Ebreichsdorf

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Stadtgemeinde
Ebreichsdorf
Wappen Österreichkarte
Wappen von Ebreichsdorf
Ebreichsdorf (Österreich)
Ebreichsdorf (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Baden
Kfz-Kennzeichen: BN
Fläche: 43,20 km²
Koordinaten: 47° 58′ N, 16° 24′ OKoordinaten: 47° 57′ 40″ N, 16° 24′ 17″ O
Höhe: 202 m ü. A.
Einwohner: 11.860 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 275 Einw. pro km²
Postleitzahlen: 2442, 2483
Vorwahl: 02254
Gemeindekennziffer: 3 06 07
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Rathausplatz 1
2483 Ebreichsdorf
Website: www.ebreichsdorf.at
Politik
Bürgermeister: Wolfgang Kocevar (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(33 Mitglieder)
17
5
4
4
2
1
17 
Insgesamt 33 Sitze
Lage von Ebreichsdorf im Bezirk Baden
Lage der Gemeinde Ebreichsdorf im Bezirk Baden (anklickbare Karte)AllandAltenmarkt an der TriestingBad VöslauBadenBerndorfBlumau-NeurißhofEbreichsdorfEnzesfeld-LindabrunnFurth an der TriestingGünselsdorfHeiligenkreuzHernsteinHirtenbergKlausen-LeopoldsdorfKottingbrunnLeobersdorfMitterndorf an der FischaOberwaltersdorfPfaffstättenPottendorfPottensteinReisenbergSchönau an der TriestingSeibersdorfSooßTattendorfTeesdorfTraiskirchenTrumauWeissenbach an der TriestingNiederösterreich
Lage der Gemeinde Ebreichsdorf im Bezirk Baden (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Rathaus Ebreichsdorf
Rathaus Ebreichsdorf
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Ebreichsdorf ist eine südlich von Wien gelegene Stadtgemeinde mit 11.860 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Verwaltungsbezirk Baden im Industrieviertel Niederösterreichs.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebreichsdorf liegt mitten im Wiener Becken, im so genannten Steinfeld. Durch Ebreichsdorf fließen die Piesting und die Fischa; der Kalte Gang entspringt hier.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet umfasst folgende vier Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl, Stand 1. Jänner 2023[1]):

Die Stadtgemeinde (Stadtrecht seit September 2001) besteht aus den 4 Katastralgemeinden:

  • Ebreichsdorf
  • Unterwaltersdorf
  • Schranawand
  • Weigelsdorf

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trumau (BN) Himberg (BL),
Moosbrunn (BL),
Mitterndorf an der Fischa (BN),
Reisenberg (BN)
Oberwaltersdorf (BN) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Seibersdorf (BN)
Pottendorf (BN)
 
Gemeindegebiet Münchendorf grenzt nicht an, weil sich Trumau dazwischen schiebt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebreichsdorf und Umgebung um 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Der Ort nahe dem heutigen Bahnhof Ebreichsdorf war schon in der Spätbronzezeit besiedelt und dürfte ein wichtigeres Handelszentrum gewesen sein: 2019/2020 wurden bei Arbeiten an der Pottendorfer Linie der ÖBB Artefakte aus dieser Zeit gefunden, darunter der 3100 Jahre alte Goldschatz von Ebreichsdorf. Ein wichtiges Stück ist eine Trinkschale, die reich mit Motiven verziert ist, die als Ausdruck eines Sonnenkults interpretiert werden. Ihre Machart deutet auf eine Herkunft aus dem Ostseeraum hin.[2] Enthalten ist auch ein Bündel von Goldfäden mit 0,7 mm Fadendurchmesser. Die Herkunft des Goldes ist gemäß Analysen Flussgold aus dem Böhmischen Mittelgebirge. Im August 2023 wurden die Artefakte und weitere 300 Kisten mit Funden aus der Siedlung, etwa Keramikscheiben, per Schenkung der ÖBB an das Naturhistorische Museum Wien übergeben.[3]

Auch später dürfte in der Nähe von Ebreichsdorf eine große römische oder von den Römern besetzte keltische (boische) Siedlung bestanden haben, die sich auch in frühchristlicher Zeit hielt.

Der Name leitet sich vom Ritter Eberich ab (Ebreichsdorf) und wird das erste Mal in einer Urkunde des Bischofs Ulrich von Passau genannt. Später unter den Babenbergern war die Besiedlung in der für diese Zeit typischen Angerdörfern. Bereits 1120 wurde das frühere Schloss in Schranawand (früher Schranabatten), einer kleinen Bauernsiedlung, erwähnt.[4] Von diesem Schloss sieht man nichts mehr. Nur die Kirche, die auch schon unter den Babenbergern erbaut wurde, steht heute noch.

