Edith Ennen

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Edith Ennen (* 28. Oktober 1907 in Merzig (Saar); † 29. Juni 1999 in Bonn) war eine deutsche Historikerin und Archivarin. Ennens Forschungsschwerpunkte waren die Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters, insbesondere die Stadtgeschichte, sowie die rheinische Landeskunde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ennens Vater Emil stammte aus St. Vith und war Ärztlicher Direktor der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt in Merzig. Ennen besuchte zunächst das Lyzeum in Merzig, wechselte 1924 nach bestandener Aufnahmeprüfung mit Genehmigung der „Regierungskommission für Schulwesen unter Aufsicht des Völkerbundes“ an das Realgymnasium Dillingen und legte 1927 ihre Abiturprüfung ab. Ihre Mutter Louise geb. Peters stammte aus Emmerich.[1]

Ennen studierte Geschichte an der Universität Bonn und promovierte 1933 bei Franz Steinbach zum Dr. phil. über das Thema Die Organisation der Selbstverwaltung in den Saarstädten vom ausgehenden Mittelalter bis zur französischen Revolution. Von Mitte Oktober 1934 bis Ende 1935 nahm sie als eine der wenigen Frauen an der Ausbildung zur Archivarin am Institut für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftliche Fortbildung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem teil. Nach ihrer archivarischen Staatsprüfung gab sich der Leiter des Instituts große Mühe, sie angesichts der Stellenlage für Frauen im „Dritten Reich“ angemessen zu versorgen.[2]

Sie war am Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande tätig. Im Zweiten Weltkrieg hielt sie maßgeblich den Institutsbetrieb aufrecht; bis 1943 konnten so beispielsweise die Rheinischen Vierteljahrsblätter erscheinen. Das Institut betrieb damals schwerpunktmäßig die sogenannte Westforschung (die Erforschung des deutschen Volkstums in den westlichen Nachbarländern des Deutschen Reichs). Ennen beschränkte sich jedoch auf ihre auch später hervorstechenden Themengebiete, die Stadtgeschichte und die rheinische Landeskunde.

Am 1. April 1947 wurde Ennen Leiterin des Bonner Stadtarchivs und war so für den Wiederaufbau dieser Institution in der Nachkriegszeit verantwortlich. 1961 wurde sie zur Honorarprofessorin der Universität Bonn ernannt. 1964 folgte sie einem Ruf auf einen Lehrstuhl der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, womit sie gemeinsam mit der im selben Jahr berufenen Ruth Altheim-Stiehl erste Inhaberin eines Lehrstuhls in den Geschichtswissenschaften in Deutschland war. 1968 wurde sie als erste Frau auf einen Lehrstuhl der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn berufen und übernahm dort die Leitung des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande. In diesen Jahren versammelte sie einen großen Schülerkreis um sich und verfasste eine Reihe grundlegender Arbeiten. 1974 wurde sie emeritiert, womit eine neue Schaffensphase begann. Sie war Mitglied der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1976: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • Membre honoraire de la Commission pour l’histoire de ville

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Besch u. a. (Hrsg.): Die Stadt in der europäischen Geschichte. Festschrift Edith Ennen. Röhrscheid, Bonn 1972, ISBN 3-7928-0331-3 (mit Bibliographie).
  • Franz Irsigler: Edith Ennen. Anmerkungen zu Werk und Wirkung. In: Wilhelm Janssen, Margret Wensky (Hrsg.): Mitteleuropäisches Städtewesen in Mittelalter und Frühneuzeit. Edith Ennen gewidmet. Böhlau, Köln u. a. 1999, ISBN 3-412-06099-2, S. 1–19 (die Festschrift enthält auch eine Bibliographie der Schriften Ennens).
  • Franz Irsigler: Edith Ennen zum Gedenken. In: Rheinische Vierteljahrsblätter. Bd. 64 (2000), S. IX–XVI (Digitalisat).
  • Hans Derks: Deutsche Westforschung. Ideologie und Praxis im 20. Jahrhundert (= Geschichtswissenschaft und Geschichtskultur im 20. Jahrhundert. Band 4). Akademische Verlags-Anstalt, Leipzig 2001, ISBN 3-931982-23-8.
  • Gisela Vollmer: Edith Ennen †. In: Der Archivar. Jg. 54, Heft 2, 2001, S. 174–176.
  • Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. Bouvier, Bonn 2011, ISBN 978-3-416-03352-7.
  • Wolfgang Müller: Die Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung. In: Brigitte Kasten (Hrsg.): Historische Blicke auf das Land an der Saar. 60 Jahre Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung. Saarbrücken 2012 (= Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung. Band 45), S. 594–596 (Bio-bibliographische Dokumentation).
  • Yvonne Leiverkus: „Wunsch und wissenschaftliche Neigung liessen mich den Archivarberuf ergreifen.“ Edith Ennen (1907–1999). Archivarin und Historikerin. In: Andrea Stieldorf/Ursula Mättig/Ines Neffgen (Hrsg.): Doch plötzlich jetzt emanzipiert will Wissenschaft sie treiben. Frauen an der Universität Bonn (1918–2018) (= Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Nr. 9). V&R unipress, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8471-0894-8, S. 165–191.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 100 Jahre Albert Schweitzer Gymnasium, 1902–2002, Dillingen. Selbstverlag, Dillingen 2002, S. 127 ff.
  2. Vgl. Korrespondenz Albert Brackmann, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (VI. Hauptabteilung, Nachlass Brackmann).