Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule

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Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule
Schulgebäude Dr. Zimmermannsche
Schulform Berufsbildende Schule
Schulnummer 60512[1]
Gründung 1894
Ort Koblenz
Land Rheinland-Pfalz
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 20′ 57″ N, 7° 35′ 46″ OKoordinaten: 50° 20′ 57″ N, 7° 35′ 46″ O
Träger Privat
Schüler 40[2]
Lehrkräfte 30
Leitung StD'in i. Pr. Corinna Gahl-Haupt
Website zimmermannsche.de

Die Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule in Koblenz ist eine private Berufsbildende Schule.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Zimmermann

1887 gründete der Koblenzer Kaufmännische Schulverein eine kaufmännische Fortbildungsschule, die zunächst bis 1890 von Realgymnasialdirektor Most und bis 1894 von Lehrer Bode geleitet wurde. Diese erste kaufmännische Schule umfasste drei Klassen und eine Vorbereitungsklasse mit je einjährigen Kursen. Die Stadtverordneten bewilligten für das Jahr 1889 einen Zuschuss von 500 Mark. Anfangs war die Schule im alten Stadthaus, Gerichtsstraße 6, untergebracht.[3]

1894 übernahm der aus Ostpreußen stammende Franz Zimmermann (1866–1903) die Leitung der „kaufmännischen Fortbildungsschule für Handlungslehrlinge“. Zimmermann, der 1899 in Berlin zum Doktor der Philosophie promoviert hatte, gründete 1894 auch eine kaufmännische Fortbildungsschule für Mädchen, die von 1898 an mit Jahresklassen und Vollzeitunterricht die erste Handelsschule für Mädchen im Rheinland war. Im Jahr 1900 mietete Zimmermann das Gebäude Altlöhrtor 17 und ließ es für Schulzwecke ausbauen. 1903 wurde die Fortbildungsschule zu einer Gewerbeschule für Handelsschülerinnen mit angeschlossenem Pensionat erweitert.[4] Zimmermann starb im selben Jahr.[5]

Carl Hacke führt die Schule fort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod von Franz Zimmermann führte zunächst seine Witwe den Unterricht unter Leitung von Carl Hacke (1876–1952) fort, der 1914 die Schule kaufte. Ein Jahr zuvor war der Unterricht bereits vom Altlöhrtor in die Hohenzollernstraße 148 verlegt worden; 1917 kam das Haus Hohenzollernstraße 162 als zweites Schulgebäude hinzu.[6]

Als einer der ersten Privatschulen in Preußen wurde der Dr. Zimmermannschen Privat-Handelsschule 1928 die staatliche Anerkennung ausgesprochen, was die Gleichstellung mit einer öffentlichen Schule der betreffenden Art bedeutete.[7] Das Abschlusszeugnis der Schüler der zweijährigen Handelsschule war dem der Mittel- bzw. Realschule gleichwertig.[5][8]

1941 übernahm Bennodietrich Schoeller (1898–1993), Schwiegersohn von Carl Hacke, die Schulleitung. Als sein Verdienst gilt es, dass die Schule in der Zeit des Nationalsozialismus nicht verstaatlicht wurde und ihren Status als Privatschule behielt.[6]

Krieg und Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Krieges wurde der Unterricht zunächst fortgesetzt, bis am 19. Juli 1944 das Haus in der Hohenzollernstraße 148 durch einen Bombenangriff völlig zerstört und kurze Zeit später Hohenzollernstraße 162 schwer beschädigt wurde. Die Schreibmaschinen für den Unterricht waren vorher den Schülern anvertraut und in verschiedene Dörfer der Umgebung ausgelagert worden. Unmittelbar nach Kriegsende begann Schoeller zusammen mit Frau und Tochter in Eigenleistung die noch vorhandenen Räume notdürftig instand zu setzen, sodass die Dr. Zimmermannsche Privat-Handelsschule am 1. Dezember 1945 als erste Schule in Koblenz den Unterricht wieder aufnehmen konnte.