Unterwaltersdorf wurde bereits 1304 als Markt erwähnt. Das Schloss Ebreichsdorf dürfte ein Veste (Festung) gegen die immer wieder hereindringenden Ungarn gewesen sein. Genaue Unterlagen über die Entstehung des Schlosses gibt es aber nicht. Im Jahr 1333 ging Ebreichsdorf, das bisher im Besitz des Stiftes Melk war, in den Besitz von Ulrich und Berthold von Pergau über, denen zu dieser Zeit das Schloss gehörte. Seitdem wechselten die Besitzer des Schlosses sehr oft. Es war auch kurz in ungarischer Hand. Auch bei der ersten Türkenbelagerung wurde es, wie alle Orte, stark in Mitleidenschaft gezogen. 1568 kaufte Hieronymus von Beck das Schloss und baute es komplett um, mit einem ausgedehnten Park.[5]

In der Zeit danach nahm Ebreichsdorf durch seine Kaisertreue einen Aufschwung. Bei der zweiten Türkenbelagerung blieben sie durch einen Schutzbrief mit einem Treuegelöbnis verhältnismäßig ungeschoren.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden durch die damaligen Schlossherrn starke wirtschaftliche Impulse gesetzt. So entstand eine große Baumwoll- und Schafwollmanufaktur, eine der größten im damaligen Niederösterreich. Der Hauptteil der Gebäude steht heute noch am Hauptplatz. Eine große Mühle entstand. Diese Industrialisierung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Verwendung der Wasserkraft der Piesting, Kalten Ganges und der Fischa fortgesetzt.

Letzte Inhaber der Herrschaft Ebreichsdorf am Moos war Franz Anton Graf von Kolowrat-Liebsteinsky, als in Folge der Reformen 1848/1849 wurde die Allodialherrschaft aufgelöst.[6]

1914 kam es zur Gründung einer Niederlassung des Ordens der Salesianer Don Boscos in Unterwaltersdorf und 1915 konnte das Don Bosco Gymnasium Unterwaltersdorf mit dem Unterricht beginnen.

Ebreichsdorf kam in den 1990er Jahren in den Schlagzeilen, als der Austro-Kanadier Frank Stronach dort das sogenannte Weltkugel-Projekt verwirklichen wollte.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister Wolfgang Kocevar

Der Gemeinderat hat 33 Mitglieder.

  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 SPÖ, 7 ÖVP, 6 Bürgerliste, 4 FPÖ, 1 Interessensgemeinschaft EHZ Weigelsdorf und 1 Ebreichsdorfer Wahlgemeinschaft – Liste Nevlacsil (EWG).
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 SPÖ, 8 Bürgerliste, 4 ÖVP, 3 FPÖ, 2 Unabhängig-Unterwaltersdorf-Schranawald (UWS), 1 Interessensgemeinschaft EHZ Weigelsdorf und 1 LIF.[7]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 Bürgerliste, 11 SPÖ, 3 ÖVP, 2 Grüne, 2 FPÖ, 1 Interessensgemeinschaft EHZ Weigelsdorf und 1 Unabhängig-Unterwaltersdorf-Schranawald (UWS).[8]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 Bürgerliste, 11 SPÖ, 3 ÖVP, 1 Grüne, 1 Interessensgemeinschaft EHZ Weigelsdorf, 1 Bürger Aktiv und 1 Unabhängig-Unterwaltersdorf-Schranawald (UWS).[9]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 Bürgerliste, 12 SPÖ, 3 ÖVP, 2 FPÖ, 2 Initiative Lebensqualität, Verkehr Stadtgemeinde Ebreichsdorf (ILSE) und 1 Grüne.[10]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 16 SPÖ, 9 Bürgerliste, 4 FPÖ, 3 ÖVP und 1 Grüne.[11]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 und der Neuwahl im Wahlsprengel 7 (am 7. Juni 2020) hat der Gemeinderat nun folgende Verteilung: 17 SPÖ, 5 ÖVP, 4 Bürgerliste, 4 FPÖ, 2 Grüne und 1 NEOS.[12]

Die teilweise Wiederholung der Wahl in Ebreichsdorf im Juni 2020 brachte der SPÖ einen Mandatsgewinn.[13]

Bürgermeister

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrkirche Ebreichsdorf
Pfarrkirche Unterwaltersdorf
Pfarrkirche Weigelsdorf: Relief mit Vogel, Drache, Pferd
Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Ebreichsdorf

