Duala (Sprache)

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Duala

Gesprochen in

Kamerun
Sprecher 87,700 (1982)[1]
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

dua

ISO 639-3

dua

Duala (Duala: ɓwambo ba duālā;[2] auch Diwala, Dualla, Dwala, Dwela;[3] französisch Douala) ist eine Bantusprache in Kamerun. Sie wird von circa 88.000 Menschen gesprochen.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Duala ist eine Nordwest-Bantusprache und gehört zur Duala-Gruppe, die als Guthrie-Zone A20 klassifiziert wird.

Sie hat die Dialekte Bodiman, Mungo (auch Mungu und Muungo), Oli (auch Ewodi, Ouri, Uli, Wuri, Wouri und Koli) und Pongo.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Anfänge des Duala ist fast nichts bekannt. Als relativ gesichert gilt, dass das Volk der Duala spätestens ab etwa 1600 am heutigen Ort siedelte. Nach eigener Überlieferung sind die Duala zwar zunächst aus dem heutigen Gabun oder Kongo eingewandert, ihre Sprache ist aber stärker verwandt mit kamerunischen Sprachen wie dem Basaa oder Bakoko als mit gabunischen oder kongolesischen Sprachen – obwohl die Basaa schon vor den Duala in der Gegend des Wouri-Ästuars lebten.[4]

Ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts unternahmen die Duala, die anfingen, den lokalen Handel mit den Europäern zu dominieren, viele Handelsreisen ins Landesinnere und bis nach Calabar, wodurch ihre Sprache die Funktion einer Lingua franca bekam. Sie verlor als Handelssprache erst an Bedeutung, als Kamerun deutsche Kolonie wurde und das Kamtok immer mehr Einfluss bekam. Gleichzeitig wurde sie jedoch in Schulen und Kirchen genutzt und war die erste kamerunische Sprache mit einer Bibelübersetzung. Der britische Baptistenmissionar Alfred Saker, der 1844 nach Fernando Póo kam, übersetzte bis 1862 das Neue Testament und 1872 das Alte Testament und hatte somit die ganze Bibel fertiggestellt.[5][6][7]

Im Winter 1996/1997 landete das Musikprojekt Wes mit „Alane“ den bislang einzigen großen Hit eines Songs in Duala-Sprache.

Heute ist das Duala im Westen des Landes wieder eine Handelssprache, auch aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen der Stadt Douala. Die Sprache ist darüber hinaus in den Bezirken Moungo, Nkam und Wouri in der Provinz Littoral und dem Bezirk Fako in der Provinz Sud-Ouest verbreitet. Circa 25–50 % der zweitsprachigen Sprecher können Duala lesen und schreiben.

Grammatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bei Bantusprachen üblich, ist auch das Duala eine agglutinierende Sprache und besitzt ein sogenanntes Nominalklassensystem, das die Nomen in Klassen einteilt, welche jeweils mit unterschiedlichen Klassenpräfixen gekennzeichnet werden. Typisch für seine Zugehörigkeit zum Bantu ist auch, dass das Duala eine Tonsprache ist.

Phonetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vokalinventar des Duala ist relativ einfach, allerdings erwähnt Ittmann in seiner Grammatik des Duala neben den in der Tabelle angegebenen /i/ und /u/ auch noch ein 'weites i' sowie ein 'weites u', die vermutlich dem fast geschlossenen /ɪ/ und /ʊ/ entsprechen. Diese Laute sowie der Konsonant /ɾ/, das eine Aussprachevariante von /l/ bzw. /d/ darstellt, werden im offiziellen Allgemeinen Alphabet der kamerunischen Sprachen jedoch nicht aufgeführt.[8]

Das Duala hat demnach sieben Vokale, die gewöhnlich kurz sind. Es besitzt keine Diphthonge.

Vokalinventar des Duala
Vokale vorn hinten
geschlossen i u
halbgeschlossen e o
halboffen ɛ ɔ
offen a .

Das Duala besitzt einige der charakteristischen Laute des Protobantu, insbesondere eine größere Anzahl an pränasalierten Plosiven sowie Affrikaten. Einige Laute treten fast nur in Fremd- und Lehnwörtern auf (/g/, /tʃ/ und /f/), andere können nur am Wortanfang auftreten: der Knacklaut vor vokalisch anlautenden Wörtern, /h/ bei einigen Interjektionen, /dʒ/ bei Nomen der Klasse 5.[9]

Konsonanteninventar des Duala
Konsonanten bilabial labiodental alveolar palatal velar glottal
Nasale m . n ɲ ŋ .
Plosive p/b . t/d . k/g ʔ
Pränasalierte Plosive mp/mb . -/nd . ŋk/ŋg .
stimmhafte Implosive ɓ . ɗ . . .
Frikative . f/- s/- . . h/-
Approximanten . . l . w .
Taps/Flaps . . ɾ . . .
Affrikaten . . . tʃ/dʒ . .
Pränasalierte Affrikaten . . ntʃ/ndʒ . .