In den 1950er-Jahren stieg die Schülerzahl von anfangs ca. 150 auf bis zu 600. Weil der Raum sehr knapp war, wurde im Schichtbetrieb unterrichtet, bis im Oktober 1959 das neue Schulhaus in der Mainzer Straße 50 fertiggestellt war.[6][9]

Im Herbst 1968 übernahm Erich Gahl (1931–2005) die Schulleitung, Schwiegersohn von Bennodietrich Schoeller. Ab 1987 war Gahl zusammen mit seiner Frau Ingrid Gahl-Schoeller auch Schulträger.[9]

Entwicklung nach 1970[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem 1968 zusätzlich zur einjährigen und zweijährigen Handelsschule die höhere Berufsfachschule Wirtschaft und die Ausbildung von Sekretärinnen sowie 1971 das Berufsgrundschuljahr Wirtschaft und Verwaltung hinzugekommen waren, wurde die Dr. Zimmermannsche Privat-Handelsschule 1973 in Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule umbenannt. Im gleichen Jahr richtete Erich Gahl die erste Fachschule Wirtschaft in Rheinland-Pfalz mit den Schwerpunktfächern Rechnungswesen sowie Personal- und Ausbildungswesen ein.

Ab 1980 bot die Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule das Berufskolleg Wirtschaft an, einen einjährigen Bildungsgang für Realschüler und Abiturienten als Alternative zur zweijährigen höheren Berufsfachschule Wirtschaft.[9] Im Jahr 1997 übernahm Corinna Gahl-Haupt die Schulleitung, im Jahr 2004 auch die Schulträgerschaft. Somit befindet sich die Privatschule nun in Eigentum und Leitung der vierten Generation.[10]

Seit 2011 war es möglich, in der Berufsoberschule II die allgemeine Hochschulreife zu erwerben.[11]

Am 28. Januar 2023 gab die Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule ihre Schließung zum Sommer 2024 bekannt.[12]

Bildungsgänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterricht am PC
  • Berufsfachschule I Informationsverarbeitung und Medien
  • Berufsfachschule I Wirtschaft und Verwaltung
  • Berufsfachschule II Betriebswirtschaft
  • Berufsfachschule II Informationsverarbeitung und Medien
  • Höhere Berufsfachschule Mediendesign
  • Höhere Berufsfachschule Wirtschaft
  • Höhere Berufsfachschule Informationstechnik
  • Duale Berufsoberschule
  • Berufsoberschule II

Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildung beschränkt sich nicht auf Fachwissen. So gehört zum Beispiel die 2010 von Dipl.-Theol. Edwin Müller ins Leben gerufene Projektreihe „Ethik an der Wirtschaftsschule“ der höheren Bildungsgänge zum Angebot der Schule. Sie gibt Gelegenheit, nach Vorbereitung im Unterricht mit fremden Referenten über Themen wie Obdachlosigkeit, Organspende und dergleichen zu sprechen. 2010 begann die Veranstaltungsreihe mit jährlich meist zwei Vorträgen und anschließender Diskussion. Thema des Projekts im Oktober 2018 war „Die Deportation von Juden aus Koblenz und Umgebung“, das Schülerinnen und Schüler bewegte und mit dem sie sich zusammen mit Katrin Schulz, Lehrerin für Religion und Sozialkunde, auseinandersetzten. In der Abschlussveranstaltung des Projekts sprach Joachim Hennig, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins „Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz“. Nach einem allgemeinen geschichtlichen Rückblick berichtete Hennig, wie am 1. April 1933, nur zwei Monate nach dem Ende der Weimarer Republik, es zur ersten antisemitischen Großaktion in Koblenz kam, in der Juden auf einem Plakat als „Weltfeind“ dargestellt wurden. In der Folge hätten jüdische Richter und Anwälte ihre Zulassung verloren, jüdische Geschäfte seien boykottiert worden und wer bei Juden kaufte, sei Gefahr gelaufen, mit Foto in der Zeitung angeprangert zu werden. Nach weiterer Schilderung von Grausamkeiten beendete er seinen Vortrag mit dem oft zitierten Satz: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“[13][14]

Informationsveranstaltungen für Eltern, Schüler und Schülerinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tag der offenen Schule 2019

Alljährlich lädt die Schule zum Elterninformationsabend ein, an dem Schülerinnen und Schüler „ihre Schule“ vorstellen und Gelegenheit zum Gespräch mit Schulleitung und Lehrpersonal besteht. Eine andere Möglichkeit, die Schule kennen zu lernen, ist der Tag der offenen Schule im Februar, an dem außer Informationen über Bildungsgänge sowohl interessante als auch amüsante Unterhaltung geboten wird. Schülerinnen und Schüler haben für diesen Tag Vorträge ausgearbeitet oder Sketche eingeübt, während andere die Gäste in einer Cafeteria bewirten.[15]