Das Stadtbild wird geprägt vom mittelalterlichen Schloss und dem in Resten als Anger erkennbaren Hauptplatz.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemeinde gibt es sechs Kindergärten,[14] eine Volksschule, eine Neue Mittelschule[15] und das Don Bosco Gymnasium Unterwaltersdorf.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Straße: Verkehrsmäßig ist Ebreichsdorf durch die Südost-Autobahn A 3 und die Ödenburger Straße B 16 sowie die Leitha-Straße B 60 erschlossen. Als Bahnverbindung ist die Pottendorfer Linie zu erwähnen.
  • Durch den Ort Unterwaltersdorf führt die Verbindungsstrecke der Pottendorferlinie zur Ostbahn von Wampersdorf nach Gramatneusiedl. Der ehemalige Bahnhof wurde allerdings aufgelassen und beherbergt heute, unter Denkmalschutz stehend, das Heimatmuseum.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 2013 eröffnete Sportzentrum

Bekannt ist Ebreichsdorf für seinen Reitclub, Poloclub, sowie den 18-Loch-Golfplatz. Von der Eröffnung 2004 bis 2014 fanden auf der von Frank Stronach errichteten und zur Magna Entertainment Corporation gehörenden Pferde-Rennbahn Magna Racino Pferderennen statt.[16]

Das Volleyteam Roadrunners Ebreichsdorf spielt in der Niederösterreichischen Regionalliga.

Der ASK Ebreichsdorf spielt seit der Saison 2015/2016 in der Regionalliga Ost, der dritthöchsten Leistungsstufe im österreichischen Fußball. Heimstätte des Vereins ist das in den Jahren 2012/13 von der Stadtgemeinde errichtete Sportzentrum, das neben dem Fußballplatz zwei Beachvolleyballplätze, einen Skaterplatz, einem Mehrzweckplatz und einem Erlebnisspielplatz ausgestattet ist. Die Kosten für das neue Sportzentrum betrugen 2,8 Millionen Euro. Damit wurden die geschätzten Baukosten von 2,5 Millionen Euro um 12 Prozent überschritten. Durch die Erfolge des ASK Ebreichsdorf ist das Sportzentrum schon zwei Jahre nach der Eröffnung zu klein geworden, weshalb Bürgermeister Kocevar bereits über eine Erweiterung nachdenkt.[17]

Im Jahr 2013 fanden die Europameisterschaften im Voltigieren in Ebreichsdorf statt und sollen im August 2017 erneut dort ausgetragen werden.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde
Personen mit Bezug zur Gemeinde

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 1. Band: Achau bis Furth. Mechitaristen, Wien 1832, S. 233 (EbreichsdorfInternet Archive – 2., ganz unveränderte Auflage).
  • Herbert Hacker, Elke und Herbert Nagy: Das Werden einer Stadt. Heimat-Verlag, Schwarzach 2003, ISBN 3-9501643-8-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ebreichsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Ebreichsdorf – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. [1]
  3. Raphael Krapscha: „Goldschatz von Ebreichsdorf“ hat neue Heimat. In: ORF.at. 18. August 2023, abgerufen am 19. August 2023.
  4. Aus der ersten Urkunde des Bischofs Ulrich von Passau. Jänner 1120. In: agso.uni-graz.at. Abgerufen am 6. Oktober 2023.
  5. Schloss Ebreichsdorf. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  6. Carl von Gochnat: Nieder-Oesterreichischer Dominien-Schematismus für das Jahr 1848. [Ein Handbuch des ganzen Personalstandes von den sämmtlichen Dominien in Oesterreich unter der Ens (etc.).] Verlag bei Edlen von Schmidbauer und Holzwarth, Wien 1848, S. 33 (Scan in der Google-Buchsuche).
  7. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Ebreichsdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  8. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Ebreichsdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  9. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Ebreichsdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  10. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Ebreichsdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  11. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Ebreichsdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  12. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Ebreichsdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 6. Februar 2020.
  13. Zwei ÖVP-Absolute bei Gemeinderatswahl-Wiederholungen in NÖ. In: Salzburger Nachrichten. 7. Juni 2020, abgerufen am 8. Juni 2020.
  14. Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  15. Schulensuche auf Schulen online, abgerufen am 6. September 2020
  16. derStandard.at – Stronach dreht Magna Racino den Hahn ab. Artikel vom 30. November 2014, abgerufen am 31. Dezember 2014.
  17. Stadtgemeinde Ebreichsdorf: Sportzentrum – Informationen