Eberhard Jurgalski

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Eberhard Jurgalski (* 8. November 1952 in Salzgitter) ist ein deutscher Berg-Chronist und Buchautor. Er ist hauptsächlich bekannt für das Sammeln von Informationen, die sich auf die Achttausender – also die Berge mit einer Höhe von über 8000 Metern – und ihre Besteigungen beziehen. Diese veröffentlicht er auf seiner Internetseite 8000ers.com.[1] Daneben beschäftigt er sich unter anderem mit der systematischen Erfassung von Bergen anhand topografischer Kriterien.

Jurgalski lebt im badischen Lörrach. Obwohl er das Gebirge selbst nie gesehen hat, wird er zu den weltweit führenden Himalaya-Chronisten gezählt.[2] Er ist Verfasser einer umstrittenen These, wer als erster Erstbesteiger aller 8000er Gipfel zu gelten hat.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Achttausender-Chroniken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1981 sammelt Jurgalski Daten und Fakten über die zentralasiatischen Hochgebirge, vornehmlich über die aneinandergrenzenden Systeme Himalaya und Karakorum, wo sich alle Achttausender befinden. Ab 1982 arbeitete er mit dem Schweden Anders Bolinder zusammen, der als einer der besten Kenner der hochasiatischen Berge galt. Bolinder hatte seinerseits mit dem deutschen Himalaya-Experten Günter Dyhrenfurth bis zu dessen Tod 1975 zusammengearbeitet; schon ab dem Wechsel Dyhrenfurths in den Ruhestand 1969 hatte er Teile seiner Arbeiten fortgeführt.[4] Nach dem Tod Bolinders im Jahr 1987 setzte Jurgalski die Datensammlung fort und begann damit, Fakten über die Berge in Himalaya und Karakorum sowie deren Besteigungen in eine Datenbank zu übertragen. Er kombinierte die Informationen mit denen anderer Chronisten, beispielsweise aus den Veröffentlichungen des American Alpine Club.[5] Seit 1997 steht bzw. stand er dazu in engem Kontakt zu anderen Chronisten wie Xavier Eguskitza und Elizabeth Hawley. Sie ergänzen und korrigieren sich gegenseitig.[6]

Auf der Internetseite 8000ers.com stellt Jurgalski die Achttausender vor. Hier veröffentlicht er Daten und Fakten über diese Berge, darunter aktuelle Nachrichten und Statistiken zu deren Besteigungen. Anders als seine Kollegin Hawley, die nur Expeditionen im Himalaya erfasst, veröffentlicht Jurgalski auch Informationen zu Besteigungen im Karakorum. Darüber hinaus werden auf der Internetseite beispielsweise die Seven Summits behandelt.

Im Juli 2022 erfuhr die Veröffentlichung seiner bereinigten Liste[7] nur der Höhenbergsteiger, die alle 14 Achttausender zweifelsfrei und nachweislich bestiegen haben, ein großes Medienecho und sorgte darüber hinaus für eine Kontroverse hinsichtlich der Frage, wann ein Berg tatsächlich als bestiegen gilt. Jurgalski vertritt dabei den Standpunkt, dass nur derjenige als Besteiger eines Berges geführt werden darf, wenn er dessen absolut höchsten Punkt erreicht hat. Dies hätte für die Historie des Höhenbergsteigens gravierende Auswirkungen,[8] da demnach einige Rekordhalter nicht nachweislich den höchsten Punkt erreicht haben sollen, wie z. B. Reinhold Messner den der Annapurna.[9]

Systematische Erfassung von Bergen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Arbeit als Chronist bemüht sich Jurgalski auch um die Einteilung der Berge und hierbei insbesondere um die orografische Frage, wann ein Berg als solcher zu qualifizieren ist, und wann es sich stattdessen nur um einen Nebengipfel handelt. Die Einteilung der Berge nach Entfernungs-Dominanz und Schartenhöhe kritisiert er, da Flüsse hier nicht berücksichtigt werden. Er ist der Meinung, dass die Berge genauer als nur in Haupt- und Nebengipfel unterteilt werden sollten, und hat ein System entworfen, mit dem die Berge genauer und gerechter eingeteilt werden sollen.[10] In Heft 39 der Wissenschaftlichen Alpenvereinshefte wurde diese Systematik als zukunftsweisende Möglichkeit beschrieben.[11]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Sale, Eberhard Jurgalski, George Rodway: On Top of the World: The New Millennium. Snowfinch Publishing, Cheltenham 2012. ISBN 978-0-9571732-0-0
  • (auf Deutsch) Richard Sale, Eberhard Jurgalski, George Rodway: Herausforderung 8000er: die höchsten Berge der Welt im 21. Jahrhundert. Tyrolia-Verlag, Innsbruck/Wien 2013. ISBN 978-3-7022-3294-8

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christine Böhringer: Gipfelforschung im Tal. In: Die Zeit. Nr. 46, 2007 (zeit.de – Interview).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eberhard Jurgalski: 8000ers.com. Abgerufen am 3. Januar 2011 (englisch).
  2. Christine Böhringer: Gipfelforschung im Tal. In: Die Zeit. Nr. 46, 2007 (zeit.de – Interview).
  3. [1]
  4. John M. Boyle Himalayan Library. In: Internetseiten des American Alpine Club. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. April 2012; abgerufen am 11. April 2012 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.americanalpineclub.org
  5. Eberhard Jurgalski: History of chronicles. In: 8000ers.com. Abgerufen am 4. Januar 2011 (englisch).
  6. History of chronicles – A Brief History of High Asian Chronicles. In: 8000ers.com. Abgerufen am 25. Februar 2011.
  7. Jurgalski, Eberhard: The 14 8K finishers. In: www.8000ers.com. 21. Dezember 2022, abgerufen am 20. Januar 2023.
  8. Angela Benavides: Jurgalski Drops Bomb On Mountaineering History, But… In: explorersweb.com. 13. Juli 2022, abgerufen am 20. Januar 2023.
  9. Digitaldaten ausgewertet : Deutscher Chronist schubst Bergsteiger-Legende Reinhold Messner vom Gipfel des Annapurna. In: Berliner Kurier. 6. August 2022, abgerufen am 20. Januar 2023.
  10. Eberhard Jurgalski: Gipfellisten damals und heute extreme-collect.de, 2001.
  11. Peter Grimm: Die Gebirgsgruppen der Alpen: Ansichten, Systematiken und Methoden zur Einteilung der Alpen. In: Wissenschaftliche Alpenvereinshefte. Band 39. Deutscher Alpenverein, München 2004, ISBN 978-3-937530-06-2.