Eine Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist die Jobbörse der Dr. Zimmermannschen Wirtschaftsschule, bei der sich Unternehmen der freien Wirtschaft, die Polizei und Bundeswehr den Jugendlichen vorstellen. Schon im Vorfeld erhalten die Schülerinnen und Schüler Informationen zu den Unternehmen, um gegebenenfalls Bewerbungen auszuarbeiten, sie mit den Vertretern der Unternehmen zu besprechen und nach eventuell nötiger Vervollständigung oder Verbesserung abzugeben. Ferner sollen die Schüler im Anschluss an die Jobbörse – als Bestandteil des berufsbezogenen Unterrichts – in 3 Minuten über drei der anwesenden Unternehmen sowie über deren Präsentation an der Jobbörse im Unterricht kurz berichten.[16]

In Zusammenarbeit mit der Hochschule Koblenz informiert die Schule Schülerinnen und Schüler sowie Eltern über die Möglichkeiten des dualen Studiums in Verbindung mit betrieblicher Ausbildung oder Beruf. Absolventen und Studierende stellen an einem Informationsabend in der Hochschule Koblenz die Möglichkeiten vor und beschreiben den Ablauf mit vier Tagen in der Woche Arbeit im Betrieb und freitags sowie vierzehntäglich am Samstag Vorlesungen an der Hochschule.

In unregelmäßigen Abständen findet ein Jungunternehmertag statt, an dem junge Leute, meist frühere Absolventen der Dr. Zimmermannschen Wirtschaftsschule, die seit einigen Jahren als Selbstständige in unterschiedlichen Branchen tätig sind, Rede und Antwort stehen. Die Fragen an die jungen Unternehmer werden im Unterricht vorbereitet. Sinn und Zweck ist es, jungen Menschen die Angst vor unternehmerischer Selbstständigkeit zu nehmen, andererseits allzu euphorische Vorstellungen zu dämpfen und das wirtschaftliche Risiko deutlich zu machen, das junge Unternehmer oft eingehen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bildungsserver Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 24. September 2023.
  2. Schulverzeichnis. (XLXS) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, April 2024, abgerufen am 9. April 2024 (Erhebung: Herbst 2023).
  3. Max Bär: Aus der Geschichte der Stadt Koblenz: 1814–1914, Koblenz: Krabben, 1922, S. 298 dilibri Rheinland-Pfalz
  4. Schülerprojekte auf Wirtschaftsjunioren Mittelrhein (Memento vom 11. November 2011 im Internet Archive)
  5. a b „Die Jahre 1894 bis 1968“ unter Schulgeschichte. In: Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule. Abgerufen am 7. Januar 2024.
  6. a b c Festschrift 75 Jahre Dr. Zimmermannsche Privat-Handelsschule. Koblenz 1969.
  7. Bildungseinrichtung mit langer Tradition. (PDF; 16,4 MB) In: "schauRhein" - Das Mittelrheinmagazin. Initiative Region Koblenz-Mittelrhein e. V., 2015, S. 20 f, abgerufen am 7. Januar 2024.
  8. @1@2Vorlage:Toter Link/www.rlb.deEintrag in der Rheinland-pfälzischen Bibliografie (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)
  9. a b c Festschrift 100 Jahre Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule, Koblenz 1994.
  10. Klaus Fresenius: Die Entwicklung unserer Schule. In: Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule. Abgerufen am 17. Oktober 2019.
  11. Rhein-Zeitung Koblenz vom 21. Januar 2011.
  12. Eine Ära geht zu Ende. In: Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule. 28. Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023.
  13. Die Entwicklung unserer Schule In: Dr. Zimmermannsche Wirtschaftsschule. Archiviert auf archive.org am 7. Oktober 2019. Abgerufen am 28. Dezember 2022.
  14. Joachim Hennig: Die Deportationen von Juden aus Koblenz und Umgebung 1942-1945 anhand von Einzelschicksalen. Projektreihe „Ethik in der Wirtschaftsschule“ der Dr. Zimmermannschen Wirtschaftsschule. In: Veröffentlichungen von Joachim Hennig: Sonstige Vorträge. Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz, 17. Oktober 2018, abgerufen am 7. Januar 2024 (Direktlink zur PDF-Datei).
  15. Blick aktuell. 125 Jahre Schulgeschichte präsentiert. Abgerufen am 28. Dezember 2022.
  16. Blick aktuell. Kombination von Schule und Wirtschaft war der zentrale Punkt. Abgerufen am 28. Dezember 2022.