews oder Nachrichtenbilder, die zu Erklärungen des Autors laufen. Der Übergang vom Dokumentarfilm mit nachgespielten Szenen zum Dokudrama ist fließend. Nicht zu verwechseln ist das Dokudrama mit reinen Spielfilmen, die zwar nach historischen Ereignissen gedreht wurden, jedoch keine Dokumentaranteile enthalten.

Im Vergleich mit Text-, Foto- oder Tonbanddokumenten wirkt das Dokudrama anschaulicher und lebendiger und bietet dadurch eine fernsehgerechtere Darstellung des Themas. Vermutete subjektive Sicht und Gefühle der Protagonisten lassen sich auf diese Weise herausstellen. Diese direkte Emotionalisierung ist in reinen text- oder tonbandgestützten Dokumentationen aufgrund des objektiven Abstands zwischen Betrachter und Geschehen nicht oder nur marginal zulässig.

Das Dokudrama darf nicht geschichtsverschleiernd oder -verfälschend sein. Dennoch sind die Produzenten bei der detaillierten Nachstellung der Ereignisse und insbesondere des Innenlebens der Protagonisten teilweise auf Spekulationen angewiesen, da die Quellenlage für eine derartige Darstellung oftmals nicht ausreichend ist. Einander widersprechende Aussagen in Quellen bzw. Interpretationen lassen sich mit den Mitteln des Spielfilms nur schwer darstellen, da der Film nur eine von mehreren möglichen Interpretationen zeigen kann.

Das Dokudrama steht durch die Vermischung des Dokumentarfilms mit dem üblicherweise dem Unterhaltungsbereich zugeordneten Element Spielfilm im Spannungsfeld zwischen der Unterhaltungserwartung der Zuschauer und dem Anspruch auf historische Authentizität. Es besteht das Problem, die Spielfilmdramaturgie mit den geschichtswissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen über das Ereignis in Einklang zu bringen. Dazu gehört die manchmal praktizierte optische Angleichung von Spielfilmmaterial an authentische historische Filmaufnahmen (etwa durch Dreh in Schwarz-Weiß und Verwendung künstlich erzeugter Alterungsspuren). Folgen historische Aufnahmen und solche nicht gekennzeichneten Spielszenen aufeinander, ist die Unterscheidung für den unvorbereiteten Zuschauer nicht immer auf Anhieb möglich.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokudramen werden vornehmlich im Fernsehen ausgestrahlt. In Deutschland sehr bekannt sind die vielfach ausgezeichneten Mehrteiler von Heinrich Breloer und Horst Königstein, insbesondere Todesspiel (1997), Die Manns – Ein Jahrhundertroman (2001) sowie Speer und Er (2004).

In Österreich drehte Elisabeth Scharang 2007 das Dokudrama Franz Fuchs – Ein Patriot, das sich mit dem Kriminalfall Franz Fuchs beschäftigte. Spielszenen wurden durch Interviews und Dokumentaraufnahmen ergänzt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tobias Ebbrecht/Matthias Steinle: Dokudrama in Deutschland als historisches Ereignisfernsehen – eine Annäherung aus pragmatischer Perspektive. In: MEDIENwissenschaft Nr. 3/2008, S. 250–255.
  • Christian Hißnauer: Das Doku-Drama in Deutschland als journalistisches Politikfernsehen – eine Annäherung und Entgegnung aus fernsehgeschichtlicher Perspektive. In: MEDIENwissenschaft Nr. 3/2008, S. 256–265.
  • Christian Hißnauer: Geschichtsspiele im Fernsehen: Das Dokumentarspiel als Form des hybriden Histotainments der 1960er und 1970er Jahre. In: Arnold, Klaus et al. (Hrsg.): Geschichtsjournalismus. Zwischen Information und Inszenierung. Münster: Lit 2010.
  • Christian Hißnauer: Hybride Formen des Erinnerns: Vorläufer des Doku-Dramas in den 1970er Jahren. In: Heinemann, Monika et al. (Hrsg.): Medien zwischen Fiction-Making und Realitätsanspruch.
  • Christian Hißnauer/Bernd Schmidt: Wegmarken des Fernsehdokumentarismus: Die Hamburger Schulen. Konstanz: UVK 2013, ISBN 978-3-86764-387-0.
  • Joanna Jambor/Christian Hißnauer/Bernd Schmidt: Horst Königstein: Wagemutiges Fernseh-Spiel. Eine Betrachtung im Spektrum überkommener und aktueller Formen. In: Hißnauer, Christian (Hrsg.): Das bundesdeutsche Fernsehspiel der 1960er und 1970er Jahre. Themenheft 3–4/2011 der Zeitschrift Rundfunk und Geschichte, S. 60–75.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Definition im Duden
  2. Filmlexikon der Uni Kiel