Doppeldorf

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Das Doppeldorf Saint-Santin im Département Aveyron und unmittelbar angrenzend Saint-Santin-de-Maurs im Département Cantal (Frankreich).

Ein Doppeldorf (auch: Doppel-Dorf, engl.: Double village; franz.: village double) ist eine dörfliche Siedlungsform und wird aus zwei kommunalen Gemeinschaften gebildet. Doppeldörfer sind weltweit anzufinden.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doppeldörfer sind kommunale Einheiten:

Es kann daher in rechtliche Einheiten und in faktische Einheiten unterschieden werden. Rechtliche Einheiten werden oftmals durch Zusammenlegungen oder Trennungen von Ortschaften, Provinzen etc. gebildet bzw. geteilt. Dies kann freiwillig, also mit Zustimmung der Bevölkerung erfolgen oder auch unfreiwillig.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen Sonderfall bildet z. B. das seit 1790 getrennte Doppeldorf Saint-Santin (Département Aveyron) und Saint-Santin-de-Maurs (Département Cantal), die historisch zusammengehören und auch über einige gemeinsame Einrichtungen verfügen (Schule, Einkaufsmarkt, früher auch der Friedhof etc.), dennoch inzwischen auf der Eigenständigkeit jeden Teils bestehen und dies auch touristisch vermarkten.[5] Der Schriftsteller Jean Anglade (* 1915) hat sich durch dieses Doppeldorf zum Roman Un souper de neige (Ein Abendessen bei Schnee) inspirieren lassen.[6]

Frankreich / Spanien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

La Jonquera in Spanien bildet mit dem französischen Le Perthus ein Doppeldorf. Auf spanischer Seite befindet sich das steuerbegünstigte Gebiet Els Límits. Dieses ist bei französischen Kunden sehr beliebt. Am 21. Oktober 2010 wurde auf spanischer Seite das größte Bordell Europas mit 80 Zimmern mit Sexarbeiterinnen besonders aus Rumänien eröffnet; dies gegen den Willen des Gemeinderates und des Bürgermeisters. Die Baugenehmigung wurde vor Gericht erstritten. In Frankreich sind Bordelle verboten.[7]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere Doppeldörfer sind auf die Entwicklung zum Doppeldorf und die Gemeinsamkeiten stolz, wie z. B. Petershagen/Eggersdorf[8] oder Bröthen/Michalken[9] und weisen auf diesen besonderen Umstand hin.[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulrich Möckel, Trinksaifen und Hochofen, ein Doppeldorf im böhmischen Erzgebirge, Sammlung geschichtlicher Überlieferungen und Episoden aus dem Leben der einstigen deutschen Bewohner dieser beiden Orte am Südhang des Erzgebirges, Eigenverlag, Schönheide 2007.
  2. Jürgen Ritter, Peter Joachim Lapp: Die Grenze, ein deutsches Bauwerk, 7. Auflage, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-560-7, S. 128.
  3. Früher: St. Margrethen-Höchst genannt.
  4. Früher: St. Johann-Höchst genannt.
  5. Gérard Foussier, Ein Doppeldorf, Kommunale Teilung als touristische Attraktion in Dokumente/Documents, Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog, 4/2015, S. 7 ff.
  6. Gérard Foussier, Ein Doppeldorf, Kommunale Teilung als touristische Attraktion in Dokumente/Documents, Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog, 4/2015, S. 9.
  7. Größtes Bordell Europas in Spanien eröffnet orf.at, 22. Oktober 2010, abgerufen 7. Juni 2018.
  8. Petershagen/Eggersdorf hat zum Beispiel bewusst die Webseitendomain: doppeldorf.de gewählt.
  9. In zehn Tagen feiert das Doppeldorf seine Festspiele, „Das Doppeldorf Bröthen/Michalken feiert in zehn Tagen die 39. Deutsch-Sorbischen Dorffestspiele …“, Lausitzer Rundschau vom 12. August 2014.
  10. Viel Nachwuchs fürs Doppeldorf (Memento vom 12. August 2016 im Internet Archive) zu Gusow-Platkow in der Märkischen Onlinezeitung vom 16. Februar 2015 oder Rundgang mit Geschichten aus dem Doppeldorf zu Ellwürden und Abbehausen, NWZ-Online vom 28. Dezember 2015.