Das Duala hat diverse Assimilations- und Vokalharmonieregeln, die unter anderem auch der Auslöser für das Vorkommen pränasalierter Plosive und Affrikaten am Wortanfang sind.[10]

Silbenstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Duala können neben Vokalen auch Nasale den Silbenkern bilden. Im Ansatz kann ein Nasal auftreten, sofern das Wort mit einem pränasalierten Konsonanten beginnt. Die meisten Silben im Duala sind offen ((N)CV oder N), selten sind geschlossene Silben ((N)CVC).[11]

Töne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Duala besitzt eine ganze Reihe von Tönen, darunter einige, die allein durch das Zusammentreffen bereits bestehender Töne entstehen. Folgende Töne gibt es im Duala:

  • hoch ◌́
  • tief ◌̀
  • mittel ◌̄
  • steigend ◌̌
  • fallend ◌̂
  • hoch-fallend ◌᷇
  • hoch-steigend ◌᷄
  • tief-fallend ◌᷆
  • tief-steigend ◌᷅
  • steigend-fallend ◌᷉
  • fallend-steigend ◌᷈

Die zusammengesetzten Töne entstehen nicht nur durch das Zusammentreffen einfacher Töne an Morphem- und Wortgrenzen, sondern auch durch globale Regeln, welche ein graduelles Absinken der Töne im Verlauf des Satzes bewirken.[12]

Schreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Duala existieren im Wesentlichen zwei unterschiedliche Schreibweisen, die jeweils auf der lateinischen Schrift beruhen. Die ältere Schreibweise geht auf ein von der Basler Mission unter Mithilfe von Carl Meinhof 1901 entwickeltes Alphabet zurück, das lediglich lateinische Buchstaben verwendet, die zum Teil mit Diakritika versehen sind.[13] Die neuere Schreibweise wurde 1978 im Allgemeinen Alphabet der kamerunischen Sprachen (engl. GACL) festgelegt. Einige der enthaltenen Buchstaben sind dabei aus dem Internationalen Phonetischen Alphabet entnommen.

Die Alphabete in Vergleich
Meinhof Aa Bb Cc Dd Ee E̱e̱ Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Ṅṅ Ńń Oo O̱o̱ Pp Rr Ss Tt Uu Ww Yy
GACL Aa Bb Cc Dd Ee Ɛɛ Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Ŋŋ NYny Oo Ɔɔ Pp Rr Ss Tt Uu Ww Yy
Phoneme a b,ɓ c d,ɗ e ɛ f ɡ h i k l m n ŋ ɲ o ɔ p ɾ s t u w j

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ralph A. Austen, Jonathan Derrick: Middlemen of the Cameroons Rivers. The Duala and their Hinterland, c. 1600-c. 1960. Cambridge University Press, Cambridge 1999.
  • Theodor Christaller: Handbuch der Duala-Sprache. Missionsbuchhandlung, Basel 1892.
  • Bernd Heine: Afrikanische Verkehrssprachen. Infratest, Köln 1968.
  • Johannes Ittmann: Grammatik des Duala (Kamerun). Dietrich Reimer, Berlin 1939.
  • Paul Helmlinger: Dictionnaire duala-français. Suivi d’un lexique français-duala (Cameroun). Klincksieck, Paris 1972.
  • Johannes Ittmann: Wörterbuch der Duala-Sprache (Kamerun). Dictionnaire de la langue duala / Dictionary of the Duala Language. Hrsg.: E. Kähler-Meyer. Dietrich Reimer, Berlin 1976, ISBN 3-496-00624-2.
  • August Seidel: Die Duala-Sprache in Kamerun. Systematisches Wörterverzeichnis und Einführung in die Grammatik. Julius Groos’ Verlag, Heidelberg 1904 (Textarchiv – Internet Archive [abgerufen am 20. Dezember 2011]).
  • Maurice Tadadjeu & Étienne Sadembouo (Hrsg.): Proposition d’un alphabet général des langues camerounaises. ONAREST, Yaoundé 1978.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Duala - MultiTree. Abgerufen am 18. Mai 2021.
  2. Láŋga na tila lá duálá 1: Syllabaire 1 en langue duala /. Département des Langues Africaines et Linguistique, FLSH, Université de Yaoundé, 1985, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. Dezember 2011 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/yufind.library.yale.edu (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. a b Duala. A language of Cameroon. www.ethnologue.com, abgerufen am 20. Dezember 2011 (englisch).
  4. Austen and Derrick 8.
  5. Heine 133-35.
  6. Ittmann 1939, 6.
  7. Ype Schaaf: L'histoire et le rôle de la Bible en Afrique, CETA, HAHO et CLE, Lavigny 2000, ISBN 9966-886-72-9, S. 60–63
  8. Ittmann 1939, 15.
  9. Ittmann 1939, 15-17,25.
  10. Ittmann 1939, 17–30.
  11. Ittmann 1939, 31.
  12. Ittmann 1939, 37–48.
  13. Helmlinger ix.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]